Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

In den vergangenen eineinhalb Monaten gelesen:

Bücher im Juni und Juli

Markus Beckedahl, Falk Lüke. Die digitale Gesellschaft.
Untertitel: „Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage.“ Beckedahl/Lüke reißen alles mal kurz an: Freiheit, Terrorismus und Internet; Schule, Wissen und Internet; Geld, Wirtschaft und Internet; Netzpolitik, Urheberrechte und Internet. Das Buch ist eine gute Zusammenfassung, bleibt aber rein deskriptiv und steigt nirgendwo tief ein. Es ist nützlich, um den Eltern mal zu zeigen, warum so vieles Mist ist, was übers Internet gesagt und geschrieben wird. Wer das bereits weiß, findet nicht viel Neues.

Paul Beldt. Wollmann widersetzt sich.
Bernd Wollmann ist Hausmann, Blumenliebhaber, verheiratet mit Jutta und zeltet seit Neuestem im Garten des gemeinsamen Hauses. Wie es dazu kommt, erzählt Paul Beldt in einer kleinen Geschichte – launig und kurzweilig. Die Story selbst ist nicht tiefschürfend und manchmal etwas übertrieben, prima ist aber, dass der Autor Bernds Charakterstudie bis zum Ende durchhält. Ich hab’s gern gelesen – eine gute Zug- und Liegestuhllektüre.

Rebecca Hunt. Mr. Chartwell.
1964. Die Bibliothekarin Esther Hammerhans möchte ein Zimmer untervermieten. Einziger Bewerber ist ein großer, schwarzer Hund, der sich als „Mr. Chartwell“ vorstellt und vorgibt, aus beruflichen Gründen in der Stadt zu sein. Esther findet ihn äußerst unangenehm, nimmt ihn aber trotzdem bei sich auf. „Der schwarze Hund“ – so hat Winston Churchill seine Depression genannt. Ihn nennt Mr. Chartwell auch als seinen Auftraggeber. Der Ausgangspunkt des Buches ist gewitzt; die Geschichte selbst nicht immer. Beim Lesen dachte ich mehrmals: „Da muss doch jetzt noch ein Höhepunkt, eine Pointe kommen!“ Kommt aber nicht. Trotzdem kann man das Buch gut lesen.

Margaret Mazzantini. Non ti muovere. (Geh nicht fort).
Timoteos Tochter Angela hat einen Unfall und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Während sie in Lebensgefahr schwebt und operiert wird, legt Timoteo Rechenschaft über sein Leben ab und erzählt die Ereignisse rund um Angelas Geburt, als er eine Geliebte hatte, sie schwängerte, seine schwangere Frau verließ und … nein, ich verrate nichts weiter. Die Geschichte klingt nach Klischee, ist jedoch vorsichtig, hintersinnig und und mit feinem Gespür für Timoteos Charakter erzählt. Ich wusste während des Lesens nicht, ob ich ihn verachten oder verstehen soll. Ein überaus gutes Buch.

Klaus Hoffmann. Philipp und die Frauen.
Ich gebe zu: Ich neige momentan dazu, Bücher über Männer in mittleren Jahren zu lesen. Die Story diesmal: Ein Schauspieler fährt auf eine Nordseeinsel, wohnt in einem Haus mit drei Frauen und rekapituliert sein Liebesleben. Diesmal ist die Geschichte jedoch fahrig erzählt, nichts findet zueinander, und auch der Stil ist wenig erhebend.

Moritz Rinke. Der Mann, der durchs Jahrhundert fiel.
In Worpswede droht sein Elternhaus im Moor zu versinken. Paul Wendland-Kück macht sich deshalb auf, um sein Erbe zu retten, und kehrt zurück an den Ort seiner Kindheit, der Künstlerkolonie mitten im Teufelsmoor.  Die Figuren sind herrlich verschroben, die Geschichte einfallsreich und die Atmosphäre dicht. So wird Pauls Onkel, der das Haus seit dem Fortzug der Familie allein bewohnt, allgemein „Nullkück“ genannt, weil er angeblich kein richtiger Kück ist. Von seinem Trecker aus hat der wortkarge Nullkück den Frauen in seiner Jugend Liebesbriefe zugeworfen; heute bewahrt er die übergroßen Bronzemenschen im Garten des Künsteranwesens vor dem Absinken. Das Buch hat ein paar Längen, alles in allem aber trägt die Geschichte und nimmt zum Ende hin noch einmal Fahrt auf.

Maarten ‚t Hart. Das Wüten der ganzen Welt.
Als Kind beobachtet der Komponist Alexander Goudveyl den Mord am Polizisten Vroombout. Das Verbrechen lässt ihn nicht los; während seiner gesamten Jugendzeit, sogar bis ins Studium hinein, sucht er immer wieder nach dem Mörder, sammelt Indizien und landet in Sackgassen. Das Buch verknüpft geschickt die Geschichte Alexanders mit der Geschichte einer Kleinstadt, in der sich wiederum die Geschichte der Niederlande nach dem Zweiten Weltkrieg spiegelt. Ein gutes Buch, das unaufdringlich und leise erzählt.

Darf ich vorstellen: Thorsten Zwo.

Thorsten Zwo, mit Blüten

Noch etwas kümmerlich, aber woher soll’s kommen? Viel Sonne hat er schließlich noch nicht gesehen. Als Ansporn habe ich ihm heute ein Spalier gekauft, an das er sich anlehnen kann. Nach oben ist noch ungefähr ein Meter Platz. Da geht was!

Neben Thorsten wohnt eine Brombeere mit Namen Theo Albrecht, so wie ihr Ziehvater. Theo Albrecht wuchert wie blöde.

Brombeere Theo Albrecht

Seit heute gesellt sich außerdem eine Erdbeere dazu. Sie hat keinen Namen. Den habe ich noch nicht ausgependelt.

Erdbeere

Nein. Scherz. Ich pendel natürlich keine Blumennamen aus.
Ich frage die Pflanzen einfach, wie sie heißen, und sie sagen es mir.

Wir sitzen an der Bar und trinken Erdbeer-Daiquiri.

Schon steht Michael neben uns. Es ist Samstagabend. Die Freundin und ich tragen Kleid und die Haare offen, das genügt, um ins Gespräch zu kommen. Michael vertreibt Bausparverträge, allerdings nicht in einer kleinen Bausparbude, sondern in größerem Stil. Sein Büro sei im ersten Stock, dort, wo die Leute mit Verantwortung säßen. Das erzählt er uns, nachdem er seinen Namen genannt hat. Wir nicken wohlwollend. Er sei 41, sagt er. Dabei sieht er aus wie 50. Ich entgegne: 41, jetzt flunkere er aber, er sei doch niemals älter als 39. Er fragt, ob ich mit ihm rausgehen wolle, eine rauchen.

Ich sage: „Ich rauche nicht.“ Oh, sagt er, das sei ein Fehler. Er gehe mehrmals täglich mit der Geschäftsführung rauchen, deshalb sei er auch so erfolgreich und deshalb habe er das Rauchen noch nicht aufgegeben. Er fragt, was ich beruflich mache, schiebt dann aber direkt hinterher: „Warte! Lass mich raten! Lehrerin, Grundschule!“ Das sehe er auf den ersten Blick. Er habe auch nichts gegen Lehrerinnen, keine Vorurteile oder so, ganz im Gegenteil, er finde Lehrerinnen süß, also Grundschullehrerinnen, die anderen nicht so, Gymnasiallehrerinnen seien anstrengend und kompliziert, aber ich sei ja eine von den Guten, also keine Panik.

Ich habe keine Panik. Wir gehen raus, und er raucht eine. Er fragt, wie alt ich sei, unterbricht sich dann aber und sagt, das sei nicht wichtig. Wichtig sei, dass man ein gutes Gespräch führen könne, Cellulite hin oder her, die gemeinsame Wellenlänge sei entscheidend, dass ihm jemand zuhöre, dass er seine Gedanken teilen könne. So langsam wird es etwas anstrengend mit ihm. Zum Glück gesellt sich Katja zu uns. Katja ist tatsächlich Grundschullehrerin und hat gerade ihr Referendariat beendet. Ich lasse die beiden allein und gehe wieder rein.

Dort stehen Rainer und Piet und baggern an der Freundin rum. Rainer macht in Marketing, und Piet sieht aus wie Mesut Özil in zehn Jahren. Sie freuen sich, dass ich komme, denn so müssen sie sich nicht zu Zweit eine Frau teilen. Mesut erklärt uns, wie man Golf spielt und dass Golf die komplexeste Sportart überhaupt sei. Sie beanspruche alle Muskelgruppen einschließlich der der Augen, deshalb könne er einen Golfball inzwischen auf 400 Meter in der Wiese liegen sehen.

So geht es den Abend über weiter. Ziehen Sie einfach mal ein Kleid an und lassen Sie die Haare offen. Dann werden Sie es erleben.

Noch zwei Stunden bis zur Prüfung, der hoffentlich letzten Prüfung meines Lebens. Ich fahre mit dem Bus zur Uni. Etwas ungelenk lasse ich mich in einen Sitz neben eine ältere Frau plumpsen, pummelig, Outdoorjacke, graues Haar.

„Entschuldigung“, sage ich, als ich ihren Arm streife.
„Is‘ nich‘ schlimm“, sagt sie. „Is‘ schon wieder verheilt.“
Oh. Sie möchte, dass ich nachfrage. „Hatten Sie sich verletzt?“
„Ich sach‘ Ihnen! Die Treppe bin ich raufgefallen. Ausgerechnet beim Arzt.“
„Und da haben Sie sich die Hand verstaucht.“
„Prellung. Vor die Füße bin ich ihm gefallen. Aber dat Knie, dat war viel schlimmer. Und die Rippe!“
„Die auch?“
„Auch Prellung. Sechs Wochen konnt‘ ich mich nich‘ bewegen. Mein Mann musste mich sogar duschen. Ich konnt‘ ja nich stehen! Und mit dem kaputten Arm. Nä, dat ging nich‘. Und auf Toilette erst.“

Das möchte ich doch gar nicht wissen.

„Dat war aber nix gegen das eine Mal, wo ich vom Fahrrad gefallen bin.“

Das auch noch! Es sind noch sieben Haltestellen bis zur Uni. Sieben Haltestellen bis zum Showdown. Ich bin apathisch. Dieses Gefühl, nicht gut vorbereitet zu sein. Aber was hätte ich mehr tun können? Was hätte ich anders machen sollen? Wenn ich es wüsste, hätte ich es getan.

„Blut! Alles voller Blut! Dat ganze Bein lief’s runter! Bin wohl mit dem Knie auf einen Stein gefallen. Wie ein abgestochenes Schwein, sach‘ ich Ihnen.“
Ach je. „Und was haben Sie dann gemacht?“
„Ich? Nix! Ich konnt‘ ja nich‘! Mein Mann hat’n Krankenwagen gerufen. Und als der da war – bumms! Drückt der Sanitäter mir eine Mullbinde auf die Wunde, ich dacht‘, ich müsst‘ den schlagen.“
„So weh hat es getan?“
„Weeeeehhh? Schmerzen! Schmääär! Zen! Wie! Beim! Schlachter!“

Noch drei Stationen. Jetzt ist es eh gelaufen. Jetzt kann ich sowieso nichts mehr tun. Wenn es nur nicht so heiß wäre im Bus. Hier weht kein Luftzug. Ich bin schon total durch, bevor es überhaupt losgeht.

„Die ganze Ummantelung war wech. Vom Knochen die, wissen’Se? So tief ging dat rein. Kein Wunder, dat dat so geblutet hat. Bis runter auf den Knochen.  Können’Se sich dat vorstellen? Ihren eigenen Knochen sehen?“

Warum eigentlich immer ich? Es ist ja alles prima, zum Bloggen und so, aber warum ich und warum jetzt – jetzt, wo ich gleich in den Ring steige? Wladimir Klitschko wird doch auch nicht zugesülzt, wenn er schon den Bademantel anhat.

Noch eine Station. Ich sage: „Ich muss dann jetzt auch aussteigen.“
„Stolpern’Se nich‘.“

Während der Prüfung gibt es einen Moment, in dem ich denke: „Wie! Beim! Schlachter!“ So muss es sein, wenn man zerlegt wird. Aber dann ich höre eine leise Stimme: „Stolpern’Se nich‘.“

Nein, nicht stolpern.
Nicht jetzt.
Geradeaus schauen.
Krönchen richten, weiterreiten.

Hat dann ja auch geklappt.
(So trug es sich zu. Jetzt wissen’Se Bescheid.)

Heute habe ich Wein und Pralinen gekauft.

Der Wein ist für meinen Doktorvater: ein Château Grange Neuve Pomerol 2009. Die handgemachte Ruhrgebietspralinen sind für meinen bayerischen Zweitkorrektor. Allerdings bekommen die Herren die Geschenke erst nach der morgigen Disputation, sonst wäre es ja Bestechung und kein Dank für die Betreuung.

Drücken Sie mir bitte die Daumen. Früher Nachmittag.

Ach ja, und falls ich nicht bestehe: Dann kriegen die beiden natürlich nix. Mein Vater hat sich stattdessen aufopferungsvoll bereiterklärt, noch am gleichen Abend den sündteuren Wein mit mir zu versaufen und dabei alle Pralinen zu verdrücken. Wie tröstlich.

„Sommergrippe?“, fragt er.

Ich sitze an der Bushaltestelle. Der dicke, alte Mann neben mir trägt eine Glatze mit Baseballkappe, dazu Polohemd, Goldkettchen und Joggingbuxe. „Hab‘ ich auch“, sagt er und hustet nachdrücklich. „Is‘ manchma‘ noch schlimmer als im Winter.“

Ich bejahe.

„Kommze vonne Schicht?“, fragt er. Er sitzt breitbeinig da. Seine rechte Hand stemmt sich auf seinen Oberschenkel, der schrundige Ellbogen ragt in die Luft. Der andere Arm ruht auf seinem anderen Oberschenkel, die Hand baumelt in seinem Schritt. Ich bejahe wieder.

„Ich mach‘ ja nur noch Nachtschicht“, sagt er. „Sonst sauf’ich zu viel. Weil, watt willze sonst machen, wennde um 14 Uhr nach Hause kommst. Kannste nix anderes machen, machste Pulle Bier auf und noch eine und noch eine. Kommste nur ans Saufen. Ich bin ja alleinstehend, woll, ich hab‘ keinen. Deshalb mach‘ ich nur noch Nachtschicht. Dann kann ich morgens pennen, und am Nachmittach is‘ nich‘ mehr lang bis Nachtschicht.“

Er nimmt seinen Arm vom Oberschenkel und reibt sich mit dem Handrücken laut schiefend unter der Nase entlang. „Dabei hab‘ ich schomma versucht, nochma‘ ’ne Frau kennenzulernen“, sagt er.  „Hab‘ sogar 80 Zuschriften gekricht. Hatte so’n Profil im Internet und inne Zeitung. Macht man ja getz nich‘ mehr, inne Zeitung, abba ich hab’s gemacht, weil, ich bin ja schon ’n gesetzteren Herrn, da kann man dat machen. Abba die woll’n alle nur mein Geld.“

Ich gucke wohl etwas ungläubig, denn, mal ehrlich, er sieht nicht aus, als habe er Reichtümer zu verteilen.

„Denkste, ich hab‘ keine Kohle, nä? Ich hab‘ dreitausend jeden Monat. Ich war auf Zeche, und dann Staublunge, schwerbeschädigt, lebenslange Rente. Dazu Nachtschicht in Sekuriti – abba nur, um unter Leute zu kommen. Ich kann Geld scheißen. Bis Februar hatte ich ’ne Geliebte, 35 Jahre jünger, nettes Mädken, Polin. Habse von oben bis unten eingekleidet. Im Januar war ich mit ihr auffe Kanaren, obwohl da schon Schluss war, abba egal, alleine is‘ ja auch Mist, also hab‘ ich sie nochma‘ ausgeführt. Abba ich hab‘ ihr gesacht: ‚Hömma‘, hab ich gesacht, ‚machen wa‘ nich‘ Mann und Frau, machen wa Vatta und Tochter, wenn jemand fragt, woll.‘ War mir sonst zu peinlich. Und weißte, watt passiert is? Weißte?“

„Die Typen am Pool haben sie angegraben.“

„Abba sowatt von! Dann bin ich zu denen hin und hab gesacht: ‚Hömma‘, hab ich gesacht, ‚lass deine Finger von mein Mädken, die geht verlobt. Die heiratet in zwei Monate.‘ Abba hat nich‘ geklappt mit der. Am Ende wollnse alle nur mein Geld.“

Hinten an der Ampel steht schon der Bus. Gleich wird er an der Haltestelle vorfahren. Ich stehe schonmal auf.

„Schade“, sagt er. „War schön, mit dir zu sprechen. Weißte, wennde nach Hause kommst und da is‘ niemand, datt is‘ schon scheiße. Aber wennde da sitzt und weißt, da kommt auch niemand, datt tut so richtich weh.“

Schnaufend hält der Bus. Die Reifen quietschen am Bordstein.
„Komm gut nach Hause, woll“, sagt er.
„Alles Gute“, sage ich.

Wir haben einen neuen Hallenwart: Werner.

Werner ist ein Mann vom Typ „Riesengartenzwerg“: freundlich, rotwangig, mit stattlicher Figur. Er ist zwischen 50 und 60 Jahren alt, vielleicht auch älter – es ist schwierig, das zu schätzen. Werner macht seinen Job seit knapp einem Monat, und schon jetzt wird deutlich: Er ist für diese Aufgabe geboren.

Denn Werner  hält gerne Schwätzchen; wortreich erzählt er uns von seinem Schrebergarten neben dem alten Stahlwerk. Nach dem Training hilft er uns, die Bänke und Matten fortzuschleppen. Er freut sich, dass er nützlich sein kann, dass er unter Leuten ist, dass er Teil des Vereins sein darf. Während der Übungen sitzt er oft hinter dem Panoramafenster im Technikraum und blickt aufs Spielfeld – oder auf einen kleinen, tragbaren Fernseher, auf dem er die EM guckt. Fällt ein Tor, tritt er breitbeinig zu uns in die Halle, ein Papa Miracoli ohne Schürze, stemmt die Hände in seine nach außen gewölbte Taille und ruft in einem Duktus zwischen Jürgen Drews und Ausbilder Schmidt: „Eins zu null!“

Diese Woche hat Werner uns etwas mitgebracht. Wir kommen gerade vom Joggen zurück in die Halle, ein fünf-Kilometer-Warmlaufen vor dem Training; wir sind verschwitzt und schon ein bisschen fertig, ziehen unsere Laufschuhe aus und unsere Hallenschuhe an – da steht er plötzlich da, lächelnd, gartenzwergig, vor dem Bauch einen großen Holzkorb mit frischen Erdbeeren. „Für euch“, sagt er, „aus meinem Garten.“ Die Erdbeeren sind prall und saftig, die rotesten Erdbeeren, die das Ruhrgebiet je gesehen hat.

Wir sind aus dem Häuschen, beschließen aber, die Beeren erst nach dem Training zu essen, damit sie uns während des Sports nicht in den Bäuchen herumhüpfen. Werner nickt und stellt sie in sein Kämmerchen neben den Fernseher. Gleich spielt Ronaldo; einige Sportskamerdinnen sind aufgeregt: So ein schöner Mann, der darf nicht ausscheiden. Werner hält sie auf dem Laufenden.

Nach eineinhalb Stunden Zirkeltraining kommen wir in die Kabine. Wir sind total am Ende: Erst laufen, dann Hallentraining – wir kriegen kaum mehr die Beine hoch. Und in der Kabine stehen, gewaschen und vom Strunk befreit, auf acht Papptellern liebevoll angerichtet: Erdbeeren – dicke, pralle, rote Erdbeeren. Lustvolle Erdbeeren, Erdbeeren, von denen man nachts träumt.

Wir fallen über sie her. Danke, Werner.



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