Das zweite Buch im April, gelesen an Ostern:
Darum geht’s:
Ein Roman nach einer wahren Geschichte: Die junge Somalierin Samia möchte eine große Läuferin werden. Schon mit acht Jahren weiß sie, dass sie Talent hat – und setzt alles daran, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Sie trainiert wie besessen – trotz schlechter Bedingungen.
Der Traum wird wahr: Sie tritt 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking an. Doch danach beginnt eine Odyssee: Sie flieht aus ihrer Heimatstadt Mogadischu. Zunächst nach Äthiopien, wo sie aber nicht trainieren kann; sie ist illegal im Land. Sie vertraut sich Schlepperbanden an. Ihr Ziel: Helsinki. Dort lebt ihre Schwester.
Gefällt’s?
Eine eindringliche Geschichte. Die einfache Sprache macht es leicht, sich Samia zu nähern. Zunächst geschieht nicht viel; Catozzella schildert, wie Samia in Mogadischu trainiert, schildert ihre Kindheit, das Leben ihrer Familie. Doch die Situation spitzt sich von Seite zu Seite zu.
Ein kleines Buch, nur 250 Seiten, das viel Eindruck hinterlässt.
Samia:
Samia Yusuf Omar ertrank am 2. April 2012 nach 6-monatiger Flucht vor Lampedusa bei dem Versuch, Taue zu erreichen, die ein italienisches Schiff ausgeworfen hatte.
Das Video ihres Laufs in Peking über 200 Meter: Sie kam zehn Sekunden nach der Siegerin Veronica Campbell-Brown ins Ziel (ab 1:45). Das Publikum hat sie frenetisch gefeiert.
Im Buch beschreibt Catozzella, unter welch widrigen Bedingungen Samia trainierte: Sie hatte kaum etwas zu essen und musste die meiste Zeit über in einer Burka trainieren – oder nachts, wenn sie niemand sah.
Einen Trainer hatte sie nicht – und nur ein einziges Paar Schuhe, das ihr Vater ihr geschenkt hat. Ebenso wie das weiße Stirnband, das sie in Peking trägt.
https://youtu.be/aTFqoln3o6Q
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch so gekauft hätte.
Kommentare
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Oh, wie gruselig. Dass Samia bei den Olympischen Spielen in Peking teilgenommen hat, lässt ihre Geschichte so viel näher an mich heranrücken. (Ich weiß natürlich immer, dass wir Europäer Flüchtlinge nur in homöopathischen Dosen hineinlassen und mir ist durchaus klar, dass ich mich nicht hinter Politikern verstecken kann, sondern dass auch ich das so will. Schließlich geht es dabei auch um meinen Lebensstil, den Politiker damit verteidigen.) Olympische Spiele stehen doch sonst meist für privilegierte , ambitionierte, junge Leute, die die Kraft ihres Lebens auskosten. Und bei Samia geht es aber nicht um die beste Zeit mit Anfang 20 sondern gleich um alles. Wie schrecklich.