Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Lebenslage«

Geräte, die Demut lehren

10. 02. 2015  •  50 Kommentare

Es tat einen Knack. Dann war es still.
So starb sie, meine Waschmaschine.
Gedenken wir ihrer.

.

Vor zwei Wochen hatte ich zweimal einen F13-Fehler. „Blink! Blink!“, machte das Display. Wasserweiche im Eimer!

Was tut man als erprobtes Computerhaserl? Genau: Ausschalten. Vom Netz nehmen. Wieder ans Netz tun. Wieder einschalten. Zack: Repariert! Kein F13-Fehler mehr. Spontanheilung! So kennt man das. So erarbeitet man sich bei den Eltern den Status „Elektronikgenie“.

Die Maschine lief wie’n Döppken. Acht weitere Wäschen lang. Dann: Knack. Ende. Nix half.  Mausetot und voller Wasser. Die Pumpe – R.I.P.

Kaputte Bauknecht-Waschmaschine mit Wassereimer davor

Da ham’wa den Salat.

 

Ich kriegte auch Pumpe! Die Maschine, eine Bau*knecht, ist erst drei Jahre alt. Die Maschine, die ich vorher besaß, , ebenfalls eine Bau*knecht, starb seinerzeit nach nur fünf Jahren. Blutdruck bei 180 zu 140! Hass auf Bau*knecht!

Ich recherchierte. Reparaturkosten: Pumpe, Wasserweiche, Techniker – alles zusammen genauso teuer wie die Maschine selbst. Dem Hersteller also nochmal Geld in den Rachen werfen? Nicht mit mir!

Am Freitag wird der Klassiker von Miele geliefert: WDA 110 WCS. A++, sieben Kilo Zuladung, 1.400 Umdrehungen, auf 20 Jahre Lebenserwartung getestet. Der Volkswagen unter den Waschmaschinen.

Das Gute an all dem Driss:

  • Ich habe endlich mal den Wirtschaftsraum gewischt.
  • Ins Dachgeschoss wandernd, um beim Coach und der Kreisläuferin um Wäscheasyl zu bitten, bekam ich erst Zuspruch, dann ein Bier, dann einen Pott Käse zum Mitnehmen. Und am Ende gewaschene Wäsche. Großartig, das.

#Serviceblog:

  • Zum Auslassen des Wassers die Klappe unten entfernen. Wasser mit Aufnehmer aufnehmen. Circa sechs Liter. Dauer: etwa 30 Minuten.
  • Vorher Hose ausziehen. Man kniet ja im Siff, gell.
  • Fun-Faktor: 0 von 10 Sternen.
  • Bei Bedarf aggressive Punkmusik einlegen.

Mit rotem Pulli in den Baumarkt

6. 02. 2015  •  23 Kommentare

Letztens war ich im Baumarkt um die Ecke und habe mir eine Handwerkerlatzhose gekauft – fürs Tapetenabreißen.

Die Hausfarbe meines Hellweg-Baumarktes ist ein fröhliches Rot. Die Farbe meines Shirts war an diesem Tag: ein fröhliches Rot.

Ich stehe also in Latzhose in der Latzhosenabteilung, es dauert keine Minute, und ein Oppa kommt auf mich zugeschlappt.
„Wo hammse denn Mülltüten, die großen blauen?“
„Rechts den Gang runter, an der Sanitärabteilung vorbei. Dahinter kommen die Putzmittel und Haushaltswaren.“

Es ist nämlich so, dass ich seit dem großen Renovierungsbootcamp 2013 nicht nur eine goldene Clubkarte im Hellweg besitze, sondern mich auch bestens im Sortiment auskenne. Ich möchte fast behaupten: Jede Art von Ware und ihr Aufenthaltsort sind mir inzwischen bekannt – egal ob Schrauben, Nägel oder Dübel, Rigips, Aluprofile und Strukturputz, egal ob Klobrillen und Schlauchschellen, Kabel, Leuchten, Schalter oder Grills, Rasensamen und Kübelpflanzen.

Ich prüfe noch kurz den Sitz der Hose, da kommt schon der Nächste.
„SILIKON?!“, brüllt er mich an.
„Links den Gang hoch, vor dem Laminat – dort befindet sich ein Regal. Da sind auch die passenden Spritzen.“
„Kann ich dat auch für Türzargen nehmen? Wenn da so’ne Lücke is zur Wand? Ich will da auch noch drüberstreichen!“
„Dann besser Maleracryl. Das finden Sie bei den Farben. Rechts runter, an den Tapeten vorbei, erster Gang rechts, neben den Lasuren.“

Für meinen nächsten Besuch handle ich Provision aus.

Frau Cammarata kennt das übrigens auch:

Tapeten abreißen

3. 02. 2015  •  51 Kommentare

Da war ich also wieder und riss Tapeten ab.

Wir erinnern uns alle noch an mein Renovierungsbootcamp. Erst legten die Handballmädels Hand an, dann nur noch ich selbst, mal alleine, mal gemeinsam mit Freunden. Meine Wohnung, in den 1960er Jahren erbaut, hatte pro Jahrzehnt eine Tapetenschicht konserviert; außerdem zwei Schichten an Bodenbelag. Eine archäologische Fundstätte, das Troja Dortmunds. Nach dem Abtragen aller Schichten war sie zwei Quadratmeter größer als gekauft.

Tapeten abreißen also.

Ich sage es direkt vorweg und in aller Deutlichkeit: Ich möchte keine Ratschläge. Sparen Sie sich Tipps. Tapetenlöser, Tapetentiger, Dampfreiniger, Nagelroller, Elektroschaber – wenn ich eines dieser Worte in den Kommentaren lese, kommen Sie auf die Blacklist. Ich will nichts hören, gar nichts.

Denn der ganze Scheiß nützt nix.
Nullkommanix.

Ich habe es ausprobiert. Alles. Und ich weiß eins: Derjenige, der als erster ein wirksames Mittel zum Tapetenabreißen erfindet, quasi die sich auf Knopfdruck selbst lösende Tapete, ist ein gemachter Mann. Oder Frau. Wenn ich Sie wäre, würde ich meine gesamte Energie auf diese Fragestellung fokussieren. Danach können Sie auf Ihren Geldbergen Schlitten fahren, dann sind Sie Dagobert Duck und der Welt rettende Heiland in einer Person.

So stand ich aber am Wochenende da, mit Spachtel, Spüli und Spritzpistole und weichte Tapeten ein. Nicht in den eigenen vier Wänden, diesmal war ich ausgeliehen. Die erste Lage ging prima ab, dann aber kam eine zweite zum Vorschein, eine Art Seidentapete, vielleicht war’s auch chinesisches Reispapier, keine Ahnung. Den hauchfeinen, widerstandsfähigen Belag, eins mit der Wand, konnte man entweder trocken abknibbeln oder eingeweicht zentimeterweise runterschaben.

Ihnen gruselt es? Ich setze noch einen drauf: unter der Decke.

Sie stellen sich nun sicher die Frage: Konnte man die nicht dranlassen? Einfach wieder Raufaser drüber – feddich. Nein, so einfach ist das nicht. Nicht, wenn man Wände und Decke danach tapetenlos weiterverarbeiten möchte, mit Farbe oder Strukturputz. Alles musste runter.

Das Positive: der Trainingseffekt. Nichts ist wirkungsvoller gegen Winkfleisch, als einfach mal sechs Stunden über Kopf zu arbeiten. Um anschließend die Haare zu waschen, kriegt man die Arme zwar nicht mehr hoch, dann reibt man den Kopf leise wimmernd an der Duschwand. Aber sonst: eine super Sache.

Deshalb bin ich beim nächsten Termin auch wieder dabei. Weil’s so schön macht.

(Beitrag beim Masseur diktiert)

Samstags auf dem Weg zum Bäcker

26. 01. 2015  •  22 Kommentare

Der Samstag ist mein Lieblingstag.

Schon in meiner Kindheit liebte ich es, am Samstagmorgen aufzustehen, ohne es zu müssen. Mein vater fuhr mit mir Brötchen holen, danach gingen wir in den Garten oder zogen uns Gummistiefel an und wuschen das Auto. Oder buk mit meiner Mutter Kuchen. Am Abend gab es Pommes, Bratkartoffeln oder Reibeplätzchen, denn samstags kochte immer mein Vater. Wir guckten Schwarzwaldklinik, „Wetten dass …?“ oder „Die verflixte 7“.

Seither hat sich nicht viel geändert. Der Samstag ist der beste Tag der Woche. Ein Tag, an dem ich zu Hause bin, Dinge erledige, vor mich hinwurschtele. Als dieses Wochenende dann damit begann, dass Schnee fiel, war ich vollends glücklich.

Eigentlich wollte ich keine Brötchen holen, ich hatte noch welche eingefroren. Aber dann stapfte ich doch los.

 

Dortmund-Schüren: An der Emscher

 

Vielleicht wundern Sie sich und fragen sich, ob ich umgezogen bin. Das kann nicht das Ruhrgebiet sein!

Doch. Das ist Dortmund, und in meinem kleinen Stadtteil ist es wie auf dem Dorf.

Dortmund: Schürener Vorstadt

 

Ich habe hier zwei Bäcker zur Auswahl. Einer davon ist das „Schürener Backparadies“, das seinem Namen alle Ehre macht. Es wurde im vergangenen Jahr mit dem Gründerpreis NRW ausgezeichnet. 30 Menschen arbeiten dort.

Im Backparadies gibt es nicht nur traditionell gebackene Brötchen, sondern auch standardmäßig Kalte Schnauze und andere tolle Kuchen. Außerdem sind die Leute dort super organisiert und immer wahnsinnig nett. Ein Wohlfühlbäcker.

Schürener Backparadies

 

Zurück ging’s am Sportplatz vorbei – ein schöner, einsamer Weg, wenn alles verschneit ist.

Dortmund-Schüren: Am Sportplatz

 

Eine meiner liebsten Straßen liegt übrigens gleich bei mir nebenan. Hier gibt es Fachwerkhäuser mit Bauerngärten, Natursteinmauern und Umfriedungen mit seltsamen Figuren. Ich gehe gerne dort entlang, wenn ich einkaufen muss. Zum Ende hin steigt die Straße steil an – beziehungsweise fällt, wenn ich auf dem Rückweg bin, zu Beginn steil ab, so dass ich mit meinen Einkaufstüten Fahrt aufnehme.

Dortmund-Schüren: Erlenbachstraße

 

Ein Dorf in der Großstadt. Ich mag es hier.

Diese Grabenkämpfe sind so anstrengend

12. 01. 2015  •  49 Kommentare

Kinderlose!
Alles karrieregeile, egoistische Rentenschmarotzer!

BMI über 25!
Fette Schweine. Disziplinlose Couchpotatoes mit Gelenkschmerzen.

Lehrer!
Überpriviligierte Cordhosenträger mit 200 Tagen Urlaub. Können nix, noch nicht mal sich durchsetzen.

Hausfrauen!
Übermuttis. Bastelmafia. Halten sich jahrelang schadlos, dann Scheidung, dann männerverklagende Vipern.

Habe nur ich das Gefühl oder Sie auch? Werden Diskussionen mit immer größerer Vehemenz geführt? Oder liegt das nur an der Undifferenziertheit in diesen schlimmen Kommentarspalten von Webseiten?

Männer, Frauen, Alte und Junge. Eltern und Nicht-Eltern. Veganer, Vegetarier, Fleischesser. Ich mag gar nicht weiter aufzählen, die Kampflinien werden ja doch nur eindeutiger.

Woher kommt die geringe Akzeptanz für Mitmenschen, die in irgendeiner Weise anders leben als wir selbst?

Als ich ein pubertärer Teenager war, bin ich auf Kirchenfreizeiten mitgefahren. Ich bin nicht gläubig (jetzt kann ich’s ja sagen), aber, nun ja, die Gesellschaft war nett und die Reisen waren preiswert. Es war also alles super (für mich). Außer dass alle zwei Vormittage ein Bibelkreis stattfand, verpflichtend. Das war langweilig, das war richtig schlimm. Aber hey, I had to pay the price.

Ich erinnere nicht mehr, welches Gleichnis es war, das wir auf einer kroatischen Terrasse durchkauten. Ich erinnere mich aber an den Blick aufs Meer und an die Quintessenz. Die hieß, ganz grob: „Hast du dadurch Nachteile? Nee? Dann kümmere dich um deinen eigenen Kram.“

Danach lebe ich seither; ich versuche, entspannt zu sein. Habe ich Nachteile dadurch, dass Leute nur Gemüse essen? Nein? Dann kümmere ich mich um meinen eigenen Kram. Oder dass sie zu Allah beten? Zu Jesus? Dass sie überhaupt beten? Dass sie eine offene Beziehung führen? Oder eine mit einem 20 Jahre jüngeren Partner? Wo ist das Problem, wenn Leute keinen Sport treiben? Oder für einen Ultramarathon trainieren? Nur halbtags arbeiten möchten? Oder 50 Stunden? Es gibt keins? Dann gibt es auch keinen Grund, sich darüber aufzuregen. Nicht real und nicht in irgendwelchen Internetforen.

Viele Dinge können uns doch einfach mal wurscht sein.

In einem Workcamp in Griechenland, eine Jugendfreizeit mit Arbeit, habe ich außerdem mal zwei Mädels getroffen. Aus Berlin; ursprünglich stammten sie aus der Westsahara, waren Muslima, trugen Kopftuch und lange Gewänder. Und das bei der Hitze! Du meine Güte! Wir gruben zusammen an Olivenbäumen rum. Und unterhielten uns. Sie erklärten mir, was das Kopftuch für sie bedeutet. Warum sie es tragen. Wie sie sich als Frau sehen. Danach hatte ich großen Respekt vor ihnen. Mir wär’s trotzdem zu warm gewesen und dieses Glaubensding – nee danke, aber ich habe gelernt: Es ist kompliziert. Und es ist oft nicht so, wie es scheint. Es lohnt sich zuzuhören.

Seither versuche ich das – nachzufragen, wenn es passt. Oder einfach mal vorauszusetzen, dass es Gründe dafür gibt, wenn Leute Dinge so tun, wie sie sie tun. Ich sehe diese Gründe halt nur nicht unbedingt – zum Beispiel, weil ich anders lebe. Oder andere Erfahrungen gemacht habe. Oft ist es eine ulkige Sache. Man erfährt ziemlich viele Dinge, wenn man mal nur interessiert ist. Diese Dinge kann man dann wiederum doof finden, aber dann immerhin aus Gründen. Manchmal findet man sie sogar gut! Es ist spannend.

Natürlich: Das alles klappt nicht immer. Auch ich habe Vorurteile, mal einen schlechten Tag und benehme mich daneben. Aber ich möchte mich bemühen.

Um zum Anfang zurückzukommen: Mich nervt dieses ganze Schwarz-Weiß-Denken, das sich derzeit durch so viele Themen zieht. Das sich auch BloggerInnen immer wieder antun müssen, FamilienbloggerInnen oder Leute, die über Essen oder Gleichberechtigung schreiben. Mich nervt, wie angegriffen sich Menschen nur durch die schlichte Anwesenheit anderer fühlen. Deren Lebensmodell oder deren Körper. Das ist alles so ermüdend. Ich mag das nicht mehr hören. Diese Grabenkämpfe sind so anstrengend.

Warum können wir uns nicht alle ein bisschen in Ruhe lassen; einfach mal interessiert sein – und freundlich zueinander. Mir will das nicht in den Kopf.

Doch noch: Vorsätze 2015

6. 01. 2015  •  9 Kommentare

Während schon vor einer Woche gefühlt alle Leute ihre Vorsätze in ihre Blogs schrieben, habe ich mich zum Jahreswechsel zurückgehalten. Doch Opa hat mich nun aufgefordert, es zu tun. Also gut.

Der Grund, warum ich nicht über meine Vorsätze schreibe, ist: Es gibt zwei Arten von Vorsätzen.

  1. Vorsätze privater Art, die nicht im Blog stehen, weil sie – nun ja, privat sind.
  2. Vorsätze unvorsätzlicher Art. Sie beinhalten nur den Vorsatz, so weiterzumachen wie bisher.

Nummer 2 also: Dazu gehört vor allem, an Körper und Seele gesund zu bleiben. Um das zu erreichen, möchte ich …

  1. mir weiterhin ausreichend Zeit nehmen, um Sport zu treiben. Das hat im vergangenen Jahr hervorragend geklappt und soll auch in 2015 so sein. Nachdem ich wegen der Bildungsbandscheibe nicht mehr aktiv Handball spiele und somit nicht mehr freiwillig-unfreiwillig drei- bis viermal pro Woche trainiere oder spiele, hatte ich zunächst gedacht, der Schweinehund schlage zu und ich müsse mich selbst zum Sport prügeln. Das war überhaupt nicht so; es hat sich schnell ein neuer, im Grunde ähnlicher Rhythmus eingestellt. 25 Jahre Sportalltag lassen sich halt nicht einfach ausknipsen. 2015 war ich bislang dreimal im Fitnessstudio. Das ist der Rhythmus aus 2014, und es macht mir weiterhin Spaß. Gerade nach dem Wanderurlaub bin ich gut drauf, besonders Cardio fluppt nach den sechs Bergwanderungen auf Gran Canaria.
  2. ausreichend schlafen, mindestens acht Stunden pro Nacht (ja, ich weiß, Eltern lächeln jetzt müde). Das klappt natürlich nicht immer, aber unterm Strich war ich in der zweiten Jahreshälfte 2014 schon sehr gut. Ich sehe unter der Woche praktisch kaum noch fern, sondern komme nach Hause, erledige noch etwas Kram, gehe dann ins Bett und lese. Zeitliche Orientierung ist der Buddenbohmsche Gute-Nacht-Tweet, hier beispielhaft. Diese Abendgestaltung ist, weil so unglaublich unspektakulär, reizarm und ruhig, wohltuend und erdend. Ich schlafe sofort ein und bin in der Früh tatsächlich munter.
  3. so wenig Termine wie möglich haben. 2013 war ein Jahr, aus dem ich nur mit großem Schaden herausgekommen bin. Das hatte unterschiedliche Gründe, die meisten konnte ich leider nicht beeinflussen. In 2014 hingen mir das Vorjahr und seine Ereignisse noch ziemlich lange nach. Zwar habe ich es in der zweiten Jahreshälfte geschafft, langsam wieder ins Lot zu kommen. Das geht aber noch besser. Maßnahmen: weniger Verpflichtungen und Konzentration auf die Dinge, die mir wirklich Freude bereiten.

Sonstige Vorsätze, die weniger Vorsätze sind – mehr ein „Möchte ich gerne machen“ und „Ist in Planung“:

  1. Gemeinsam mit Pia im Gärtnerinnenblog weitermachen. Ich freue mich schon aufs Frühjahr, wenn es richtig losgeht.
  2. Ein Gewächshaus bauen und auch sonst viel im Garten sein.
  3. Mindestens eine tolle Reise machen.
  4. Im Februar die Ballettaufführung meines großen Patenkindes besuchen: „Die Puppenfee“ und „Chopiniana“.
  5. Im März mein kleines Patenkind auf dieser Welt begrüßen.
  6. Meine russischen Freunde treffen.
  7. Langsam, aber stetig mein Russisch verbessern.
  8. Wieder mehr Geschichten hier im Kännchenblog.

Diese Liste wird sich sicherlich bald von selbst ergänzen.

Weihnachtspause

19. 12. 2014  •  16 Kommentare

Liebe Kaffeehausgäste,

das Kännchencafé macht Weihnachtspause. Im neuen Jahr bin ich wieder mit frischen Törtchen für Sie da.

Bis dahin wünsche ich Ihnen ein zauberhaftes Weihnachtsfest, eine entspannte und erholsame Zeit und einen schönen Übergang ins Jahr 2015.

Onlinebestellung in a Nutshell

18. 12. 2014  •  11 Kommentare

Schuhgeschäft.

„Kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Haben Sie den Schuh auch in 42?“
„Wir führen leider nur bis 7 1/2.“
„Gibt’s den Schuh nur bis 7 1/2? Ich habe eigentlich einige Schuhe Ihrer Marke in 42 und trage die sehr gerne.“
„Den gibt’s auch in 8, aber wir führen nur bis 7 1/2.“
„Könnten Sie den denn bestellen?“
„Tut mir leid, bestellen machen wir nicht.“

Tja. Dann weiß ich auch nicht.

Die Zwei

11. 12. 2014  •  5 Kommentare

Sie steigen in die U-Bahn ein und setzen sich: Er neben mich, sie ihm gegenüber. Die Bahn fährt an.

Es ist Dezember. Es ist die Bahn, die mich aus der Innenstadt nach Hause fährt. Menschen mit Tüten sitzen neben Menschen  mit Laptoptaschen, stehen im Gang, schauen stummt auf ihre Füße, schunkeln. Im Waggon ist es warm, zu warm für Menschen in Wintermänteln mit Gepäck.

Die beiden beugen sich vor. Sie streichelt seine Wange, über sein Kinn, seinen Hals hinab, hebt die Hand, fährt ihm durch die Haare, schließt die Augen, küsst ihn auf volle Lippen, die nicht zurückküssen. Seine Augen bleiben geöffnet, schauen in den Vierersitz hinter ihr.

Sie lässt von ihm ab, beugt sich zurück, tippt etwas in ihr Handy, sieht wieder auf, spitzt die Lippen, wirft ihm mit Augen und Mund einen Kuss zu. Er lächelt, sagt: „Baby.“ Sie beugt sich wieder vor, schließt die Augen, küsst ihn auf die Lippen. Diesmal erwidert er den Kuss, ohne Genuss. Sie stößt mit ihrer Zunge zu, er zögert, öffnet die Lippen, lässt sie gewähren, blickt ans Waggon-Ende, hinter dem nur noch der Fahrer sitzt. Sie öffnet die Augen. Es sind braune Augen, sehr verliebte Augen. Ihre offenen Haare rutschen über die Schulter ihrer Daunenjacke und fallen ihr ins Gesicht. Sie wirft sie nach hinten, lehnt sich mit dem Schwung ihrer Haare zurück. Die Dame hinter ihr im Sitz schaut sich um. Ihr kitzelt es im Nacken.

Die Menschen, die im Gang stehen, schauen auf die beiden hinab, verfolgen die Choreographie. Es ist unmöglich, die Präsenz der beiden, ihre jugendliches Sein zu ignorieren.

Er sitzt weiterhin mit den Ellbogen auf den Knien und schaut mal sie, mal den Vierer hinter ihr an. Sie blickt in die Runde, grinst, blickt ihn an, blickt wieder in die Runde, beugt sich erneut vor und streichelt mit der freien Hand sein Gesicht. In der anderen hält sie ihr Handy, das Geräusche von sich gibt. Nachrichten kommen, noch eine und noch eine.

Er lässt sich kraulen und sagt: „Nächste müssen wir raus.“

Sie steht auf, zieht ihre Jacke nach unten, bewegt dabei ihre Hüften vor seinem Gesicht, legt ihren Zeigefinger unter sein Kinn, ihre Nägel sind aufwändig mit Glitzer verziert, und zieht ihn daran zu sich nach oben. Sie küsste ihn auf die Lippen, dann hält die Bahn. Die Türen öffnen sich schmatzend, Menschen mit Tüten und Taschen schieben sich hinaus, nur wenige steigen ein, die Türen schließen sich wieder. Mit einem Mal ist es leer.

Die Zwei besteigen die Rolltreppe, sie eine Stufe über ihm. Sie beugt sich zu ihm hinab, küsst ihn, eine Hand in seinem Haar. Die Bahn fährt an. Die beiden entschwinden hinter mir, dann: nur noch Tunnelwand.

Das Glühwein-Paradoxon

5. 12. 2014  •  45 Kommentare

Da stehen sie nun wieder an den Buden, klebrige Tassen in der Hand, Bommelmützen auf dem Kopf und saufen Glühwein.

Eigentlich mag niemand Glühwein. Oder hat man jemals zu Hause auf dem Sofa gesessen und gesagt: „Jetzt’n Glühwein?“ Nein, hat man nicht, will man auch nicht. Glühwein ist fies, so richtig fies, Glühwein rollt die Zehennägel auf, selbst türkische Sirupklumpen sind ein feines Stück Obst gegen die abartige Süße von Glühwein.

Trotzdem trinken ihn alle, es gibt keine Ausrede, außer man muss noch Auto fahren, aber „Komm! Einer geht!“, einer muss gehen, „für den Geschmack“. Doch gerade für den Geschmack möchte man ja eben nicht. Weil aber alle eigentlich nicht wollen und Glühwein nur trinken, weil sie auf dem Weihnachtsmarkt stehen, weil das dort so muss, weil auch „Last Christmas“ und „Jingle Bells“ müssen, obwohl es allen aus den Ohren blutet – weil also alle leiden, darf sich niemand verweigern. Außer für einen Lumumba. Es ist ein sozialistisches Gewürzwein-Kollektiv, wir sind gleichgeschaltete Glühwein-Genossen, niemand darf es besser haben als der andere.

Ist die Tasse leer, geht einer vor, steht fünfzehn Minuten an, holt neue Tassen mit neuem Glühwein. Ohne die Pfandmarken einzulösen, von deren Wert man Kleinwagen kaufen kann. Glühwein dreifuffzich, drei Euro Pfand auf die Tasse, macht siebenfuffzich pro Becher. Wer am Ende die Tassen zurückbringt, ist niemals der, der auch die Pfandmarken hat, wer hatte die überhaupt jemals? Ach, der Thomas, der ist aber schon weg. Tanja und Tina stecken ihre Motivtassen sowieso in die Handtasche, wo sie als klebriger Keramik-Magnet vier verlorene Haargummis wiederfinden.

So ist der Glühwein also doch für etwas gut. Man hat am Ende eine Tasse, hässlich wie Nacht, die man nutzen kann, um Öl abzulassen und Schrauben zu verwahren. Und man hat vier neue Haargummis.



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