Allgemeinbefinden | Nichts passiert, bitte weitergehen. Gearbeitet und danieder gelegen: Schlimmer Männerschnupfen™, elendiges Siechtum. Corona-Tests allerdings negativ, ein schnöder Infekt. Während des Siechtums schaute ich fern. Ich startete mit dem Thementag Eisenbahnromantik: gefällige Bilder und überschaubare intellektuelle Anforderungen in baskischen Schmalspurbahnen und auf den Magistralen der Welt. Der Reiseleiter, der neben mir siechte, wollte jedoch Bodies schauen, eine Serie über vier Zeitebenen mit unglaublich viel Personal. Das war fordernd und trug nicht zu meiner Genesung bei. Während er rasch wieder erstarkte, raffte es mich erst richtig dahin.
Entsprechend begrenzt waren meine Aktivitäten: Am Dienstag, als ich noch einigermaßen fit war, begleitete ich einen Kunden in einem Workshop. Das Ganze fand im Maker Space an der Ruhr-Uni Bochum statt, ein interessanter Ort.
Der Maker Space befindet sich im alten Verwaltungsgebäude des stillgelegten Opel-Werks, das jetzt O-Werk heißt und offen ist für Wissenschaft und Technolgie. Das gesamte Opel-Gelände wird derzeit zu einem neuen Quartier umgebaut. Eine spannende Entwicklung.
Versuchter Teppichkauf | In einem etwas weniger siechen Moment versuchte ich, Teppiche zu kaufen. Das neue Heim hier im Münsterland ist gemütlich. Es gibt bereits seit Längerem überall Vorhänge, aber noch nirgendwo einen Teppich. Hier und da, zum Beispiel vor dem Sofa, wäre ein Teppich jedoch schön.
Ich bekomme online ständig Teppich-Werbung, besonders auf Instagram. Ich bin jedoch dafür, einen Teppich vor dem Kauf auch mal anzufassen, um zu wissen, ob er flauschig oder kratzig, dick oder dünn ist. Also fuhren wir in den stationären Einzelhandel, besuchten ein großes Teppichhaus, ein Möbelhaus und noch ein Möbelhaus. Das Erlebnis war ernüchternd. Im Teppichhaus, in dem ich viel Expertise vermutete, fehlte gänzlich der Service. Der Reiseleiter und ich schlugen kiloschwere Teppiche um, um die darunter liegenden zu betrachten. Ein vorbeilaufender Verläufer murmelte etwas von „Sie kommen zurecht, ja?“, und verschwand wieder im Nirgendwo, während uns bereits die Arme schmerzten. Maße waren schwer ersichtlich; wenn uns etwas gefiel, entpuppte es sich als zu groß, zu klein oder sackteuer. Im Möbelhaus war der Service besser, aber geschmacklich … schwierig. Man stellte uns Teppiche vor, die, je nachdem, von welcher Seite man draufschaut, anders aussehen. Wenn ich den Wohnzimmerteppich also von der Küche aus betrachte, ist er wunderbar freundlich und hell; wenn ich auf dem Sofa sitze, ist er gruselig dunkel und schimmert silbrig, und das für 1.000 Euro. Das Konzept verstand ich nicht. Menschen, die Wohnwände und Sitzwürfel besitzen, sind hier sicher gut aufgehoben; ich fühlte mich nicht abgeholt. Wir kehrten im Möbelhausrestaurant ein, aßen eine Suppe. Dann fuhren wir nach Hause. Ich bestellte online bei einem schwedischen Teppichhaus. Mal schauen, was da kommt.
Gelesen | Die Formel der Hoffnung von Lynn Cullen, übersetzt von Maria Poets. Die Autorin erzählt die Geschichte von Dorothy Millicent Horstmann, die in den 1940er und 50er Jahren zu Polio forschte und nachwies, wie das Poliovirus vom Darm über das Blut ins zentrale Nervensystem gelangt. Damit legte sie den Grundstein für die Entwicklung des Impfstoffs. Eine vielversprechende Geschichte, leider enttäuschend umgesetzt. Die Figuren sind flach und holzschnitzartig, die Sprache ist es ebenfalls. Zudem verliert sich die Geschichte in den einzelnen Phasen der Impfstoffentwicklung und den daran beteiligten Wissenschaftlern. Schade.
Gelesen | Freiheit im Fadenkreuz. In Waiblingen berichtet der Journalist Alexander Roth über Querdenker und ihre Verbindung zur Reichsbürgerszene. Die taz erzählt von der Hetze und Bedrohung, der er ausgesetzt ist.
Schweine | Die Schweine verbringen die Regentage gerne zuhause. Sie freuen sich jedoch, wenn Besuch kommt.
Kommentare
2 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
Teppichkauf: Anlässlich des dieser Tage sehr präsenten Jubiläums bin ich geneigt zu stöhnen: „Ja, ja, der Herr Hallmackenreuther!“, aber der hat sich ja wenigstens noch gekümmert. Aber es ist schon ein Elend mit dem Einzelhandel: Reklamiert nicht existierende Beratungskompetenz für sich und stapelt doch nur Ware in ineffizienter Weise in sogenannten Filialen. Und am Ende wird (im Möbelhandel) ohnehin aus dem Katalog bestellt….
Der Herr im Möbelhaus hat schon beraten. Er hat sich viel Mühe gegeben – dahingehend muss ich ihn in Schutz nehmen. Aber es war halt alles hässlich, was er zeigte. Da hilft dann auch kein Kundenbekümmern.
Ich frage mich, wann ich jemals in das Alter komme, in dem ich diese Möbelhaussachen schön finde. Oder sollte ich mit 45 schon mittendrin sein?