Fleiß- und Schreibknast. Buchhaltung, Umsatzsteuer, Blogeinträge für den Jobblog vorbereitet. Ich habe den Septembernewsletter begonnen, weil mir ein Thema vor die Füße fiel.
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Ich darf dieser Tage Geburtstagsgeschenke kaufen und Himmelherrgott – Schenken macht so grandios viel Spaß. Es ist viel besser, als selbst Geburtstag zu haben.
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Die Dortmunder Freibadsaison endet am 16. September. Dann schließt mein Stammfreibad. Ich habe mich deshalb online auf die Suche gemacht, wo ich danach schwimmen gehen kann, Sportschwimmen auf abgetrennten Bahnen. Es ist unmöglich, das herauszufinden. Das Online-Angebot der Stadt ist für die Tonne.
Mir ist bekannt: Es gibt in Dortmund das Südbad, das präferierte Bad für Sportschwimmer mit 50-Meter-Bahnen. Für das Südbad gibt es einen komplizierten Belegungsplan, der sagt, wann wie viele Bahnen von wem belegt sind. Wenn man den genau studiert, kann man theoretisch daraus schließen, wann dort öffentliches Schwimmen möglich ist. Aber heißt eine Drei-Bahnen-Belegung durch das Leistungszentrum, dass weitere drei Schwimmerbahnen für die Öffentlichkeit frei sind? Oder gibt es keine drei weiteren, abgetrennten Bahnen, und ich muss um umhertreibende Rentner herumschwimmen? Außerdem sind ständig Veranstaltungen, Schwimmwettbewerbe und Was-weiß-ich, an denen der Belegungsplan dann wiederum nicht gilt, weil die Veranstaltung den Belegungsplan obsolet macht.
Neben dem Südbad gibt es weitere Hallenbäder. Informationen zu diesen Hallenbädern finde ich unter sportwelt-dortmund.de. Allerdings sind dort bei Weitem nicht alle Bäder aufgeführt. Einige Bäder finde ich nur auf der Stadtseite dortmund.de, allerdings wiederum nicht alle, weil … keine Ahnung! Weil sie von einem Verein betrieben werden? Informationen zum Hallenbad im Stadtteil Aplerbeck finde ich zum Beispiel nur auf der Website der SG Süd. Es ist zudem unmöglich herausfinden, in welchem der versprengten Bäder 25- oder 50-Meter Bahnen vorhanden sind und ob überhaupt Bahnen abgetrennt sind, um sinnvoll zu schwimmen.
Das ist alles hanebüchen und eine kommunikatorische Katastrophe. Warum gibt es keine Datenbank über alle Dortmunder Bäder? Ich möchte bitte einsehen, wann ich als Dortmunderin wo schwimmen gehen kann: Wo muss ich hinfahren, wenn ich am Donnerstagabend schwimmen möchte? Oder am Samstag? An welchen Tagen, zu welchen Uhrzeiten kann ich in meinen umliegen Stadtteilen schwimmen?
Herrje.
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Gelesen: Weniger Aluminium, mehr Plastik – hanuta in neuer Aufmachung. Und: Bahlsen erhält ein neues Unternehmenslogo. Keksnachrichten holen mich emotional ab, selbst wenn es nur um die Verpackung geht.
Gelesen: Männer in Ostdeutschland. Ich habe keine Meinung zu Männern in Ostdeutschland. Ich habe auch keine Meinung zu Männern in Westdeutschland. Ich gebe die Beobachtung der Autorin nur so weiter.
Gelesen: „80% der Menschen interessieren sich einen Scheiß für irgendwas und machen alles mit“, Interview mit dem Sozialpsychologen Harald Welzer. Das Interview hangelt sich an gesellschaftlichen Veränderungen und dem Klimawandel entlang. Die beschriebenen Mechanismen greifen aber auch im restlichen Leben, privat wie beruflich.
Die Vorstellung zu haben, dass, wenn man bestimmte Fakten präsentiert, daraus das erwünschte Handeln resultiert, ist eine irreale Vorstellung. So funktioniert das Leben nicht.
Das erlebe ich auch in Unternehmen: Das Management präsentiert Fakten – zur Marktlage, zu den Kunden, zu Verkaufszahlen – und denkt, nun sei der Belegschaft klar, warum Veränderung nötig ist, und alle tragen sie mit. Genau so funktioniert es nicht. Ich habe dazu mal geschrieben: Veränderung ist nicht logisch.
Ist übrigens auch im Privatleben so. Menschen steigen auf die Waage, betrachten die Fakten, steigen seufzend wieder hinunter und essen weiter Chips.
Alles, was wir zunächst brauchen, ist eine Vorstellung davon, in welche Richtung wir sie verändern wollen.
Total wichtig: eine Vision. Keine, deretwegen man zum Arzt geht. Sondern eine, die real und in die Zukunft gerichtet ist. Ich kann das Alte nur loslassen, wenn ich eine Perspektive habe, wohin es gehen soll.
Und dann: konkreten Fragen formulieren und gemeinsam Ideen entwickeln. Positive Bilder schaffen. Am Beispiel Klimawandel:
Können wir uns eine Stadt ohne Autos vorstellen? Mit einer besseren und lebenswerten Infrastruktur?
Und dann: anfangen. Ausprobieren. Gucken, wie es sich anfühlt. Wieder verwerfen. Lernen. Verbessern. Es gut werden lassen. Nur, wenn ich handle, kann ich Erfahrungen auch unmittelbar erleben – und nicht nur die Theorie.
Das sind Praxisformen, bei denen Menschen erleben, dass eine andere Welt nicht nur möglich, sondern auch gut und machbar ist. Das können sie predigen, predigen, predigen, und es interessiert kein Schwein. Wir sind völlig übertheoretisiert.
Wenn ich als Beraterin in Unternehmen bin, ist mein Ziel immer: schnell in die Umsetzung kommen. Machen. Auch unter der Prämisse zu scheitern. Irgendwas lernt man immer, nimmt man mit in den neuen Versuch – meist sogar sehr viel. Der zweite Anlauf baut auf den ersten auf. Dann kommt meistens Dynamik rein, und die Sache wird mehr und mehr zum Selbstläufer. Die Menschen entwickeln Mut, spüren, dass sie etwas bewirken können, setzen sich auseinander, streiten sich, raufen sich wieder zusammen, bringen etwas voran, entwickeln eine gemeinsame Haltung.