Reise-Vorfreude | Sommerferien. Die Zeit der Magie beginnt – endlos, grenzenlos, ohne Verpflichtungen.
Wir reisen nach Dänemark: zwei Erwachsene, drei Kinder, fünf Fahrräder, dreizehn Nächte, sieben Etappen, mehr als 520 Kilometer von Fredericia im Süden nach Skagen im Norden. Alles, was wir brauchen, haben wir auf den Rädern. Am Dienstag geht es los.
Heute Probe-packen. Mein Gepäck:
Ich nehme mit: eine kurze und eine lange Jeans, zwei Radhosen, drei kurze Shirts, zwei lange, Unterwäsche und Socken. Eine Jacke kommt noch dazu. Wenn das Wetter gut ist, fahre ich in Birkenstocks. Für andere Fälle habe ich Turnschuhe dabei.
Damit in den Packtaschen nicht alles durcheinander fliegt und damit ich nicht jedes Teil einzeln ausräumen muss, wenn ich etwas suche – das hat mich bei meiner letzten Radreise genervt -, habe ich diesmal Kompressionstaschen. Sie quetschen die Kleidung zusammen und, das Wichtigste: Ich habe das Zeugs sortiert.
Ich nutze die Taschen auch auf Geschäftsreisen und finde sie praktisch. Der Reiseleiter hingegen nennt mich monkig. Pah! Während er nächste Woche noch fluchend nach seiner Badehose kramt, werde ich schon im See schwimmen.
Unsere Route durch Dänemark:
von Fredericia nach Billund (60 Kilometer)
von Billund nach Herning (60 Kilometer)
von Herning nach Humlum (70 Kilometer)
von Humlum nach Nyköbing Mors (71 Kilometer)
von Nyköbing Mors nach Slettestrand (70 Kilometer)
von Slettestrand nach Uggerby (57 Kilometer; Teilstrecke mit dem Zug, die reale Entfernung ist größer)
House-Sitting | Während wir in Dänemark sind, wird Vattern die Stellung bei den Schweinen halten und sich zwei bunte Wochen machen. Er hat auch seine Schwester eingeladen. Mein Cousin wollte auch vorbeischauen. Ich habe ausreichend Butter für alle eingekauft.
Vorferien-Umtriebigkeit | Ich werde fünf Wochen Urlaub machen: keine Termine und nur das tun, worauf ich Lust habe. Ich freue mich sehr auf die Zeit.
Die vergangenen zwei Wochen vor dem Urlaub waren nochmal knackig. Zwar war der Kalender gar nicht so sehr verplant. Aber es kamen noch etliche Anfragen für das zweite Halbjahr rein; die Interessent:innen wollten sie noch vor den Sommerferien besprechen und über einen Auftrag entscheiden. Also hatte ich viele Gesprächstermine, schrieb Angebote und verfasste Konzepte, um den Entscheidungsprozess zu unterstützen. Ich bin nun für das zweite Halbjahr fast ausgebucht.
Das ist ziemlich verrückt. Denn um Ostern herum gab es eine lange Phase, in der nichts passierte. Das zweite Halbjahr lag brach vor mir: Grillen zirpten, Heuballen wehten durch die Monaten. Über Wochen kam nicht eine einzige Anfrage. Auch nach sieben Jahren Selbstständigkeit macht mich der Gedanke, in drei Monaten kaum noch Einkommen zu haben, immer noch nervös, auch wenn ich weiß, dass sich das schon regeln wird. Tat es dann ja auch.
Und schon habe ich wieder Luxusprobleme und muss gucken, dass ich genug Vor- und Nachbereitungszeit habe und auch mal einen Erholungstag einbaue. Ich bin dankbar und freue mich auf ein sehr interessantes zweites Halbjahr mit Beratung und Teamentwicklung, Führungskräftetraining, Begleitung in einer Unternehmenstransformation, Coaching und Wissensvermittlung zu Change Management, Umgang mit Widerstand und Agilität.
Die Rechercheurin versprach mir seinerzeit ein Exemplar des Buches. Ich habe nun sogar drei erhalten. Eins behalte ich, zwei habe ich weiter ins Sauerland geschickt. Meine Seniorinnen riefen dankend an und sind hocherfreut, an einem wichtigen literarischen Werk mitgewirkt zu haben.
Ich buk einen Zucchini-Kuchen. Die Kinder waren entsetzt, aßen ihn aber trotzdem.
Die Kinder ernteten eine Seepferdchen-Gurke.
Gelesen |Carmen Korn: Töchter einer neuen Zeit, aus dem Bücherschrank im Dorf. Die Geschichte von vier Frauen, ihren Männern, Partnerinnen und ihren Kollegen. Ein buntes Bild aus der Zeit zwischen den Weltkriegen. Die Geschichte hat keine besondere Tiefe, geht eher in die Breite und kommt an vielem vorbei. Gerne gelesen nach der Arbeit, in der Mittagspause und während langatmiger EM-Spiele.
Entwicklung | Ich werde meine eigene Großmutter: Es ist Juni, und ich habe das erste Weihnachtsgeschenk gekauft. Ich hoffe, dass ich im Dezember nicht vergessen habe, wo ich es versteckt habe.
Freibad | Endlich Freibadwetter. Ich schwamm in dieser Woche dreimal, jeweils am Abend nach der Arbeit, und verließ zur Schließzeit um 21 Uhr das Bad. Es war wunderbar. Ich genoss es sehr und bin dankbar, dass das Freibad so lange geöffnet hat.
Entspannung | Meine Zahnärztin hat mir Physiotherapie für den Kiefer verschrieben: zu viel Spannung, zu viel Knacken, es sei Handlungsbedarf. Ich machte einen Termin in einer Physiotherapie-Praxis, und es dauerte einige Wochen, bis ich an der Reihe war.
Die Physiotherapeutin fragte mich, wie lange ich die Beschwerden schon habe, und ich antwortete: „Ungefähr dreißig Jahre“. Sie wirkte sofort konsterniert. Als sie mit mir fertig war, gab sie mir die Aufgabe, mir mehrmals täglich einen Korken hochkant zwischen die Zähne zu klemmen und den Kiefer zu dehnen.
Ich ging nach Hause, entkorkte eine Flasche Lambrusco und trank sie. Das trug bereits sehr zur Entspannung meines Kiefers bei. Dann nahm ich den Korken und klemmte ihn mir zwischen die Zähne, Tag für Tag. Anfangs ging das nur eine Minute, mittlerweile schaffe ich sechs. Die Therapeutin ist voll des Lobes und riet mir heute, den Korken auch mal gegen einen frischen auszutauschen; so ein Trainingsgerät nutze sich schließlich ab. Das werde ich direkt angehen und mich wieder ein stückweit entspannter fühlen.
Kölle | Ich war in Köln – mit bester Aussicht auf den Dom. Der WDR hat zum Treffen seiner Trainerinnen und Trainer geladen – jener Menschen, die Journalist:innen und Redaktionen trainieren. Das war spannend, denn es kamen unterschiedliche Professionen zusammen: Moderatorinnen, Investigativrechercheure, Sprechtrainer:innen, Leute, die sich mit KI auskennen oder damit, wie man sich vor der Kamera bewegt. Manch eine Stimme erkannte ich, manches Gesicht auch. Es machte viel Freude, im Dachgeschoss des Funkhauses zu sein und ins Gespräch zu kommen.
Ich bin in zwei Missionen beim WDR: Zum einen bin ich Teil der Volontärsausbildung und mache jedes Jahr drei Tage Agilitätstraining mit dem jeweiligen Jahrgang. Dabei geht es darum, den Nachwuchsjournalist:innen ein Einblick in Scrum, Kranban und Design Thinking zu geben und gemeinsam zu reflektieren, wie die Methoden den journalistischen Arbeitsalltag bereichern können. Außerdem unterstütze ich eine Teamentwicklung bei zwei Radiosendern und bringe Menschen zusammen, die bislang nicht viel miteinander gearbeitet haben. Wir finden gemeinsam heraus, an welchen Stellen das wertvoll sein, Entlastung und neue Möglichkeiten bieten könnte.
In der Veranstaltung erzählte ich davon, wie ich Veränderungen angehe, wie ich sie moderiere und neue Arbeitsweisen etabliere. Zwei Graphic Recorder:innen hielten alle Sessions auf einer großen Tapete fest. Mein Part ist der in Orange.
In Deutschland gibt es 260.000 landwirtschaftliche Betriebe, in 7.000 davon und auf nur 2 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche wird Gemüse angebaut. Während Deutschland 2/3 seines Gemüsebedarfs durch Importe deckt, liegt die Versorgungsquote bei Fleisch bei 127 Prozent.
Und selbst wenn mehr landwirtschaftliche Fläche in Deutschland für den Gemüseanbau genutzt werden soll: Es gibt fast niemanden mit der nötigen Fachkenntnis. Pro Jahr machen nur 15 neue Gemüseanbaumeister*innen ihren Abschluss. Deutschlandweit.
Gelesen | Elizabeth Strout: Am Meer, aus dem Amerikanischen von Sabine Roth. Das Buch habe ich in der Hamburger Stadtbücherei begonnen und mochte es sehr. Die Autorin erzählt die Geschichte von Lucy Barton, die während des Lockdowns New York verlässt und Zuflucht in Main sucht. Sie begleitet ihren Ex-Mann William. Strout erzählt in ruhigem Ton die Gefühlslage während der Pandemie, außerdem Lucya Verhältnis zu den Töchtern, zu den Nachbarn und auch, wie sich die Beziehung zu William verändert. Das Buch ist das vierte einer Reihe, man kann es aber unabhängig lesen.
Gelesen |Elizabeth Strout: Die Unvollkommenheit der Liebe. Ich habe dann gleich das nächste Strout-Buch gelesen, Teil zwei der Lucy-Barton-Bücher. Man kann das sehr gut tun, ohne die chronologische Reihenfolge einzuhalten. Strout erzählt diesmal von Lucys Aufwachsen in Mississippi, von der Beziehung zur Mutter und zu den Geschwistern. Es ist ein gut komponiertes Mäandern durch Gegenwart und Vergangenheit. Der Stil ist sachlich, das tut der Sache gut. Ebenfalls gerne gelesen.
Gelesen |Jessy Wellmer: Die neue Entfremdung, Untertitel: Warum Ost- und Westdeutschland auseinanderdriften und was wir dagegen tun können. Den zweiten Teil, was wir dagegen tun können, habe ich wohl überlesen – jedenfalls habe ich keine Lösung entdecken können. Aber der erste Teil war ganz erhellend; einige Zahlen, Gedankengänge und Herleitungen waren mir nicht bekannt beziehungsweise nicht sehr bewusst.
Jessy Wellmer geht unter anderem auf Erwartungen ein, die für Ostdeutsche mit der Wende verbunden war. So sagt sie, dass den meisten Menschen die Größe des bevorstehenden Umbruchs nicht bewusst war; vielmehr sei man davon ausgegangen, dass die Strukturen und Anschauungen der DDR bestehen blieben, nur ohne Stasi, in Freiheit und mit den Vorzügen des Westens. Dass sich aber von den Produkten in den Regalen über die Wirtschaft bis zur Verwaltungsstruktur, der gesellschaftlichen Idee und zahlreichen Alltagshandlungen alles ändern würde, sei monströs gewesen. Ich denke, dass wir im Westen das kaum nachvollziehen können. Mir hat das nochmal die Augen geöffnet.
Jessy Wellmer geht auf zahlreiche weitere Aspekte der Wende und vor allem der Nachwendezeit bis zum heutigen Tag ein, unter anderem auf die Repräsentation von Ostdeutschen in Führungspositionen und auf das Verhältnis zu Russland. Sie führt Zahlen an, legt dar, wie sich die Zahlen aus der Historie erklären und zeigt auch, dass Manches nichts mit Ost-West zu tun hat, sondern beispielsweise mit Stadt-Land-Unterschieden oder einer männlich-dynastisch geprägten Elitebildung, die gesamtdeutsch vorhanden ist (und nur im Osten nochmal stärker durchschlägt).
Das Sachbuch ist aus der Ich-Perspektive erzählt. Das scheint mir ein Trend zu sein; auch in anderen journalistischen Formaten begegnet mir das mittlerweile oft. Ich bin keine Freundin davon. Nichtsdestotrotz ein gutes Buch. Habe einiges mitgenommen.
Apropos DDR | Der DDR, das erzähle ich kurz, verdanke ich meine Liebe zu Hollywood-Schaukeln.
Wir hatten entfernte Verwandtschaft in Thüringen: Großtanten und -onkel, die nach der Kriegsflucht aus Ostpreußen in Thüringen geblieben sind. Meine Großmutter hat es weiter nach Westfalen verschlagen. Es waren das Schicksal und die Wirrnisse der Nachkriegsjahre, die manche diesseits und andere jenseits der Mauer ihr Leben leben ließen. In den 1980er Jahren schickten wir uns Päckchen: Wir aus dem Westen verpackten Haribo und Jakobs Krönung; wir fuhren in den Karstadt und ich suchte Spielzeug für meine Großcousins aus. Im Gegenzug erreichten mich über die Jahre eine Puppe, eine Strickliesel, ein Puzzle, ein Buch und ein Bademantel aus Thüringen.
Zweimal fuhren wir in die DDR, ich muss sechs und acht Jahre alt gewesen sein. Je näher wir der Grenze kamen, desto größer wurde die Spannung. Ich solle mich ruhig verhalten, sagten meine Eltern, man wolle nicht auffallen und die Rückbank aufschrauben müssen. Hinter der Grenze war die Welt dann sonderbar anders: Es roch anders, die Autos waren andere, die Geräusche waren anders und auch die Schokocreme schmeckte anders. Wie seltsam! Obwohl wir doch immer noch in Deutschland waren. In den Städten sah ich weniger Reklame, und ich entdeckte keine Einfamiliensiedlungen, wie ich sie aus dem Westen kannte.
Die Verwandtschaft lebte in einem Altbau in der Großstadt; das Gebäude war im Zustand der Nachkriegsjahre. Die Toilette auf der Halb-Etage war für eine Sechsjährige ein großes Abenteuer. Allein der Hebel, mit dem ich die Klappe öffnete, um meinen Hinterlassenschaften adieu zu sagen – großartig! Ich verbrachte viel Zeit dort.
Die Großtante machte ein leckeres Gebäck, das ich seither nie wieder gegessen habe: auf einem Blech ausgestrichener Teig, der leicht vanillig schmeckte, beim Backen Blasen warf und mit Puderzucker serviert wurde. Thüringer Leser:innen können hier sicher weiterhelfen.
Aber zur Hollywoodschaukel. Die Verwandtschaft hatte einen Schrebergarten, den wir besuchten. Ich lernte das Wort „Datsche“. Neben der Datsche stand eine Hollywoodschaukel und wow, was für ein toller Ort dieser Garten war! Die Büsche hingen voller Beeren, es gab süße Limonade und eben diese Schaukel, auf der ich lag und unter deren buntem Dach ich mich ausruhte. Jede Hollywoodschaukel verbinde ich seither mit Sommer, Limonade und Gemütlichkeit.
Garten | Vorm Haus eskaliert die Hortensie, hinterm Haus eskalieren die Zucchini.
Es wird ein reichhaltiges Jahr. Schon vor einigen Wochen konnte ich Gurken ernten; in der vergangenen Regenzeit machten sie dann Pause, aber nun legen sie wieder los.
Mit Zucchini hatte ich in den vergangenen Jahren kein Glück. Fragen Sie nicht, wie das kommen kann – bei Zucchini! Dieses Jahr mache ich nichts anders, und sie produzieren wie verrückt. Es gibt Pasta mit Zucchini, Pizza mit Zucchini, Zucchinikuchen, geschmorte Zucchini. Der Spinat und der Salat sind schon durch; beides säe ich noch einmal neu ein. Da geht noch was.
Zu Besuch: ein Hirschkäfer.
Schweine | Es ist warm. Man ruht und wartet auf kühle Tage.
Wir gedenken außerdem Lucien. Das Heidelberger Charakterschwein ist im Kreise seiner Gefährtinnen entschlafen. Er wurde acht Jahre alt und war zuletzt ein Greisenschwein. Lucien – dank seiner Optik und seiner energetischen Art benannt nach Lucien Farve, dem einstigen Trainer des BVB – liebte Schlaf, Essen und Erbsenflocken. Er war ein Seelenschwein. Wir werden uns immer mit Wärme im Herzen an ihn erinnern.
Ausflug nach Hamburg | In meinem letzten Beitrag setzte ich einen Cliffhanger, und es ist nun an der Zeit, von meinem Ausflug nach Hamburg zu erzählen. Anlass der Reise: Herr Stör hatte sich vorgenommen, dreieinhalb Kilometer in der Alster zu schwimmen, danach 180 Kilometer Fahrrad zu fahren, direkt im Anschluss einen Marathon zu laufen und Ironman von Hamburg zu werden. Seine erste Langdistanz. Wenn man seine gesamte Triathlon-Historie einbezieht, kann man sagen, dass er dafür sieben Jahre trainiert hat; in den vergangenen zwölf Monaten besonders eifrig.
Wer seinen Körper 226 Kilometer in kleinen und großen Kreisen – unangenehm vielen Kreisen – durch eine Stadt bewegt, braucht Freunde, die am Rand stehen und ihn anfeuern. Also fuhren der Reiseleiter und ich nach Hamburg, um Herrn Stör beizustehen, gemeinsam mit seiner Liebsten.
Die ganze Sache begann unangenehm früh, nämlich morgens um sechs, als die Profi-Damen starteten. Kurze Zeit später ließ sich auch Herr Stör zu Wasser – gemeinsam mit seinem Freund Olli, der ihn im Training begleitet hatte.
Wir beobachteten den Start per Tracking-App aus der U-Bahn und waren rechtzeitig am Platze, als unser Athlet nach eineinhalb Stunden aus der Alster stieg, leicht vertüdelt, so schien es. Obwohl wir grölten und winkten, bemerkte er uns nicht. Hinterher erfuhren wir, dass es ein beschwerlicher Schwumm war, bei dem er sich sogar kurz an einem DLRG-Boot festklammern musste, um eine kleine Panik wegzuatmen, hervorgerufen durch Freiwasser und Gedrubbel.
Wir gingen zur Wechselzone, aber als wir dort anlangten, saß Herr Stör schon auf dem Rad und fort war.
An dieser Stelle möchte ich einschieben, dass ein Ironman auch für die Begleitmannschaft eine langwierige Angelegenheit ist. Nicht nur, dass wir früh aufgestanden sind, um Herrn Stör nach dem Schwimmen zu empfangen – die anschließende Radausfahrt dauerte 6 Stunden und 45 Minuten. Es ist eine ernsthafte Aufgabe, diese Zeit einerseits gut zu vertrödeln, andererseits aber auch Kräfte zu sparen. Wir haben schließlich alle noch einen Marathon vor uns.
Es war also ungefähr 9 Uhr, als Herr Stör uns in Richtung Geesthacht davonfuhr. Wir gingen erstmal frühstücken. Ein gutes Verpflegungsregime ist ein maßgeblicher Teil der Renntaktik, deshalb aßen wir reichlich, darunter auch Blaubeerpfannkuchen. Anschließend gingen wir zum Jupiter am Hamburger Hauptbahnhof, „das einzige Kaufhaus, das dich reicher macht“. In einem ehemaligen Karstadt-Kaufhaus stellen Künster und Künstlerinnen ihre Werke aus, es gibt Theater, Workshops und ein Café. Eine recht spannende Angelegenheit; einige Kunstwerke gefielen mir ausnehmend gut, andere passten zum Thema des Tages.
Die Graffitis gehören zur Ausstellung Female Frames, die den weiblichen Blick auf Graffiti zeigt. Die Künsterlinnen stammen aus Portugal, Litauen, Indien, Kolumbien und Deutschland.
Vom Dach des Jupiter aus hatten wir eine gute Aussicht auf die Rennstrecke vor der Stadtbibliothek. Wir gingen hinunter und standen tatsächlich parat, klatschten und riefen, als unser Athlet an uns vorbeifuhr. Doch wieder sah er uns nicht.
Wie wir dort standen, entdeckten wir, dass die Stadtbibliothek geöffnet hatte. Wunderbar! Wir gingen hinein, und ich las die ersten 50 Seiten von Elizabeth Strouts „Am Meer“ – ein Buch, das ich mir anschließend in der Bahnhofsbuchhandlung kaufte. Ich möchte nicht ausschließen, dass wir auch kurz in den wirklich gemütlichen Sesseln einnickten. Als wir uns wieder aufrafften, waren wir jedenfalls etwas hüftsteif und musste erstmal wieder zurück ins Rennen finden.
Ungefähr bei der 90-Kilometer-Marke, so erzählte Herr Stör später – wir mussten zwischen Jupiter und Bibliothek gewesen sein -, habe er an einem Penalty-Zelt angehalten und den Helfern dort gesagt, dass es jetzt genug sei und er aufhören wolle; ihm täte alles weh, das könne so nicht weitergehen. Die Helfer hätten mitfühlend genickt und geantwortet, dass das schon nachvollziehbar sei, dass das aber alles in allem kein Grund sei aufzugeben. Er solle bitte einfach weiterfahren; er könne ja an jedem weiteren Zelt wieder anhalten und es sich neu überlegen, aber hier bei ihnen – nein, das sei unangebracht. Also fuhr er weiter, noch einmal 90 Kilometer, bis er wieder in der Wechselzone war und offiziell absteigen durfte.
Dort warteten wir auf ihn – wir hatten gerade einen Sandwich verdrückt, um neue Kräfte zu finden -, und schauten ihm beim Umziehen zu. Er fragte uns, wie er jetzt noch einen Marathon laufen solle. Das wussten wir auch nicht; diese ganze Veranstaltung war uns ohnehin ein Rätsel, also sagten wir: „Ach, das schaffst du schon!“ Dann gingen wir an die Lombardsbrücke, die Binnen- und Außenalster trennt. Dort kamen die Athleten in jeder Runde viermal vorbei – vier Gelegenheiten anzufeuern.
Wie sich herausstellte, war das auch dringend nötig, denn nach den ersten drei Marathonkilometern lief Herr Stör nicht mehr, er ging nur noch spazieren. Was los sei, fragten wir. Er könne nicht mehr laufen, antwortete er, es ginge einfach nicht mehr, überhaupt sei das alles eine Schnapsidee gewesen, er wolle aufgeben, das habe alles keinen Zweck mehr, er schaffe das sowieso nicht. Er wirkte etwas weinerlich – ein Zustand, zu dem er allen Grund hatte, der aber zu diesem Zeitpunkt unangemessen war, schließlich hatte er schon mehr als 188 Kilometer und damit mehr als achtzig Prozent der Strecke zurückgelegt. An den restlichen 38 Kilometer durfte es jetzt nun wirklich nicht scheitern. Wir sprachen ihm wohlmeinende Worte zu. Als er um die nächste Kurve verschwand, holten wir unseren Taschenrechner heraus und kamen – auch für uns überraschend – zu dem Ergebnis, dass er, wenn er mit sechs Kilometern pro Stunden weiterspazieren würde, noch vor der Cut-Off-Zeit von 15 Stunden 30 ins Ziel käme. Es gab also keinen Grund zur Eile, es war noch alles drin! Als er wieder vorbei kam, teilten wir ihm diese Erkenntnis mit. Er wirkte nicht überzeugt, aber immerhin etwas gelöster.
Das nachfolgende Bilddokument zeigt den Athleten und seinen Kumpel Olli beim Spazierengehen an der Alster.
Nun kommt der Punkt, an dem die Erzählung deutliche Längen hat, aber nun ja, das liegt in der Natur der Dinge.
Wir hielten die Stellung an der Lombardsbrücke. Jedesmal, wenn Herr Stör an uns vorbeikam, fragte er: „Wie viel Uhr ist es? Wie viel??“ Wir sagten es und gleich dazu, dass er absolut on track sei; er solle einfach weitergehen, immer weiter. Möglicherweise rechnete er während des Spazierengehens nach und kam zum gleichen Ergebnis; oder er konnte nicht mehr rechnen und glaubte uns einfach – jedenfalls ging er und ging und ging. Eine Runde. Noch eine Runde.
Die Menge der Läufer wurde kleiner und kleiner, auch die Zuschauer dünnten sich aus. Wir kannten irgendwann jeden, der noch auf der Strecke war: Nigel und Michael, dann der Österreicher im Kostüm und die Britin im gelben Oberteil. Wir feuerten sie alle an. Jemand rollte Flatterband zusammen. Die Sonne senkte sich über die Strecke hinab. Verpflegungsstände wurden abgebaut. Die Laternen gingen an. Der Mond ging auf. Es begann, nach Nacht zu riechen. Unser Athlet spazierte.
Es war gegen 22 Uhr 10, als Herr Stör das letzte Mal an uns vorbeimarschierte. „Weitermachen, einfach weitermachen!“, riefen wir. „Zweineinhalb Kilometer noch!“ Er wirkte jetzt ganz frohgemut, sein Gang war fast wippend.
Wir machten uns in Richtung Rathaus auf, während Herr Stör noch eine Schleife lief. Vor dem Rathaus der Zieleinlauf: Musik, Lichtkegel, klatschende Menschen. Die Rathausuhr zeigte zwanzig vor elf, als unser Athlet die Glocke bimmelte und die letzten Metern über die Linie lief – ja, tatsächlich: lief.
Kurz nach ihm zündeten Menschen Wunderkerzen an und sangen: „In Hamburg sagt man Tschü-hüs …!“ Der Ironman Hamburg 20024 war vorbei. Herr Stör raschelte rhythmisch mit der ihm umgehängten Aludecke.
Am nächsten Tag erfuhren wir: Herr Stör ist Letzer geworden. Der Allerletzte: Platz 2.330 von 2.330 Menschen, die rechtzeitig ins Ziel gekommen sind. 15 Stunden und 27 Minuten, drei Minuten vor der Cut-Off-Zeit. Er ist ein Ironman.
Baumwollspinnerei | Ich beginne meine Erzählung in Leipzig. In der vergangenen Woche war ich in der Baumwollspinnerei beim Agile Barcamp zu Gast – zwei Tage Fachkonferenz mit Organisationsentwicklern und Transformationscoaches. Ich habe es sehr genossen,, auch wenn ich bei diesem Besuch weniger mitgenommen habe als bei den letzten.
Das letzte Mal war ich vor der Pandemie in Leipzig zu Gast, also vor fünf Jahren (krass, so lange ist das schon her?!). Seither hat sich viel getan – nicht nur in der Welt, auch bei mir und dem was ich tue. Es scheint, also habe ich mich entwickelt und viel gelernt. Denn etliche der Fragen, die Teilnehmer:innen hatten, habe ich nicht mehr, zum Beispiel zur Art und Weise, wie man sich als jemand, der etwas verändert, im Unternehmen behauptet, oder in Hinblick darauf, wie standardisierte Berichtslinien mit agiler (also sich schnell anpassender und sich stets verbessernder) Arbeitsweise zusammenpassen. Zudem wiederholen sich doch viele Diskussionen, zum Beispiel zur Benamung von Rollen für Menschen, die agiles Arbeiten in Unternehmen etablieren, oder zum Umgang mit einem Management, das selbst nicht tut, was es von den Mitarbeiter:innen erwartet und Agilität propagiert, aber selbst nicht teilnimmt.
Dennoch war es prima, dabeigewesen zu sein. Ich habe mitdiskutiert, mir Erfahrungsberichte aus Unternehmen angehört und Feinschliff an dem betreiben können, was ich tue und wie ich es tue. Manchmal sind es ja nur Kleinigkeiten, die entscheidende Unterschiede machen. Danke an dieser Stelle Kai von Teamdecoder, der mir ein paar Denkanstöße gegeben hat – und Anja Wittenberger, die mich mit ihrer Session zur Problemlösung in Unternehmen in meiner Arbeitsweise bestätigt hat.
Ich selbst habe auch eine Session gehalten zu generischen Prinzipien der Veränderung. Die Prinzippien der Veränderung sind Leitgedanken, die im systemischen Coaching und der Psychotherapie Anwendung finden, um Menschen zu unterstützen, neue Wege zu gehen. Ich nutze sie als Rahmenwerk für Transformation in Teams und auch in größeren Organisationseinheiten. Sollte ich mal wieder dazu kommen, meinen Newsletter zu schreiben und Ihnen mehr davon zu erzählen: Das Thema steht oben auf meiner Liste.
Noch ein paar Eindrücke aus der Baumwollspinnerei, einer Fabrikstadt aus zwanzig Einzelgebäuden, in denen jetzt Künstler:innen ihre Ateliers und Firmen ihren Sitz haben und in denen immer wieder Veranstaltungen stattfinden.
Unterkunft | Ich habe in Plagwitz gewohnt, dem Stadtteil, in dem die Baumwollspinnerei steht. Weil ich vier Tage in Leipzig war, habe ich mir ein Airbnb genommen. Das ist angenehmer als ein Hotelzimmer, ich kann mir selbst etwas zu essen kochen und hatte in diesem Fall sogar eine Waschmaschine. Die Waschmaschine war super, denn ich bin von Leipzig direkt weiter nach Hamburg gefahren. So konnte ich Gepäck sparen und Verschmutztes einfach durchwaschen.
Die Unterkunft war unglaublich hübsch: eine Altbauwohnung nahe des Plagwitzer Gewerbeparks. In solchen Wohnungen fühle ich mich gleichermaßen gut wie schlecht: Einerseits habe ich eine tolle Zeit und genieße die eigenen vier Wände mit voll ausgestatter Küche – vor allem, weil ich viele Nächte in kleinen Hotelzimmern verbringe, die oft nicht einmal einen Kühlschrank haben -, andererseits fehlt die Wohnung auf dem Leipziger Wohnungsmarkt.
Stadt | Ich hatte mich so verplant, dass ich auch Zeit hatte, Plagwitz und die Leipziger Innenstadt zu genießen. Ich mag Leipzig sehr. Die Stadt ist bunt und vielfältig, die Menschen sind freundlich, die Architektur macht Freude, überall spürt man Geschichte, und es gibt viele sympathische Cafés und kleine Läden. Schon wenn ich am Bahnhof aus dem Zug steige, fühle ich mich willkommen.
An allen drei Abenden traf ich mich zum Essen, jeweils mit tollen Frauen. Ich hatte gute Gespräche und genoß gutes Essen: An einem Abend aß ich Marokkanisch, am anderen Georgisch und am dritten Vietnamesisch.
Bilder aus der Innenstadt:
Eine Sache fiel mir besonders auf – etwas, das gar nicht da war: A*D-Plakate. Während hier in Haltern die Stadt vollhängt und die Plakate der anderen Parteien beschmiert und abgerissen werden, war in Leipzig das ganze demokratische Spektrum zu finden (die FDP ist nicht auf dem Foto unten, war aber auch präsent).
Ich befragte Leipziger:innen dazu. Sie meinten, dass die A*D in den meisten Stadtteilen gar nicht auf fdie Idee käme zu plakatieren. Tatsächlich scheint mir der Gedanken von A*D-Plakaten im alternativen Plagwitz absurd.
Gespielt | Die Financial Times hat die Klimarettung gamifiziert: The Climate Game.
Gelesen | Lymphe – die unbekannte Flüssigkeit im Körper. Ich habe endlich gelernt, wofür die Milz gut ist – und dass wir alle einen Thymus hatten, ein Organ, das im Laufe des Lebens schrumpft, weshalb das Immunsystem mit dem Alter schlechter wird. Auf Deutsch heißt der Thymus auch „Bries“. Auf Speisekarten steht manchmal „Kalbsbries“.
Schweine | Ein Bilddokument aus dem Archiv:
Von Leipzig aus fuhr ich weiter nach Hamburg. Dort erlebte ich Spektakuläres. Was genau, erfahren Sie in der nächsten Maus alsbald.
Lernen | Ich war wieder an der Fernuni in Hagen. Das fünfte Modul der Coaching-Ausbildung stand an: die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit als Coach. Es wurde uns geraten zu übernachten, das Wochenende sei intensiv.
Ich buchte ein Zimmer in der Bildungsherberge der Studierendenschaft, ein erfreulich schlichter Ort, ganz ohne Ironie: ein Bett, ein Tisch, ein Linoleumboden und ein frisch renoviertes Bad, kein Fernseher, aber WLAN, mit Blick auf eine Blumenwiese. Ganz wundervoll, mehr braucht es nicht.
(Im Bild nicht die Bildungsherberge, sondern die Villa Bechem, der Veranstaltungsort, auch mit Blumenwiese. Ganz interessant dazu: die Bechem-Historie.)
Am Ende der drei Tage stand die Erkenntnis, dass ich offenbar alle Fragestellungen in der Vergangenheit bereits mehrmals durchdacht hatte – ein Geschenk meiner Biografie, in der ich mich irgendwann dafür entschieden habe, glücklich zu sein, und ganz viel auch ein Geschenk meiner Selbstständigkeit, die neben Beschäftigung mit Kunden auch viel Beschäftigung mit mir selbst enthält – mit dem, was ich gut kann, was ich möchte, wie ich Arbeit für mich gestalte und was ich der Welt anbiete.
Ich habe weitere Methoden kennengelernt, Menschen zu unterstützen. Unter anderem habe ich endlich mehrere Wege entdeckt, Coachees im Umgang mit ihrem Perfektionismus zu unterstützen; Methoden, die ich auch in mein Seminar „Selbstführung und Zeitmanagement“ einbauen werde, das ich in der kommenden Woche wieder inhouse bei einem Kunden halten werde. Sehr wertvoll.
Fünf von sieben Modulen haben ich nun absolviert. Es stehen noch an: Gesundheitscoaching und Businesscoaching. Ich bin weiterhin sehr begeistert von dieser fundierten Ausbildung.
Bahnfahrt | An dem Wochenende in Hagen kamen wir in Gesprächen immer wieder darauf zurück, dass Bahnfahren einen wesentlichen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung beiträgt: Die aktive Entscheidung, zufrieden zu sein, das Hineinfallenlassen in Situationen, die Offenheit für Entwicklungen – all das kann man hervorragend beim Bahnfahren trainieren.
Wenige Tage zuvor befand ich mich beispielsweise auf einer eindrücklichen Regionalfahrt von Köln nach Haltern am See, ein Trainingslager für Menschenliebe. Die erste Etappe führte mich von Köln nach Essen, ein geselliges Ereignis für alle Sinne. Ein Mitreisender lüftete seine Füße. Neben ihm sortierte ein Pflandsammler seine Taschen um und goß dabei vergorene Flüssigkeiten von einem Gefäß in andere. Aus ächzenden Lautsprechern knarzte die Spotify-Playlist „Deutschrap“; eine junge Frau besprach ihr jüngstes Beziehungsende, ebenfalls über Lautsprecher, mit ihrer Freundin – die akute Phase schien bereits überwunden. Nach dem Umstieg in Essen spielte eine Gruppe junger Frauen Tabu. „Im Winter! Wenn es kalt wird! Um den Hals!“ – „SCHAL!!“ Die Geräuschentwicklung war beachtlich. Ein Herr in einem Tweetsacko führte einen schlanken, seidig gebürsteten Hund mit sich. Der Mann klappte einen Napf aus und füllte Wasser hinein. Der Hund trank und schlabberte in der Enge die Hosenbeine der Mitreisenden voll.
Menschenliebe, sagte einst Konfuzius, sei das Wesen der Sittlichkeit. Sittlichkeit, so der Thesaurus, beinhalte Anstand, Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit. Ich erduldete also alles anständig und mit der gebotenen Ernsthaftigkeit, und freute mich aufrichtig, als ich daheim war.
Freibad | Schon drei Freibadbesuche dieses Jahr. Die schönste Zeit des Jahres, der beste Ort des Sommers. Schon beim Betreten bin ich schlagartig entspannt. Kein Ort ist weiter entfernt von der Arbeit als die Wiese des Freibads, als der Beckenrand mit seinen aufgeheizten Betonplatten, als die Bahnen, auf denen nichts zählt außer atmen und schwimmen.
Obwohl ich im Winter oft im Hallenbad war, habe ich mich auf ersten Freibadkilometerneher ertrinkend gefühlt. Am Sonntag habe ich vor dem Schwimmen einen grundschülergroßen Flamingo aufgepustet. Das war dem Atemrhythmus offenbar zuträglich. Danach schwamm ich butterweiche 2000 Meter.
Reich oder ruiniert | Vor einigen Wochen gab es ein Notar-Ereignis. Das Ereignis zieht einige Arbeit nach sich. Die Arbeit führt dazu, dass ich weniger als sonst zum Bloggen kommen.
Im Zusammenhang mit der Notarangelegenheit möchte ich den aufmunternden Werbeslogan der Kanzlei teilen.
Da hat man doch direkt Lust, Entscheidungen zu treffen.
Ausflug nach Leipzig | Auch dieses Jahr bin ich nicht auf der re:publica. Es ist das zweite Mal, das ich mit gutem Gewissen fernbleibe. Denn jedesmal, wenn ich dort war, hörte ich auf der Veranstaltung zwar viele Worte, aber es gab nichts, was mich überrascht hat. Außerdem fühlte sich die re:publica jedesmal wie Jugenddisko 1992 an: Die Räume schwanger vor Erwartungen, die Diskokugel in vollem Betrieb, die Gäste aufgekratzt, der Aufwand für die Teilnahme immens, die Bilanz am Ende verkatert.
Ich fahre stattdessen nach Leipzig zum Agile Barcamp, einer offenen Fachtagung für Menschen, die Zusammenarbeit in Organisationen verbessern und Veränderungen vorantreiben. AgiLeipzig war bislang jedesmal ein erkenntnisreicher Austausch: Man spricht über das, was gelingt, und auch über das, was nicht gelungen ist – wahrhaftig und alltagstauglich mit 150 anderen Menschen vom Fach. Ich freue mich sehr auf die Veranstaltung und auch darauf, nach längerer Zeit mal wieder in Leipzig zu sein.
Gelesen | Größenwahn von Lee Child, übersetzt von Marie Rahn – der erste Roman aus der Jack-Reacher-Reihe. Jack Reacher ist ein ehemaliger Militärpolizist, der auf Herausforderungen des Lebens ausgesprochen unterkomplex reagiert. Gerade aus dem Militärdienst entlassen, reist er heimatlos durch die Staaten. In einer Kleinstadt in Georgia landet er plötzlich im Gefängnis, weil man ihn eines Mordes verdächtigt. Er kommt frei und begibt sich gemeinsamen mit den Polizist:innen des Ortes auf Verbrechersuche. Dabei geht es robust zu, und natürlich vögelt Jack Reacher die einzige Frau auf der Wache. Wer nicht das Diskursniveau eines Philologentreffs erwartet, sondern lediglich drei unausgelastete Gehirnzellen hat, die er einer Verwendung zuführen möchte, der fühlt sich bei dem Buch gut und spannend unterhalten. Es muss ja nicht immer Dürrenmatt sein, nicht wahr.
Gelesen | Dolly Alderton: Good Material. Andy ist Mitte 30, ein erfolgloser Stand-up-Comedian und ein Mann, der von seiner Freundin verlassen wurde. Wenn er nur wüsste, warum! Er bemitleidet sich arg, rafft sich dann aber auf und geht auf die Suche nach Gründen. Ein leichter Roman, aber nicht flach, mit einem liebevollen Blick auf Liebe und Partnerschaft und das Leben Mitte Dreißig. Hat mir gefallen.
Und sonst | Es ist noch nicht alles verloren.
Zu guter Letzt | Die Schweine. Sie sind sehr glücklich mit dem anbrechenden Sommer. Gleichzeitig machen wir uns alle kein Bild davon, wie anstrengend es ist und wie hungrig es macht, ein Influencer-Schwein zu sein.
Anschwimmen | Der erste Freibadbesuch, die ersten Freibadpommes – noch mit äußerst moderatem Schwimmanteil; ich akklimatisierte mich zunächst.
Beim Zu-Wasser-Lassen hatte ich mich auf Atem raubende und Venen zusammenziehende Kälte eingestimmt. Stattdessen war es lediglich erquicklich kühl, gleichzeitig angenehm umschmeichelnd, die perfekte Schwimmtemperatur. Ich zog allerdings nur wenige Bahnen, denn ich war mit Besuch dort – und mit Kindern.
Wir haben aber schonmal unseren Schwimmbeitrag entrichtet: zehn Euro pro Saison zusätzlich zum Jahresbeitrag im Freibadverein. Nun brauche ich bis Saisonende nur noch meine Mitgliedskarte vorzeigen und kann einfach durchgehen zum Schwimmen. Eine tolle Sache. Ich freue mich auf die nächsten vier Monate, auf Sonnencremeduft, Chlorgeruch, auf das knisternde, trockene Gras unterm Handtuch und auf die Geräusche des Freibads, während ich sanft entschlummere: aufspritzendes Wasser, Rufe und Geschrei und das dumpfen Aufprallen von Bällen, dazwischen einzelne Pfiffe des Badepersonals.
Aurora borealis | Das spektakulärste Ereignis der vergangenen Tage habe ich verpasst. Ich hatte nicht mitbekommen, dass Sonnensturm stattfindet und ging wie immer zeitig zu Bett. Am nächsten Tag betrachtete ich, sehr ausgeschlafen, allerorten bunte Fotos. Am nächsten Tag der Versuch einer Kompensation: Bis Mitternacht saßen wir um eine Feuerschale und schauten erwartungsvoll in den Himmel. Doch: nichts.
Feierlich | Erstkommunion im Osnabrücker Land, dieses Ereignis soll nicht unerwähnt bleiben. Es ist schön, sie groß werden zu sehen, die Patenkinder, noch dazu an Wegmarken wie diesen, an denen alle schicke Kleider tragen.
Der Gottesdienst war kurzweilig und kinderfreundlich: Jedes Komunionkind hatte eine Aufgabe, brachte Brot, verteilte Fußspuren oder trug mit festem Blick und weichen Knien vor.
Das anschließende Fest fand im Hause der Gastgeberfamilie statt, im Wohn- und Esszimmer und im Garten. Das Wetter klarte bis zum Mittag auf, es gab gutes Essen, selbst gebackenen Kuchen und Wein von jungen Winzern – ganz wundervoll und sehr feierlich, das alles.
Die Patinnen hatten zusammengelegt und schenkten ein wild gewünschtes Trampolin. Die anwesenden Männer gaben sich zupackend und bauten es auf. Fünf Akademiker, ein Trampolin, eine Anleitung und zehn Möglichkeiten, Stäbe zuzsammenzufügen – hurz!
Trivia: Der Reiseleiter und ich nächtigten in einer Alten Apotheke. Falls Sie mal ins Osnabrücker Land kommen und etwas Geld für eine stimmige und familiär betriebene Unterkunft zur Verfügung haben, schauen Sie dort vorbei. Es war sehr gemütlich.
Broterwerb | In Köln startete Anfang Mai ein neues Projekt: ein Teamprozess, der für Synergien zwischen mehreren Organisationseinheiten sorgen soll. Menschen, die bislang wenig zusammengearbeitet haben, sollen ihre Aufgaben – wo sinnvoll – gemeinsam denken und in stärkerer Arbeitsteilung ausführen. Wir erkunden zunächst die Möglichkeiten und ich unterstütze, die vorgegebenen Ziele zu erreichen.
Parallel coache und begleite ich weiterhin Menschen, darunter zahlreiche Führungspersonen, aber auch Menschen mit anderen Lebensfragen. Außerdem unterstütze ich einen Kunden bei der Transformation seines Unternehmens – remote und vor Ort -; dort arbeite ich mit einem Team aus internen Transformationsmanager:innen zusammen. Das ist sehr spannend und macht große Freude. Darüber hinaus gebe ich Seminarworkshops, ganztätig vor Ort oder digitale Impulse von eineinhalb bis zwei Stunden.
Sommerbereit | Der Garten ist bereit für den Sommer und zeigt sich üppig. Wie jedes Jahr versetzt mich in Staunen, wie binnen weniger Wochen, manchmal nur Tage, alles sprießt und Früchte trägt. Die Tomaten legen stündlich zu; kaum nach draußen gesetzt, bilden sie erste Blüten. Der Rucola ist nach zwei Wochen schon fast verzehrfertig. Die Radieschen recken ihre Blätter aus der Erde, der Spinat will auch nicht zurückstehen. Die Gurken leben sich ein. An den Büschen baumeln die Johannisbeeren, noch grün, aber vielversprechend. Der Mangold allerdings lässt sich Zeit, er ist nie unter den Ersten; vielmehr scheint er eine wohlüberlegte Pflanze zu sein.
Gestern setzten wir noch drei Erdbeerpflanzen – zusätzlich. Denn Erdbeeren kann man nie genug haben.
Gelesen |Das Trio von Johanna Hedmann, aus dem Schwedischen von Paul Berf. Die Handlung: Hugo, Thora und August sind drei Freunde in den Zwanzigern. Aus unterschiedlichen sozialen Schichten treffen sie aufeinander, sie sind in Ausbildung oder studieren. Es entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung, in deren Zentrum Selbstfindung und persönliche Komplexe stehen. Es passiert nicht viel, äußerlich nicht, im Innenleben der Figuren allerdings auch nicht: Hugo bleibt selbstunsicher und verhuscht, Thora arrogant und unemphatisch, August selbstgefällig. Ich versuchte während des Lesens, das Buch als Achtsamkeitsübung zu betrachten und etwas Sympathisches an den Protagonist:innen zu finden, beschloss dann aber, dass ich keine Achtsamkeitsübung, sondern Unterhaltung möchte und fühlte mich fortan legitim genervt von den Dreien. Ich bemerkte außerdem an mir selbst, dass ich gegenüber rauchenden Figuren immer ungnädiger werde, besonders wenn die Autorin das Rauchen als Teil einer Lebenskultur in die Handlung einwebt.
Und sonst | Wir spielen hier mit Freude „Deutschlandreise“. Ein Spiel, das ich als Kind geliebt habe und dem ich ein Großteil meiner geograpischen Kenntnisse verdanke.
Wir spielen es allerdings nicht in der Version meiner Kindheit, sondern mit vereinigtem Deutschland.
Schweine | Die Schweine sind ausgesprochen vergnüglich gestimmt. Das Gras wächst, die Temperaturen sind im Wohlfühlbereich. Mehrfach am Tag glucksen sie grasend durch den Garten. Das Bilddokument zeigt das Pionierschwein, erschöpft vom Ausflug.
Zur Zwischenmiete | Auf dem Weg zu einem meiner Kunden fahre ich immer an zwei Aushängen vorbei. Sie hängen im Schaufenster eines Ladenlokals. Das Lokal ist nicht bewirtschaftet. Von der Fassade blättert die Farbe ab, im Innern steht noch Mobiliar.
Ich weiß nicht, was Sie sich dazu denken. Ich jedenfalls sehe den Autor des Schildes in der JVA sitzen: Drei Jahre, wenn es schlecht läuft; bei guter Führung ist weniger drin. Allerdings hängt dieses Schild schon seit mehr als einem Jahr. Und die drei Grundstücke – ich vermute, dass Erdarbeiten dort untersagt sind. Und die Betonplatte unter den Bäumen bitte nicht aufmeißeln.
Management Summary | In den vergangenen zwei Wochen war viel los. Am Samstag ein freies Seminar, am Montag ein voller Homeoffice-Tag, am Dienstag in Wuppertal, am Mittwoch in Duisburg, am Donnerstag in Karlsruhe, am Freitag Muffins backen, am Samstag Konfirmation – die Tage waren ereignisgeladen und temporeich.
Glückseligkeit | Ich habe Meerschweinsocken geschenkt bekommen. <Party-Emoji!>
Stark durch den Alltag | Das freie Seminar, das war „Stark durch ein Alltag“, ein Seminar für Mütter, das ich gemeinsam mit meiner Kollegin Katharina Hermanns organisiert und vorbereitet hatte. Dreizehn beeindruckende Frauen waren nach Dortmund in die Kommende gekommen, eine Tagungsstätte mitten in der Stadt und doch außen vor, hinter Bruchsteinmauern inmitten eines Parks. Beim Ausblick aus dem Seminarraum schauten wir in den Frühling; Gespräche und Übungen konnten draußen stattfinden. Das war ein großes Glück.
Die Frauen, ihre Hintergründe und Themen waren vielfältig und doch ähnelten sie sich. Es waren Frauen aus unterschiedlichen Branchen, aus dem Maschinenbau und der Wissenschaft, aus der Landwirtschaft, der Industrie, aus Dienstleistungsunternehmen und Verbänden – mit Kindern zwischen drei und vierzehn Jahren. Es ging um die vielfältigen Aufträge, die das Leben an sie stellt, darum, sich zu behaupten und gefühlt doch nirgendwo zu genügen. Es ging ums Neinsagen. Es ging um die eigenen Ansprüche und den Stempel „Teilzeitmutti“. Und es ging um Austausch und die Fragen: Wie empfinden es andere? Welche Lösungen haben sie für sich gefunden?
Solch ein Tag ist deutlich kurz für die Komplexität, die jede Einzelne im Alltag erlebt, und doch ist es uns vielleicht gelungen, hier und da ein kleines bisschen zu ordnen und Klarheit zu schaffen.
Wir planen eine Wiederholung des Angebots am Jahresende.
Wuppertal, Duisburg, Karlsruhe | Die vergangene Woche verbrachte ich mit vier unterschiedlichen Kunden.
Kurz vor Karlsruhe dann Halt auf freier Strecke: Personenschaden – nicht bei uns, aber südlich von Karlsruhe. Alles stand. Wir durften an den Bahnsteig von Graben-Neudorf zuckeln und dort warten. Der Zugführer brachte in Erfahrung, dass gegen halb Elf noch ein Regionalzug nach Karlsruhe fahren würde. So kam es, dass aus beiden Enden des ICEs Leute in die Mitte liefen, – nur ein Teil des Zuges passte an den Bahnsteig -, in den RE wechselten und doch noch gut am Ziel ankamen. Leute wie ich.
Die Rückreise war ebenfalls eine Hochrisikofahrt: Ankunft im Münsterland am späten Abend (wenn überhaupt) und schon bei der Buchung hieß es, der Zug sei voll ausgelastet; ich konnte keinen Sitzplatz mehr reservieren. Am Ende war es eine der entspanntesten Fahrten, die ich je hatte: pünktliche Abfahrt, zehn Minuten Umstieg, pünktlicher Anschluss, ein Plätzchen im bahn.comfort-Bereich und ruhige Mitreisende.
Basteln für die Religion | Ich wollte gerne am Donnerstagabend zurück aus Karlsruhe sein, um am Freitag Muffins backen zu können. KindEins feierte Konfirmation und hatte sich Krümelmonster-Muffins gewünscht.
Ich habe ein äußerst angespanntes Verhältnis zum Thema „Basteln“; bestimmte Backvorgänge fallen in meinen Augen eindeutig in diese Kategorie. Alles, was mit Verzieren, Frostings, Sahnehäubchen oder – Gott bewahre! – mit dem Kneten von Fondant zu tun hat, halte ich für intolerabel in der Produktion, auch Dinge, die man durchschneiden und mit Cremes füllen muss – das sollen Leute machen, die Freude dabei empfinden. Nun wünschte sich das Kind aber Krümelmonstermuffins. Meine Taktik war, mich ausreichend gut anzustellen, um es nicht zu enttäuschen, und gleichzeitig ausreichend schlecht, um kein zweites Mal gefragt zu werden. EIn Ritt auf der Rasierklinge!
Bei meinem Ziel spielte mir in die Hände, dass Oreo-Kekse überall ausverkauft waren und ich ein minderwertiges Ersatzprodukt nehmen musste. Überdies erwies sich das Rezept (ungeplant) als gar nicht mal so lecker: zu viel Kokos.
Die Konfirmation selbst war ein schönes Ereignis. Den Konfirmanden im feinen Anzug, frisiert, ermahnt und zurechtgezupft, war es sichtlich peinlich, im Mittelpunkt zu stehen. Ich erinnerte mich an meine eigene Konfirmation und konnte alles fühlen. Die Mutter der Kinder richtete eine liebevolle Feier aus, wir aßen Unmengen an Gratin und Kuchen und fielen abends ermattet ins Bett.
Übermenscht | Am Folgetag war der Reiseleiter abgängig und ich alleine daheim. Das war mir ganz recht. Nach vielen Tagen mit vielen Leuten bin ich immer etwas übermenscht. Ich pruschelte zu Hause herum, sortierte Bücher aus und brachte sie in den Bücherschrank im Dorf. Jetzt hat das Regal in der Diele wieder Platz für Neues.
Danach fuhr ich eine weite Runde mit dem Fahrrad. Es hatte nur acht Grad, aber ich zog mich warm an, mit Mütze, Handschuhen und zwei paar Socken. Wenn ich hier aus meiner Siedlung heraus fahre, bin ich unmittelbar im Naturpark Borkenberke, ein ehemaliger Truppenübungsplatz. Eine Panzerstraße führt hindurch, neun Kilometer lang. Es macht Spaß, sie zu fahren: Es geht zügig, und es geht leicht bergauf. Links und rechts sind Sand, Heide und Wald, und der Zutritt ist, abgesehen von der Straße, gesperrt. Die Natur ihre Ruhe hat. Ein schöner Ort.
Ich fuhr bis zum Naturbad nach Olfen. Eigentlich wollte ich nicht dorthin, verfuhr mich dann aber, aber das war nicht schlimm. Denn so richtig wollte ich nirgendwohin, nur in der Gegend herumfahren.
Auf dem Weg kam ich an zahlreichen Hofläden vorbei. Ich brachte mir Spargelbruch und Schalen mit und kochte mir eine überaus gelungene Spargelcremesuppe. Das werde ich demnächst wiederholen.
Der Lenz | Im Garten blühen die Tulpen: orange und pink, rot auch. Es riecht nach Pflanzen und Säen, ich möchte sofort loslegen, meine Hand in die Herde stecken, Erde ausheben, Tomaten und Gurken setzen, daneben Zucchini und Zwiebeln – und Salat einsäen, Möhren und Mangold. Aber am Ende kommt dann doch noch eine Frostnacht und alles ist hinüber. Im vergangenen Jahr sind meine ersten Gurken und Tomaten so in vorwurfsvoller Dramatik verstorben. Also lasse ich es noch; ich bin zwar ungeduldig, habe aber auch eine Lernkurve. Die Tomaten, ein Geburtstagsgeschenk, gedeihen derweil im Haus.
Saharastaub | Überall Saharastaub. Es fühlt sich wild und abenteuerlich an, Staub aus einer dreitausend Kilometer entfernten, gefährlichen Wüste hier auf der Fensterbank zu haben. Letztlich bin ich aber doch nicht auf Safari, sondern nur in die Waschstraße gefahren, auch weil mir gleichzeitig ein Schwarm diarrhöischer Elefantenvögel aufs Auto gesch*ssen hat.
Experiment zur solidarischen Eigenverantwortung | Auf der Rückfahrt von einem Kunden stand ich im Stau, die Verstopfung war immens. Schnell war klar: Das ist eine Vollsperrung. Das Internet informierte zur Ursache: Entschärfung eines Weltkriegsblindgängers. Die folgende Stunde entwickelte sich zu einer Verhaltensstudie.
Die Autobahn war zweispurig. Die linke Spur wurde erst per Reißverschluss auf die rechte geleitet, die rechte dann in die Ausfahrt. Der Verkehr hätte auf diese Weise einigermaßen flüssig in den Stadtverkehr abfließen können. Auf Höhe des Reißverschlusses wichen Fahrer:innen der rechten Spur allerdings auf den Standstreifen aus, um einen Hauch schneller in die Ausfahrt zu gelangen. Die Konsequenz: In der Ausfahrt musste nochmals von links nach rechts eingefädelt werden, nämlich die rechte Spur in die nun volle Ausfahrt. Die Standspurler verteidigten dabei verbissen ihren Vorsprung und fuhren schnell noch eine Autolänge vor, statt jemanden reinzulassen.
In der Autobahnausfahrt war dann rasch klar, dass es rechts gehen musste, um die ursprüngliche Richtung fortzusetzen. Diese Erkenntnis wurde alsbald durch provisorische Schilder und einen winkenden Mann in orangener Kleidung bestätigt. Gleichwohl scherten Leute links aus und zogen vorbei, um sich vor der T-Kreuzung wieder nach rechts einuzufädeln. In der Folge verzögerte sich erneut alles für alle.
Das Ganze dauerte eine Stunde. Ich hörte dabei True Crime mit Gemetzel, atmete in meine innere Mitte und versuchte, alles als Teil meines spirituellen Weges zu betrachten.
Sonst nur Alltag | Arbeit daheim und Arbeit beim Kunden, Beratung, Gespräche, Seminarvorbereitung und Terminkoordination, Weiterbildung an der Fernuni. Außerdem Wäsche waschen, einkaufen, Essen kochen, Schweinestall säubern, Sie kennen das. Demnächst stehen zwei religiöse Ereignisse ins Haus: Konfirmation und Kommunion. Ich bin jeweils nur mittelbar beteiligt, aber auch hier kleinere Absprachen.
Entscheidungen und Emotionen | Ich las außerdem Fachtexte zur Psychologie der Entscheidung. Sehr interessant, sowohl Phänomene, die in Entscheidungssituationen auftreten, als auch die unterschiedlichen Denkprozesse, die einsetzen, wenn wir zwei oder mehr Optionen haben.
Wenn wir uns zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden sollen, betrachten wir die einzelnen Argumente, die für und gegen Möglichkeit Eins sprechen und die einzelnen Argumente, die für und gegen Möglichkeit Zwei sprechen, wobei sich positive und negative Argumente ausgleichen. Wir bilden dann eine Bilanz für Eins und eine Bilanz für Zwei.
Wenn wir allerdings die Auswahl zwischen drei und mehr Möglichkeiten haben, vergleichen wir die die einzelnen Argumente untereinander, die für Eins, Zwei und Drei sprechen. Wir bilden also eine Bilanz für Argument A, eine Bilanz für Argument B und so weiter. Ist es beispielsweise so, dass die Möglichkeit Drei bei Argument a sehr weit hinten liegt, schließen wir die gesamte Möglichkeit Drei sofort aus. Wir ziehen keine Gesamtbilanz mehr aus allen Argumenten, die für oder gegen Möglichkeit Drei sprechen.
Interessant auch das Kapitel zu Emotionen im Entscheidungsprozess. Wut und Furcht sind zum Beispiel Einflussnehmer in unterschiedliche Richtungen: Während verärgerte Menschen Dinge als kontrollierbarer einschätzen, als sie sind, und Risiken abwerten, schätzen furchtvolle Menschen sie höher ein. Wenn Sie eine risikoreiche Entscheidung von jemandem wünschen, sollten Sie vor der Entscheidung also ein Thema platzieren, das ein leichtes Ärgergefühl erzeugt. Sollten Sie selbst in verärgerter Stimmung sein: Achtung! Sie neigen dazu, Dinge als kontrollierbarer einzuschätzen, als sie sind. (Das ist das gleiche Prinzip, aus dem heraus wir risikoreicher Auto fahren, wenn wir aufgebracht sind.)
Auch Scham und Schuld sind spannende Emotionen. Schuld ist das Grundgefühl, das schlechtem Gewissen zugrunde liegt. Es entsteht, wenn wir unsere eigenen moralischen Prinzipien verletzen. Gewissensbisse sind also ein privates Gefühl, das wir haben, wenn wir unser eigenes Selbst nach unseren eigenen Maßstäben bewerten. Scham hingegen tritt ein, wenn wir öffentlich als moralisch schlecht oder inkompetent wahrgenommen werden – oder uns vorstellen, dass es so sein könnte. Hier sind die Maßstäbe anderer relevant. Scham ist also im Gegensatz zu Schuld und Gewissensbissen eine öffentliche Emotion.
Um unser schlechtes Gewissen zu reparieren, versuchen wir, unsere Handlungen vor uns selbst wieder gut zu machen, indem wir uns klein machen und über die Maßen kooperativ verhalten. Deshalb können Menschen, die ein (permanent) schlechtes Gewissen haben, sich auch schlecht abgrenzen (ich denke hier zum Beispiel an Mütter und Vereinbarkeit; hier hilft nur das Verschieben des eigenen moralischen Kompass). Unsere Mittel, Scham zu entgehen, sind Flucht und egozentrisches Verhalten.
Die Komplementäremotionen von Schuld und Scham sind übrigens Stolz und Überheblichkeit.
vgl. Pfister, Jungermann, Fischer (2017): Die Psychologie der Entscheidung
Transfer | Die Frage, inwieweit das Experiment zur solidarischen Eigenverantwortung und die nachfolgend skizzierten Emotionsmuster zusammenhängen, hinterlasse ich uns allen als Denkaufgabe.
Gelesen | 23 Beobachtungen in Taiwan: diagonale Ampeln, Spätis 2.0, Dreifach-Wasserspender und Körbe unterm Tisch – wie praktisch, man könnte sich etwas abgucken (via Maximilian)
Schweine | Die Schweine können sich nun auf unserer ganzen Rasenfläche frei bewegen. Sie sind sehr glücklich. Es muss sich anfühlen wie in Pudding zu baden.
(Keine Sorge wegen der Hyazinthen. Die Schweine fressen sie nicht. Ich habe das beobachtet.)
Moderate Pause | Die Woche nach Ostern verbrachte ich halb pausierend, halb arbeitend. Ich hatte nur zwei Termine, beide am Mittwochnachmittag. Die restliche Zeit vertrödelte ich, las, und manchmal arbeitete ich auch: Buchhaltung, Angebote schreiben und kommende Termine vorbereiten. Erholsame Tage, allein schon dadurch, dass ich mir alles völlig frei einteilen konnte, ohne Fremdbestimmung.
Ausflug in den Süden | Am Freitag fuhr ich nach Dortmund und packte dort meine ehemalige Dorfnachbarin ins Auto. Gemeinsam fuhren wir nach Baden-Württemberg und besuchten unsere Sportsfreundin. Man kann es ein Klassentreffen nennen: Vor Jahr und Tag haben wir alle drei als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an der TU Dortmund gearbeitet, in der Journalistik. Lediglich die Dorfnachbarin ist noch im Kerngeschäft tätig, beim ZDF und beim WDR. Die Sportsfreundin und ich haben den Journalismus schon vor etlicher Zeit verlassen: Sie leitet inzwischen eine Unternehmenskommunikation, ich tue das, was ich eben tue.
Wir aßen und tranken, wanderten, bummelten, schauten Handball, freuten uns gemeinsam über die Niederlage der Fußball-Bayern, betrauerten die Niederlage des BVB und tauschten umfänglich Klatsch und Tratsch relevante Netzwerkinformationen aus.
Bei 29 Grad spazierten wir, eingesalbt mit Piz Buin, durch sonnige Weinhänge. Zwei Tage zuvor trug ich im Münsterland noch Winterjacke, als ich mein Fahrrad von der Inspektion abholte und es mir dabei kalt ins Gesicht nieselte. Die Wärme am Weinhang war entschieden vergnüglicher; dennoch fehlte es mir an der inneren Haltung, mich unbefangen über sie zu freuen. Klimakrise, Sie wissen schon.
Vor der Abfahrt hatte ich meine Sonnenbrille gesucht. Jedes Frühjahr suche ich meine Sonnenbrille; das hat Tradition. Ich habe für meine Sonnenbrille einen festen Platz in der Kommode im Flur. Dort ist sie auch sehr zuverlässig – im Sommer. Den Winter verbringt sie an Orten, an denen ich sie zuletzt benutzt habe, sie ruht in einem Rucksack, in einer Handtasche oder im Auto. Seit ich mir vor zwei Jahren eine Sonnenbrille gekauft habe, die nicht aus einer Drogerie stammt, suche ich sie umso intensiver, denn sie hat mehr als neun Euro neunzig gekostet. Diesmal ist die Brille außergewöhnlich nachhaltig weg; ich habe alles abgesucht und finde sie nirgends. Ich bin mir aber sicher, dass sie sich irgendwo in diesem Haus befindet; es muss so sein. Ich erinnere nämlich, dass ich sie im Dezember oder Januar in einem Rucksack fand, mit dem ich in Südtirol war. Ich erinnere mich auch, dass ich sie sehr bewusst verstaut habe, weiß aber nicht mehr, wo. Es macht mich leicht irre. Ich werde mir also erstmal eine Übergangssonnenbrille kaufen müssen – für neun Euro neunzig.
Wir besuchten auch Weinheim. Die meiste Zeit verbrachten wir bei einer Goldschmiedin, bei der wir dann doch nichts kauften, die uns aber einen Grund gab, ein Sparkonto einzurichten und zu gegebener Zeit wiederzukommen, irgendwann. Mein Ziel ist es ja ohnehin, irgendwann Privatier zu sein; vielleicht geht das miteinander einher.
Wir aßen den ersten Spargel der Saison, um 20 Uhr und draußen, tranken Aperölchen und fuhren dann mit der Bahn heim. Mit einem hervorragenden Chardonnay sackten wir noch bei der Sportsfreundin ab und später auch ins Bett. Bestens.
Zufällig war es so, dass die Damen-Nationalmannschaft mehrere Spiele in Heidelberg hatte, als wir dort waren: EM-Qualifikation. Wir sahen uns Israel – Deutschland an, eine eindeutige Partie: 12 – 35 für Deutschland. Spannung gab es also nicht, dafür außerordentlich schöne Spielzüge der deutschen Frauen, außerdem ein faires und freundschaftliches Miteinander während und nach dem Spiel. Das war fein, eine rundum zufriedenstellende Angelegenheit.
Abends wieder langer Draußensitz.
Gelesen | Der Sohn des Friseurs von Gebrand Bakker, aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. Ein Buch, das sich leicht herunterliest: Simon, Mitte vierzig, betreibt einen Friseursalon. Er führt ein bescheidenes, ereignisarmes Leben. Den Salon hat er von seinem Vater und Großvater geerbt. Der Vater kam bereits vor seiner Geburt bei einer Flugeugkatastrophe auf Teneriffa ums Leben. Simon, von Hause aus Phlegmatiker, hat sich bislang nicht für ihn interessiert. Erst als einer der Stammkunden, ein Schriftsteller, sich für die Geschichte des Vaters interessiert, wächst auch in Simon der Wunsch, mehr zu erfahren. Die Handlung ist vorhersehbar, auch weil bald eine zweite Perspektive hinzu. Die Geschichte ist dennoch nicht langweilig.
Die Szenen, in denen der Protagonist, mehr oder weniger gezwungen durch seine Mutter, als Aufsicht im Schwimmbad fungiert, hinterlassen bei mir den einen Nachgeschmack. Ableismus und Missbrauch sind hier sehr nah. Simon wacht über eine Gruppe junger Menschen mit geistiger Behinderung und fühlt sich von einem der Jugendlichen angezogen. Ich halte dem Autor zugute, dass er die Gedankenwelt des Protagonisten wiedergibt.
Gehört | Im Podcastplayer gehört: Klimajuristin Roda Verheyen im Interview bei Tilo Jung. Ein interessanter Einblick in die juristische Ebene des Klimaschutzes: Wer wann klagen darf, wer wogegen mit und ohne Erfolg bereits geklagt hat und welche gesetzgeberischen Möglichkeiten die Politik hat, um Klimaschutz zu betreiben. Spoiler: viel mehr, als sie nutzt; es fehlt allein am politischen Willen. Insgesamt ein Interview, das zwar schlauer, aber wenig gute Laune macht.
Behind the scenes | Bevor ich zum Erzähltippen der Ereignisse komme, noch ein kurzer Blick hinter die Kulissen des Gastbeitrags aus Barcelona: Was Sie beim Lesen des Textes nicht hören, sind die Flüche, die der Reiseleiter ausstieß, während er die Zugfahrt buchte. Fortwährend stöhnte es von der anderen Seite des Schreibtischs, gespickt mit wüsten Beschimpfungen; dazwischen Geräusche, wie wenn jemand auf einen Tisch haut.
Die Buchung einer Zugreise quer durch Europa mit einem Kind, das – je nach Zuggesellschaft und Ticketart – Ermäßigungsanspruch hat, gestaltete sich nervenaufreibend. Buchung über die Deutsche Bahn, über die einzelnen Eisenbahngesellschaften der Länder oder Buchung eines Interrail-Tickets? Zig Möglichkeiten, die zunächst in eine Sackgasse führten.
Der Reiseleiter buchte nämlich Interrail. Auf einem Interrail-Ticket kann das Kind kostenlos mitfahren. Um mit dem Ticket im Eurostar und im TGV zu fahren, brauchten die beiden allerdings eine Platzreservierung. Abgesehen von den unerfreulichen Zusatzkosten für die Reservierung, die das ansonsten günstige Interrail-Ticket dann doch erheblich verteuerten, bekamen die beiden erst gar keine Reservierung: Alle Züge waren voll, hieß es auf den Buchungswebseiten; das Kontingent für Menschen mit Interrail-Ticket – offenbar nicht allzu groß – war erschöpft. Auch ein Verschieben der Reise nach vorne oder nach hinten brachte keine positiven Ergebnisse. Nun hatten der Reiseleiter und K3 also ein Ticket, durfte aber nicht damit fahren. Er gab das Interrail-Ticket wieder zurück (gegen Gebühr), und buchte nach weiteren Recherchen („Das kann doch alles nicht wahr sein!“ //*Tisch-Hau-Geräusch) normale Fahrkarten. Fügen Sie an dieser Stelle weitere wilde Flüche ein.
Währenddessen | Während der Reiseleiter und K3 in Barcelona weilten, vergnügten K1, K2 und ich uns daheim. Das örtliche Hallenbad feierte 50-jähriges Jubiläum und lud zur Feierwoche mit Badespaß. Im Becken schwammen Matten, Poolnudeln, Luftreifen und eine aufgeblasene Hindernisstrecke, die Kinder konnten eine Kletterwand hinauf, und es gab die Möglichkeit, sich in einen Ball einschließen zu lassen und darin über das Wasser zu laufen. Letzteres allerdings nur theoretisch, das Laufen war eine äußerst wackelige Angelegenheit. Die Kinder machten den Hamster im Rad, rannten einen Schritt, kippten um, standen wieder auf, kippten beim nächsten Schritt sofort wieder um und so fort. Nach drei Minuten zog der Bademeister an der Leine, der Ball mitsamt Kind kam zurück zum Beckenrand, und heraus stiegen Jungen und Mädchen, die erschöpft um eine Fanta bettelten.
An den nachfolgenden Tagen hatten die Kinder sich anderweitig verabredet. Sie sind in einem Alter, in dem sie eigene Pläne haben. Meine Aufgabe bestand darin, mir zu merken, wo sich welches Kind befindet, es abzuholen und woanders hin zu bringen.
Am Gründonnerstag holten wir den Reiseleiter und K3 aus Wuppertal ab. Die Bahnstrecke nach Hause war wieder einmal gesperrt – dank des Umbaus des Autobahnkreuzes Kaiserberg, der nur noch schlanke sechs Jahre andauern wird.
Sommerbereitschaft hergestellt | Die Terrasse ist frühlingsfrisch, die Möbel sind ausgepackt und die Blumenkübel arrangiert. Ich bin sommerbereit.
Gelesen |Raul Montanari: La vita finora. Lehrer Marco lässt sich in die Provinz versetzen, in ein Bergdorf bei Mailand. Die Sitten sind archaisch, das Böse ist allgegenwärtig: Es erscheint in Person des Vermieters, der über das Dorf herrscht, es manifestiert sich in einer Gruppen Jugendlicher und zeigt sich im Nachbar Marcos, einem Kriegsverbrecher aus dem ehemaligen Jugoslawien. Marco sucht seine Rolle in diesem System voller Eigendynamik, und im Laufe der Geschichte verschwimmt die Grenze zwischen Gut und Böse. Ein gutes Buch, gerne gelesen.
Ostern | Symbolbild Osterkaffee:
Schweine | Am Karsamstag, alle waren wieder daheim, unternahmen wir einen Fahrradausflug zum Waldspielplatz. Es sind nicht einmal zwanzig Kilometer hin und zurück, aber die Strecke ist ausreichend, um sich etwas Bewegung zu verschaffen und etwas anderes zu sehen als nur die eigenen vier Wände. Wir wählten den Weg am Kanal entlang; hier in Haltern gibt es den Wesel-Datteln-Kanal. Immer, wenn ich in quere, denke ich an den Sachkundeunterricht in der Grundschule, in dem wir in einem roten Mäppchen Arbeitsblätter zur Heimatkunde sammelten, unter anderem die Flüsse und Kanäle der Bundesrepublik. Das Brettspiel „Deutschlandreise“, damals noch mit DDR, das wir in der Familie ausgiebig spielten, tat sein Übriges zur geographischen Bildung. Seither bin ich bestens informiert über die Flüsse des Landes und die Straßen der Binnenschifffahrt, über den Rhein-Herne-Kanal, Datteln-Hamm, Wesel-Datteln und Dortmund-Ems, über die Verortung von Rhein, Mosel, Neckar, Donau und Elbe.
Am Kanal entdeckten wir den ersten blühenden Löwenzahn. Während der Reiseleiter an der Schleuse in Flaesheim Kinderfragen zu Schleusentechnik und Wasserwesen beantwortete, pflückte ich eine Handvoll.
Die Schweine waren entzückt. Löwenzahn ist das Allergrößte für sie, noch besser als das Kerngehäuse der Paprika. Löwenzahn sind die Trüffel der Wiesen und Wege.
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