Ein bisschen Wandercontent.
Für Leute, die auch gerne wandern. Und für Leute, die anderen gerne beim Wandern zugucken. Ist ja ein Serviceblog hier.
Wanderungen und Erlebnisse auf Teneriffa:
Osten:
Küstenwanderung bei Puertito de Güimar
(Rother-Wanderführer Teneriffa, Tour Nr. 11)
Länge: 7 Kilometer
Reine Gehzeit: 2 Stunden
Höhenmeter: 150 Meter im Auf- und Abstieg
Jeder Wanderurlaub braucht eine Einstiegswanderung. Wegen Klima und überhaupt – man muss sich ja erstmal gewöhnen. Ans Urlauben. Ans Rumlaufen. Ans gute Wetter. An alles.
Eigentlich ist es keine richtige Wanderung, sondern mehr ein Spaziergang.
Das Spazierwandern nahe Güimar führt durch Lavafelder am Meer entlang. Auf der Lava wachsen Kandelaberkakteen. Sie sind sehr groß. Man kann sich daneben stellen und staunen. Und Fotos machen, die man dann zu Hause seinen Eltern zeigt. „Guckt mal, wie groß die Kakteen sind!“ Großes Hallo.
Auf dem Weg kommt irgendwo ein Erklärschild zu den unterschiedlichen Vegetationszonen im Küstenstreifen. Es gibt außerdem viele Geckos, die aufgescheucht umherlaufen und dann unter Steinen verschwinden. Den Geckos möchte ich immer zurufen: Leute! Bleibt doch einfach auf Eurem Stein sitzen. Dann bemerkt Euch auch niemand. Niemand! Aber so!
Der Blick geht links in die Berge, rechts aufs Meer. Als ich das Foto mache, habe ich das Meer im Rücken. Sie hören das Rauschen auch, ne?
Ausgangs- und Endpunkt der Wanderung ist Puertito de Güimar. Das ist ein kleiner Küstenort mit einem zentralen Platz, an dem es Tapas-Bars gibt, in denen die Leute Sachen durcheinander essen, zum Beispiel Runzelkartoffeln mit Mojo und kleine Fische mit Kopf. Dabei telefonieren sie laut. Ziemlich prima. Und es gibt eine Eisdiele mit wirklich cremigem Eis.
Die kleine Wanderung lässt sich gut mit einem Besuch bei den Pyramiden von Güimar vereinbaren. Thor Heyerdahl hatte die Terrassenbauten als Forschungsobjekt für sich entdeckt. Sie sind nach dem Sonnenstand ausgerichtet. Er fand das ominös und meint, dass sie von den Ureinwohnern Teneriffas, den Guanchen stammen. Andere sagen, dass ein paar Bauern einfach ein paar Steine aufeinander gestapelt haben, um Partys darauf zu feiern.
Im Museum von Güimar kann man Einiges mehr über Thor Heyerdahl erfahren und wie er mit einem Papyrusboot über den Atlantik segelte. Es gibt außerdem einen Garten mit Giftpflanzen. Falls Sie dahingehend ein Projekt planen, Züchtung oder Nutzung, sei der Besuch wärmstens empfohlen.
Das Schönste an der Wanderung: der Weg am Meer entlang.
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Westen:
Ums Santioago-Tal (Rother Nr. 28)
Länge: 11,2 Kilometer
Reine Gehzeit: 4 Stunden
Höhenmeter: 500 Meter im Auf- und Abstieg
Dies ist eine der Wanderungen, die mit einem steilen Anstieg beginnen, und danach lange die Höhe halten. Im letzten Drittel des Weges geht man wieder ins Tal zurück. Wanderungen mit diesem Höhenprofil sind die besten: Am Anfang quält man sich, aber danach ist es über eine lange Strecke ziemlich toll.
Der Rother-Wanderführer ist bisweilen blumig in seinen Beschreibungen. Da steht dann sowas wie „leichte Wanderung mit sportlichen Einlagen“. Die sportlichen Einlagen, darauf können Sie wetten, sind mehr als einlagig, und danach ist man reif für ein Eis.
Ernst wird es aber erst, wenn Rother gerade nicht blumig umschreibt, sondern die Dinge beim Namen nennt – in diesem Fall: „steil ansteigende Dorfstraße Calle La Rosa“.
Die Autos hatten Unterlegkeile vor den Reifen.
Hinter der Straße geht es eineinhalb Stunden knackig berghoch. Beim Berghochgehen finde ich es nicht entscheidend, wie steil es ist, sondern wie der Weg beschaffen ist. Je kleiner die Schritte sind, die man machen kann, desto besser. Je unregelmäßiger und größer die Schritte, desto schlechter. Am blödesten ist, wenn man mit hüfthohen Schritten über Felsen steigen muss.
Hier geht das Bergauflaufen prima. Im Wanderführer steht, der Weg führe „gemütlich bergan (mitunter etwas verwachsen)“, und das stimmt im Großen und Ganzen. Die Fläche links ist der Weg:
Überall wachsen große Brokkolanten. In Wirklichkeit heißen sie nicht Brokkolanten, sondern Balsam-Aeonium, aber der Name passt gut. Riesenbrokkolis.
Nach 500 Höhenmetern habe ich einen tollen Ausblick auf Tamaimo – das Dorf, in dem wir losgegangen sind. Die Insel am Horizont ist La Palma.
Es geht noch ein bisschen bergauf, dann führt der Weg auf einem Pfad den Berg entlang. Das Santiago-Tal öffnet sich. Die Sonne scheint. Das ist sehr schön.
Links das Dorf: Arguyao; geradeaus Tamaimo, und rechts auf dem Weg geht es nach Santiago del Teide.
In Santiago del Teide gibt es eine Schule, deren Schulhofmauer mit Minions und Peppa Wutz bemalt ist. Große Freude! Bilder ans kleine Patenkind!
Der Weg führt auf der anderen Seite des Tals zurück.
Dass Bergablaufen leichter ist als Bergauflaufen, ist ja einer der großen Irrtümer des Wanderns. Der Rückweg geht bei dieser Wanderung zwar weniger steil bergab als der Hinweg bergauf. Am nächsten Tag hatte ich trotzdem Muskelkater in Hintern und Beinen.
Der Hinweg führte oben über die gegenüberlegende Bergkette.
Das Schönste an der Wanderung: der Blick ins Tal und aufs Meer. Auf dem Rückweg aufs Meer zulaufen.
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Süden:
Auf den Roque del Conde (Rother Nr. 38)
Länge: 5,2 Kilometer
Reine Gehzeit: 3,5 Stunden
Höhenmeter: 500 Meter im Auf- und Abstieg
Da oben, rechts auf der flachen Fläche – das ist der Gipfel. Dort geht’s hin:
Doch zuerst geht’s bergrunter. Das ist immer verdächtig. Wenn es runter geht, muss man auch wieder rauf, und wenn man schon sieht, wie weit rauf, ist ein Einstieg bergab ein Zeichen deutlichen Ungemachs. Wir durchqueren also erstmal einen Barranco.
Danach geht’s geschmeidig bergan (von links nach rechts):
Ich stapfe vor mich hin und genieße die schöne Aussicht. Nach einer Stunde kommt ein kleiner Sattel, und wir haben zum ersten Mal einen freien Blick auf die Küste.
Rechts geht es weiter den Berg hoch. Auf dem Foto sieht das ganz fluffig aus. Doch zum Größenvergleich: Der weiße Punkt oberhalb des Kaktus ist der Mitwanderer – und der Weg führt erstmal um den Berg herum, bevor man den Gipfel erreicht. Da kommt noch ganz viel Uff.
Oder in Zahlen: Es folgen 300 Höhenmeter auf einer Länge von zwei Kilometern. Mehr als 100 Höhenmeter pro Kilometer heißt immer: großes Herz-Kreislauf-Bootcamp! Schön, dass uns Gleitschirmflieger begleiten. Erst einer, dann drei, dann fünf.
Der Rother-Wanderführer sagt: „mittelschwere Wanderung“ auf „teilweise auf steilem Pfad“. So sieht er dann aus, der „steile Pfad“:
Beim Abstieg greife ich ab und zu dankbar in einen Ginsterbusch, um mich nicht lang zu machen. Aber Obacht: Ein Kaktus ist kein Ginsterbusch. #fuerSiegetestet
Der Rundumblick auf dem Gipfel entschädigt für alle Mühen:
Sogar mit Gipfelkreuz! Naja … Gipfelrohr. Video von der Ankunft auf dem Plateau.
Zurück geht’s auf dem gleichen Weg wie hin. So sieht das dann aus, wenn das Ziel – das Dorf – nur ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt ist, aber ein Barranco im Weg ist. Der gezackte Weg ist der Weg zum Eis.
Das Schönste an der Wanderung: der Rundum-Blick auf dem Gipfel.
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Nationalpark:
Arenas Negras und Altas de Guamaso (Rother Nr. 70)
Länge: 12,3 Kilometer
Reine Gehzeit: 3,5 Stunden
Höhenmeter: 350 Meter im Auf- und Abstieg
Diese Wanderung ist relativ schlicht: unspektakuläres Höhenprofil, kein Gipfel. Trotzdem ist sie ziemlich super, denn sie ist eine ideale Wanderung, um die Cañadas zu genießen. Die Caldera de Cañadas ist ein vulkanischer Einsturzkessel im Zentrum Teneriffas. Er hat einen Durchmesser von 17 Kilometern. Es ist, als ob man auf dem Mond spazieren geht.
Die Wanderung ist eigentlich zwei Wanderungen: eine Runde durch die Arenas Negras, eine zweite Runde um einen kleinen Berg. Das Ganze beginnt auf 2030 Metern. Der höchste Punkt liegt auf knapp 2300 Metern. Das ist noch nicht wahnsinnig hoch, trotzdem schlauchen die Steigungen mehr als auf Meereshöhe.
Das Schöne an der Wanderung: Man hat die ganze Zeit den Teide im Blick. Außerdem gibt es Canyons, Krusten, Furchen und schroffe Vulkanlandschaft zumn Sattsehen.
Es weht ein ambitionierter Wind, und wenn man in kurzer Hose läuft und sich vorher die Beine eingeschmiert hat, ist man hinterher schön bepudert.
Im zweiten Abschnitt geht’s auf einem Weg über den Wolken an einem Berghang entlang. Ich habe mich wie ein Englein gefühlt – nur nicht ganz so beschwingt.
Weil die Wanderung am Berggasthaus von El Portillo startet, gibt es die Möglichkeit einzukehren. Oder sich ein Eis auf die Faust zu kaufen, um sich damit auf einen Stein zu setzen und versonnen ins Tal zu blicken.
Das Schönste an der Wanderung: die Weite der Landschaft und die Wolken.
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Zwei Wanderungen, die ich nicht in diesem Jahr, sondern vor sieben Jahren machte, als ich schon einmal auf Teneriffa war, möchte ich auch erwähnen. Denn sie sind Klassiker.
Westen:
Masca-Schlucht (Rother Nr. 26)
Länge: 8,4 Kilometer
Reine Gehzeit: 6 Stunden
Höhenmeter: 650 Meter im Auf- und Abstieg
Die Wanderung auf Teneriffa: den Barranco de Masca hinunter. Eine sehr imposante Schlucht: Steilwände, Wasserläufe und Berge, die sich zum Meer hin öffnen. Sobald man hineinsteigt, bleibt die Zivilisation draußen. Hier kann man nur zu Fuß durch.
Ein paar Italiener sind seinerzeit in Flip Flops hinunter geschlappt, eine dreiköpfige Familie hat mich joggend überholt – ich hingegen habe mich in Wanderschuhen gut ausgestattet gefühlt. Denn die Tour ist nicht ohne: Man muss über Felsen klettern, und es zeigt sich mal wieder, dass Bergabgehen keine so tolle Sache ist, wenn man nicht weiß, wo man den Fuß hinsetzen soll. Mehrmals stand ich vor einem Rätsel, wie es weitergehen sollte.
Die meisten Touristen gehen nur hinunter, aber nicht wieder hinauf. Vom Strand unten fährt ein Boot ab – allerdings muss man vorab Fahrkarten buchen. Ich bin seinerzeit wieder hinauf gelaufen. Das ging ziemlich gut und war sogar deutlich weniger beschwerlich als der Abstieg. Kann man also machen.
Nationalpark:
Auf die Montaña Blanca (Rother Nr. 77)
Länge: 18,5 Kilometer
Reine Gehzeit: 7 Stunden
Höhenmeter: 800 Meter im Auf- und Abstieg
Die anstrengendste Wanderung, die ich bislang unternommen habe. Aufstieg von 2000 auf rund 2800 Meter, kein Baum, kein Strauch, der Weg steil, ein irrer Fallwind, und auf dem Rückweg zogen Wolken ein, so dass die Orientierung schwierig wurde und wir hoppigaloppi heim rannten. Tolle Sache für Leute, die über eine gute Kondition verfügen, die Höhe gut abkönnen und denen Wind nichts ausmacht. Allen anderen rate ich ab.
Von der Montaña Blanca aus kann man über die Altavista-Hütte auf den Teide aufsteigen. Das sind dann noch 1.000 Höhenmeter. Wer vor Sonnenaufgang losgeht und bis 9 Uhr den gehnehmigungspflichtigen Pfad zum Teide-Gipfel wieder verlassen hat, braucht keine Erlaubnis des Nationalparks. Das ist ein schönes Projekt, an das ich mich in diesem Jahr aber nicht herangetraut habe.
Kommentare
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Danke für’s Mitnehmen! Scheint eine spannende Insel zu sein, auch für ehemalige Biologen wie mich (Geckos! ). Die Krankheit würde nur noch die erste Wanderung zu lassen, aber immerhin
Auch die Wanderung ums Santiago-Tal würde gehen – vielleicht von Santiago nach Tamaimo, und dann mit Bus oder Taxi zurück. Da gibt’s ja Möglichkeiten. Auch bei den anderen Touren. Falls Sie sowas mal planen, können wir das gerne ausklügeln.
Die Geckos sind super.
Danke für’s Angebot! Wenn sich sowas ergeben sollte (Zeit, Geld, Gesundheit, Job, Begleitung stimmen), komme ich gerne auf das Angebot zurück :-)
Mensch, jetzt müssen wir doch Mallorca umbuchen (Hinterland! Hinterland!) – tschaja, aber Wandern auf diversen Kanaren (hier La Gomera und Lanzarote) ist ein echter Geheimtipp. Nun auch nciht mehr.
Vielen Dank fürs Erinnerungen wachrufen. Tolle Bilder von einer Insel, in die wir uns spontan verliebt haben.