Gurkiperium. Unorthodox. Jahreszeitengefühl.
Wochenende | Nix passiert. Auch schön.
Geschwommen. Wocheneinkauf gemacht. Getränke geschleppt. Ein bisschen den Garten umgeräumt. Aus dem Vogelfutter sind Sonnenblumen gewachsen, eine ist zwei Meter groß geworden und blüht nun. Ich habe sie vors Gewächshaus getragen. Dort kann ihren Anblick ausführlicher genießen.
Das Gemüse kommt. Wenn die Gurkenblüten allesamt zu Gurken werden, werde ich die Herrscherin über ein Gurkenimperium, quasi ein Gurkiperium.
Balkon aufgeräumt, Vertrocknetes weggeschnitten, Grünzeug aus den Fugen gezupft, gefegt.
Die Echinacea vor dem Fenster ist eine Wonne. Auch die Bienen freuen sich.
Die Bienen und Hummeln feiern weiter Party im Lavendel und im Allium. Das Eisenkraut, das ich mir aus den Ippenburger Gärten mitgebracht habe, kommt bei den Schmetterlingen gut an.
Ich habe übrigens Menschen zum Ippenburg-Besuch inspiriert. Ich fühle mich ja immer wie eine VIP-Influencerin, wenn Leute irgendwohin fahren, weil ich darüber gebloggt habe.
Ich habe eine Fruchtfliegenfalle in der Küche und das Gefühl, der Apfelessig betört mich mehr als die Fliegen. Ich fühle mich völlig zugekifft von dem beißenden Geruch, während die Fruchtfliegen mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf, deutlich größer als sie selbst, durch meine Küche schwirren.
Jahreszeitengefühl | Neulich im Feld. Der Sommer schreitet sichtbar voran.
Im vergangenen Jahr hatte ich kaum ein Gespür für die Jahreszeiten, weil ich immer gearbeitet habe, unterwegs war, gearbeitet habe, zwischen Duisburg, Dortmund und Hannover gependelt bin, zwischendurch mal im Freibad war, aber kaum im Garten gesessen habe. Das ist das Gute an diesem Sommer: Mit jeder Woche verändert sich die Natur, und ich habe die Muße, daran teilzuhaben.
Käthe | Den Prolog geschrieben. Er wird noch Überarbeitung brauchen. Aber es gibt ihn schonmal.
Gelesen | Unorthodox von Deboarah Feldman. Klappentext:
In der chassidischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg, New York, herrschen die strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Gruppe weltweit. Deborah Feldman führt uns bis an die Grenzen des Erträglichen, wenn sie von der strikten Unterwerfung unter die strengen Lebensgesetze erzählt, von Ausgrenzung, Armut, von der Unterdrückung der Frau, von ihrer Zwangsehe. Und von der alltäglichen Angst, bei Verbotenem entdeckt und bestraft zu werden. Sie erzählt, wie sie den beispiellosen Mut und die ungeheure Kraft zum Verlassen der Gemeinde findet – um ihrem Sohn ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Noch nie hat eine Autorin ihre Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten so lebensnah, so ehrlich, so analytisch klug und dabei literarisch so anspruchsvoll erzählt.
Randomhouse
Die Satmarer fühlen sich schuldig, dass sie den Holocaust überlebt haben – und sehen es als ihre Aufgabe, alles zu tun, damit es keinen zweiten Holocaust gibt. Das geht nur mit einem Leben nach strengsten religiösen Regeln. Die Schuld, nicht fromm genug zu sein, begleitet Devoireh, die Ich-Erzählerin, durch ihre Kindheit. Im Erwachsenenalter setzt sie sich fort, denn der Körper einer Frau ist schmutzig und schamhaft. Sie wird zwangsverheiratet, bekommt eine Panikstörung. Die Familie nimmt intensiv Anteil am erfolglosen Vollzug der Ehe – ein Albtraum. Als Devoireh schließlich schwanger wird, gelangt sie wieder zu einer Einheit von Körper und Geist und schafft es nach und nach, sich von Schuldgefühlen und religiösen Zwänge zu lösen.
Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen. Packend. Besonders gut gefällt mir, wie wenig anklagend es ist: Deborah Feldman erzählt sehr neutral, sehr sachlich. Insbesondere in der Beschreibung ihrer Ehe wird deutlich, wie sehr auch der Ehemann in den Zwängen der Religion und der Erwartungen der Familie verhaftet ist. Auch wenn er schlimmen psychischen Druck auf Devoireh ausübt und sie wöchentlich – nach den Riten Freitags – zum Sex nötigt, wird doch klar, dass auch er ein Opfer ein.
Netflix hat eine Miniserie gleichen Namens gemacht (Trailer) – mit einer Hauptfigur namens Esty. Ich werde sie mir demnächst mal anschauen, denn sie scheint anders zu sein als das Buch: Das Buch spielt ausschließlich in New York und endet mit der Scheidung Deborahs, die in der Ich-Form erzählt. Der Umzug nach Berlin wird nur im Epilog thematisiert.