Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Dieses Blog ist ja ein Serviceblog.

Nach meinen gestrigen Erfahrungen mit Honig-Senf-Dressing, zu mir genommen um 15 Uhr, und dem – nicht wirklich anschließenden – Training um 19 Uhr möchte ich Ihnen ein paar Tipps zum Essen vor dem Sport nicht vorenthalten.

Honig-Senf-Dressing: Wie gesagt. Man denkt, Salat ginge immer. Aber probieren Sie mal Honig-Senf-Dressing vor dem Training. Ein Geschmack, der niemals vergeht.

Cornflakes mit Milch: Die Massenträgheit von Flüssigkeiten ist auch im Körper nicht zu unterschätzen. Besonders bei Übungen wie: SitUps an der Grundlinie – Spurt zur Mittellinie – Liegestütz – Spurt zurück zur Grundlinie – Strecksprünge – und so fort. Spätestens nach den Strecksprüngen verbleiben die Cornflakes im oberen Drittel Ihres Halses und stecken dort für Stunden fest.

Zwiebeln und Knoblauch: Nicht wegen des Geruchs. Sondern, weil Sie beim Training einen Brand bekommen, dass Sie für fünf trächtige Kühe saufen möchten. Schon nach der ersten Laufeinheit halluzinieren Sie, ein Tankwagen mit Isostar führe neben Ihnen her.

Banane: Von wegen, Banane vor dem Sport sei super. Mussten Sie schon einmal eine Trainingseinheit lang Banane aufstoßen? So einen Mundgeruch hat nicht mal ein ausgewachsener Ameisenbär.

Weintrauben und WasserDer Garant für Magenkrämpfe und böse Unglücke. Sollten Sie sich beim Joggen im Wald befinden, ist es nicht so tragisch. Es gibt ja Bäume und Sträucher in der Nähe. Heißer Tipp: Nehmen Sie stets einen Zweig zur Hand – für den Fall, dass Sie ein freilaufender Hund in ungebührlicher Haltung hinter einem Busch antrifft. Werfen Sie das Stöckchen dann fort zum Apportieren und beeilen Sie sich.

Fester Kuchen: Geht hingegen immer. Unzählbar die Tore, die ich dem Nusskuchen von Opa Konni zu verdanken habe.

Falls Sie die Liste mit Ihren persönlichen Erlebnissen ergänzen möchten: Fühlen Sie sich frei.

Klaviermusik in der Einkaufsstraße.

Zwischen Parfümerie und Papeterie sitzt ein junger Bursche an seinem Instrument. Er trägt Sweatshirt und Jeans. Seine Chucks drücken wippend die Pedalen nieder. Er ist vielleicht 18 oder 19 Jahre alt und spielt Chartmusiken.

Ich bleibe stehen. Er spielt gut. Schnell bildet sich eine Traube kichernder Mädchen in seinem Rücken. Geschminkte Frauen mit Lederhandtaschen bleiben stehen, ebenso Familien mit Kindern. Ein Bettler auf Krücken kommt herangehumpelt. Er hat nur ein Bein. Sein Stumpf steckt in einer ausgeleierten Jogginghose, die ihm fleckig um den Körper hängt.

Der Bursche spielt jetzt „Numb“ von Linkin Park. Die jungen Mädchen necken sich, schubsen sich zu der roten Mütze mit den Geldstücken, werfen Münzen hinein, lächeln schüchtern dem Musikanten zu und hüpfen übermütig wieder zurück zu ihrer Gruppe. Die Damen mit den Lederhandtaschen unterhalten sich leise miteinander, blicken zum Klavier und nicken anerkennend, als seien sie in der Oper.

So stehen wir eine Weile da. Coldplay, Nirvana und nochmal Linkin Park, diesmal Crawling.

Nach 20 Minuten verbeugt sich der junge Musiker und klappt den Deckel auf die Tastatur. Die Mädchen stehen ein bisschen unschlüssig herum, dann gehen sie untergehakt davon. Die Handtaschendamen zerstreuen sich.

Als der Klavierspieler gerade seine Mütze einstecken möchte, humpelt von hinten der Bettler heran, stoppt, klemmt seine Krücke unter, fischt zehn Cent aus seiner schlabbrigen Hose und legt sie in die Mütze. „Mach deinen Weg. Ich hab’s nicht geschafft“, sagt er und berührt den Burschen flüchtig mit der freien Hand an der Schulter.

Dann nimmt er seine Krücken, dreht sich um und hinkt fort.

Liebes Tagebuch,

falls du dich fragst, warum ich nur Dinge esse, die nicht höher als ein halber Zentimeter sind: Ich habe mir gestern den Kiefer ausgerenkt.

Nein, mich hat kein Handball getroffen. Ich habe auch keine Oma vor einem bösen Räuber gerettet und dabei einen Kinnhaken eingesteckt. Ich habe nur ein Storck Riesen gegessen, das mir ein Kollege ohne Warnung vor seiner Gefährlichkeit angeboten hat.

Ich nehme mein Schicksal als Hinweis, zwischen den Mahlzeiten nicht mehr zu naschen. Obwohl das Lutschen von Schokostücken gerade am besten geht.

P.S.: Ich schaue mal, ob ich noch ein paar Bananen da habe.

Dieser Tage wurde viel über Frauen in Führungspositionen diskutiert. Und über die Frauenquote.

Ich habe zur Quote keine Haltung. Ich kann nur erzählen, warum Sie mich niemals in einer Chefetage finden werden, egal ob mit oder ohne gender mainstreaming. Nicht, weil mir die Tätigkeit an sich keinen Spaß machen würde. Oder weil ich Verantwortung scheue. Ich glaube, beides – Aufgabe und Verantwortung – könnten mir Freude bereiten. Warum ich es nicht will, hat drei andere Gründe:

Erstens. Ich möchte nicht jahrelang 70 Stunden in der Woche arbeiten. Das hat nichts mit Kinder und Familie und Vereinbarkeit zu tun. Sondern das hat etwas damit zu tun, dass ich nicht auf dieser Welt bin, um mein Leben vollends einem Konzern zu widmen.

Um eins an dieser Stelle noch kurz klarzustellen, denn auf diesen Gedanken könnten Sie jetzt kommen: Ich bin weder faul noch unloyal. Ich arbeite gerne. Meine Arbeit macht mir viel Spaß. Ich arbeite oft mehr, als mein Arbeitsvertrag vorsieht. Weil es spannend ist. Weil ich für ein Projekt brenne. Weil ich es für meine Leute tue. Zugegeben – manchmal auch, weil es mein Pflichtgefühl erfordert. Ich finde, alles vier sind ehrenwerte Motive.

Ich weiß auch: Wer gewinnen will, muss Leistung bringen; ohne Training keine Tore, ohne Tore kein Sieg – so ist das beim Handball und woanders auch. Aber bei allem Brennen für ein Projekt: Ich bin nicht mein Job, und mein Job ist nicht ich. Es gibt eine Frau Nessy außerhalb des Jobs. In meiner Familie. Bei Freunden. In der Zeit mit mir selbst. Diese Momente sind mir kostbar. So kostbar, dass ich sie keiner Firma dauerhaft unterordnen möchte – schon gar nicht als Lebensprinzip. Denn ich glaube nicht, dass ich mit 80, wenn ich in meinem Schaukelstuhl sitze und reminiszierend vor mich hin wippe, denke: „Hättest du mal mehr Tage im Büro verbracht!“

Überhaupt: die Anwesenheitskultur in diesem Deutschland, in dem Home Office ein Synonym für „Urlaub“ ist. Wo Fleiß bedeutet, in der Firma zu sein, und wo Leistung heißt, so lange für seine Aufgaben zu brauchen, bis es draußen dunkel ist. Wo es sinnvoller ist, vor sich hin zu wurschteln und öfter mit den richtigen Leute an der Kaffeemaschine zu stehen, als sich zu organisieren und sein Ding effektiv durchzuziehen. In dieser Welt bin ich nicht zu Hause.

Zweiter Grund – und das muss ich an dieser Stelle so deutlich sagen: Die zahlreichen Streber, Blender und Arschkriecher, die ich in meinem Berufs-und sonstigen Leben schon getroffen habe, kotzen mich an. In der Mitte auf dem Weg nach oben gibt es so viel Täuschung, Korruptheit und Unaufrichtigkeit, dass mir übel wird. Ich bin ein sozialer Mensch. Ich arbeite gerne im Team. Ich bin kein verkappter Einzelkämpfer, der im entscheidenden Moment die anderen beiseite boxt, um als Einziger ehrlos zu profitieren. Legen Sie es mir als mangelnden Kampfgeist oder fehlende Eier aus – egal: Ich möchte darüber definiert werden, wer ich bin und was ich kann, nicht über das, was ich darstelle.

Ich spiele außerdem – dritter Punkt – nicht bei diesem ganzen Networking-Quatsch mit. Damit meine ich nicht nur Xing oder Facebook oder whatever, sondern auch die Offline-Variante: zielgerichtete Zweckfreundschaften und verlogen-kumpelhaftes Auf-die-Schulter-Klopfen, nur um irgendwann von diesen Verbindungen zu profitieren. Männer pflegen dazu pseudomaskulines Ritualgetue, das man als Frau gar nicht erst versuchen sollte mitzumachen. Als Alternative bleibt nur die angestrengte Gegenbewegung des leicht beleidigten Frauennetzwerkens in Gesprächskreisen und Podiumsdiskussionen. Muss ich beides nicht haben.

Ich möchte arbeiten, ausreichend Geld verdienen und Spaß dabei haben. Gerne auch in einer Führungsposition. Aber ich sehe nicht, dass das in diesem Land funktioniert, ohne dass ich mich aufgebe.

Ich mag Zahnärzte, die mit mir scherzen.

Etwa beim Bohren. „Huch, was ist das denn? … Oh … oje … Haha, Spaß! Atmen Sie weiter, Frau Nessy.“ Oder beim Weisheitszahnziehen: „Verdammt, so ein Mist … abgebrochen … Quatsch, nee, ist fertig. Spülen Sie aus.“ Humor in misslichen Momenten – finde ich super.

Meine neue Zahnärztin ist auf Angstpatienten spezialisiert. Ich bin zwar keiner, aber kann ja nicht schaden, dachte ich mir. Doch irgendwie fehlt dabei der Spaß. Dieses Einfühlsame – ich weiß nicht. Sie ist so wahnsinnig ernsthaft bei der Berufsausübung. Dabei gibt es beim Zahnarzt viel Interessantes zu sehen.

Nessy: Was verstecken Sie denn da neben dem Stuhl?
Supersensible Zahnärztin: Das ist die Spritze.
Nessy: *brummt freudig (Entdeckermodus)
Supersensible Zahnärztin: Ich halte sie immer außerhalb des Sichtfelds. Sie könnte sonst bedrohlich wirken.

Wir müssen wohl erst noch zueinander finden. Allerdings wird das etwas dauern. Wegen zu schöner Zähne.

Kaffeeklatsch bei Muttern.

Sie hat ihre Schulfreundinnen eingeladen. Und mich. Die Damen sind allesamt zwischen 60 und 65, leicht füllig und rundherum hausfräulich – abgesehen vielleicht von Ulrike, die schon immer ein Sponti war und auch heute noch regelmäßig auf Demos geht.

Die vier Schachteln sitzen um die Kaffeetafel, auf dem Tisch einen Bienenstich und das gute Porzellan von Rosenthal. Das Gespräch wandert von Rezepten über Frisuren zu den Enkelkinder und kommt irgendwann darauf, was die Damen noch erleben wollen, bevor sie in die Kiste springen.

Gisela: Ich habe schon einen meiner Pläne in die Tat umgesetzt.
Erika,  Silvia, Ulrike: Sag!
Gisela: Ich habe vor ein paar Wochen meinen ersten Joint geraucht. Als ich mit dem Frauenchor in Amsterdam war.
Erika: Nein!
Silvia: Nein!
Ulrike: Wie, jetzt erst?
Gisela: Was soll das heißen?
Ulrike: Haben wir das damals nicht alle gemacht?
Erika: Nein!
Silvia: Nein!
Gisela: Hab ich verpasst. Ich war doch damals mit Günther zusammen.
Erika: Dem Rechtsanwalt?
Gisela: Der sich ’72 erhängt hat. (Zu Ulrike:) Und? Wie war das bei dir? Fandest du es auch gut?
Ulrike: Na komm, mal ehrlich. Hasch ist super. War es schon immer! Dabei gute Musik … (seufzt tief) … Da fühlt man sich auch mal ganz intensiv … Aber (sie wird plötzlich ernst) … vor fünf oder sechs Monaten haben Norbert und ich uns Kekse gebacken – mit so ein bisschen … ihr wisst schon … (Ich stelle mir vor, wie Ulrike, graumeliert und in Kittelschürze, in der Landhausküche ihres Reihenhauses steht, ihren Krups 8000 in eine Rührschüssel hält, während ihr vollbärtiger Postbote Norbert nach und nach Shit in den Teig bröselt.) … Nach dem ersten Keks habe ich nichts gemerkt. Also haben wir  alle aufgegessen … hör mal! Ich dachte, ich müsste sterben!
Gisela: Ich fand es toll.
Ulrike:  Aber ich sag dir: Niemals backen.
Gisela: Soll ich dich nochmal mitnehmen nach Amsterdam?
Ulrike: Im März, bei der Frühjahrsfahrt?
Gisela: Ich nehme dich mit, wenn du mich mal auf eine Demo mitnimmst.
Ulrike:  Abgemacht.
Erika: Noch jemand Bienenstich?
Gisela: Ja, bitte.
Silvia: Für mich auch noch.
Ulrike: Für mich nur einen Kaffee.

Ich schwöre: Es hat sich original so zugetragen. Aber das glaubt mir eh keiner.

Vermissen ist scheiße. Sehnsucht ist scheiße.
Und alle, die sagen, „Nee, falsch, Vermissen ist toll! Vermissen zeigt, dass du Gefühle hast! Vermissen zeigt, dass du geliebt hast! Wie viele Menschen können schon von sich behaupten, jemals richtig geliebt zu haben!“, sind schwätzende Gefühlshonks.

Vermissen ist scheiße. Es wird auch nicht weniger, je mehr Zeit vergeht. Die Sehnsucht wird weniger, aber das Vermissen nicht.

Vermissen, Sehnsucht – „Hä, was’n da der Unterschied?“
Also. Ich sag mal, wie das bei mir ist.

Sehnsucht – das ist in meinem Leben die Sucht, sich zu sehn. So ganz wörtlich. Nicht nur, sich zu treffen und dann zu sehen – sondern auch, sich so zu sehen, wie man gemeinsam sein will. Oder wie man war, als man zuletzt glücklich war.

Geht es auseinander, ist Sehnsucht nur noch die Sucht nach dem, „was war“. Der Wunsch nach dem, was nicht mehr da ist. Von dem der Kopf sogar weiß, dass es nicht mehr da ist, das das Herz aber trotzdem wiederhaben und in eine rosige Zukunft verfrachten möchte.

Dieser Wunsch verwächst sich nach ein paar Wochen. Oder Monaten. Oder whatever. Das sind die Wunden, die die Zeit heilt. Das ist die Sehnsucht.

Beim Vermissen geht es nicht um Zeit. Es geht nicht um die Vergangenheit, die wir einmal hatten, nicht um die Zukunft, die es hätte geben können. Es geht nur um das Heute. Es geht um die Momente, in denen ich dastehe und leise denke: „Das würde ich jetzt gerne mit dir teilen.“

Die Sehnsucht – sie geht weg. Aber diese Momente bleiben.

„2 Kilo in 5 Tagen“ ruft es aus der BILD der FRAU.

Das kann ich besser, dachte ich mir. Und entschied mich kurzerhand für eine „5 Kilo in 2 Tagen“-Diät.

Magen-Darm-Leckereien

Wie das geht? Geben Sie einfach alles von sich, was in Ihnen ist. Gehen Sie dabei keine Kompromisse ein. Nutzen Sie alle Ihnen zur Verfügung stehenden Körperöffnungen und ziehen Sie die Sache gnadenlos durch.

Falls Ihnen zwischendurch Gedanken kommen wie „Wer hat das alles in mich hineingetan?“ – das waren Sie selbst. Ich weiß, diese Erkenntnis ist bitter, aber da sehen Sie einmal, wie viel Sie bislang gefuttert haben. Falls Sie sich außerdem fragen: „Bin ich von innen größer als von außen?“ Ja, sind Sie. Allein Ihr Darm ist sechs Meter lang, also mehr als dreimal so lang wie Sie, also passt auch mehr als dreimal so viel in Sie hinein, wie Sie zunächst vermuten würden.

Den Nachteil der „5 Kilo in 2 Tagen“-Diät möchte ich Ihnen allerdings nicht verschweigen: Ihnen wird dabei ein klein wenig übel sein. Nutzen Sie diese Nebenwirkung und machen Sie sie zu Ihrem Vorteil! Wenn Sie grad nicht im Bad sind, schauen Sie fern und ergötzen Sie sich dabei an den Werbeblöcken. Als jemand, der gerade nicht diätet, ahnen Sie gar nicht, wie viel dort gekocht, gebraten und gedünstet wird. Tauchen Sie in diese Wunderwelt der Nahrung ein, auch wenn Ihnen davon noch übler wird: Intensives Reklamegucken unterstützt Ihre Diät nachhaltig.

Hat alles, von dem Sie ahnten, und zusätzlich alles, von dem Sie nicht ahnten, Ihren Körper verlassen, beginnen Sie mit der Aufbauphase. Besuchen Sie dazu einen Supermarkt und kaufen Sie sich Banane, Salzstangen und Cola. Aber Vorsicht: Ein Supermarkt ist wie ein Werbeblock, nur intensiver. Überall werden Sie Futter erblicken, farblose Wurst, nackte Hähnchen, schleimiger Pudding. Es kann passieren, dass Ihnen kurzerhand wieder übel wird. Da müssen Sie durch! Noch gibt es keine Geschäfte, die nur Bananen, Salzstangen und Desinfektionsmittel verkaufen. Nehmen Sie diese Herausforderung an!

Wenn Sie wieder zu Hause sind, machen Sie es sich schön und zermatschen Sie sich liebevoll eine Banane. Sie sind es sich wert.

Früher
Wilde, atemlose Gelage in Kellern und Garagen. Bierbänke und Bowle-Töpfe. Ghettoblaster, Klammerblues und Barfußschwoof. Whiskey-Cola aus der Flasche. Zu essen: Chips in Tüten. Gefummel, Geknutsche. Mit Zungen innerhalb, außerhalb und zwischen Mündern. Und der Gedanke an Sex, allgegenwärtig. Hormone, die man mit den Händen fangen kann. Noch vor Mitternacht: die Bullen. Kotze und Kippen im Vorgarten. Man plant: die Weltrevolution. Außerdem: Drama, mindestens eins, mit Tränen groß wie Kinderhände und vollkommenem Verlust des Lebenssinns. Am nächsten Tag: nachkriegsähnlicher Zustand. Verluste beim Mobiliär. In uneinsehbaren Ecken: Menschen mit Bewussteinsstörung. Aufräumen mit Gartenschlauch und Dampfreiniger.

Zwischendurch
Die Räume nun: gemietet. Zapfanlage, Papiertischdecken und Alu-Aschenbecher. Mitbring-Buffet und Warmhalteplatten – man kann von richtigem Essen sprechen. Für die Raucher draußen: ein Faltpavillon. Die Eltern: nicht mehr peinlich und deshalb eingeladen. Saufen ist ja auch nicht mehr verboten. Es gibt sogar Menschen, die Wasser trinken. Ansonsten: Pärchen, nichts als Pärchen. Und ein paar übrig Gebliebene. Musikanlage mit Lichteffekten. Menschen in unserem Alter, die Foxtrott tanzen. Am nächsten Tag: besenrein bis 12 Uhr. Man schafft es pünktlich.

Heute
Brunch. Tomaten-Mozzarella-Platte und Wurst mit Gesicht. Auch die Großeltern sind da. Schauplatz: Reihenhaus. Die Männer: direkt nach dem Brötchen raus auf die Terrasse, Bauschäden begutachten, Bier trinken, im Matsch stehen. Denn: Die Bepflanzung wird erst im Frühjahr gemacht. Die Frauen: im Haus. Unterhaltungen über Kinder und Handwerker. Nach Stunden: die Männer betrunken, die Frauen müde, die Kinder völlig durch. Trotzdem: Der Letzte geht erst um 20 Uhr. Die Gastgeber: am Ende ihrer Kräfte. Aber sie haben zwischendurch schonmal die Spülmaschine laufen lassen. Zum Glück.

Später
Vermutlich wie zwischendurch. Oder doch nicht?

Neue Entwicklungen im Milchbrötchenproblem.

Nachdem mein Eckbäcker in 2010 nur alle zwei Tage Milchbrötchen (Micken) verkaufte, brach er über die Weihnachtsfeiertage mit seinem Backrhythmus. Zwischen dem 20. Dezember und dem 5. Januar befanden sich nur sehr unregelmäßig Micken in der Auslage; zwischen dem 27. Dezember und dem 2. Januar sogar überhaupt keine.

Das hatte zur Folge, dass ich, die ich ohnehin eine unsichere Bindung zu meinem Mickenbäcker habe, ein nachhaltiges Mickenabstinenztrauma (MAT) entwickelte. Klassische Symptome eines MAT sind die vermehrte Aufnahme postweihnachtlichen Kleingebäcks, orale Aggression gegen Knusperhäuschen und stereotypes Auf-und-Ablaufen vor dem Bäckereischaufenster.

In den vergangenen Tagen kehrte kurzzeitig Verlässlichkeit zurück. Gestern allerdings die erneute Enttäuschung: Keine Micken trotz Mickentag. Ich tröstete mich mit einer Marmeladenstulle und hoffte auf heute:

Nessy: Keine Micken heute?
Mickenfachfrau: Erst morgen wieder.
Nessy: Gibt es nicht mehr alle zwei Tage Micken?
Mickenfrau: Doch, doch, aber gestern waren sie so schnell weg.
Nessy: [schweigt betroffen]
Mickenfrau: Soll ich Ihnen morgen welche zurücklegen?
Nessy: Jaaaaaaaaa, bitte.

Kurzzeitig ist also eine Lösung gefunden.



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