Die Schweine sind eingezogen – und andere Ereignisse aus den Osterferien
Schweine-Content | Die Meerschweine sind da. Allerdings nicht wie geplant die Haremsdamen des verstorbenen Romeo, sondern Lüdinghauser Zuchtschweine. Das ist ihre Anführerin:
Sie hat einen Kameraden und eine Kameradin; zusammen sind sie zu dritt. Sie stammen aus einer privaten Zucht in der Nachbarstadt, sind drei und ein Jahr alt. Die Kinder haben die Schweine mehrmals umbenannt, sie tragen Namen aus dem angloamerikanischen Raum, die mir fortwährend entfallen. Ich nenne die drei Spezialitäten deshalb „Frühstück“, „Mittagessen“ und „Abendessen“. Das Bilddokument oben zeigt Mittagessen. Mittagessen ist die mutigste der drei Schweine; sie wagt sich stets als erste vor und frisst bereits mit großer Lässigkeit Erbsenflocken aus der Hand.
Ihr Kumpel ist Frühstück. Er ist schüchterner, würde das aber niemals zugeben. Nachdem Mittagessen aus der Hand fraß, tat er es auch, argwöhnisch und mit Augenrollen. Seine Körpersprache sagt: Eigentlich habe ich Angst es nicht nötig, aus der Hand zu fressen; aber wenn es Erbsenflocken nur auf diese Weise gibt, dann bitteschön.
Abendessen hält sich noch zurück und versteckt sich im Häuschen, sobald ein Mensch die Szene betritt. Deshalb ist sie auch nicht auf diesem Foto vom gemeinsamen, ja nun, Abendessen:
Das Bilddokument zeigt ihren Blick, wenn sie sich gerade das sechste Stück Möhre reingehauen haben und es ihnen ein bisschen unangenehm ist, dass jemand zuschaut. Lege ich etwas in den Napf, das sie nicht gerne mögen – Blumenkohlblätter -, schauen sie erst die Schale an, dann mich, dann die Schale, dann wieder mich und in ihrem Blick mischen sich auf eindrückliche Weise Verachtung und eine tiefe, von Weltschmerz gezeichnete Enttäuschung.
Es kann sein, dass ich die Tiere schon sehr liebe.
Wir haben ihnen einen All-inclusive-Ferienclub mit zwei Ausläufen gebaut.
Zeitgeschichtliches | Die Kathedralen einer technologischen Weltanschauung jetzt als Delfter Porzellan: Atomteller.
Ostern | Die Feiertage verbrachten wir entspannt mit einem Tantenbesuch und einem Ausflug an den Niederrhein.
Der Tantenbesuch verlief heiter. Die Tante buk einen Kuchen. Vattern holte sie und den Streuselkuchen aus dem Sauerland ab und stürzte den Kuchen, bevor er den Kaffeetisch erreichte, über unser Gartentor. Er wurde dadurch noch streuseliger, meine Tante bekam einen wilden Lachanfall. Wir sammelten alles auf, was noch essbar war, drappierten es zurück aufs Tablett und aßen den Klumpen mit Sahne und großem Appetit. Der Geschmack war einwandfrei.
Anschließend flanierten wir durch den Schlossgarten in der Nachbarschaft. Das Schloss ist kein richtiges Schloss, sondern nur ein Herrenhaus, aber man nimmt hier in Sythen, was man hat, und benennt es öffentlichkeitswirksam.
Nicht nur Sythen, das größte Dorf der Stadt Haltern, auch Haltern selbst neigt zu gutem Marketing. 2001 benannte die Stadt sich in „Haltern am See“ um, und das halbe Ruhrgebiet flaniert am Wochenende um ein Wasserloch, das der Gelsenwasser AG gehört.
(Als Sorpesee-sozialisierte Zugezogene empfinde ich den See als deutlich überschätzt, aber wahrscheinlich habe ich nur noch nicht genug Verbundenheit zum neuen Wohnort ausgebildet.)
Abends Osterfeuer:
Es gab Limonade und Stockbrot, Bier und Würstchen und war ausgesprochen kurzweilig. Wir blieben, bis es dunkel und das Feuer schwach wurde, verdrängten das Thema Feinstaub, genossen die Atmosphäre, warfen unsere rauchgeschwängerte Kleidung zu Hause direkt vor die Waschmaschine und fielen müde sind Bett.
Der Frühstückstisch am Ostermontag:
Wir frühstückten ausgiebig und fuhren nach Rees, wo es windig war. Ich verschluckte mich so sehr an Spezi, dass ich für einen Moment dachte, ich stürbe; am nächsten Tag hatte ich Muskelkater zwischen den Rippen vom Husten. Während eines Spaziergangs ritt ich auf einem wippenden Holzschwein. Das war auch schon das Aufregendste, was geschah.
Ferienaktivität | Die Physikanten gastierten in der VHS in Waltrop. Die Kinder waren erst skeptisch und dann begeistert. Sie wissen jetzt, wie man mit dem Sodastream selbst Trockeneis herstellt und damit Nebel macht.
Außerdem lernten wir Wirbelringe kennen. Als wir zwei Tage später im Schwimmbad waren, taten wir, wie der Physiker gesagt hatte: Wir hängten uns rückwärts vom Beckenrand, hielten uns die Nase zu und ließen mit einem kräftigen „Puh!“ Luft aus unseren Mündern. Und tatsächlich! Wunderbar runde Luftringe stiegen an die Wasseroberfläche! Toll!
Wer auch Experimente mit seinen Kindern machen möchte – hier sind die Anleitungen.
Gelesen | So, und jetzt kommst Du von Arno Frank. Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta haben drei Kinder, sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das große Geld da ist, packt die Familie das Auto und macht sich fluchtartig nach Südfrankreich auf. Dort mietet der Vater eine Villa mit Pool. Für einige Monate lebt die Familie wie im Paradies. Doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis herauskommt, dass der Vater ein Hochstapler ist und von Interpol gesucht wird. Eine Roadstory beginnt, die vom Lustig-Skurrilen ins Tragisch-Dramatische kippt. Die Geschichte ist autobiographisch und aus Sicht des jugendlichen Sohnes erzählt. Ich mochte den Erzählstil sehr, ein Ton zwischen Naivität, jugendlicher Relaxtheit und heranwachsender Beobachtung.
Und sonst | Die Hochbeete stehen und sind befüllt. Ich habe Kräuter, Erdbeeren und Salat eingepflanzt, Radieschen, Spinat und Möhren eingesät.
Am Staketenzaun habe ich Dahlien, Lavendel, Echinacea und Kapuzinerkresse gepflanzt. In die restlichen Beete kommen Tomaten und Freilandgurken, Kürbis, Zucchini und Mangold.