Eigentlich nur ein Eis essen | Am Samstag latschte ich einfach mal los. Ich wollte gar nicht weit gehen, nur ein Eis essen und ein bisschen die Füße vertreten. Also marschierte ich durch die Kleingartenanlage ums Eck und durchs Feld, und weil das noch nicht weit war, ging ich mal schauen, was auf der anderen Seite der Bundesstaße los ist.
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Wie ich schon einmal auf der anderen Seite der Bundesstraße war, erinnerte ich mich daran, dass mir eine Leserin hier im Blog den Dortmunder Ostfriedhof ans Herz gelegt hatte.
Ich lief ein wenig durch das Wohnviertel jenseits der Bundesstraße, das zog sich etwas. Die Straße war erstaunlich lang. Doch dann kam ich an den Friedhof und stellte fest: Der Weg war jeden Schritt wert.
Auf dem Ostfriedhof liegen sehr viele Industrielle, es gibt monumentale Grabmale – außerdem den alten jüdischen Friedhof.
Unter anderem entdeckte ich das Grab der Familie Hoesch und das Grab der Familie Jucho. („Und es ist köstlich gewesen“).
Außerdem findet sich Bergbaugeschichte auf dem Friedhof – unter anderem das Grabmal von Otto Taeglichsbeck, Berghauptmann und Direktor des Königlichen Oberbergamts Dortmund, und zwei Gedenkstätten für Schlagwetterexplosionen in Dortmund, 1893 und 1897 auf Zeche Kaiserstuhl. Damals kamen insgesamt 82 Bergleute ums Leben.
Achtung, jetzt wieder #serviceblog – wichtig für wenn man mal bei Jauch auf dem Stuhl sitzt: Auf dem Ostfriedhof ist auch das Grab von Henriette Davidis.
Henriette Davidis ist das Mastermind der deutschen Kochbuchliteratur, ihr erstes Kochbuch veröffentlichte sie 1845, als sie Rezepte Dortmunder Hausfrauen sammelte. Von ihr kommt die Formulierung „Man nehme …“, die sich in Rezepten findet. Mit ihr und ihrem Wirken wurde der Begriff „Bürgerliche Küche“ geboren, als Küche des bürgerlichen Mittelstandes während der Industrialisierung. Henriette Davidis lebte in bescheidenen Verhältnissen, während die Verleger viel Geld mit ihren Werken verdienten.
An den Ostfriedhof grenzt das Kaiserstraßenviertel. Das ist ein hübsches Altbauviertel (leider komplett zugeparkt).
Dort kehrte ich in ein Café ein. Das letzte Mal, dass ich in einem Café saß, war vor drei Monaten, Anfang März, in Heidelberg und Schriesheim.
Es war sehr schön im Café. Ich saß da, beobachtete die Menschen, schwatzte mit der Kellnerin, aß einen Salat mit köstlich gegrilltem, karamellisierten Schafskäse und trank einen Kaffee.
Auf dem Rückweg entdeckte ich in einer Kleingartenanlage das ultimative Hochbeet:
Der Rest des Weges führte am See entlang.
Als ich zu Hause ankam, waren meine Füße ein bisschen plattgelatscht. Eigentlich wollte ich ja nur ein Eis essen – das ich nicht einmal hatte! Ein Projekt für den nächsten Spaziergang.
15 Kilometer: Schüren – Schürener Feld – Stadtkrone – Delfdahl – Ostfriedhof – Kaiserstraßenviertel – Ostenhellweg – Märkische Straße – Schrebergarten 06 – Phoenixsee – Schüren
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Kommentare
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Also echt jetzt, erst immer Frau Kaltmamsell mit ihrem Friedhof und jetzt hier auch, Friedhöfe – sind soooo spannend! Herr Irgendwas ist immer erzählt gerne das er mit der Mutter seiner Kinder zwecks Namensfindung den nächstliegenden Friedhof erkundet hat. Finde ich sehr schön, dieser Gedanke das ein `neues Kind` seinen Namen bekommt, weil dieser auf einem Grabstein stand und nicht nach Erbtante benannt worden ist.
Es finden sich wirklich tolle Namen auf Friedhöfen, besonders auf den alten Gräbern, auf den jüdischen und überhaupt auf allen, die irgendwie vom Gegenwartseinerlei abweichen.
Ach, jetzt erklärt sich auch für mich warum es in Dortmund das deutsche Kochbuchmuseum gibt. Das entdeckte ich einst im Internet, wollte es besuchen und stellte fest, dass es nur die dazugehörige Bibliothek war. Das Museum wird wohl derzeit neu konzipiert und soll in die Innenstadt.
Die Bibliothek ist auf dem Phönix West Gelände. Und jetzt weiß ich auch was Dortmund mit Kochbüchern verbindet.
Dieses Licht ist mir auch aufgegangen.
Oh, Sie waren bei mir zu Hause! Also früher mal…Meine Eltern und Großeltern ebenso die Urgroßeltern liegen auf dem Ostenfriedhof, wie der Dortmunder sacht. Das Elternhaus ist ganz in der Nähe.
Seufz – Heimweh
Liebe Grüße Jule
Vielleicht bin ich sogar bei ihnen vorbeigegangen, wer weiß. Das nächste Mal grüße ich.
Schön dass Sie Henriette Davidis erwähnen. In Wetter an der Ruhr ist sie geboren; meine Tante wohnte dort. Gerne kehre ich ab und an, wenn mein Herz mich dahin zurück holt, dorthin zurück um noch einmal, jetzt allein die alten Wege noch einmal zu gehen. Auch dort gibt es einen gut angelegten, würde fast sagen: schönen, auf jedenfalls sehenswerten Friedhof, den „Park der Ruhe“. https://www.park-der-ruhe.de/ Für einen spontanen Spaziergang sicher zu weit entfernt – aber für einen kleinen Ausflug empfehlenswert.
Grüsse !
Uwe
Das schaut schön aus.
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