Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Freitag, 16. Februar

16. 02. 2018  •  4 Kommentare

650 Kilometer geradeaus gefahren.

Dabei zweimal angehalten, einmal getankt, zwei Kaffeegtränke im Gegenwert eines Mittelklassewagens getrunken, zwei Unfälle gesehen, dreimal im Stau gestanden und ein wunderbares Hörbuch gehört.

Rasthof Spessart, der Klassiker auf dem Weg in den Süden:

Milchkaffee im Rasthof Spessart

Auf der A45 war Nebel, viel Nebel. Nicht so viel, dass ich die Schlussleuchte anschalten musste, aber doch: Nebel. Er stieg aus den Tälern auf, lag zwischen den Bergen, mischte sich mit dem Schnee und wurde von der Sonne angestrahlt. Zwischendurch war die Welt hell, sehr hell, der Schnee, der Nebel, die Sonne, das Weiß. Ich musste eine Sonnenbrille aufsetzen, die ich seit dem Sommer nicht mehr getragen habe, die noch ganz verschmiert war von Sonnencreme.

Ich erinnerte mich an den dichtesten Nebel, den ich jemals erlebt habe, damals auf dem Weg zum Nordkap. Der Begleiter und ich fuhren im Auto, und es war so neblig, dass wir das Ende der Motorhaube nicht sehen konnten, weshalb wir beinahe ein mittelgroßes Parkhäuschen umfuhren – Betonung auf der ersten Silbe -, was wir erst bemerkten, als der Kühlergrill es berührte. Dort oben habe ich erfahren, was es heißt, die Hand vor Augen nicht zu sehen. Ich streckte sie nach vorne, und sie war fort. Es war ein seltsam psychotisches Gefühl; ich wusste nicht, wo ich anfing und wo ich endete, wo die Welt anfing und endete und ob dort noch jemand war, in diesem Weiß.

Während ich heute durch den Nebel fuhr, den nicht ganz so dichten, hörte ich das Buch mit dem passenden Titel „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky. Eine wunderbar zarte, poetische Sprache. Eine tolle Sandra Hüller, die es vorliest. Schon nach dem Prolog war ich verliebt.

Am späten Nachmittag Ankunft in München. Einkaufen, auspacken, zu Abend essen, Bett.

Donnerstag, 15. Februar

15. 02. 2018  •  2 Kommentare

Dinge getan. Koffer gepackt.

*

Am Spätnachmittag die Veranstaltung „Arbeit 4.0 – Wie können Frauen punkten?“ besucht. Unter anderem referierte Michael ten Hompel. Er ist Professor an der TU Dortmund und Direktor des Frauenhoferinstituts für Materialfluss und Logistik. In dem Vortrag ging es um Industrie 4.0 und um Autonomisierung, also der Fortsetzung der Automatisierung: Wenn sich Systeme untereinander vernetzen, sich gegenseitig etwas beibringen, verantwortlich handeln und Wissen teilen, ohne dass es einen Zentralrechner gibt und ohne dass der Mensch eingreift. Hamma, was da jetzt schon geht. Zum Beispiel gibt es Drohnenschwärme, die autonom miteinander kommunizierend interagieren. Oder Transportdrohnen, die eigenständig entscheiden, ob sie rollen oder fliegen. Schwierig vorzustellen, was noch kommen wird. Das wird vieles verändern.

Das wirft dann wiederum Fragen auf, die nicht nur technischer Natur sind, sondern auch gesellschaftlicher und moralischer. Wie soll sich eine Maschine gegenüber dem Menschen verhalten, nach welchen Moralvorstellungen? Wenn Maschinen selbstständig Verhalten lernen und dabei mit dem Menschen interagieren: Was sind die Grundlagen sozialen Verhaltens zwischen Maschinen und Menschen, nach denen das geschehen soll? Wie schaffen wir nationale und wie internationale Standards bei verschiedenen Wertesystemen? Wie können wir unsere Welt nach diesen Gesichtspunkten besser machen?

Die großen Digitalisierungsfragen sind nicht Glasfaserkabel und MBit-Leitungen. Sondern viel weitreichendere, gesellschaftliche Entwicklungen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Leute in Berlin das durchblicken, geschweige denn irgendwie anpacken.

In der Halbzeitpause der Veranstaltung bin ich verschwunden, weil ich sonst nicht nach Hause gekommen wäre – wegen Heimspiel des BVB. Das Stadion lag mitten auf meinem Heimweg, und ich hätte gemeinsam und gleichzeitig mit 90.000 anderen Menschen nach Hause gewollt.

Daheim dann die zweite Halbzeit des BVB gegen Atalanta Bergamo geguckt. Alta, was ein Gestochere. Immerhin: Der Neue, Batshuayi, ist ein prima Typ. Gut, dass wir den gabunischen Glitzervogel verkauft haben. Und der kleine Götze war auch gut drauf. Das freut mich für ihn.

Mittwoch, 14. Februar

14. 02. 2018  •  2 Kommentare

Zehn Minuten vor dem Wecker ausgeschlafen erwacht. Das war super.

Dann zur DASA nach Dortmund gefahren. Dort fand die Veranstaltung Personal Wissen Kompakt 2018 statt. Veranstalter war die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Es ging um technologischen, digitalen und kulturellen Wandel und um neue Qualität der Arbeit. Letztendlich war es ein Wissenstransfer von Forschungsergebnissen der BAuA zu den Besuchern.

Stahlhalle der DASA

Aus meinen Notizen:

  • Ältere Mitarbeiter*innen sind nicht häufiger krank als jüngere. Nur: Wenn sie krank werden, dann länger.
  • Niemand will mehr Schichtarbeit machen.
  • Wenn Mitarbeiter*innen über lange Zeit dieselbe Tätigkeit verrichten, körperlich oder geistig, tun sie sich mit Veränderung schwer, weil sie keine Veränderungserfahrung haben; weil sie Angst haben, sich Neuem zu stellen. Entscheidende Variable ist dabei nicht zwingend das Alter der Mitarbeiter, sondern ihre Lernbiographie und die Neuroplastizität des Gehirns.
  • Vorgesetzte schätzen die Qualifikation ihrer Mitarbeiter*innen oft falsch ein. Sie halten sie sowohl für kompetenter als auch für weniger kompetent, als sie sind, was sich dann in unterschiedlichen Symptomen zeigt: falsch eingesetzte Leute, Überforderung, Unterforderung, Konflikte, Störungen in den Abläufen.
  • Alle Organisationsfaktoren, auf die es ankommt, um als Unternehmen attraktiv und gesund zu sein, haben mit dem Führungsverhalten zu tun. Das heißt: Jede Unternehmensentwicklung ist Führungsentwicklung.
  • Ständige Erreichbarkeit ist nicht per se eine Belastung, sondern wird vor allem dann als belastend empfunden, wenn sie unerwartet kommt, unmittelbare Reaktion erfordert und aus einer generellen Arbeitsüberlastung (geringe Personaldecke) resultiert.

Ich werde das für meine berufliche Website nochmal mit Quellen aufarbeiten.

Letztendlich bestätigen die Ergebnisse meine Wahrnehmung und meine Arbeitsgrundlagen: dass die Faktoren „Jungsein“ und „Altsein“ nicht entscheidend sind, wenn es um die Fähigkeit zur Veränderung geht; dass Unternehemenskultur viel Führungskultur ist; dass es bei Themen wie „ständige Erreichbarkeit“ nicht mit einer Betriebsvereinbarung getan ist, sondern dass man Erwartungen austauschen und Regeln definieren muss.

Übrigens sensationelles Mittagsbuffet auf der Veranstaltung. Wirklich: der Oberhammer. Das Schlaraffenland. Ich war kurz geneigt es zu fotografieren, aber dann dachte ich: Das ist ja wie Tante Waltraud auffe Polterhochzeit von unsa Melanie. Also habe ich’s gelassen.

*

Auf dem Rückweg zur Tanke gefahren, Auto waschen. Den Waschzettel mit dem Code habe ich schon seit zwei Wochen im Auto, denn als ich ihn kaufte, war’s extrem voll, und ich wollte mich nicht anstellen. Danach wurde es kalt. Die Waschanlage schloss. Ich fragte: „Wann öffnet Ihr denn?“ Die Antwort: „Bei über null Grad.“ Ich fuhr wieder hin, als mein Auto fünf Grad anzeigte, was unter Berücksichtigung von Messtoleranzen eindeutig über null ist. Die Waschanlage war trotzdem geschlossen wegen zu kalt. Dann kam ich an einem Tag vorbei, wo es nur drei Grad warm war. Die Waschanlage war geöffnet – ich hatte aber keine Zeit. Am nächsten Tag, einem erneuten Drei-Grad-Tag, fuhr ich wieder vorbei. Die Waschanlage war geschlossen wegen zu kalt. Heute dann, bei angezeigten 2,5 Grad das Wunder: geöffnet! Jetzt kann ich mein Auto wieder anfassen, und man erkennt auch die Farbe. Juchhee!

Dienstag, 13. Februar

13. 02. 2018  •  4 Kommentare

Die Nachmittagspause in der Sonne verbracht. Weil sie so einlud.

Phoenixsee mit Eis

Eine zügige Runde um den See dauert eine Stunde. Das ist sehr prima und macht frisch, die Schnupfennase lief, und die Kopfschmerzen waren danach weg.

*

Die zweite Folge von Ein Mann. Eine Frau. Ein Gespräch. veröffentlicht, der Podcast von Christian und mir. Thema: Lernen.

Hier der Blogbeitrag dazu. Dort sind auch alle Links, wo man uns wie abonnieren und anhören und streamen und downloaden kann – und die Hinweise zum Weiterlesen.

Während die erste Veröffentlichung urlange dauerte, weil ich für alle Kanäle die Accounts und Grafiken neu anlegen musste und vor allem keine Peilung von nix hatte, ging das jetzt recht zügig. In etwas mehr als einer halben Stunde war ich mit allem durch.

//*klick Play:

Dummerweise haben wir verpasst, ein Backstage-Foto zu machen, wie wir mit Berlinern vor dem Mikro sitzen. Stellt Euch an dieser Stelle also vor, wie wir Zwei im Hoodie und mit Zucker an der Nasenspitze am Esszimmertisch hocken.

*

Gelesen: Die geschätzte Frau Novemberregen sinniert über zwei Garderobenthemen, wovon eins ein Kostümthema ist, passend zur Jahreszeit.

Ich habe wenig Abneigungen, also so richtig, aus vollem Herzen – mit dem meisten Unangenehmen arrangiere ich mich irgendwie -, aber eins geht gar nicht: Kostüme. Das gilt für Karneval, für Halloween, für Freilichtmuseen, für Geisterbahnen, für Clowns, auch für die gutherzigen, und für alles andere, was irgendwie mit Kostüm zutun hat. Laden Sie mich also bitte niemals zu einer beknackten Mottoparty ein.

Montag, 12. Februar

12. 02. 2018  •  4 Kommentare

Nach dem gestrigen Tatort habe ich noch den ersten Teil der Familienbiographie über die Krupps geschaut. Der Dreiteiler begleitet das Leben von Bertha (1886 – 1957) und endet mit dem Tod von Sohn Alfried 1967, dem letzten Alleininhaber der Friedrich Krupp AG.

*

Das Seminar angekündigt und über den Studentenverteiler geschickt, das ich im Sommersemester gemeinsam mit meiner TV-Kollegin an der TU Dortmund halte, am Institut für Journalistik. Es geht um Bildungswege und ungewöhnliche Lebensläufe. Das Ergebnis sollen journalistische Beiträge in Text, Bild und Bewegtbild sein. Wenn Ihnen etwas zu dem Thema auf dem Herzen liegt: gern! Wir suchen mit Sicherheit später Gesprächspartner und Protagonist*innen und werden das Thema noch eingrenzen – auch hier gerne Anregungen. Das Seminar startet am 9. April.

Was mich freut: Ich habe sofort zwölf Anmeldungen von Studentinnen und Studenten erhalten. Yeah! Das wird eine tolle Sache.

*

Der Weg zum Glück – zu den großen Pennybingo-Gewinnwochen:

Fußweg mit Schnee und blauem Himmel

Der Briefkasten in der Nachbarschaft ist wieder am Start (gute Nachricht). Allerdings wird er jetzt um 7 Uhr morgens geleert anstatt wie sonst um 16 Uhr am Nachmittag (schlechte Nachricht). So kann man die Leistung „Lieferung am nächsten Tag“ natürlich auch verkaufen.

Im Penny hing eine bewegende Mitteilung an der Kundenpinnwand:

Ich suche Freunde - Ich auch

Ob es sich bei Frage und Antwort um ein- und dieselbe Person handelt? Wenn es ein- und derselbe Mensch ist, ist er sich ein Freund? Oder sucht er weitere Freunde, weil er sich mit sich selbst nicht verträgt? Wenn er sich selbst kein Freund ist, kann er dann anderen ein Freund sein? Fragen über Fragen.

*

Gelesen: Österreich, Steueroase für Konzerne über die Steuerpolitik großer Unternehmen und der Konsequenz daraus, nämlich dass der Kioskbesitzer ungefähr genauso viele Steuern bezahlt wie der große Konzern Unilever – und damit 700-mal so viel. Deutschland geht’s im Übrigen ähnlich. Die Alternative wäre ein weltweites Fair-Tax-System.

Gelesen: Resilienz – schon ein Mensch macht den Unterschied über den Einfluss von Beziehungen, um schwierige Lebensphasen zu überstehen.

Eine der ersten Studien mit Ergebnissen hierzu war die 40-jährige Langzeitstudie der amerikanischen Entwicklungspsychologin Emmy Werner. Sie gilt als die Pionierin der Resilienzforschung und untersuchte 1955 knapp 700 Kinder auf der zu Hawaii zählenden Insel Kawuai. Dort waren Armut und Alkoholismus allgegenwärtig. Viele Kinder wurden misshandelt, lebten in Armut, litten unter psychisch kranken oder von Alkohol oder Drogen abhängigen Eltern. […] Dennoch wurde ein Drittel der Kinder später weder straffällig noch psychisch krank. Sie meisterten ihr Leben erfolgreich, hatten als Erwachsene normale Berufe und führten gesunde Beziehungen. Was war ausschlaggebend dafür? […]

Alle hatten wenigstens eine Vertrauensperson, die sie liebte und unterstützte und auf die sie sich verlassen konnten.

Es war übrigens egal, ob es sich bei der Vertrauensperson um ein Elternteil, Verwandtschaft oder um Menschen handelte, die in keiner familiären Beziehung standen. Deshalb halte ich es auch in meinem Job für wichtig, an die Menschen zu glauben, mit denen ich arbeite. Den Rest finden wir dann.

Gelesen: „Ich bin schön“ über das Plus-Size-Model Barbie Ferreira. Immer wieder befremdlich: die Kommentare unter derartigen Artikeln. Da wird verbissen ausgehandelt, ob die Frau noch normal, dick oder schon fett ist, ob sie sich gesund ernährt und ob sie irgendwann an Diabetes sterben wird.

Die Frau ist Model. Sie bedient eine Zielgruppe. Sie ist offenbar ausreichend gut aussehend, diszipliniert und kompetent, um diesen Beruf auszuüben. Mehr muss man nicht wissen. Es ist mir ein Rätsel, wie man sich an diesem Thema so sehr ereifern kann. Lieber leidenschaftlich leben und mit 75 sterben als entbehrungsreich 95 werden. Was ja dann nicht nur 75, sondern 95 Jahre Verzicht sind.

*

Am Abend erfolgreich in Lokal ohne Karneval gefunden. Dazu habe ich das Sabemente und die Hafenkantine über Facebook angeschrieben – weil ich wissen wollte, ob das funktioniert und sie antworten. Tun sie, total freundlich und nett und innerhalb von 15 Stunden. Total super.

Nachhauseweg bei Nacht und klarer Luft um den See. Mit ein bisschen Eis auf dem Wasser. Schön.

See bei Nacht

Samstag und Sonntag, 10. und 11. Februar

11. 02. 2018  •  14 Kommentare

Wochenende mit Kultur und Wellness – und mit dem Ladies‘ Circle, der Serviceorganisation, der ich seit einigen Monaten angehöre. Wir tun verschiedene Dinge – organisieren Lesungen, machen Pfand-Aktionen und veranstalten Frühstücke. Die Erlöse kommen wohltätigen Zwecke zugute.

Am Wochenende waren wir wohltätig zu uns selbst. Erste Station:  Museum Folkwang in Essen.

Museum Folkwang, Waben

In der Dauerausstellung hängen erstaunlich viele bekannte Gemälde: Picasso, Cézanne, Monet, Matisse, Renoir, Marc und Dix. Ich wusste gar nicht, dass wir das um die Ecke haben.

Wie ich nun die Namen aufschreibe, fällt mir auf, dass das alles Männer sind. Überhaupt war in der Daueraustellung nur Kunst von Männern ausgestellt, soweit ich erinnere. Das macht die Kunstwerke als solche nicht schlechter, die Ausstellung in ihrer Gesamtheit aber weniger interessant.

Hier Chagalls Marsfeld:

Chagalls Marsfeld im Museum Folkwang

Die aktuelle Sonderausstellung befasst sich mit den Werken von Klaus Staeck (Website), von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Nur einige Ausstellungsstücke kamen mir vage bekannt vor. Allerdings ist das genau die Art von Kunst, die ich fürchterlich anstrengend finde. Okay, das ist wohl Sinn der Sache.

Am Nachmittag Wellness mit den Ladies. Das war so erholsam, dass ich spontan eingenickt bin, während die Damen Sekt tranken und sich unterhielten. Liegeposition plus Geräuschteppich – das ist einfach mein Killer.

Am Sonntag haben wir dann die Villa Hügel besucht, das Wohn- und Repräsentationshaus der Industriellenfamilie Krupp.

Unsere Präsidentin hatte eine Dame organisiert, die uns zum Thema „Die Frauen der Familie Krupp“ durch die Räumlichkeiten geführt hat. Sehr, sehr interessant! Ich war total geflasht. Unbedingt empfehlenswert. Ein fettes Stück Ruhrgebiets- und Deutschlandgeschichte.

Villa Hügel: vertäfelte Räume

Fazit: Die Herren der Dynastie waren nicht immer glücklich unterwegs, geschäftlich wie privat. Hammer, was die Frauen alles gewuppt haben, angefangen bei der frühen Helene Amalie, die das Vermögen ihres Mannes verzigfacht hat – nur damit es ihr Sohn Friedrich binnen weniger Jahre durchbringt. Dann Bertha Eichhoff, die mit Alfred verheiratet war. Er hat das Unternehmen aufgebaut – und sie auch. Denn er war zwar der Unternehmer und der Patriarch der Familie, allerdings auch depressiv,  hypochondrisch und alles in allem ein Unsympath. Es folgten noch Margarethe und die zweite Bertha (von Bohlen und Halbach), ebenso interessante Figuren.

Schild: "Bertha Krupp von Bohlen und Halbach Verwaltung"

Ich habe mir danach erstmal Bücher auf den Wunschzettel gesetzt und den Fernsehdreiteiler heruntergeladen, um mich nochmal intensiver damit zu beschäftigen.

*

Gelesen: Cat Person – ein langes Lesestück über eine sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau.

Gelesen: „Wir binden alles an Lohnarbeit“, ein Interview mit dem Philosophen Konrad Paul Liessmann (via Frau Kaltmamsell).

Es ist doch paradox, obwohl schon so viel automatisiert wird und in naher Zukunft noch automatisiert werden wird, dass wir nicht das Gefühl haben, wunderbar, da gibt es endlich Maschinen, die uns die Arbeit abnehmen.

Das beschäftigt mich auch: Die Wertschöpfung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ver-ich-weiß-nicht-wievielfacht, dennoch steigt die Anzahl der Arbeitsausfälle durch seelische Erkrankungen, die Gefährdungsquote für Armut bleibt gleich und steigt sogar leicht.

Gleichzeitig hat die Automatisierung im privaten Bereich zum Teil ein schlechtes Image. Es gibt gewisse Personengruppen, die kritisch reagieren, wenn ich sage, dass ich einen Staubsagerroboter habe. Die Kommentare gehen dann in die Richtung, dass ich zu faul sei, selbst staubzusaugen. Als ob Staubsaugen irgendeine Art von sinnstiftender oder erfüllender Tätigkeit sei. Ich habe mit meiner Zeit schlichtweg Besseres vor. Im schlimmsten Fall sogar Müßiggang. Sapperlot.

Jetzt Tatort aus Weimar.

Freitag, 9. Februar

9. 02. 2018  •  Keine Kommentare

Kaffee gekocht. Für Christian, der heute zum Podcasten hier war. Thema der zweiten Folge: Lernen – mit Fragen und Ideen von Liisa. Wir haben die Länge des Podcasts auf 30 Minuten begrenzt. Das hattet Ihr von verschiedenen Seiten aus angeregt. Das passte auch auf den Punkt.

Die Folgen allerdings: Wir haben vorher und nachher und drumherum so viel geschwatzt, und Christian hatte auch noch Karnevalsberliner mitgebracht, dass das alles völlig aus dem Ruder gelaufen ist, zeitlich. Vorteil jedenfalls für Euch: 30 knackige Minuten – beziehungsweise 31 Minuten, 17 Sekunden. Mit dem Rest müssen wir selbst fertig werden.

Podcast Backstage: Mikro vor Rechner mit Tonspur

Teaser: Es gibt eine Enthüllung, eine kleine – im konkreten wie im übertragenen Sinne. Mehr dann nächste Woche.

*

An dem Arbeitsplatz, der oben im Bild ist, sitze ich oft mit dem Laptop, mit Blick in den Garten. Dort gab’s heute zwei Frühlingsgrüße: einen Dompfaffen-Softporno und das große Kohlmeisen-Real-Estate. Die Gefühle des Vogelvolks deuten also auf Liebe und Hausbau hin. Holt schonmal die Minikleider raus.

Die Dompfaffen sind übrigens gut drauf, ich mag diese Vögel. Sie lassen sich – im Gegensatz zu den Meisen – Zeit bei allem, was sie tun, sitzen am Futterspender, langen kräftig zu, lassen es etwas sacken und testen dann, was noch so reinpasst. Oft hocken sie über Tag minutenlang auf einem Ast, aufgeplustert und sanft schaukelnd, gucken in die Gegend, und man sieht ihnen richtig an, dass jetzt bitte niemand mit intellektuellen Herausforderungen auf sie zukommen soll.

Meistens sind sie zu Zweit unterwegs, er und sie. Wenn beide im Baum sitzen, halten sie Abstand: Er sitzt im Wohnzimmer, sie drei Äste weiter – das moderne Dompfaffenpärchen legt Wert auf Selbstbestimmung. Doch wenn der eine wegfliegt, fliegt der andere immer hinterher. Ich glaube, Dompfaffen wären gute Dauercamper – mit dem Wohnwagen an die Costa Brava, auf dem Weg dorthin der obligatorische Zank, und am Abend sitzen sie gemeinsam mit dem Klappstuhl unterm Vorzelt und trinken ein Gläschen von dem schweren Roten, während sie sich glücklich anschweigen.

*

Gelesen, was ein Heimatministerium ist und was es tut – als Versuch, diese Idee vorurteilsfrei zu ergründen. Keine Erhellung gefunden.

Gelesen: An alle vermeintlichen Opfer da draußen: Die Welt schuldet Euch nichts!  – über das Gefühl von Menschen, benachteiligt zu sein, und die Anspruchshaltung des Einzelnen.

Die Welt schuldet dir nicht das Geringste. Keine Sonne im Urlaub, keinen Sitzplatz in der U-Bahn, kein Ticket für die Elbphilharmonie, keine Modelkarriere, keine Spontanheilung, keine Liebe. Wenn du dein Glück davon abhängig machst, machst du auch dein Unglück davon abhängig. 

Angeguckt: Wie geht das? Nachschub für den Supermarkt. So kommen also meine Nudeln ins Regal: weil Lydia es jemandem sagt.

Donnerstag, 8. Februar

8. 02. 2018  •  Keine Kommentare

Das ist hier alles grad unspektakulär. Ich bin in einer Arbeitsphase, in der ich viel am Schreibtisch sitze und Dinge tue. Das ist wenig erlebnisreich. Nicht einmal das Eichhörnchen kam vorbei.

Der Teil meiner Arbeit, bei dem ich kreativ bin, geht mir abends am besten von der Hand. Dummerweise führt das dazu, dass ich nach meinem gestrigen Besuch bei den Digital Media Women noch aktiv war. Dabei sind gute Dinge entstanden – allerdings bis nachts um 3 Uhr. Das war für den heutigen Morgen suboptimal. Deshalb habe ich erstmal nur stumpf abgearbeitet: UStVA, Belege scannen und buchen, so ein Zeug. Dann habe ich die zweite Podcastfolge vorbereitet. Christian und ich arbeiten dafür in ein Google-Dokument, in dem wir beide zuerst unsere Gedanken aufschreiben und diese dann ordnen oder auf einen engeren Fokus eingrenzen. Unabgesprochen waren wir gleichzeitig im Doc. Es kam eine zarte Arbeitsromantik auf.

Passend dazu erreichte mich diese Woche die Frage, ob etwas zwischen uns läuft. Also, außer Podcast. Das sei alles so auffallend liebenswürdig und harmonisch. Spannend: Feedback zum täglichen Kännchenblogging, zu meinem Teamwork-Beitrag und zu den ganzen Sachen, die ich so publiziere, kommt aus den unerwartetsten Richtungen.

*

Der Ghettopenny, das Einkaufsparadies ums Eck und die Alternativveranstaltung zum Ghettonetto, hat ein eigenes Radio: PENNYlive. PENNYlive spielt Fahrstuhlmusik, sendet gefällige Wortbeiträge und zur vollen Stunde auch Nachrichten, aber nur gute. Heute habe ich erfahren, dass es immer mehr Sorten Bier in Deutschland gibt. Morgen scheint die Sonne. Ich glaube, Regen würden sie auch nicht vermelden; wenn es regnet, fällt der Wetterbericht aus. Sollte es irgendwann einen Atomschlag geben, werde ich die Straße rauf in den Penny fliehen und dort mein Leben zuende leben, glückselig zwischen Hotdogwürstchen.

Aktennotiz: Bei den großen Pennybingo-Gewinnwochen habe ich die Zahlen 1, 4, 5, 7, 15 und 20 gezogen. Ich werde sie beim Samstagslotto verwenden.

*

Angeguckt: Kais letzte Reise. Naturfilmer Kai stirbt und verfügt als letzten Wunsch: Er möchte eine Seebestattung. Aber keine normale. Er hat zuletzt viel in der Arktis gearbeitet; seine Asche soll von Spitzbergen aus, nördlich des 80. Breitengrads, in Sichtweite eines lebendigen Eisbären verstreut werden. Tja, was machste da? Seine Freunde sind zunächst ratlos-verzweifelt, fahren dann aber tatsächlich los, und wunderbare Dinge geschehen.

Mittwoch, 7. Februar

7. 02. 2018  •  4 Kommentare

Berufliches: Ich habe aufgeschrieben, wie ich mit Teams arbeite. Arbeitsweise: empathische Konsequenz.

*

Die Dortmunder Wirtschaftsförderung hat mich gebeten, in der nächsten Ausgabe ihrer Zeitschrift „Do it!“ dabei zu sein. Sie stellt darin  Gründerpersönlichkeiten vor. Darüber freue ich mich sehr!

*

Mittagspause im Fitnesstudio, damit ich das irgendwie untergebracht kriege. Gute Sache. 45 Minuten Cardio, danach Bauch, Rücken und nochmal Bauch, duschen und zurück an den Schreibtisch. Perfekt.

Turnmatte, Bälle und Fitnesszeugs

*

Gelesen: How to stop rushing into love – darüber, wie eine gesunde Liebesbeziehung beginnt.

If you don’t know what you need and how to ask for it, it almost doesn’t matter what else you do right in a relationship. That lack of clarity can often lead to disappointment when you’re newly in love, but that doesn’t always signal impending disaster. […] 

How you approach sex with a new person when you’re looking to move forward slowly depends entirely on who you are. 

Je älter ich werde, desto mehr weiß ich, wer ich bin. Und desto leichter fällt es mir, mich in Relation zu anderen zu sehen. Das macht Beziehungen entspannter, aber auch gleichzeitig komplizierter. Denn ich bin mir meiner Bedürfnisse bewusster, und das sind nicht auch unbedingt die Bedürfnisse des Anderen.

Gelesen: So wichtig ist die Handschrift im Berufsleben. Zum neuen Jahr habe ich  handschriftlich Karten an meine Kunden und Partner geschrieben, 70 Stück, alle persönlich, weil das die Art und Weise ist, wie ich arbeite. Wie selten das offenbar ist, habe ich am Feedback gemerkt: Das war groß.

Gehört: Erzählen in sozialen Medien – eine Selfiegesellschaft ohne Selbsterkenntnis. Thema: Facebook, Twitter und Instagram als Tagebuch des eigenen Erlebens. Denn in den sozialen Medien legen wir ab, was wir erleben. Laut Literaturwissenschaftler Roberto Simanowski ist das wie klassisches Tagebuchschreiben – nur mit dem Unterschied, dass wir immer in dem Moment veröffentlichen, in dem das Ereignis geschieht.  Der traditionelle Tagebuchschreiber hingegen hat eine Distanz zum Erlebten, weil er mit zeitlichem Abstand aufschreibt. Zudem, so Simanowski,  gebe es auf Social-Media-Kanälen keine Einordnung in einen Kontext: Die Beiträge sind nicht untereinander verlinkt, sondern bauen lediglich chronologisch aufeinander auf. Er steht allerdings auf dem Standpunkt: Nur erzählte Zeit sei erlebte Zeit, denn das Erleben geschehe aus dem Kontext der Inhalte zueinander. Das fehle in den sozialen Medien, besonders dort, wo Bilder im Vordergrund stehen. Außerdem gebe es in sozialen Medien immer sofort Feedback, so dass der nächste Beitrag (bewusst oder unbewusst) unter der Beeinflussung der Reaktionen Dritter geschehe. Entsteht eine Feedbackschleife, bekommt der Nutzer das eigene Leben immerfort durch andere bestätigt und handelt im Wunsch nach dieser Bestätigung. Klassische Tagebücher hingegen entstehen einzig aus dem Autor/der Autorin selbst heraus und nicht unter der Beeinflussung von außen.

Diese Gedanken finde ich spannend. Aus eigener Erfahrung möchte ich sagen: Auch im klassischen Tagebuch kann ich impulsiv notieren. Die Reflexion entsteht dann durch das Schreiben – und manchmal auch erst einige Tage oder Monate später beim Durchlesen, nachdem ich das Erlebte emotional abgelegt habe. Diese Entwicklung findet dann nicht unbedingt Eingang ins Tagebuch – beziehungsweise nur mittelbar durch die nachfolgenden Einträge, falls es sie gibt und sie sich inhaltlich auf vorangegangene beziehen und nicht wieder Neues schaffen. So ganz passt das also nicht; oder anders gesagt: In meinem analogen Tagebuch bin ich genauso blöde wie in meinem digitalen. Die Reaktion Dritter kann außerdem nicht nur Bestätigung sein, sondern hilft auch bei der Reflexion.

Angeguckt: Ein Mann hat Leuchtfarbe, die zwölf Stunden lang leuchten kann, und bescheint sie mit der hellsten Taschenlampe der Welt, einer 30.000-Lumen-Lampe (via Sven). Spoiler: Beides ist sehr hell.

*

 Abends DMWonTourRuhr, die Digital Media Women auf Tour im Ruhrgebiet. Die Ladies wollen ein Quartier gründen und organisieren dafür Meet-ups, bei denen man andere Frauen trifft, einen Vortrag hört, Limo trinkt und miteinander redet. Heute waren wir im Coworking-Space Rent24 bei Olga, die ich jetzt auch kenne, und haben Popcorn bekommen. Yeah!

#DMWonTourRuhr mit einer Tüte Popcorn vor einer Leinwand

Auch Marie war wieder da, der weibliche Part der lustigen Fahrgemeinschaft vom vergangenen Donnerstag – diesmal mit neuer Website. Endlich habe ich auch Dorothea persönlich kennengelernt, die Sketchnotes Ruhr macht und Visualisierungsworkshops anbietet. Außerdem traf ich Pia, die Italienerin ist, lange in Holland gelebt hat und einen Job oder Aufträge als Übersetzerin für Niederländisch und Italienisch sucht (Wenn Ihr etwas wisst: Nur her damit!). Sie sprach mit mir Italienisch, was eine eher einseitige Konversation war. Es ging mir dabei nämlich wie immer: Ich verstand alles (das ist ja schonmal was), die Worte waren auch in meinem Kopf, aber sie wollten nicht raus. Ich muss erst ein paar Tage in einer italienische Welt leben, umgeben von italienischen Wörtern, und dann geht das erst langsam. Das ärgert mich.

Wenn jemand von Euch beim DMW-Quartier im Ruhrgebiet mitmachen möchte: Ich stelle gerne Kontakt zu dem DMW-Frauen her. Ich selbst bin sporadischer Gast, sozusagen unterstützende Mitläuferin.

Was öfters im Gespräch kam und was mich immer wieder aufs Neue erschreckt, ist die Angst, die viele Frauen haben, frei zu sprechen und sich zu präsentieren. Leute! Was ist los mit Euch! Ihr seid toll und gut in dem, was Ihr könnt! Luft holen, Schultern zurück, Brust raus, Hintern rein, und los geht’s! Irgendwann kriege ich die Pimpernellen und biete einen Workshop an. Einen Mutmachworkshop für Superfrauen, damit Ihr mal damit aufhört.

Dienstag, 6. Februar

6. 02. 2018  •  4 Kommentare

Frost, endlich Frost. Ich hoffe, dass der Boden durchfriert. Sonst habe ich im Sommer wieder Nacktschneckenkirmes im Garten.

*

Gelernt, wer die Frau hinter dem „We can do it!“-Plakat ist, das so gerne als Postkarte oder Blechschild verkauft wird. Sie ist am 20. Januar im Alter von 96 Jahren gestorben.

Ihre Website mit einem zehnminütigen Film.

*

Gelesen: Es bedarf einer Agilitätskompetenz. Gutes Interview zu Vernetzung in Unternehmen, zum Aufbrechen von Prozessen und zu den rechtlichen Rahmenbedingungen. Dabei geht’s auch um den Betriebsrat. Leute, die in agilen Umfeldern aufgewachsen ist, können sich oft nicht vorstellen, was alles dranhängt, wenn man die vertikalen Strukturen in traditionellen Unternehmen aufbricht und Luft durchwehen lässt, dass es einen Betriebsrat gibt, Betriebsvereinbarungen, Tarifgruppen und klare Stellenbeschreibungen.

*

Sehr schöne, aber auch irgendwie schwierige WhatsApp-Nachrichten bekommen, die ich immer und immer wieder gelesen habe und jetzt weiß ich auch nicht.

*

Ich wollte eigentlich ins Fitti gehen. Oder um den See laufen. Aber dann habe ich doch nur an der Arbeit gesessen, weil ich im Flow war. Das ist so ein Grundproblem, das ich irgendwie lösen muss.



In diesem Kaffeehaus werden anonym Daten verarbeitet. Indem Sie auf „Ja, ich bin einverstanden“ klicken, bestätigen Sie, dass Sie mit dem Datenschutz dieser Website glücklich sind. Dieser Hinweis kommt dann nicht mehr wieder. Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen