Ein Mann. Eine Frau. Ein Gespräch. – Der Podcast mit Christian und mir geht in die zweite Runde. Diesmal mit dem Thema: Lernen. Genauer gesagt: Lebenslernen, lebenslanges Lernen und der Antwort auf die Frage, was das lernende Unternehmen mit einem guten Chef zu tun hat.
Special guests: ein Bonsai und die Eiswürfelmaschine in meinem Kühlschrank. Wer sie heraushört, kriegt eine Waffel.
https://soundcloud.com/einmann-einefrau-eingespraech/02-lernen
Wir haben die ganze Sache auf 30 Minuten beschränkt. Die nächste Folge kommt dafür schon Mitte März. Also: kürzere Folgen, etwas engerer Rhythmus.
Die Notizen zur Folge – für alle, die weiterlesen möchten:
- Sachlernen und Lebenslernen: explizites Wissen und implizites Wissen
- Motivation und Demotivation: Spielertypen nach Marczewski
- Epigenetik: Gelerntes wird vererbt
- Selbstorganisiertes Lernen: Hirnforscher Gerald Huether zum selbstorganisierten Kind
Wie immer gibt’s uns bei itunes, Soundcloud und Podigee und als RSS-Feed (mp3, aac). Viel Spaß! Wir freuen uns auf Kritik!
Kommentare
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So, Ihr Lieben, jetzt habe ich die neue Folge gehört (gleich zweimal hintereinander).
Hat mir gut gefallen, was Ihr aus dem Thema und den Stichworten gemacht habt. Eine spannende Diskussion! Und die „zarte Romantik“ am Ende ließ mich doch leicht erröten! ;-)
Zum Thema Lernen allgemein noch: Mich persönlich stört, dass das Lernen heute weitestgehend als Mittel zum Zweck verstanden wird, bzw. dass die Wertigkeit des Lernens so im Vordergrund steht. Damit meine ich, dass das Lernen überwiegend daraufhin ausgerichtet ist, ob es „beruflich“, karrieremäßig, wirtschaftlich etwas bringt. Diese Art des Lernens wird zum Teil eingefordert und ja auch gefördert oder sogar verlangt (von Seiten der Wirtschaft, Unternehmen, etc.). Bis zu einem bestimmten Punkt ist das auch gut und richtig so, aber wenn es nur noch oder überwiegend darum geht, dass die Wirtschaft/das Unternehmen etwas davon hat, finde ich es schade. Für das Lernen aus Freude am Lernen, aus reinem nichtkommerziellen Interesse bleibt den Menschen immer weniger Zeit. Wer sich ständig beruflich weiterbilden muss, hat keine Kapazität und Lust mehr, auch noch in der wenigen Freizeit (sofern es die dann überhaupt noch gibt und sie nicht schon randvoll mit all den anderen Pflichten jenseits des Berufs ist) zu lernen. So jedenfalls meine Beobachtungen und Erfahrungen.
Zum Thema Wissensweitergabe innerhalb von Unternehmen, dachte ich, dass in sehr vielen Unternehmen das Problem sein wird, dass eben auch die Karte „Konkurrenz“ sehr stark gespielt wird und da durchaus auch alt gegen jung und umgekehrt ausgespielt wird.
Wissen (und Erfahrung) ist eine Ressource und die wird gehortet und notfalls eben auch eher verteidigt als geteilt.
Natürlich gibt es immer auch die Gegenbeispiele, aber ich fürchte, es läuft in der überwiegenden Zahl der Wirtschaftsunternehmen auf diese Konstellation hinaus.
Erst, wenn Ältere wirklich den Ruhestand vor Augen haben, können sie es sich (gefühlt) leisten, ihr (ureigenes) Wissen (auch Erfahrung) an andere weiterzugeben. Ansonsten herrscht bei vielen die Angst vor, gebe ich mein Wissen (meine Ressource und meinen Wettbewerbsvorteil aus der Hand, grabe ich mir sozusagen selbst das Wasser ab, bzw. schaufle mein eigenes berufliches Grab.
Stichwort Podcastlänge: Ich hätte durchaus auch mit 50 Minuten Podcast leben können (weil ich es mag mich etwas länger am Stück richtig in ein Thema zu vertiefen), verstehe aber natürlich die Einwände anderer Hörer die kamen. Solange die Taktzahl des Podcasts dann auch wirklich etwas enger bleibt, finde ich es okay, ihn kürzer zu machen. :-)
Das von meiner Seite und natürlich Danke für die neue Podcastfolge, die wieder Spaß gemacht hat!
Bonuspunkte für die Bonsais! Finde ich sehr faszinierend, dass Christian das hobbymäßig betreibt! :-)
Bis zum nächsten Mal liebe Grüße
Liisa
„Wer sich ständig beruflich weiterbilden muss, hat keine Kapazität und Lust mehr, auch noch in der wenigen Freizeit (sofern es die dann überhaupt noch gibt und sie nicht schon randvoll mit all den anderen Pflichten jenseits des Berufs ist) zu lernen.“
Idealerweise gibt es ja eine Interessensschnittmenge: Dass ich mich zumindest ansatzweise für das interessiere, was ich beruflich mache und es deshalb auch schön finde, mich weiterzubilden, und das deshalb nicht (nur) als Arbeit auffasse. Ich weiß, dass dieses Privileg nicht alle Menschen haben.
„Zum Thema Wissensweitergabe innerhalb von Unternehmen, dachte ich, dass in sehr vielen Unternehmen das Problem sein wird, dass eben auch die Karte „Konkurrenz“ sehr stark gespielt wird und da durchaus auch alt gegen jung und umgekehrt ausgespielt wird.“
Das sehe ich halt als zentrale Aufgabe der Unternehmensführung, hier ein Klima zu schaffen, dass Konkurrenz positiv nutzt. Denn Konkurrenz ist per se ja nichts Schlechtes. Konkurrenz kann anstacheln, aus Reibung und Auseinandersetzung kann auch Weiterentwicklung entstehen. Wenn es eine Unternehmenskultur gibt, die das berücksichtigt, Streit und Fehler zulässt und mit Konkurrenz umgehen kann, dann widersprechen Konkurrenz und Lernen das gar nicht. Wenn ich Angst habe, Wissen weiterzugeben, läuft etwas falsch. Und wenn ich als Führungskraft zulasse, dass jemand Wissen hortet, auch. Das kann man nicht immer alles verhindern. Aber es ist eben auch eine Aufgabe, Spielregeln zu haben und auf die Einhaltung zu achten.
Lieben Dank für die Bonus-Punkte. <3 Hab's an die Kleinen weiter gegeben. ;)
Das hat richtig Spaß gemacht! Das war ein informatives und harmonisches Gespräch! (Ihr wart auch locker und das ist ja das allerwichtigste ;-))
Freu mich auf das nächste Gespräch
Danke!
Das wird jetzt so ein blöder Ich-habe-den-Podcast-zwar-noch-gar-nicht-angehört-aber-Kommentar, ich kann mich trotzdem nicht zurückhalten: Beim BarCamp Bonn nächste Woche geht es am ersten Tag schwerpunktmäßig um Bildung. Seid ihr dabei? Das ist doch genau das Thema, oder? Alle Infos hier: https://barcampbonn.de
Ich für meinen Teil bin in der kommenden Woche in München auf dem Digital Media Camp – also nicht in Bonn.
Ich hab den Podcast auch nicht gehört – was aber daran liegt, dass ich mit dem Medium allgemein nichts anfangen kann. Aber da das auch schriftlich interessant ist, klinke ich mich hier mal in die Unterhaltung ein, wenn das gestattet ist.
Liisa: „Für das Lernen aus Freude am Lernen, aus reinem nichtkommerziellen Interesse bleibt den Menschen immer weniger Zeit. Wer sich ständig beruflich weiterbilden muss, hat keine Kapazität und Lust mehr, auch noch in der wenigen Freizeit (sofern es die dann überhaupt noch gibt und sie nicht schon randvoll mit all den anderen Pflichten jenseits des Berufs ist) zu lernen. So jedenfalls meine Beobachtungen und Erfahrungen.“
Nessy: „Idealerweise gibt es ja eine Interessensschnittmenge: Dass ich mich zumindest ansatzweise für das interessiere, was ich beruflich mache und es deshalb auch schön finde, mich weiterzubilden, und das deshalb nicht (nur) als Arbeit auffasse. Ich weiß, dass dieses Privileg nicht alle Menschen haben.“
Das ist natürlich ein hehres Ideal, das aber vermutlich nicht für so viele Leute zutrifft. Und es trifft auch nicht ganz das, was Liisa gesagt hat: Mich innerhalb und für die Arbeit fortzubilden ist das eine, das kann man ja auch tun, ohne es „nur“ als Arbeit aufzufassen und was für mich selbst mitnehmen. Irgendwas nimmt man ja immer mit, denke ich. Wenn das ständige Fortbildenmüssen aber jede Energie und Lust auf Lernen erstickt, die man im Privatleben sonst so haben möchte, ist es ein – für mich – störendes Ausstrahlen des Berufes ins Privatleben und ein unschöner Optimierungstrend. Aber da hab ich persönlich auch ein Problem mit dem Ideal, dass alles ineinanderfließen muss mit ständiger Identifikation und Erreichbarkeit. Ich will auf Arbeit einfach nur meine Arbeit machen. Mich durchaus dafür interessieren und bilden, aber das soll nach Arbeitsschluss bitte auch gut sein. Ich will nicht immer erreichbar sein und mich vorauseilend für Arbeitsinteressen in eine dem Arbeitgeber genehme Form bringen. Ich will auch gar nicht immer höher, schneller, weiter. Ich will mich nicht dem ständigen Selbstoptimieren unterwerfen müssen. Ich hab keinen Ehrgeiz, was Karriere angeht. Ich will einfach nur mein Pensum erledigen (ja, ich will es gut erledigen und bin auch aufgeschlossen neuen Methoden gegenüber), aber ich will dann auch meine Ruhe. Ich will Zeit und Lust und Kraft haben, in meiner Freizeit Bücher zu lesen, zeichnen zu üben, einen Vortrag zu etruskischer Kunst anzuhören oder welches nutzlose Wissen auch sonst anzuhäufen. Das wird schwer genug, wenn man Familie und Kinder hat und da mit Pflichten und Terminen jongliert, muss dann wirklich noch die Anspruchshaltung sein, sich stets als Arbeitnehmer zu optimieren?
„Das ist natürlich ein hehres Ideal, das aber vermutlich nicht für so viele Leute zutrifft.
Ich erlebe es etwas anders und nehme unabhängig von Berufsgruppe und Ausbildung wahr, dass die meisten Menschen sich mit ihrer beruflichen Tätigkeit in irgendeiner Art und Weise identifizieren. Egal, ob das jetzt der Industriearbeiter, die Handwerkerin, der Ingenieur oder die Kauffrau ist. Das heißt nicht, dass sie immer restlos begeistert sind und dass sie, gewönnen sie im Lotto, unbedingt in ihrem Job weiterarbeiten würden. Sondern das heißt, dass sie Freude und Interesse aufbringen für das, was sie tun – und eben auch den Wunsch in sich tragen, Dinge zu verbessern, sich zu verbessern, die Sache voranzutreiben. Wie gesagt: Das ist kein loderndes Feuer, sondern eine gemütliche Flamme, die da brennt. Und je nachdem, worum es genau geht, brennt sie heller oder schwächer. Selbst Abwehr und Unwille resultieren aus Interesse. Bringen Menschen starke Abneigung auf, ist das Energie, die sie investieren, das heißt: Die Sache ist ihnen nicht egal.
Im Podcast geht es eben nicht um das Sich-Fortbilden-Müssen, und auferlegte Seminare, um „höher, schneller, weiter“ und um Selbstoptimierung, sondern es geht um die Schaffung einer Kultur, in der Lernen aus der Sache heraus geschieht. Das hat dann eben nichts im Ehrgeiz und Karriere zu tun, sondern mit Zeit, Lust und Kraft (während der Arbeit).
Aus Ihrem Kommentar höre ich viel Frust. Irre ich mich?
Falls es so ist: Woher kommt das? Welche Erfahrungen haben Sie im Arbeitsumfeld gemacht?
Ach, in dem Bild mit der gemütlichen Flamme kann ich mich durchaus wiederfinden. Ich habe nur das Gefühl, dass es altmodisch wird, einfach mit dem zufrieden zu sein, was man hat – dass man stattdessen immer eine große Weiterentwicklung und einen Karriereweg anzustreben hat. Aber vielleicht ist das nur der Eindruck, den ich angesichts all der Hipster Start ups von der Wirtschafswelt da draußen habe. ;) Ich selber arbeite in einer Behörde und sehe da durchaus auch Sinn in meiner Tätigkeit. Und ich bin in der komfortablen Situation, dass wir uns da für 5 oder 6 Tage im Jahr Fortbildungen aussuchen und während der Dienstzeit belegen können. Ich bin sehr für lebenslanges Lernen. Nur nehme ich eher aus den dienstlichen Seminaren was für mich selbst mit, anstatt in der Freizeit Dinge zu lernen, die zusätzlich für die Arbeit, Karriere oder Ehrgeiz nützlich wären. Die Arbeit hat für mich halt nicht oberste Priorität.
Ich bin da wohl nur auf die Zweckorientiertheit des Lernens angesprungen, die Liisa angemerkt hat, weil es mich ärgert, dass Menschen sich immer mehr optimieren sollen, ob es nun die Körperform, die Schulwahl oder der Arbeitsehrgeiz ist. Vielleicht habe ich auch nur Sorge, mich dafür rechtfertigen zu müssen, dass ich eben keine beruflichen Ambitionen habe und meine Prioritäten woanders liegen. Solange kein Lottogewinn in Sicht ist, werde ich meine Arbeit deshalb trotzdem ordentlich machen. ;)
So wie Sie es jetzt erklären, liebe Nessy, und wie es wohl im Podcast besprochen wird, finde ich das sehr nachvollziehbar. Danke dafür.
Ich finde es überhaupt nicht altmodisch, wenn man einen gesundes Verhältnis zur Arbeit hat. Und Arbeit ist halt nicht das ganze Leben. Im Übrigen kann man sich ja auch privat entwickeln, was dann der Arbeit zugute kommt. Ich sage nur: Eltern werden, organisieren, und so weiter. Ich würde sofort Menschen in Teilzeit einstellen. Sind super organisiert und sehr pflichtbewusst, ich bezahle 50 Prozent und kriege 75.
Okay, wo waren wir? Karriere und Ehrgeiz. Die Frage ist ja: Was ist Karriere überhaupt? Bei den wenigsten Menschen geht es doch um den klassischen, vertikalen Aufstieg, sondern eher um eine Entwicklung, die mal nach oben und auch mal horizontal verlaufen kann – und manchmal auch einfach gar nicht, weil grad alles passt.
Übrigens habe ich volles Verständnis dafür, wenn man Podcasts nicht anhören mag.