Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Auch wenn es dieser Tage bisweilen sonniger ist als im August, ist der November für mich ein Monat, der aufs Gemüt schlägt. Morgens ist es schon grausig kalt, die Bäume werden kahl. Es ist dunkel, wenn ich aufwache, und es ist dunkel, wenn ich abends nach Hause komme.

Gehe ich morgens zum Sport und breche ich gegen 7.15 Uhr auf, stehe ich mit hoch gezogenen Schultern an der Bushaltestelle – müde, frierend, in den Dunst starrend. Im Fitnessstudio ist es morgens ohnehin eher leer; jetzt im November wehen Heuballen durch den Cardio-Bereich. Sogar die rüstige Rentnerkombo bleibt im Bett.

Da passt es nur zu gut, dass wir im Russischkurs derzeit Nachrufe lesen – Trauerreden, Beieleidsbekundungen – und Worte für Unglück, Schmerz, Leid und Weh lernen. Von denen haben die Russen viele, alle mit gleicher Bedeutung, nur zu unterscheiden durch die Abstufung des Leids: plötzliche Todesfälle, Unfällen mit Toten, unheilbaren Krankheiten, bittere Armut, Unfälle ohne Tote, schlimme, aber nicht tödliche Krankheiten, schlechte Noten, kein Geld für ein Handy, kleine Missgeschicke. Großer Gram, kleiner Gram, schweres und mittelschweres Elend, alltäglicher Kummer.

Russische Gramvokabeln in Textform

Komme ich aus dem Unterricht, möchte ich mich direkt in die Emscher stürzen, so fürchterlich bedrückt bin ich angesichts all des Jammers und der mitfühlenden Bekundungen, die ich erhielt und äußern musste.

Wenn es nach mir geht, können wir die Monate November bis Februar gerne überspringen und direkt mit dem März weitermachen. Wenn die ersten Schneeglöckchen aus der Erde kommen und Hoffnung auf Frühling besteht.

Eine Ausnahme mache ich nur, wenn dick Schnee fällt.

Kommentare

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  1. Anikó sagt:

    Mein schlimmster Monat ist der Februar. So kurz vor Frühling, aber dann doch noch nichts wärmendes, grünes in Sicht. November find ich schön, weil Herbst und Sturm und Regen und man endlich aus Grund drin bleiben darf auf’m Sofa. Dezember aus diversesten Geburtstagsgründen (u.a. meiner *g*) und dann natürlich Weihnachten mit ganz viel Familie und Märchengucken :-) Januar brauch ich dann, um von der ganzen Feierei wieder runterzukommen. Und Februar ist dann nur so ein doofer Zwischenmonat vorm Frühling …
    Frau Nessy, lassen Sie sich von den Russen nicht so runterziehen, die scheinen dazu zu neigen, wenn ich mir so ihre Musik und Märchen angucke ;-)

    1. Frau Nessy sagt:

      Okay, ich gebe zu: Dass man endlich aufm Sofa liegen darf – das ist ein guter Grund, den November doch ein bisschen zu mögen. Ich praktiziere das derzeit im Rahmen meiner Möglichkeiten.

      Mit dem Februar haben Sie recht: Auch wenn er nur 28 Tage hat, ist es ein Monat, der sich ewig hinzieht.

  2. Lobo sagt:

    Bei mir zeigen sich im November immer erste Zeichen des nahenden Weihnachtsgeschäfts, das mir immer besonders viel Spaß macht, deshalb ist der Monat für mich auch nicht ganz so schlimm.

    OK, morgens im Dunkeln den Laden aufmachen und abends erneut im Dunkeln abschließen nervt ein wenig, umso schöner die Abende auf dem Sofa, mit nem guten Buch und nem heißen Tee.

    In der Regel ziehen auf Grund der Kundenströme die Tage bis Weihnachten auch schön schnell vorbei und dann locken die Feiertage mit Schmausen und Zechen, dem Wiedersehen vieler Freunde und der Aussicht auf ein geselliges Sylvester.

    Der Januar beeinhaltet die leidige Inventur, die allerdings seit der geschickten Nutzung unserer WWS kein so großes Ärgernis mehr ist und der Februar ist natürlich der beste Monat schlechthin, weil da ganz wichtige Leute Geburtstag haben *hüstel*

    1. Frau Nessy sagt:

      //*lacht
      Selbstverständlich!

      Das Weihnachtsgeschäft ist natürlich eine fröhliche Veranstaltung für Dich. Na klar, es macht viel Arbeit. Aber es ist sicherlich auch befriedigend, oder?

      Wenn ich übrigens zwei Berufe wählen könnte, die ich anstelle dessen, was ich nun tue, machen wollte, ist es: in der Natur arbeiten oder Leute für Bücher und Geschichten begeistern.

    2. Lobo sagt:

      Eigentlich ist die Weihnachtszeit die Essenz des Buchhandels. Zu keiner anderen darf man soviel beraten, empfehlen und recherchieren.

      Die paar nervigen Kunden, die in letzter Sekunde noch alles haben müssen und rumzetern, weil sie es selbst nicht rechtzeitig gebacken bekommen haben, kann man da locker aushalten :-)

    3. Frau Nessy sagt:

      Zum Trost: Das Phänomen „schnell, schnell“ und „dringend noch vor Weihnachten“ gibt’s wohl in jeder Branche.

  3. Pippilotta sagt:

    Ja, vorspulen auf März, bitte!!

  4. Mona sagt:

    Ich bin ja schon lange für die Einführung des kollektiven Winterschlafes. Alle gehen am 1. November ins Bett und stehen am 28. Februar wieder auf. Aber auf mich hört ja keiner :-(
    Meine Omi hat übrigens immer gesagt, wenns ins Laub schneit, gibt es einen milden Winter. Da es bisher ja eher milde Temperaturen gegeben hat, rechne ich damit, dass es dann im Dezember knackig kalt wird und wir vielleicht sogar mal wieder weiße Weihnachten haben. An irgendetwas muss man sich ja aufrichten.

    1. Frau Nessy sagt:

      Es müssen nicht einmal weiße Weihnachten sein. Ein weißer Januar und Februar reichen. Hauptsache, das traurig herumstehende Geäst wird zwischendurch mal aufgehübscht.

    2. jetzt hab ich „ein weißer Jaguar“ gelesen.
      Ich glaub, ich brauch Schlaf.

  5. obadoba sagt:

    Legt ihr Euch alle ruhig im November hin und schlaft bis März durch. Jeder das ihre. Aber Vorspulen ist nicht!
    Winter ist die schönes Jahreszeit. Schnee! Berge! Ski!

  6. Ich bin auch dafür, dass gleich der März kommt. All den Stress mit Familie, Umzug und Uni hinter mich gebracht – und ich bin grad einfach null in Weihnachtsstimmung. Traurig, eigentlich mag ich Weihnachten.

    1. Frau Nessy sagt:

      Weihnachten verliert mit jedem Jahr an Zauber. Vielleicht ist es anders, wenn man Kinder hat. Aber ich empfinde nichts mehr groß für Weihnachten.

    2. Wie gesagt, eigentlich mag ich es sehr, zumal ich jetzt gläubig bin. Aber der ganze Stress dieses Jahr hat mir irgendwie zugesetzt, was das angeht.

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