Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Die Monica-Seles-Therapie

20. 2. 2013 28 Kommentare Aus der Kategorie »Lebenslage«

Die Bildungsbandscheibe wird sieben. Sie ist nun ein i-Dötzchen und wird eingeschult – in die Rückenschule. Herzlichen Glückwunsch, kleine Bandscheibe.

Was ich aber eigentlich erzählen möchte: Piriformis, der Freund der kleinen Bandscheibe, macht sich so langsam vom Acker. Darüber bin ich sehr froh, denn Nacht für Nacht hat seine verkrampfte Anwesenheit mich um den Schlaf gebracht. Weil das hier ein Serviceblog ist, erzähle ich gerne, wie ich den Lorbass gezüchtigt habe. Ich nenne es die „Monica-Seles-Therapie“. Das Prinzip: einen Tennisball nehmen und stöhnen.

Kaufen Sie sich einen Tennisball (gerne auch zehn, dann haben Sie neun in Reserve, Ihr Sportfachgeschäft denkt in dieser Sache mit) und positionieren Sie ihn so, dass Sie sich mit der Pobacke drauflegen können und der Ball Ihnen in Ihren Piriformis-Muskel drückt. Wälzen Sie sich gegebenenfalls so lange, bis Sie die richtige Stelle gefunden und den Triggerpunkt erwischt haben. Keine falsche Scham: Ihre Nachbarn interessiert das sehr, sie beobachten Sie gerne durch Ihr erleuchhtetes Wohnzimmerfenster.

Der Tennisball in Ihrem Gesäß ist anfangs ausgesprochen schmerzhaft. Sie werden sich wimmernd winden, Monica-mäßig stöhnen und versucht sein, den Ball unter Ihrem Hintern hervor zu reißen und in Ihren Fernseher zu werfen – aber wenn Sie durchhalten, verspreche ich Ihnen: Es hilft.

Seit vier Nächten schlafe ich durch – nur unterbrochen von einem kurzen Aufwachen, bei dem ich aber nicht einmal mehr aufstehen muss. Natürlich gibt es Nachteile: Das nächtliche Bildungsprogramm entgeht mir nun. Aber ganz ehrlich, die Erfahrung haben wir doch alle schon gemacht: Manchmal ist es sowieso besser, ein bisschen dumm zu sein.

Kommentare

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  1. Ich hoffe, dass ich nie, nie, nie wieder einen Bandscheibenvorfall haben werde – werde mir aber in jedem Falle Ihre sehr interessant klingende Monica-Seles-Therapie notieren…
    Ich freue mich sehr für Sie, dass nun des Nachts wieder gut schlafen können! Weiterhin gute Besserung!

    1. Nessy sagt:

      Heute die erste Nacht ohne Schmerztablette.
      //klopfaufholz

  2. chris^2 sagt:

    Und wenn man vorher noch das Fenster öffnet hat die Nachbarin auch noch das akkustische Vergnügen. Könnte aber ein wenig irreführend sein :-)
    Ich werde mir das mal merken, ich hoffe aber das ich weder nochmal Probleme mit dem Ischias bekomme, noch einen Bandscheibenvorfall habe. Ansonsten: Gute Besserung.

    1. Nessy sagt:

      Wegen Winter bleibt das Fenster zu. Auf dem Zimmerboden liege ich ohnehin immer wie ein Wehrdienstleistender unter dem Stacheldrahtfeld – die warme Heizungsluft beginnt erst ab 30 Zentimetern.

  3. Frau Vorgarten sagt:

    genau. Zuviel Wissen schadet.

  4. Der Monica ihr Rumgestöhne fand ich schon als kleines Kind sehr befremdlich!
    (Ich fühl mich schrecklich alt, nur weil ich sogar noch ein Gesicht zum Stöhnen vor Augen habe!!! omg…)

    Weiterhin gute Besserung – ein ganz ganz klitzikleinwenig leide ich mit ihnen. Aber nur weil ich so ein wehleidiger Jammerlappen bin! Sie haben wirklich das ganz ganz große Los gezogen *nickt bewundernd*

    1. Nessy sagt:

      Immerhin kann ich inzwischen niesen und husten, ohne dass es mich zerreißt. Das ist viel wert.

  5. Hallo Dr. Nessy :-)
    Hört sich gut an. Sollten da mal bei mir Probleme auftauchen (und das ist sehr wahrscheinlich), dann werde ich auf diese Therapie zurückgreifen.
    Danke und lieben Gruß

    1. Nessy sagt:

      Sie können dann auch gerne nochmal in die Sprechstunde kommen. Ich berate gerne.

    2. Super ;-) ..

      .. und gute Besserung noch nachträglich. War mir im Moment des kommentierens nicht bewußt.
      Grüßli :-)

  6. jpr sagt:

    Mit den plastischen Beschreibungen, die Sie so produzieren (und natuerlich der astreinen Beratung) koennten Sie ja eigentlich bei Ihren Aerzten einsteigen und Zusatztherapien verkaufen. Ischias-freies Durchschlafen dank Igel-Beratung, den Tennisball gibt’s kostenlos obendrauf.
    Also, nur falls Ihnen der andere Job doch mal zu eintoenig wird.

    //Was ich noch nicht ganz sehe: wenn mir der Ball in den Piriformis drueckt (zumindest laut Bild): dann sitze ich doch nicht mehr mit dem Po darauf, sondern eher so mit dem unteren Ende des Rueckens, non?

    1. Frau Vorgarten sagt:

      ja, aber Rücken und Po gehen ja irgendwo ineinander über. Fließend, möcht ich sagen.
      Und genau dahin gehört der Tennisball.
      Ich habe die Therapiemethode übrigens auch schon mit Kieselsteinen gesehen. Dürfen natürlich keine flachen zum Flitschen sein, sondern eher rundliche. Logo.

    2. energist sagt:

      Für Autophile auch gerne Anhängerkupplungen (zivil, nicht Klauen). Das gibt authentische Schmierespuren auch am Rücken. Und wenn die AHK am richtigen Fahrzeug hängt (Diesel, viel Hub, niedriges Standgas), dann bekommt man eine Massage gleich inklusive.

    3. Nessy sagt:

      Herr Energist, mir wird ganz blümerant. Anhängerkupplungen und Motoren …

      @Herr jpr: Nach 25 Jahren Handball, einem bunten Strauß an Sportverletzungen und nun auch noch diesem Rückenleiden stehe ich in der Tat kurz vor der Facharztprüfung Orthopädie.

    4. Frau Vorgarten sagt:

      25 Jahre Handball?
      Wie können Sie denn mit einem halben Jahr schon über den Platz gerannt sein?
      Naturtalent.

  7. Croco sagt:

    Diese Ballgeschichte ist schön. Nur schade, dass wir nicht mehr am Nachtprogramm teilnehmen können. Aber schön für Sie!
    Habe einen blauen, der hat Noppen. Den ramme ich in den Putz der Küchenwand am Papiermülleimer und drücke ihn mit dem Rücken noch tiefer hinein. Dann rolle ich ihn im Sitzen die Wand rauf und runter, bis ich den Triggerpunkt habe. Jetzt weiß ich, dass das begleitende Gestöhne einer Tennisgröße würdig ist

    1. Nessy sagt:

      Schön, nicht wahr? Ich wälze mich auf dem Zimmerboden wie eine Kegelrobbe. Jeder, wie er’s braucht.

  8. Gott sei Dank habe ich keine Rückenprobleme, aber sollte ich jemals welche bekommen, Tennisbälle hab ich immer im Haus….;-)

    1. Nessy sagt:

      Sehr gut. Tennisball, die Wärmflasche des Masochisten.

  9. kvinna sagt:

    Lorbass! Seit mein Opa gestorben ist, habe ich dieses Wort nicht mehr gehört! Danke!

    Was es aber auch für abgefahrene Therapien gibt! Auf welch‘ verschlungenen Wegen sind Sie denn an den Tennisball geraten?

    1. Nihilistin sagt:

      @kvinna: Die Verwendung von Tennis- oder Igelbällen bei diversen Rückenleiden wird einem eigentlich von 98% aller (guten) PhysiotherapeutInnen nahegelegt. Man kann gar nicht so schnell wegrennen, wie man die Empfehlung am Hacken hat.

    2. Nessy sagt:

      Zurecht!
      Man kommt auch selbst drauf: Wenn der Physiotherapeut einem immer seinen Ellbogen wie eine Schirmspitze in die Pobacke rammt, überlegt man sich zu Hause, wie man diesen Effekt nachahmen kann. Geistesblitz: Tennisball!

    3. kvinna sagt:

      Oookay. Falls ich mal Rücken hab‘, werd‘ ich daran denken….Trotz rückenkrankem Gatten kam mir dies noch nicht unter.

  10. Ponder sagt:

    Liebe Frau Nessy,

    vielen, vielen Dank für das stetige Hochhalten des Servicegedankens! Ich bin sicher, alle Leser wissen das sehr zu würdigen.

    Und ich fühle mich seit etwa sieben Wochen dazu gedrängt, meine Wirbelsäule bei einem Orthopäden untersuchen zu lassen und halte mich allein beim Gedanken an Ihr Blog viel aufrechter als sonst.

    *leise seufzend ab*

    Viele Grüße,

    der Ponder

  11. Sofasophia sagt:

    keine hat einen so feinen galgenhumor, wenn sie über ihr leid und ihre genesung schreibt!
    weiterhin gute besserung.

    ich habe auch so bälle, aber nicht tessin, sondern „richtig therapeutische“ :-) danke für die erinnerung. werd ich bei gelegenheit (geht ja auch prophylaktisch) anwenden!

  12. Sbee sagt:

    Hallo Frau Dr. Nessy,
    hilft das auch bei meinem Trapezius?
    http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trapezius.png

  13. Heike sagt:

    Was übrigens auch ganz gut wirkt, snd diese Knubbel-Bälle. Aber nicht diese Spielzeugbälle für Hunde, sondern spezielle Massage-Bälle wie man sie im Sanitätshaus bekommen kann. Die sind auch wirklich sehr gut, wie ich aus persönlicher leidvoller Erfahrung weiß.

  14. […] der sich fürderhin als Bildungsbandscheibe entpuppte und die unschöne Begleiterscheinung des Tennisball- (formally known as Piriformis-) Syndroms mit sich […]

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