Nach Norden reisen. Entschleunigen. Die Sonne mitnehmen. Frische Luft tanken. Das Meer sehen. Umhergehen. Hörbuch hören. Oder den Möwen zu. Den Wind spüren. Regen.
Einkehren und einen Kaffee trinken. Käsekuchen. Rote Wangen. Mützenverstrubbeltes Haar.
Wenn es dämmert: nach Hause kommen. Aufwärmen, mich und eine Milch. Schwarzwaldklinik gucken, sechs Folgen hintereinander.
Udo mit Christa, Christa mit Klaus. Udo mit Katharina, Klaus mit Maria, Christa mit Vollmers, Udo mit Claudia, bis Claudia an Leukämie stirbt. Dann Udo mit Elke. Klaus wieder mit Christa. Evelyn Hamann mit dem Seewolf, Kindermädchen Carola mit dem Postboten. Udo ist ständig oben ohne, wenn man von der Brustbehaarung absieht: beim Sonnen, beim Schwimmen, beim Wasserski fahren, im Krankenbett mit Schulterverletzung; da kann man natürlich kein Hemd tragen. Die Synchronstimme von Marty McFly wird eingeliefert: Lähmung! Oberschwester Hildegard bricht sich ein Bein. Professor Brinkmann in jeder Folge bedeutungsschwanger. „Gegen den Tod können wir nicht anoperieren.“ Ehrfürchtiges Nicken.
Ich bin hier zu Gast; ich sitte ein Haus und im weiteren Verlauf auch einen Hund. Der Hund – er wundert sich, dass ich hier bin, aber seine Leute nicht. Ich sage ihm: Sie kommen bald. Er geht zur Tür, gucken. Kommt zurück. Sieht mich an, mit einem Was-hast-du-mit-ihnen-gemacht?-Blick. Runzelt die Stirn. Seufzt. Mit Futter und Kraulen mchen wir uns bekannt. In der Nacht kommt er vorbei und leckt meine Hand. Ich wache davon auf und schlafe darüber ein.
Wir gehen spazieren. Brötchen holen. Durchs Dorf. Und die Allee entlang.
Wir gehen zum Shetland-Pony: dicker Bauch, kurze Beine; es erinnert mich an jemanden, ich komm‘ nicht drauf. Oder doch: Ich komme drauf, schreibe es hier aber besser nicht.
Ich fahre einkaufen – für Silvester: Mehl, Hefe, Grieß und Dinge für auf die Pizza. Es gibt hier famila. In meiner Heimatstadt im Sauerland gab es in den 80ern auch einen famila. Kindheitserinnerungen. Es gibt hier viel Gold, Marken wie „Küstengold“ und „Goldmarie“. Die Straßen heißen nach Bürgermeistern: Bürgermeister Heidenreich, Bürgermeister Osterloh. Es müssen verdiente Leute gewesen sein.
Der Hund mag mich am meisten, wenn ich mir ein Brot schmiere.
Wind rüttelt an den Fenstern. Die Seeluft, sie macht mich fertig, jedesmal. Zähne putzen. Bett. Podcast an. Den Timer auf 15 Minuten. Ich erlebe nicht mehr, wie der Ton ausgeht.
Kommentare
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Ach, Frau Nessy,
das klingt doch schon wieder nach alter Heimat!
Sehnsuchtsvolle Grüße vom Phoenixsee,
Birgit
Das war auch sehr schön dort.
Hach.
In Udo war ich ja mal schwerstverliebt. Also noch bevor er Arztsohn war.
Sie meinen, als er noch Stewart Victor war?
Oder war das danach?
Oder gar gleichzeitig?
Oh ja, das haben wir heute auch geschaut. Kommt einem heute ziemlich surreal vor!
Und lustig ist, dass wir heute im Gegensatz zu damals eine medizinische Ausbildung haben und verstehen, was für unglaublichen Schwachsinn die in der Schwarzwaldklinik erzählen!
Guten Rutsch und Grüße an den Hund,
Eva
Das ist … //*zitterne Stimme … Schwachsinn?
Jetzt zerstören Sie doch nicht meine Illusionen.
Klingt wie: Beste Zeit!
Gute Wünsche von mir.
Das war auch sehr prima.
Ebenso!
Seeluft geht immer und passt Dinge ein. Ein Stullenliebender Hund rundet das natuerlich ab. Nur bei so vielen moeglichen Paarungen wie in der Schwarzwaldklinik wuerde ich versagen: da verliert man doch den Ueberblick, wer denn nun mit wem gerade (aber alle gegen den Tod, weil natuerlich Halbgoetter in Weiss).
Der Rest der Handlung war nicht sehr komplex. Ich konnte meine gesamte intellektuelle Kapazität aufs Beziehungsglecht richten. So ging’s.
6 Folgen Schwarzwaldklinik am Stück? Du bist Hardcore, ech‘ jezz!
Die 80er haben uns hart gemacht.
Wünsche ein Frohes Neues Jahr!
Auf ein wundervolles 2018! :-)
Seeluft, ein zu sittender Hund und dicke kleine Ponys: das klingt nach Paradies! :-)
Fast Paradies. :)
[…] mir Folgendes unter die Augen: Wie man die AfD am besten kritisiert. Was Frau Nessy über den Jahreswechsel treibt. Lars stellt seine Lieblingsbücher des vergangenen Jahres vor, Felix seine […]
[…] kommt mir Folgendes unter die Augen: Wie man die AfD am besten kritisiert. Was Frau Nessy über den Jahreswechsel treibt. Lars stellt seine Lieblingsbücher des vergangenen Jahres vor, Felix seine […]