Sonntagmorgen auf dem Fußballplatz | Stellen Sie sich einen Fußballplatz in Seppenrade vor. Seppenrade – das liegt zwischen Lüdinghausen und den Borkenbergen, im Südwesten Kökelsum und Rekelsum, im Norden Ondrup und Daldrup. Das wird Ihnen nichts sagen, es ist auch nicht wichtig. Lassen Sie die Dorfnamen einfach auf sich wirken und stellen Sie sich den Fußballplatz vor, über den sich gerade ein ergiebiger Münsterländer Landregen ergießt.
Am Rande des Platzes, unter einer kleinen, überdachten Tribüne, stehen Eltern in Steppjacken und Trekkingschuhen. Sie haben die Schultern hochgezogen, ihre Hände umschließen Becher mit dampfendem Kaffee. Es ist Sonntagmorgen. Es ist zu früh, um hier zu stehen. Es ist zu windig, zu kalt und zu nass. Es ist zu alles.
Auf dem Platz rennen Mädchen, elf und zwölf Jahre alt. Unerschütterlich jagen sie einem Ball hinterher. Das Spiel sieht schon ganz gut aus, viel besser als in der vergangenen Saison. Ballannahme, Passspiel, alles geschieht inzwischen solider, sowohl bei jeder einzeln als auch im Zusammenspiel.
Zu Füßen der Eltern kauern die Geschwister der Spielerinnen und führen dentale Fachgespräche. Es wird besprochen, wem zuletzt welche Zähne ausgefallen sind und was das größere Unbill ist: Schneide- oder Backenzähne. „Mir ist ein Zahn gewachsen, bevor der andere ausgefallen ist“, berichtet ein Mädchen, reißt den Mund auf und lässt die Fachgruppe teilhaben. „Damit musst du zum Zahnarzt“, sagt ein Knilch, der nicht älter als vier sein kann. „Das hatte mein Bruder auch. Der Zahnarzt musste operieren mit ganz viel Blut.“ Schockstarre.
Die Mädchen bolzen weiter, unbeirrt. Auf der faltbaren Ersatzbank am Spielfeldrand sitzen die Spielerinnen im Regen. Sie warten auf ihren Einsatz. Sie lehnen sich zurück und plaudern, reichen Flaschen herum und necken sich, als sei es ein Sommertag.
In der zweiten Halbzeit wird es tatsächlich freundlicher, der Himmel klart auf. Aber der Wind wird frischer. Es ist jetzt nur auf andere Weise kalt. Die Eltern auf der Tribüne ziehen die Reißverschlüsse ihrer Steppjacken hoch, rücken die Mützen auf den Geschwisterköpfen zurecht und schlingen die Arme um den Körper.
Am Ende steht es 0:0. Es werden noch Elfmeter geschossen, auch wenn es nichts mehr zum Ergebnis beiträgt. Aber die Jugend will einen Sieger sehen. Gebrüll feuert die Schützin an – oder die Torfrau, je nachdem, auf welcher Seite man steht. Die Auswärtsmannschaft gewinnt das Schießen mit 3:1.
Als wir zu den Kabinen gehen, Kinder und Rucksäcke im Schlepptau, kommen wir am Kiosk vorbei. Es gab Waffeln, aber sie sind jetzt aus. Die Mädchen ziehen sich um. In kurzen Hosen kommen sie zurück aus den Umkleiden und ernten mahnende Worte: Den Eltern friert, sie sollen sich etwas anziehen. „Aber es ist total warm!“ Immerhin gibt es noch süße Tüten am Kiosk, nicht nur für die Kinder.
Leibesübung | Gerudert und geschwommen, nichts Besonderes. Es war schön, mal wieder eine längere Strecke im Wasser zu sein, auch wenn das Becken sehr voll war. Beim Rudern auf dem Heimtrainer sah ich eine 37°-Doku: Mein Nachbar, der Neonazi. Gruselig, wirklich gruselig. Auch wenn der Film sich an einem hoffnungsvollen Ende versucht: Es bleibt ein schaler Geschmack zurück. Und der Schluss: Es geht nur, wenn alle aufstehen, wenn wir sichtbar werden gegen Rechts.
Lesung | Am Samstag las ich aus meinem Roman vor. Der Ladies‘ Circle Dortmund hatte mich zu einer Charity-Lesung eingeladen. Im Preis für die Eintrittskarte waren nicht nur Sekt und Fingerfood enthalten, sondern auch eine Spende. Der Erlös geht an den Sozialdienst katholischer Frauen in Hörde, um gute Sozialarbeit in meiner alten Hood zu unterstützen.
Es war eine schöne, kurzweilige Runde mit etwa 30 Gästen. Ich erzählte von der Entstehung des Romans, Hintergründe aus der Recherche, und es gab zahlreiche Fragen aus dem Publikum. Hinterher saßen wir noch ein bisschen zusammen. Das war super.
(Keine Bilder – habe verpasst, Fotos zu machen)
Fahrerflucht | Jemand hat mein (parkendes) Auto angefahren und ist abgehauen. Als der Reiseleiter und ich am Auto anlangten, standen dort vier Menschen, sagten uns, was geschehen war – es muss wohl gut hörbar gewesen sein und einen ordentlichen Rüttler gegeben haben – und fügten hinzu: „Wir haben alles gesehen, und wir haben das Kennzeichen.“ Außerdem hatten sie eine Videoaufzeichnung, denn einer der Zeugen fährt einen Tesla: In dem Moment, als der Unfall sich anbahnte, hat er geistesgegenwärtig auf „Aufnahme“ gedrückt. Wir riefen die Polizei, die alles zu Protokoll nahm.
Inzwischen habe ich die Unfallmeldung auf der Wache abgeholt. Die Polizei hat den Halter ermittelt und bereits dokumentiert, dass sein Auto eine Unfall-entsprechende Beschädigung aufweist. Die Versicherung des Halters wird mir den Schaden (Lack- und Schleifschäden am Kotflügel) also ersetzen können, sehr prima.
Der Rest wird für den Halter dann wohl eher unerfreulich, vor allem wenn er auch der Fahrer war.
Gesehen | Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen. Interessant und lehrreich, auch für Erwachsene. Jetzt habe ich Lust, längere Dokus über all die Orte zu sehen, zu denen Marina und Checker Tobi gereist sind. Ganz toll ist schonmal dieser Drohnenflug durch die Sơn-Đoòng-Höhle in Vietnam.
Gelesen | Beim Sonntagsfrühstück in der taz gelesen und zwei interessante Artikel entdeckt, die es auch online gibt: Matthias Schimpf, ein stellvertretender Landrat aus Hessen, fasst die Sicht der Kommunen zusammen. Lesenswert, ich nickte bei jedem Absatz. Außerdem: Ein kurzer Einblick in den Spekulationsmarkt der Pflegeheime, erhellend.
Gelesen | Sie will doch nur arbeiten [€]. Samikshya Bhurtel ist ausgebildete Pflegekraft und darf nicht arbeiten, obwohl sie bereits einen Arbeitgeber hat, dem zudem die Pflegekräfte fehlen. Eine Geschichte vom Passierschein A38.
Schweine | Nachdem die Schweine während der vergangenen Regenzeit maximal inaktiv waren, erwachten sie am Sonntagnachmittag mit frischer Energie.
Kommentare
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Meine Gadrobe für den Besuch von Jugendfußballspielen ist von Jugend zu Jugend professionalisiert worden. Ich könnte mittlerweile einem Schneesturm im Himalaya standhalten. Damit hängt es nicht mehr vom Wetter ab, ob ich gerade Fan oder Kritikerin des Jugendfußballs bin, sondern nur noch davon, wie ernst Trainer und Eltern auf beiden Seiten Fairply nehmen.
Ich spielte schon währenddessen mit dem Gedanken, zum nächsten Spiel einen Schlafsack mitzunehmen. Ich mache unten den Reißverschluss auf und gebe die Raupe.
Darf ich fragen, in welchem koreanischen Restaurant bei Filderstadt Sie neulich waren? Ich wohne in der Nähe und habe noch nie koreanischen gegessen. Die Empfehlung für den elektrischen Rasenmäher vor einiger Zeit war sehr gut, ich bin sehr zufrieden mit dem Gerät, vielen Dank noch dafür.
Gerne. Wir waren seinerzeit im Misik in Stuttgart, Vogelsangstraße. Das war ausgesprochen fein. Unbedingt den Gemüsepfannkuchen probieren.