Tage 13 und 14 auf La Gomera: Tazo-Tage
La Palma | Heute Morgen erwachte ich schon um kurz vor Sieben. Ich sah die Morgenröte und erstmals in der Ferne La Palma.
Tazo-Tage | Gestern war Faulenzertag. Nichts getan, nichts erledigt, nichts erreicht. Nur die Hängematte beschaukelt.
Heute Palmen-Office. Zwei Aufträge aus Berlin bekommen. Große Freude! In den letzten beiden Märzwochen bin ich jeweils für ein paar Tage dort.
Fauna | Hier am Eremitenhäuschen gibt es eine mindestens zweistellige Anzahl Geckos. Außerdem leben hier Buchfinken, so eine Art Spatzen und so kleine, knubbelige Vögel, die etwas Meisenartiges haben, außerdem Tauben. Es gibt hier eine Taubenart, die „Bolles Lorbeertaube“ heißt; das wäre auch ein prima Kneipenname. Ums Eck im Baranco leben andere Tauben, ich glaube, es sind Türkentauben, die sich, wenn sie losfliegen, anhören wie ein wieherndes Pferd.
Gestern kamen zwei Katzen aus der Nachbarschaft rum. Es gibt auch eine riesige Libelle, die hubschrauberartig ihre Kreise zieht; es ist immer dieselbe, sie hat sich mir vorgestellt. Über Tag kommen immer mal Hummeln von der Größe eines Tischtennisballs. Die Hummeln halten mich für eine Blume, bouncen mich an und entschuldigen sich dann vielmals, regelmäßig; jeden Morgen beim Milchkaffee das gleiche Spiel.
Morgens ist immer Bienenparty im Natternkopf. Die Bienen haben offenbar eine Teilzeitvereinbarung. Am späten Vormittag machen sie Feierabend.
Die Ameisen hingegen haben niemals Feierabend. Sie sind sehr klein und sehr dünn und leben rund ums Haus. Damit sie nicht im Haus leben, braucht es ein konsequentes Ameisenmanagement: keine Krümel liegenlassen, regelmäßig fegen, Arbeitsplatte in der Küche sauber halten, Joghurtbecher ausspülen vorm In-den-Müll-Werfen. Dann finden die Ameisen es drinnen unattraktiv und bleiben draußen.
Jeden Abend kommen zwei bis fünf Mücken zu Besuch. Sie hocken dann außen an meinem Moskitonetz und schmachten mich an. Einmal so viel Attraktivität beim Dating ausstrahlen wie abends auf meinem Gomerabett!
Geoblocking | Was mir wirklich auf den Zeiger geht, ist das Geoblocking in den Mediatheken. Ich kann gefühlt fünf Sechstel des Angebots der ARD- und ZDF-Mediathek nicht ansehen, und auch bei Arte sind die Videos, die ich sehen möchte, geoblockiert. Sogar die heute-Nachrichten sind im Livestream geblockiert.
Nutzungsrechte hin oder her – ich frage mich, ob das zeitgemäß für das Jahr 2020 ist, zumal ich mich in einem anderen europäischen Land befinde und nicht in Südpanama oder kurz vor Wolgograd. Meinetwegen registriere ich mich auch unter Angabe meiner Gebührenzahlernummer.
Um die Handball-EM zu sehen, schaute ich also ehf-TV, den Stream der European Handball Federation. Das ist dasselbe Bild, das ARD und ZDF bekommen und zum Publikum durchreichen; ARD und ZDF selbst darf ich aber nicht sehen. Das soll jemand verstehen.
Es kamen übrigens jedesmal zarte Star-Wars-Gefühle auf, wenn der englische Kommentator Jannik Kohlbacher nannte („Kewbacca! Kewbacca! Awesome shot from Kewbacca!““).
Gelesen | Herne plant auf dem Zechengelände „General Blumenthal“ eine Technologiewelt für Firmen und Forschungsinstitute. Aus dem Ruhrgebiet wird noch was, Leute, wartet’s nur ab. Dann wollt Ihr alle herkommen, ich bin schon da und empfange Euch mit meiner Waffelería.
Gehört | Schauspielerin Muriel Baumeister zu Gast bei Bärbel Schäfer, im Gespräch über ihre Alkoholsucht.
Gelesen | Die Leute bekommen weniger Kinder, vor allem in wirtschaftlich starken Ländern. Dabei wünschen sich viele Menschen Kinder: Befragte aus 28 hochentwickelten Ländern möchten durchschnittlich gerne 2,3 Kinder – bekommen jedoch nicht einmal zwei. Anna Louie Sussman von der New York Times geht den Gründen nach. Ein ausgewogener Artikel, der mal nicht die Schuld im Individualismus und Egoismus von Frauen sucht, sondern vielfache Einflüsse abwägt.
Gehört | Zeit Verbrechen: In der Lebensversickerungsanstalt – mit Einsichten, welche Funktion der Maßregelvollzug und die forensische Psychiatrie haben, wie man hinein und (nicht) wieder hinaus kommt.
Gelesen | Sohn Buddenbohm und das Konzept der Regionalzeitung. Aus derselben Feder: Wandel im Vokabular des Französisch-Schulbuchs