Wir sind drin | #M4MvsCOVID ist online! Von Null auf Go live in 18 Tagen – so schnell habe ich noch nie eine Website gelauncht. Christian auch nicht. Das haben wir am Samstagabend beim virtuellen Anstoßen gemeinschaftlich festgestellt.
Auf der Seite „Wir über uns“ sieht man unten, wer alles beteiligt ist: Insgesamt 55 Medizinerinnen und Mediziner – Ärzte, Ärztinnen, Pflegende und Rettungskräfte – haben an der ersten Version mitgewirkt. Ein phänomenaler Kraftakt und eine tolle Gemeinschaftsarbeit.
Inzwischen gibt es fast 800 Unterstützerinnen und Unterstützer in der Discord-Gruppe, aus der heraus der Projekt entstanden ist.
Wie es weitergeht: Die Mediziner werden die Inhalte erweitern, pflegen, fortwährend aktualisieren und ergänzen. Ich schaue, wie wir das Projekt auf offizielle Beine stellen.
Danach gucken wir, ob weitere Features sinnvoll sind. Wir haben Ideen; außerdem wurden uns Übersetzungen angeboten – und wer weiß, was noch gebraucht wird. Das ergibt sich in diesen Wochen ja stets aus der Situation heraus.
Webinar-Optimierung | Ich habe die Webinar-Situation optimiert. Weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in meinen Webinar-Sessions stumm und blind geschaltet sind, ich sie also weder höre noch sehe, kein Feedback bekomme und alles eigentlich nur meiner Zimmerpalme erzähle, habe ich mir die Leute über der Webcam aufgebaut.
Sie folgen meinen Ausführungen aufmerksam, sind allerdings etwas norddeutsch-steif.
Das Webinar erfreut sich überraschend großer Beliebtheit. Ich bin inzwischen für zehn Termine gebucht, ein Großteil inhouse. Das hätte ich nicht erwartet.
Ich gebe in den 90 Minuten nicht nur meine Erfahrungen weiter, sondern habe die Inhalte ergänzt durch organisationale Aspekte der aktuellen Situation: Wie sich Anwesenheitsarbeit und Remote-Arbeit unterscheiden, dass das Netzwerkdenken stärker in den Vordergrund kommt (statt des Abbildens physisch sichtbarer Abteilungen), dass nun alle gleich weit voneinander entfernt arbeiten (nämlich einen Telefonanruf und nicht mehr Flure oder Etagen) und wie sich Führung verändert. Ich werde das mal in einem Newsletter zusammenfassen – zusammen mit der Beschreibung, wie ich mein Vorgehen geändert habe, wenn es um die gemeinsame Lösungsfindung mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht. Das funktioniert mit Telko und Viko nämlich anders als bei Anwesenheitsmeetings.
Grillsaison 2020 | Im Garten bereitete ich an diesem Wochenende die Grillsaison Sommer 2020 vor, pflanzte Salat und Kohlrabi, säte Möhren, Radieschen und Lauchzwiebeln ein.
Außerdem pflanzte ich die gekauften Stauden ein. Das Beet gegenüber der Terrasse war bislang immer ein Problembeet.
Weil ich mir die Namen von dem Zeug immer nur bedingt merken kann – von links nach rechts: Stockrosen, daneben hohe Dinger in Rosa, davor eine Zierquitte, daneben fedrige Dinger in Blau und eine Pfingstrose.
Die Müdigkeit der Heimarbeit | Am Wochenende wollte ich mal schnell Teamviewer installieren. Teamviewer sagte mir aber, dass ich ein aktuelleres Betriebssystem brauche. Es war also an der Zeit, mein OS X von Sierra auf Catalina upzudaten. Bevor ich allerdings auf Catalina updaten konnte, musste ich ein frisches Backup machen. Nachdem ich das Backup gemacht hatte, sagte mir Catalina, ich müsse zunächst die Hindenburg-Software updaten, sonst könne ich demnächst keine Audio-Dateien mehr bearbeiten. Also datete ich Hindenburg up. Danach updatete ich Sierra auf Catalina. Im Anschluss funktionierte Gimp nicht mehr. Also musste ich Gimp von Version 2.8 auf 2.10 updaten. Aber Teamviewer funktionierte dann. Der Grund, warum ich Teamviewer ans Funktionieren bringen musste, erledigte sich im Anschluss allerdings.
Was soll’s. Ich habe jetzt mein Macbook auf dem neuesten Stand. Ist auch schön.
Solche Dinge sind ein Grund, warum ich dieser Tage manchmal ein bisschen müde bin.
Monotasking | A propos Homeoffice: Heute hatte ich fünf Stunden lang keinen Strom. Der Netzbetreiber musste in meiner Straße Dinge reparieren, irgendwas mit Kabel und Straße, so genau kommunizierten sie das nicht. Ich war also offline, kein Bild, kein Ton.
Dafür hatte ich den Garten schön. Die Kirsche blüht.
Vor dem Hintergrund, dass ich keinen Strom hatte, habe ich erstaunlich viel gearbeitet. Mit Akku und Hotspot und vier tragbaren Geräten kann man fünf Stunden passabel überbrücken, zumal wenn man davon drei Stunden lang telefoniert.
Unterm Strich war heute einer der besten Tage im Homeoffice, weil ich am wenigsten in den Themen gesprungen bin. Genau genommen habe ich mich den ganzen Tag, am Ende neun Stunden, mit nur einem Kunden und dort mit nur einem Thema beschäftigt, wenngleich mit verschiedenen Gesprächpartnern. Das war ausgesprochen wohltuend und hat die Sache erheblich vorangebracht, zumindest was die Erkenntnislage angeht. Überall, in unterschiedliche Abteilungen finde ich dort unterschiedliche Wissensfragmente und Lösungsansätze, und so langsam wird aus den Puzzleteilen ein Bild.
Mein Credo ist ja: Das Problem liegt in der Organisation, die Lösung auch. Man muss sie nur finden.
Lieferung aus Berlin | Etwas ganz Anderes: Baumkuchen. Vor knapp zehn Tagen wäre ich in Berlin gewesen. Dort hätte ich zahlreiche Leute getroffen, unter anderem einen Menschen in einem Baumkuchencafé. Wir haben stattdessen geskypt, das war sehr schön. Gleichzeitig ließ mich der entgangene Baumkuchen nicht los. Also rief ich im Café an – einst Lieferant des preußischen Prinzenhofs – und fragte, ob sie nicht nur zum Prinzen an den Hof, sondern auch zur Vanessa nach Dortmund liefern. Taten sie. Sie liefern sogar bis nach Japan. Aber das ist eine andere Geschichte.
Das Gespräch endete also in einer Bestellung, und hier ist er nun – der Berliner Baumkuchen.
Sehr lecker und sehr weich. Die Weichheit ist so weich, weicher kann ein Baumkuchen nicht sein.
Bemerknis zur Corona-Krise | Es kommt hier und da inzwischen die Meinung auf, es sei der Preis der Herdenimmunität, dass einzelne Menschen sterben. Man müsse bald wieder zur Tagesordnung übergehen, die Gesellschaft habe inzwischen genug geopfert.
Wenn wir die Gesellschaft noch drei Monate oder mehr im Lockdown halten, dann opfern wir alles, was wir unter unserer Identität und Kultur verstehen, dafür, dass wir nicht bereit sind zu akzeptieren, dass einzelne Menschen sterben, damit am Ende die Mehrheit immun ist. Das finde ich falsch.
Virologe Alexander Kekulé im Interview mit der ZEIT
In einem gänzlich anderen Zusammenhang, nämlich im Zuge der Frage, ob man 200 Menschen in einem Flugzeug abschießen darf, um 2.000 Menschen zu retten, hörte ich einmal folgende Argumentation:
Ein Menschenleben ist unendlich viel wert. Der Wert „unendlich“ ist nicht steigerbar; es gibt nicht doppelt unendlich, nicht dreifach unendlich und nicht 2.000-fach unendlich. Deshalb kann man 200-fach unendlich nicht gegen 2.000-fach unendlich abwägend – und deshalb ist ein Menschenleben genauso viel wert wie viele Menschenleben.
Das finde ich sehr schlau.
Gelesen | Doppelt geplagt: Ostafrika leidet nicht nur unter dem Corona-Virus, sondern auch unter einer Heuschreckenplage.
Ein durchschnittlicher Schwarm, der aus bis zu 40 Millionen Insekten besteht, kann nach Angaben der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO am Tag 150 Kilometer weit fliegen. In dieser Zeit vertilgt er so viel Nahrung wie für 35 000 Menschen an einem Tag ausreichend wäre.
Doppelt geplagt
Kenia, Somalia und Äthiopien sind am schwersten betroffen. Die Insekten vernichten Tee, Obst, Gemüse, Reis, Kaffeestauden und Blumen.
Gelesen | „Westfalenpost“ fragt Leser: Kennen Sie einen Mörder? Oder eine Frau, die sich nicht rasiert? Regionalzeitung am Limit.
Gelesen | Vergiss deinen gesellschaftlichen Status! Unten drunter sind wir alle gleich nackt. Voyeurismus, aber als Kunst getarnt.
Kommentare
9 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
Ich möchte keinesfalls den Baumkuchen von Buchwald dissen, das ist eine sehr gute Konditorei. Aber in Berlin-Steglitz gibt es noch etwas besseren Baumkuchen, finde ich, und zwar hier https://www.rabien-berlin.de/Informationen/Produkte_und_Preise_Baumkuchen.html
Ich weiß aus langjähriger Lektüre hier, dass du sowas gern sehr gründlich überprüfst.
Das kann doch keiner alleine beurteilen, wo bleibt da der akademische Anspruch? Melde mich freiwillig als weiterer Tester an – in der Krise müssen alle Opfer bringen.
An Rabien dachte ich auch sofort. Ich war in der Grundschule um die Ecke, und der Sohn der Rabiens auch :) Gab öfter was Gutes, und eine Einführung ins Baumkuchenbacken. Ich kann es trotzdem nicht…
Also, ich denke: Ich sollte auf jeden Fall bei Rabien bestellen. Das bedarf nun einer sehr gründlichen Untersuchung. Eventuell muss ich nach Rabien auch nochmal bei Buchwald testen, danach vielleicht nochmal bei Rabien. Nicht, dass es zu Verzerrungen aufgrund einmaliger Bestellungen kommt; kann ja sein, dass die versendete Charge aus irgendwelchen Gründen nicht repräsentativ war. Dahingehend möchte ich in jedem Fall auf Nummer Sicher gehen.
Die Zierquitte bitte in den Hintergrund pflanzen!
Das Teil wird groß (ausser es wird ständig dran herum geschnitten), sieht immer irgendwie wuschelig aus (Fachleute sprechen von sparrigem Wuchs) und hat Stacheln an den Ästen, das ist am Weg auch nicht nett und tut entsprechend weh.
Die Blüten erscheinen relativ früh im Jahr und die daraus entstehenden Früchte sind schön, (Blüht der gesetzte Strauch rot oder weiß?) und immergrüne Laubblätter haben ja auch ihren Charme.
Daneben hohe Dinger in Rosa – ich vermute eine hohe Aster?
Daneben fedrige Dinger in Blau – uh, vielleicht ein Eisenhut? Giftig!
Viel Spaß im Garten, hier hat am Sonntag die Saison begonnen, mit Wasser anstellen.
Also, ich glaube: Alles nicht. Phlox. Gibt es sowas? Das fedrige Ding ist Phlox. Vielleicht. Und das andere etwas anderes, vielleicht Eisenhut. Ich habe ja hier keine kleinen Kinder rumlaufen. Unkritisch.
Die Zierquitte – ja. Vielleicht besser nach hinten. Jetzt steht sie vorne. Ich bin aber auch sehr gut im klein halten. Ich mag meine Pflanzen, und sie dürfen auch wachsen, wie es für die Insekten und Vögel schön ist. Gleichzeitig ist hier im Herbst/Winter Kahlschlagzeit. Alles wird beherzt zurückgeschnitten.
Glückwunsch zum Website Launch, das hat ja superschnell geklappt! Und sieht auch noch richtig gut aus.
Wenn die Teilnehmer am Webinar etwas norddeutsch-steif aussehen, vielleicht beim nächsten Mal Kaffee und Baumkuchen anbieten.
Zu Herrn Kekulé – wir sind bereit zu akzeptieren, dass einzelne Menschen sterben, aber das heißt nicht, dass wir bereit sind sie zu opfern. Das ist ganz sicher nicht unsere Identität und Kultur. Menschlichkeit richtet sich nicht immer nach der Immunität der Mehrheit.
Nein, es ist nicht unsere Identität und Kultur. Zumindest meine nicht. Natürlich sterben Menschen; unser gemeinschaftliches Ansinnen sollte aber sein, jeden Tod verhindern zu wollen.
Ich gebe den Link zu der M4M-Seite mal an meine Übersetzerkolleg*innen weiter, die auf Medizin spezialisiert sind, das ist sicher auch für sie interessant!