Reiseblog | Heute hatte ich ein Eisenbahnabenteuer. Die Tagesaufgabe war, von Haltern am See nach Aalen zu fahren – mit Umstiegen in Münster und Stuttgart. In Münster hieß es erst: zehn Minuten Verspätung. Dann zwanzig Minuten. Dann vierzig. Am Ende fuhr der Zug nach einer Stunde und fünfundvierzig Minuten ein. Reparatur an einem vorausfahrenden Zug, Reparatur einer Weiche, Oberleitungsschaden zwischen Münster und Hamm – alles gleichzeitig oder nacheinander, wie auch immer. Der Wind pfiff über den Bahnsteig. Aber weil die Verspätungsangabe nur in Zehn-Minuten-Schritten vorrückte, jeden Moment vielleicht doch der Zug einfahren würde, konnte ich weder aufs Klo gehen noch mir einen Kaffee kaufen. Zwischendurch organisierte die Bahn gesundheitsfördernde Spaziergänge, indem sie den Zug mehrfach ankündigte, aber mit umgekehrter Wagenreihung. Alle, die in Abschnitt E standen, marschierten zu Abschnitt A, die B-Stehenden zu D und so fort. Eine halbe Stunde später dann retour. Der Zug kam dann doch nicht. Dafür hatte ich eine sehr nette Begegnung am Bahnsteig, wir unterhielten uns gut, litten gemeinsam. Das machte Freude und verkürzte das Warten erheblich.
Bis Köln war das Bistro geschlossen. Hinter Köln öffnete es und offerierte Freigetränke. Nicht nur das übliche Wasser im Tetrapack: Wir durften aus dem Vollen schöpfen – Cola, Kaffee, alles war möglich. Die Bahn musste wirklich ein schlechtes Gewissen haben. Alle Passagiere, die, während wir in Münster am Bahnsteig ausgeharrt hatten, bei Osnabrück auf der Strecke gestanden hatten, ohne Wasser und Brot, gefangen im Blech, schleppten sich mit letzter Kraft zum Bistro. Eine waggonlange Schlange bildete sich. Ich nahm wieder Abstand vom Angebot.
Im Nebensitz telefonierte ein Niederländer und fasste die Situation treffend, wenngleich sehr diplomatisch zusammen: „Germany is always a bit disappointing when you‘re travelling.“
Zwei Stunden hinter Plan kam ich dann in Aalen an und war überrascht angesichts meiner Unterkunft. Die hatte ich selbst gebucht – im Zuge eines Buchungsmarathons von mehreren Reisen, die diesen Monat anstehen. Aber irgendwie hatte ich vergessen, was ich gebucht hatte. Jedenfalls schlafe ich jetzt in einer hübschen Appartmentsuite, und ich erinnere mich nun auch wieder, wie das kam: Das Convenience-Hotel gegenüber war teurer.
Ich bin hocherfreut.
Gelesen | Die Regierung will das Deutschlandticket verteuern, der SZ missfällt das. Mir auch. In meinem Fall würde sich der Finanzminister auch besser stellen, den Preis bei 49 Euro zu belassen. Im Moment lasse ich das Ticket nämlich einfach im Abo laufen. Es gibt Monate, in denen ich es nutze, vor allem auf Geschäftsreisen, in anderen kaum. Ich rechne mir nicht aus, ob es sich lohnt. Es ist bequem, ich muss mir keine Gedanken über Tickets und Tarifzonen machen, kann einfach einsteigen – zuhause, in Berlin, in Stuttgart, in Karlsruhe oder in Hamburg. Das allein ist mir schon einen Betrag wert. Wird es teurer, ist die Rechnung aber wieder eine andere.
Gehört | hr3 Sonntagstalk mit Conny und Manuela Reimann. Überraschend unaufgeregt.
Archivschwein | Aus der Fotosammlung:
Kommentare
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[…] „Germany is always a bit disappointing when you‘re travelling.” […]
Liebe Frau Nessy
Ich wünsche Ihnen viel Spaß in meiner Heimatstadt Aalen. Bitte gehen Sie unbedingt noch zur Konditorei Ammann und kaufen sich ein Aalener Spionle. Ich habe dafür Geld in die Kaffeekasse gelegt :-) Liebe Grüße und vielen Dank für den tollen Blog, den ich seit Jahren gerne lese…Liebe Grüße, Ina
Kauf erledigt! Vielen Dank für den Beitrag in die Kaffeekasse. Werde aber erst später probieren. Heute Abend gibts nämlich Käsespätzle. Für die brauche ich Platz. :)
Ich hoffe, in Aalen wurden Aalener Spionle verköstigt / eingekauft?
https://regionale-originale.de/aalener-spionle/
Auf Hinweis von Ina eingekauft. *Daumen-hoch-Emoji