La Palma | Heute Morgen erwachte ich schon um kurz vor Sieben. Ich sah die Morgenröte und erstmals in der Ferne La Palma.
Tazo-Tage | Gestern war Faulenzertag. Nichts getan, nichts erledigt, nichts erreicht. Nur die Hängematte beschaukelt.
Heute Palmen-Office. Zwei Aufträge aus Berlin bekommen. Große Freude! In den letzten beiden Märzwochen bin ich jeweils für ein paar Tage dort.
Fauna | Hier am Eremitenhäuschen gibt es eine mindestens zweistellige Anzahl Geckos. Außerdem leben hier Buchfinken, so eine Art Spatzen und so kleine, knubbelige Vögel, die etwas Meisenartiges haben, außerdem Tauben. Es gibt hier eine Taubenart, die „Bolles Lorbeertaube“ heißt; das wäre auch ein prima Kneipenname. Ums Eck im Baranco leben andere Tauben, ich glaube, es sind Türkentauben, die sich, wenn sie losfliegen, anhören wie ein wieherndes Pferd.
Gestern kamen zwei Katzen aus der Nachbarschaft rum. Es gibt auch eine riesige Libelle, die hubschrauberartig ihre Kreise zieht; es ist immer dieselbe, sie hat sich mir vorgestellt. Über Tag kommen immer mal Hummeln von der Größe eines Tischtennisballs. Die Hummeln halten mich für eine Blume, bouncen mich an und entschuldigen sich dann vielmals, regelmäßig; jeden Morgen beim Milchkaffee das gleiche Spiel.
Morgens ist immer Bienenparty im Natternkopf. Die Bienen haben offenbar eine Teilzeitvereinbarung. Am späten Vormittag machen sie Feierabend.
Die Ameisen hingegen haben niemals Feierabend. Sie sind sehr klein und sehr dünn und leben rund ums Haus. Damit sie nicht im Haus leben, braucht es ein konsequentes Ameisenmanagement: keine Krümel liegenlassen, regelmäßig fegen, Arbeitsplatte in der Küche sauber halten, Joghurtbecher ausspülen vorm In-den-Müll-Werfen. Dann finden die Ameisen es drinnen unattraktiv und bleiben draußen.
Jeden Abend kommen zwei bis fünf Mücken zu Besuch. Sie hocken dann außen an meinem Moskitonetz und schmachten mich an. Einmal so viel Attraktivität beim Dating ausstrahlen wie abends auf meinem Gomerabett!
Geoblocking | Was mir wirklich auf den Zeiger geht, ist das Geoblocking in den Mediatheken. Ich kann gefühlt fünf Sechstel des Angebots der ARD- und ZDF-Mediathek nicht ansehen, und auch bei Arte sind die Videos, die ich sehen möchte, geoblockiert. Sogar die heute-Nachrichten sind im Livestream geblockiert.
Nutzungsrechte hin oder her – ich frage mich, ob das zeitgemäß für das Jahr 2020 ist, zumal ich mich in einem anderen europäischen Land befinde und nicht in Südpanama oder kurz vor Wolgograd. Meinetwegen registriere ich mich auch unter Angabe meiner Gebührenzahlernummer.
Um die Handball-EM zu sehen, schaute ich also ehf-TV, den Stream der European Handball Federation. Das ist dasselbe Bild, das ARD und ZDF bekommen und zum Publikum durchreichen; ARD und ZDF selbst darf ich aber nicht sehen. Das soll jemand verstehen.
Es kamen übrigens jedesmal zarte Star-Wars-Gefühle auf, wenn der englische Kommentator Jannik Kohlbacher nannte („Kewbacca! Kewbacca! Awesome shot from Kewbacca!““).
Gelesen | Herne plant auf dem Zechengelände „General Blumenthal“ eine Technologiewelt für Firmen und Forschungsinstitute. Aus dem Ruhrgebiet wird noch was, Leute, wartet’s nur ab. Dann wollt Ihr alle herkommen, ich bin schon da und empfange Euch mit meiner Waffelería.
Gehört | Schauspielerin Muriel Baumeister zu Gast bei Bärbel Schäfer, im Gespräch über ihre Alkoholsucht.
Gelesen | Die Leute bekommen weniger Kinder, vor allem in wirtschaftlich starken Ländern. Dabei wünschen sich viele Menschen Kinder: Befragte aus 28 hochentwickelten Ländern möchten durchschnittlich gerne 2,3 Kinder – bekommen jedoch nicht einmal zwei. Anna Louie Sussman von der New York Times geht den Gründen nach. Ein ausgewogener Artikel, der mal nicht die Schuld im Individualismus und Egoismus von Frauen sucht, sondern vielfache Einflüsse abwägt.
Gehört | Zeit Verbrechen: In der Lebensversickerungsanstalt – mit Einsichten, welche Funktion der Maßregelvollzug und die forensische Psychiatrie haben, wie man hinein und (nicht) wieder hinaus kommt.
Gelesen | Sohn Buddenbohm und das Konzept der Regionalzeitung. Aus derselben Feder: Wandel im Vokabular des Französisch-Schulbuchs
Kommentare
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Liebe Nessy,
La Palma zu sehen ist nicht so gut, denn in den meisten Fällen regnet es dann 2 Tage später
Hasta luego
Iris
Es wurde mir schon prophezeit: „Heavy rain on Tuesday.“ Ich werde morgen vorsorglich nochmal wandern und einkaufen.
Hier, Südosten der deutschen Hauptstadt, gab es heute (in der Mittagszeit) +9°. Amseln flöten Frühlingslieder, Elstern und Eichelhäher kloppen sich um wiedergefundene Nüsse und die Feuerwanzen an der warmen Hauswand … äh … feuerwanzen?!
Ich bin, wenn ich Ihr `draussen-sein-und-rumhängen` sehe doch sehr neidisch.
Wenn Ihre beruflichen Verpflichtungen in Berlin Zeit lassen, ich locke mit einer `Grünen Hölle`, melden Sie sich einfach!
Frau Irgendwas ist immer
Ich bekam heute ein Foto von austreibenden Schneeglöckchen aus meinem Garten. Was Berlin angeht: Ich melde mich.
Liebe Nessy,
danke für deine wunderbaren Reiseberichte und überhaupt deinen Blog.
Ich schätze deine klugen Gedankengänge, deinen Humor und dein In-dir-selbst-wurzeln. Ich würde dich zu gerne mal beruflich in action erleben (was aus verschiedenen Gründen leider vermutlich nicht passieren wird) . Vielleicht üerrede ich mich mal zu einem Barcamp, deine Berichte darüber sind auch sehr lockend.
Hab noch wunderbare Tage auf der Insel!
Martje
Na klar! Komm vorbei!
Hallo Vanessa!
Als langjähriger Gomera-Fan lese ich Ihren Blog, auf den ich zufällig gestoßen bin, mit viel Freude und Vergnügen.
Tazo ist ja ein ganz schönes Nest, um dort zu landen! Aber wunderschön lauschig und abgelegen.
Es gibt übrigens eine lohnende Wanderung von dort nach Arguamul! Das ist noch nestiger, wenn man sich das überhaupt vorstellen kann, aber da findet man La Gomera so wie es am aller- ursprünglichsten ist. (Also Picknick nicht vergessen!) Der Weg dorthin ist spektakulär und man sollte sich nicht entgehen lassen, den berühmten „Buda der Arguamul“ (einfach bei Google Maps eingeben) zu besichtigen. Das ist eine riesige Buddha Statue aus Marmor, die jemand sich nach Arguamul liefern lassen wollte. Auf dem Weg fiel sie in einer Kurve vom überforderten Laster, wo sie seitdem majestätisch thront, weil es unmöglich war, das Ding wieder hoch zu wuchten.
Von Arguamul aus gibt es dann auch eine tolle, ursprüngliche Wanderung hoch zur Erimita Santa Clara.
So gesehen, ist Tazo für Wanderer, die auch mal das Auto stehen lassen wollen, gar nicht sooo schlecht. Und selbst bei Regen, der ja angeblich droht, ist der Hang mit den Barranco darunter meist eine letzte Bastion an Sonnenschein.
Freundliche Grüße, Elisa Ellen
Skurrile Geschichte. Nach Arguamul gehe ich in dieser Woche mal von meinem Häuschen aus. Das ist etwas für Tage, an denen ich nicht wegfahren möchte.