Es ist erstaunlich, was man mit Tanz alles tun kann.
Ich selbst hatte mit dieser Art von Bewegung immer wenig am Hut. Ein Grundkurs in der Tanzschule, als Teenager. Erst mit keinem, dann mit einem schwitzigen, jede Woche im selben Polyester gekleideten Tanzpartner. Das war nicht schön, für uns beide nicht. Man attestierte mir zudem, ich sei hüftsteif. Ein Urteil, das ich nicht so ganz annehmen kann und das ich irgendwann revidieren werde, dessen bin ich mir sicher. Mir fehlte bislang nur die Gelegenheit.
Ich habe mich seinerzeit zunächst anderen Sportarten verschrieben; Hobbys, in denen ich kurzfristig größere Erfolge erzielen konnte. Seither bin ich, mit Tanz konfrontiert, immer wieder aufs Neue erstaunt, wie schön diese Form des Ausdrucks ist. Zum Beispiel in der aktuellen Inszenierung des Dortmunder Balletts: Drei Streifen Tanz.
Es heißt zwei „Drei Streifen“, aber es gibt nur zwei Teile, dafür im ersten Teil mit drei Pärchen, nacheinander. Jeweils Mann und Frau, und sie tanzen, sanft und zärtlich, bald innig und wild, wütend einander zugetan, abweisend und liebevoll vor einem ganz schlichten Bühnenbild, die einen nur zum Klavier, die anderen zu Rockmusik. Schön ist das, richtig schön und sehr intim.
Wenn ich mir so etwas anschaue, eine Vorführung oder auch einen Film, neige ich immer dazu, mich selbst dort zu sehen, in einer derartigen Situation, direkt oder im übertragenen Sinne. Das geht wirklich ans Herz.
Der zweite Teil ist anders. Dort wird ein Film nachgetanzt: das Piano. Ich bin dahingehend nicht so bewandert, ich dachte zunächst: Hä? Was spielen die im Wald Klavier?, aber dann habe ich es verstanden. Das war auch sehr schön, eine Erzählung, und verwunderlich ist, wie man eine ganze Handlung, einschließlich aller Gefühle, nur durch den Körper vermitteln kann. Das hat mir gut gefallen.
Im Grunde tanzt man ja auch viel zu wenig im Leben.
Kommentare
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Wow, das sah wirklich klasse aus. Da wünscht man sich ja bald, man wäre selbst Teil.
Oh ja, das wünscht man. Aber ohne Schmerzen in den Füßen.
JAHA, den letzten Satz unterstreiche ich ganz dick.
Auch wenn ich sehr ähnliche Tanzkurs-Erfahrungen gesammelt habe wie du, konnte ich das bald abschütteln. Denn Tanzen war für mich danach immer reine Mädelssache. Und Wohlfühlen für sich in Musik. Seit ich auf dem Land lebe, mangelts schwer an Gelegenheiten (vielleicht hats was mit dem Alter zu tun? – aber das mag ich lieber ausschließen). Dass mich allerdings Ballett flasht, bleibt selten.
(mein blogspot weigert sich weiterhin beharrlich, deinen Blog in meinem Roll zu aktualisieren… seit des Umzugs… leider)
Ballett flasht mich, wenn die Leute sich viel bewegen und viel springen. Manchmal trippeln sie ja nur herum. Das finde ich nicht so spannend.
(Sorry, daran kann ich nichts ändern. Ich kann auch immer nur sporadisch bei Blogspot kommentieren.)
Alleine tanzen, im Wohnzimmer, nachts auf einem Flur, in einer Halle, herrlich.
Was habe ich die Tänzer auf einem Gehweg in Lissabon beneidet, ein bißchen Musik, Mondenschein und alle, die möchten, tanzen Salsa.
Ja, das bedaure ich zutiefst: ich habe zu wenig getanzt im Leben.
Sie können es noch nachholen. Vielleicht nicht gerade jetzt, aber später.
Bis dahin: In Gedanken tanzen ist nicht ganz so mitreißend, geht aber zwischendrin.
Ja. Danke.