Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Beseelt vom BVB-Sieg. Hach, war das ein Fest! Zweimal Rückstand und doch gewonnen. So ein schönes Spiel! Ich habe am Ende nur noch beschwörend  „Abpfeifen, abpfeifen!“ gemurmelt, während ich mit dem Oberkörper wippte und mir die Augen zuhielt. Nun sieben Punkte vor den Bayern in der Tabelle. Hinter uns Gladbach, Leipzig und Frankfurt. Ich freu mich. Das tut der Bundesliga gut.

*

Gartenarbeit verrichtet, Zeug zurückgeschnitten und Unmengen an Biomasse verklappt. Dabei nochmal intensiv das Prinzip von „Dornen“ erforscht.

Terasse mit bepflanzten Töpfen, dahinter kahler Garten

Bis April ist der Garten nun trostlos. Ich freue mich jetzt schon auf die ersten Schneeglöckchen. Und auf die Krokusse. Und die Tulpen. Und aufs Frühjahr.

*

Angeguckt: The Fading Battlefields of World War I. Hübsche Bilder, ästhetisch und politisch.

Tag beim Kunden verbracht. Morgens dachte ich, es sei total warm, ließ den Mantel im Auto und ging nur mit Blazer und Bluse von dort, wo ich geparkt hatte, zum Kunden. Falsche Entscheidung: Es war kalt. Tagsüber war es dann warm: Der Herbst war golden, es war sonnig, und das Büro heizte sich ordentlich auf. Am frühen Abend, auf dem Weg zum Auto dann wieder Gefröstel. Ich prangere das an.

*

Einfach mal machen: Kim schreibt über sein Lebensmotto, und ich kann ihm nur zustimmen. Einfach mal machen, das tue ich auch, seit immer schon. Ich weiß nicht, wie es dazu kam und was mir den Mut gibt. Aber ich mache einfach. Ich flog mit 16 alleine nach Russland, ich begann einfach mal ein Studium, ich fragte mal nach, ob ich Zeitung fürs Internet machen könnte, ich schickte einfach mal ein Exposé für ein Promotionsthema an einen Prof und (wir überspringen jetzt ein paar Jahre) ich machte mich einfach mal selbstständig. Alles mit Nachdenken und durchaus mit Strategie, aber auch nicht sehr durchgeplant, eher mit einem vagen Ziel, weniger mit einem festen Weg.

Es ist ein sich selbst bestärkender Kreislauf: Alleine nach Moskau reisen war furchterregend, hat aber gut hingehauen. Warum nicht einfach fortziehen von zu Hause und eine Uni suchen? Das Studium habe ich hingekriegt, warum nicht einfach der Neugier folgen und eine Fragestellung erforschen? Alleine mit dem Auto durch Italien hat geklappt, warum nicht demnächst durch andere Länder?

Ich kann schlecht mit Menschen, die in allen Dingen Probleme sehen. Mich ermüden außerdem Leute, die ständig sagen: „Ich kann nicht anders!“ Gerade wenn sie unter einer Situation leiden oder ihr Partner, ihre Partnerin leidet, sage ich: Doch! Du kannst anders! Wenn du keine schwere Krankheit hast, die dich eingrenzt, geht es immer anders. Nicht sofort, und niemand sagt, dass es leicht wird. Vielleicht geht es dir erstmal schlechter, bevor es besser wird. Vielleicht musst du Dinge loslassen, die du gerne behalten würdest. Vielleicht musst du Konflikte austragen und unangenehme Gefühle aushalten. Vielleicht musst du verzichten, um zu gewinnen. Ganz sicher musst du deine Komfortzone verlassen. Aber sag niemals, dass du nicht anders kannst. Fang an, mach einfach. Schreib dir deine Möglichkeiten auf, schreib auf, was dich hindert, sei ehrlich mit Dir. Dann überlege, was dir wichtig ist, und wie du es erreichen kannst.

*

GelesenWie soll eine Familie so etwas durchstehen? Keine Worte.

GelesenMerkel and the revenge of the old white boys‘ club. Interessante Außenperspektive von Al Jazeera auf Angela Merkel und die CDU. (via Frau Kaltmamsell)

Gelesen: Herr Buddenbohm benutzt das hübsche Wort „einherbsten“ und formuliert auch sonst sehr schön.

Schreibknast. Zwischenstand im Buchprojekt „Käthe Paulus“:

//52.000 Wörter, 324.500 Zeichen, 1.430 Absätze, 5200 Zeilen

Die Handlung umfasst inzwischen die Jahre 1887 bis 1893. Nach erfolgreicher Überwindung der Hürde „Sexszenen schreiben in öffentlichen Cafés“, einer Schwangerschaft und einer Geburt folgte heute der erste Ballonaufstieg des Fräulein Paulus. In den Abendstunden absolviert sie nun ihren ersten Fallschirmabsprung.

*

Der Marburger Soziologe Martin Schröder hat sich intensiv mit Generationenforschung auseinandergesetzt und kommt zum Ergebnis, dass Generationen im Nachkriegsdeutschland sich in ihren Haltungen und Einstellungen nicht unterscheiden. Es gebe keine „Generation X“ oder „Generation Y“, die anders ticke als „Babyboomer“.

Schröder hat Umfrageergebnisse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus den vergangenen 34 Jahren auf Kohorteneffekte untersucht und konnte keine Unterschiede in Bezug auf Lebensziele, Sorgen, politisches oder gesellschaftliches Engagement feststellen: Im Jahr 2000 Geborene haben die gleichen Werte und Ziele wie im Jahr 1965 Geborene, als sie im gleichen Alter waren. Das mache Studien wie die Shell Jugendstudie obsolet.

Ich halte das Generationenkonstrukt auch für überstrapaziert. Meiner Empfindung nach sind Unterschiede innerhalb bestimmter Alterskohorten größer als zwischen ihnen. Das sehe ich auch für andere Gruppen so, die aufgrund ihrer äußeren Merkmale, zum Beispiel Geschlecht oder Herkunft, als Gruppen betrachtet werden: Die Unterschiede, bezogen auf Lebensweise und persönliche Werte und Ziele, sind innerhalb einer Gruppe von 100 Frauen sicherlich größer als zwischen 100 Frauen und 100 Männern.

*

Nichtsdestotrotz halte ich es für wichtig, Positionen in Unternehmen divers zu besetzen – also mit Männern und Frauen. Aber auch gleichermaßen mit alten und jungen Menschen, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund oder Behinderung; außerdem mit Menschen unterschiedlicher sozialer oder örtlicher Herkunft.

Das führt nämlich dazu, dass mittelalte Männer aus Reiheneckhäusern nicht nur andere mittelalte Männer mit der gleichen Lebenssituation, den gleichen Einstellungen und einem ähnlichen Reihenmittelhaus fördern. Das wiederum stärkt die Innovationskraft und erhöht die Rendite von Unternehmen, macht sie widerstandsfähiger und flexibler – vgl. die Untersuchung „Diversität und Erfolg von Organisationen“ [pdf]. Denn: Je ähnlicher sich Menschen sind, desto eher stimmen sie sich gegenseitig zu. Entwicklung aber entsteht aus unterschiedlichen Perspektiven und der Auseinandersetzung mit ihnen.

Umso erstaunlicher ist es, dass so wenige Frauen in deutschen Vorständen sitzen. Noch erstaunlicher ist, dass sich die Unternehmen in ihren Geschäftsberichten auch weiterhin die „Zielgröße Null“ setzen. Das besagt der neueste Bericht der AllBright-Stiftung.

Nach § 111 (Abs. 5)  Aktiengesetz legte der Aufsichtsrat eine Zielgröße für den Frauenanteil im Vorstand der KRONES AG von 0% fest. Grund hierfür war, dass der Aufsichtsrat bislang keine geeignete Kandidatin für den Vorstand finden konnte und davon ausgeht, dass die in naher Zukunft auch schwierig bleibt.

(Krones, Geschäftsbericht 2017, S.121, zitiert nach AllBright)

Hintergrund des Zitats ist, dass börsennotierte Unternehmen seit dem 30. September 2015 gesetzlich verpflichtet sind, feste Zielgrößen für die Steigerung des Frauenanteils in ihren Vorständen zu veröffentlichen. Es ist jedoch möglich, eine „Zielgröße 0 Prozent“ zu benennen.

Sehr schön ist diese Formulierung, insbesondere der letzte Satz:

In einer Sitzung vom 15. März 2017 hat der Aufsichtsrat nach erneuter Abwägung beschlossen, am bislang bestehenden Frauenanteil im Vorstand festzuhalten und die bis zum 30. Juni 2020 zu erreichende Zielgröße für den Frauenanteil im Vorstand erneut auf 0% festzulegen, wobei diese Festlegung ausdrücklich unberührt lässt, dass der Aufsichtsrat nachwievor bemüht ist, wie bisher insgesamt eine Diversität bei Personalentscheidungen zu berücksichtigen. Hintergrund dieser Entscheidung ist, dass bisher noch keine Frau im Unternehmen identifiziert werden konnte, die in diesem Zeitraum die hohen Anforderungen für die Besetzung einer Vorstandsposition unserer Gesellschaft erfüllen würde.

(HeidelbergCement: Geschäftsbericht 2017, S. 11, zitiert nach Allbright)

Es wundert mich nicht einmal, dass sie keine Frau finden, die mitmachen will. Bevor ich meine begrenzte Lebenszeit in einem Gremium mit Menschen verplempere, die solchen Überzeugungen anhängen, mache ich lieber mein eigenes Ding. Viel Spaß, Jungs.

*

Gehört„Er arbeitete umsichtig und gewissenhaft“ – über den Krankenpfleger Niels Högel, der auf der Intensivstation des Krankenhauses Delmenhorst und im Krankenhaus in Oldenburg insgesamt mindestens 103 Menschen tötete – mehr dazu auch bei Spiegel Online:

Die Sterberate stieg mit Högels Dienstbeginn rapide an. Zuvor verstarben pro Jahr durchschnittlich 84 Patienten auf der Station. In den Jahren 2003 und 2004 gab es 177 und 170 Todesfälle. Mehr als doppelt so viele Tote – und niemand stellte Fragen. Wie konnte das sein? Auch der hohe Verbrauch des selten eingesetzten Medikaments Gilurytmal machte niemanden stutzig. Die Leitung stufte vielmehr die Anforderungen für die Bestellung in der Krankenhausapotheke am 13. April 2004 herunter. Das machte es Högel noch leichter.

Högel injizierte den Patienten das Medikament Gilurytmal, um sie dann wiederzuleben. Er tötete sie, reanimierte sie, tötete sie. Es verschaffte ihm Befriedigung und Anerkennung. Sein letztes Opfer starb, nachdem Högel am Tag zuvor in flagranti erwischt worden war. Die Klinik wollte sich erst beraten und zog nicht sofort die Polizei hinzu. So konnte Högel noch ein letztes Mal töten.

103 Morde konnten Högel nachgewiesen werden. Es ist anzunehmen, dass es eine Dunkelziffer gibt, weil in Frage kommende Verstorbene, die eine Feuerbestattung bekamen, nicht exhumiert und untersucht werden können. Das Deutschlandfunk-Feature ist ein sehr gut gemachtes Hörstück, das mehrheitlich aus O-Tönen besteht, die klar machen, wie das System Krankenhaus die Morde deckte. Unglaublich.

Notiz am Rande: Högel ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die polizeiliche Kriminalstatistik für 2016 eine vergleichsweise hohe Anzahl von Tötungsdelikten aufweist. Rechte Parteien setzen dies gerne in den Zusammenhang mit dem Zuzug von Flüchtlingen im Vorjahr. Tatsächlich aber wurden zu diesem Zeitpunkt die Morde von Niels Högel als solche entdeckt und gingen in die Statistik ein. 72 der 373 registrierten Opfer sind seine.

Weitere 149 Tötungen aus 2016 gehen übrigens auf das Konto von Andreas Lubitz, dem Germanwings-Piloten. Die Ermittlungen zum Flugzeugabsturz endeten in diesem Jahr und fütterten danach die Statistik. Zwei deutsche Männer töteten also 221 der 373 Menschen. Die AfD kratzt sich ratlos am Kopf.

GelesenVW baut Software-Zentrum in Lissabon auf – mit strengen Regeln für seine Entwickler. Arbeitsbeginn um 8:30 Uhr mit gemeinsamem Frühstück, keine E-Mails, nur eingeschränkter Internetzugang, 17 Uhr Feierabend. Dafür freie Hand und volle Verantwortung für das Produkt.

Gelesen: Viel zu den Midterms ins den USA und was das Wahlergebnis bedeutet. Ich stimme mit Stefan Kornlius überein (Trump kennt nur Vernichtung), der mutmaßt, das das Ergebnis Trump noch radikaler werde lasse. Buzzfeed zeigt einige  Historic Firsts, die Hoffnung geben, dass die Zukunft offener und diverser wird. Darunter sind die erste muslimische Kongressabgeordnete, der erste schwule Governor und Texas‘ erste beiden Latinas, die in den US-Kongress einziehen. Die Huffpost hat ein Interview mit der ersten Native American Woman des Kongresses geführt: Wie es ist, als Frau und Ureinwohnerin Wahlkampf in Trumps USA zu machen.

Den Tag beim Kunden verbracht. In der Kantine gab’s zum Mittag Spaghetti Bollo, und ich habe mir nichts aufs Hemd gekleckert. Das ist eine Erwähnung wert.

Stautagebuch: rund 14 Kilometer.

*

Ich habe einige neue Podcasts entdeckt. Werde sie auf den Autofahrten nun probehören und berichten, wenn mir etwas gefällt.

*

GelesenThe Simplest Way to Drastically Improve Your Life: More Sleep. Sag ich seit 40 Jahren. Jetzt ist es offiziell. 

GelesenOne Legacy of Merkel? Angry East German Men Fueling the Far Right. Stück der New York Times über rechte Wähler im Osten Deutschlands: Wendeverlierer, denen die Frauen abhanden gekommen sind. Das Thema gab’s auch schon in der deutschen Berichterstattung (Blogbeitrag vom 25. Oktober). 

After the wall came down, the East lost more than 10 percent of its population. Two-thirds of those who left and did not come back were young women.

It was the most extreme case of female flight in Europe, said Reiner Klingholz, director of the Berlin Institute for Population and Development, who has studied the phenomenon. Only the Arctic Circle and a few islands off the coast of Turkey suffer comparable male-female imbalances.

Ebersbach in Sachsen, nahe der tschechischen Grenze, habe nach 1989 sieben von zehn Arbeitsplätzen verloren. Die Bevölkerung sei inzwischen halbiert. Geblieben seien vor allem Männer, denen die wirtschaftliche und persönliche Perspektive fehle. Auf drei Männer zwischen 22 und 35 Jahren, dem Alter der Familiengründung, kämen zwei Frauen. Ein Drittel bleibt also, rein rechnerisch, ohne Partnerin. In der Realität sind die restlichen zwei Drittel auch nicht alle Topf und Deckelchen.

Die Frauen, die bleiben, seien überdurchschnittlich präsent im täglichen Leben und oft auch erfolgreich. Auch auf Angela Merkel treffe dies zu. Sie sei weniger Feindbild wegen ihrer Politik, sondern weil sie denjenigen unter den ostdeutschen Männern, die wegen zahlreicher Niederlagen frustriert sind, ihr Versagen vor Augen führe.

The women who have stayed are prominent in public life. Not just the mayor is a woman. The pastor is a woman. One of the few bars open at night, the Brauerei, is run by a woman, too. […]

“The anger of eastern men also has something to do with the success of eastern women,” said Frank Richter, an eastern theologian and prominent thinker. If eastern men dislike Ms. Merkel so viscerally, it is not just because she let in a million asylum seekers, Mr. Richter said, “but because she is so utterly familiar to eastern men and a daily reminder of their own failure.”

Viel unterwegs gewesen in den vergangenen Tagen. Aus dem Bergischen Land erst nach Hannover, dann nach Hamburg, dann wieder zurück nach Hannover, dann nach Duisburg, dann zurück nach Dortmund. Es blieb keine Zeit zu bloggen, oder wenn ich hätte bloggen können, habe ich lieber anderes getan, zum Beispiel gemütlich zu Abend gegessen. Wie hier in Hannover:

Ein gemütlicher TIsch mit Sofa und Abendessen

In Hamburg war es schön, kurz und schön, ein Geschäftstermin, danach noch ein wenig umhergewandert, dann war ich auch schon wieder weg.

Ich hätte auf die Besucherterrasse der Elbphilharmonie gehen können. Dafür wäre Zeit gewesen. Aber diese Fülle von Menschen, die sich vor dem Eingang tummelten und die anstanden, um hinauf zu kommen, haben mich abgeschreckt. Wegen der Wartezeit und wegen … naja, Menschen. Ich finde Menschen total super, wenn sie in übersichtlicher Anzahl vorhanden sind, aber in Mengen – nee. Dafür muss ich in Stimmung sein. War ich nicht. Also Elbphi nur von außen.

Elbphilharmonie von unten

Stattdessen war ich bei meinem Klamottendealer für große Frauen und habe im Schlussverkauf zwei neue Hosenanzüge ergattert. Das war super. Außerdem habe ich mir gelbe Sneaker gekauft, die ich zum blauen Hosenazug tragen kann – Komplementärfarben, Sie wissen schon.

Ich trage inzwischen gerne Hosenanzüge. Seit es diese Marke für lange Frauen gibt, seit also die Ärmel lang genug sind und die Taille tatsächlich in der Taille sitzt und nicht auf Brusthöhe, kann ich gut den ganzen Tag im Hosenanzug rumlaufen und finde es sogar gemütlich. Wie angenehm es ist, wenn der schmalste Teil des Kleidungsstücks (Taille) sich nicht am breitesten Punkt des Körpers (Brüste) befindet! Halleluja. Menschen mit Normmaßen wissen das wahrscheinlich nicht zu schätzen.

Aber Schuhe! Die müssen auch gemütlich sein. Deshalb Sneaker. Mittlerweile darf man das ja: Sneaker zum Hosenanzug. Was die Männer können, kann ich auch.

Am Freitag Rückfahrt über die A2. Am Horizont das Ruhrgebiet, wo der Stahl gekocht wird.

A2 mit Abendrot

*

Heute, das möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, habe ich auf dem Rückweg von einem Geschäftsessen einen riesigen Kran gesehen, der so groß war, dass er etwas über ein Haus heben konnte.

Kran über einem Haus

Das schreibe ich auf, weil ich Sie daran teilhaben lassen möchte, wie groß der Kran war (wirklich groß!).

*

Gehört: Den Briefcast von Journelle und Stoewhase, ein Podcast, in dem die Beiden sich Briefe schreiben und vorlesen. Die erste Folge fand ich gut: plauderiges und doch relevantes Thema („Kindheit in Ost und West“). Die Länge (30 Minuten) entspricht meiner Audio-Aufmerksamkeitsspanne für dererlei Formate, denn ich bin ein visueller Mensch und auditiv begrenzt. Alles, was Sie mir ohne visuelle Reize, ohne Dialog oder ohne übersteigerte Dramatik länger als, sagen wir, 30 Minuten akustisch mitteilen, können Sie auch Ihrem Basilikum erzählen.

Gespielt: Die Legenden von Andor. Wir haben die Zweite Legende geschafft, der neue Mann, die Jungs und ich, das war wirklich gut und hat Spaß gemacht. Man muss gemeinsam eine Burg verteidigen und Aufgaben erledigen. Man spielt miteinander – nicht gegeneinander – gegen Monster und Kreaturen; es ist ein kooperatives Spiel, in dem man sich eine gemeinsame Taktik überlegt und nachdenkt, welche Spielfigur mit welchen Kräften am besten welche Rolle übernimmt, so dass sie dem Team am meisten hilft. Wir sind jetzt ganz heiß auf Legende Drei. Das Spiel ist ab 10 Jahren, aber man muss auch mit 40 ganz schön viel nachdenken.

Gesehen: Seit langem mit „Der Mann, der lügt“ mal wieder einen richtig guten Tatort.

Heute erster Auftakt in einer größeren Zusammenarbeit mit einem Kunden. Seien Sie in den nächsten Monaten live dabei, wie ich am NRW-Verkehr verzweifle.

Obwohl die Kilometerzahl pro Strecke deutlich unter 100 liegt, werde ich mir öfter ein Hotelzimmer nehmen. Alles andere ist an manchen Tagen weder gut für meine Arbeitsleistung noch für meine Gesundheit.

Heute zum Start rund 15 Kilometer Stau, die ich auf anderen, zusätzlichen 15 Kilometern umfahren habe. Aber das ist alles gar nichts! Es wird demnächst noch viel unterhaltsamer. Denn bald wird meine Autobahnauffahrt auf die A1 und damit zum Kunden gesperrt. Die Sperrung zu umfahren, wird total töfte: Ich kann weiter nördlich auf die A1 auffahren oder südwestlich über andere Autobahnen ausweichen.

Das heißt in der Praxis: Entweder ich fahre, obwohl ich nach Süden muss, erst nach Norden und danach über die wundervolle Staustrecke Kreuz Dortmund-Ost bis zum Westhofener Kreuz, um danach mit vielen weiteren Menschen in der Brückenbaustelle Volmarstein zu stehen, die regelmäßig zehn Kilometer Stau produziert – zusätzlich zu den Kilometern zwischen den Kreuzen.

Alternative: Ich gurke erstmal (mit vielen weiteren Menschen) durch den Dortmunder Süden, danach über eine Bundesstraße auf die A45, auf die A44, auf die A43 und schlussendlich auf die A1. Alles Autobahnen, die auch total dicht sind.

Hinzu kommt, dass die Zufahrt in mein Stadtviertel bald wegen Kanalbauarbeiten erschwert wird – ich also schon feststecke, bevor ich überhaupt einen Autobahnstau zu Gesicht bekomme.

Es ist alles Irrsinn und macht mich ungeheuer wütend: weil es keine Alternative zum Auto gibt, weil so ein massiver Sanierungsstau besteht und weil offenbar niemanden wirklich interessiert, wie viel Lebenszeit dabei draufgeht und wie viel volkswirtschaftlicher Schaden durch das alles entsteht.

*

Koffer gepackt. Nach dem morgigen Kundentermin Fahrt nach Hannover. Donnerstag Hannover – Hamburg – Hannover, Freitag Hannover – Duisburg, Samstag Duisburg – Dortmund.

Man sagt mir nach, ich sei ein Checkerbunny in Sachen Kofferpacken. Ich verrate Ihnen den Trick: Die Kunst ist, erst gar nicht viel mitzunehmen. Und dann: Kleidung rollen, maximal ein zusätzliches Paar Schuhe einpacken – so passt alles in ein kleines Handgepäckstück. Für Urlaubsreisen greift die 5-5-2-Regel: 5 T-Shirts, 5 Hosen/Röcke, 2 Pullis. Zusammen mit zwei Paar Schuhen, Unterwäsche, Badesachen, Waschzeug und ein bisschen Klimbim landen Sie ungefähr bei 14 Kilo Gepäckgewicht. Da freut sich jede Airline, und Sie können sich problemlos etwas mitbringen, zum Beispiel drei Liter Olivenöl und eine Flasche von dem guten Roten.

*

Gelesen, offline: Nichts, was uns passiert von Bettina Wilpert.

Leipzig, Sommer, eine Geburtstagsfeier, gute Freunde. Anna sagt, sie wurde vergewaltigt. Jonas sagt, es war einvernehmlicher Geschlechtsverkehr. Aussage steht gegen Aussage. Nach zwei Monaten nah an der Verzweiflung zeigt Anna Jonas schließlich an.

Die Frage „Hat er sie vergewaltigt?“ zieht sich durch das Buch. Es gibt keine Antwort, nur verschiedene Sichtweisen – und am Ende eine juristische Entscheidung. Sehr gute Annäherung an das Thema.

Ein Tag am Schreibtisch und am Wäscheständer, mit einem Zwischenspiel beim Friseur.

*

Morgen früh kommt mein Oktober-Newsletter.

Der Text aus dem September ist online: Das gute Ankommen. In meinem Arbeitsleben habe ich schon mehrmals neue Stellen angetreten und auch mehrmals Leute eingearbeitet. Ich gebe  Tipps zum guten Start im Job – für Unternehmen, die einstellen, und für Menschen, die neu beginnen.

*

Weitere Fragen und Antworten aus 1000 (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9):

Bist du schon einmal irgendwo gewesen, wo du nur Sand und Wasser um dich herum gesehen hast?

Norderney, Ostende. Auf dem Rückweg vom Schiffswrack.

Sand und Wasser, Norderney, Ostende

Ein Ort, den man nur zu Fuß erreicht: Das Auto darf nur bis kurz hinter den Leuchtturm, Fahrräder auch. Der Pfad führt sieben Kilometer durch Marschland, dann kommt man ans Ende der Insel. Zurück laufe ich immer über den Strand. Zweimal bin ich den Weg schon gegangen. Beide Male war ich fast alleine unterwegs, zuletzt im vergangenen November. Wunderbar.

Ähnliche Orte gibt es in Skandivanien, auf Island und in Polen.

Wie sorgst du für Struktur in deinem Kopf?

Die bessere Frage wäre: Wie sorge ich für Struktur auf meinem Kopf, dort ist die Situation prekärer. Aber gut: Es geht soll ums Innere gehen.

Ich priorisiere konsequent nach „wichtig“ und „unwichtig“, nach „dringend“ und „nicht dringend“, darauf konzentriere ich mich, das arbeite ich ab. Priorisierung betrifft nicht nur das Berufliche, auch Privates kann dringend und wichtig sein, auch wichtiger als Berufliches – Freunde treffen zum Beispiel. Oder schlafen.

Ich bin ein Mensch, der gut prozessural denken kann: Wenn D, dann vorher A, B und C, in dieser Reihenfolge. Das mache ich dann.

Ich organisiere Dinge in meinem Kopf nach Farben, denn Wörter haben Farben, Zahlen auch, und auf Basis dieser Eigenschaft sortiere ich das Zeug in meinem Gehirn.

Ich nutze Mnemotechniken wie Loci-Routen-Methodik, wenn ich mir viel merken muss. Ich schreibe mir Dinge auf Zettel. Ich habe einen digitalen Kalender. Ich nutze die Notizen-App auf dem Handy. Ich nutze Kanban-Boards.

Ich entscheide auf Basis von „Fühlt es sich gut an?“, „Was ist das Ziel?“ und „Bringt es was?“

Auf welchen Platz setzt du dich in der Achterbahn?

Ich fahre nur Marienkäferbahn – dort aber ganz vorne. Danger Seeker!

Liest du Horoskope?

Nein. Ich habe aber schonmal Horoskope geschrieben. Als der Horoskoplieferdienst der Redaktion* ausgefallen war, habe ich mir welche ausgedacht. Ungefähr so:

Löwe
Ihre Offenheit wird belohnt: Sie werden eine Begegnung haben, die etwas bewegt.

Jungfrau
Vorsicht in Geldangelegenheiten: Es warten Verlockungen auf Sie.

Waage
Sie können Weichen für Ihre Zukunft stellen. Achten Sie dabei auf Ihre Gesundheit.

Noch Wünsche offen? Wer will noch sein Horoskop wissen?

Welches Unterrichtsfach in der Schule war für dich schrecklich?

Fast alle. Ich war gut in der Schule und fand sie trotzdem fürchterlich. Der Schulunterricht war uninspiriert und weckte wenig Freude daran, etwas zu lernen – von Ausnahmen abgesehen. Die Ausnahmen waren abhängig vom Lehrer/der Lehrerin, nicht vom Fach und ob ich gut darin war.

Ist Neues immer besser?

Neues ist dann besser, wenn es mehr Nutzen bringt als das Alte, wobei Nutzen immer subjektiv und keinesfalls nur materiell ist. Meistens geht es um immaterielle Bedürfnisse.

Neues ist dann besser, wenn es Bewegung bringt, ohne selbst besser zu sein als das Alte; wenn es Veränderung braucht, vielleicht gar zunächst zum Schlechteren, um Größeres zu bewegen – dann ist Neues besser als das Alte.

Neues ist dann besser, wenn es hilft, etwas Altes loszulassen; wenn es also um die Trennung von dem geht, was ist, und nicht um das Neue als solches geht – es könnte also auch etwas anderes Neues sein als dieses spezielle Neue.

[*uninteressant, welche genau]

Ich werde alt. In der Theorie ist mir das klar, selten wurde es mir jedoch so offenkundig vor Augen geführt wie in diesem Moment am Samstag, als ich an der Dortmunder Phoenixhalle vorbeiging.

Die Phoenixhalle ist eine Veranstaltungshalle im Dortmunder Süden – Backsteingebäude im Schatten eines Hochofens. Es war 16 Uhr. Eine Menschenmenge schlängelte sich im Gegenlicht der Herbstsonne, vor der Kulisse zerfallender Industriekultur, über zerklüftete Betonplatten.

Modus Mio: Menschenschlange vor Industriekultur und untergehender Sonne

Ich ging an der Schlange vorbei, denn ich wollte nach Hause, und schaute mir die Menschen an, die in der Schlange standen. Niemand war älter als 25, eher jünger, deutlich jünger, aber wer kann das schon so genau sagen. In den Gesichtern der Jungen wuchs jedenfalls kein Haar, die Mädchen kicherten aufgekratzt. In den Händen hielten sie Zigaretten, und sie tranken Wodka aus Flaschen.

Es war wirklich eine beträchtliche Anzahl junger Menschen, die anstand. Die Schlange ging um das Gebäude herum. Aus der Ferne kamen immer mehr Gruppen, größer und kleiner, alle mit Flaschen in der Hand, zu Fuß über das Brachland angeschlurft. Es musste ein wahrhaft denkwürdiges Ereignis sein, das in dieser Halle stattfand; ein berühmter Künstler, jemand von der Kategorie Robbie Williams, die Älteren von uns erinnern sich an ihn. Wieso hatte ich von diesem Ereignis nichts mitgekriegt?

Während ich weiter meines Weges ging, schlug ich im Internet nach und erfuhr den Namen der Veranstaltung: Modus Mio Live. Nie gehört.

Ich las die Beschreibung des Ereignisses:

Mit über 800.000 Fans ist Modus Mio die meistgestreamte Playlist Deutschlands. Genug Grund für uns, sie mit 5 der erfolgreichsten Künstler […] zum Leben zu erwecken. Kein Live-Stream, sondern Live on Stage. Konzert-Modus: ON!

Aha. Eine Playlist tritt auf. Das ist, uhmm, interessant.

RIN ist der größte Shooting-Star der Deutschrap-Szene. Innerhalb der letzten 18 Monaten hat er nicht nur zwei erfolgreiche Alben veröffentlicht und dabei etliche Hymnen und Hits gedroppt, sondern auch auf allen wichtigen Festivals komplett abgerissen.

Ich habe mich daraufhin belesen. Rin ist Renato aus Bietigheim-Bissingen und einer der Hits, die er gedroppt hat, ist der hier. Die Wartenden spielten ihn auf ihren Handys.

Es ist 3 Uhr nachts in der Stadt / ich bin 18 und ich mach, was ich mach / Zehn Packungen Marlboro Gold und einen Gin / alle machen Scheiß / ich mach, was ich will.

Das sangen die Leute laut mit. Das scheint eine der Hymnen zu sein.

Mit Trettmann haben wir einen echten Elder Statesman im Lineup, dessen Karriere in jüngster Zeit komplett abgehoben ist: Seine „Kitschkrieg“-EPs und das „DIY“-Album haben ihm eine komplett neue Fanbase erschlossen, zu seinen erklärten Fans gehören Rapper von Cro bis 187 Strassenbande.

Den „Kitschkrieg“ können Sie hier nachhören.

Als Pragmatikerin finde ich es erdend, Gangsta-Rapper singen zu hören und zu wissen, dass sie am Ende des Tages ebenso wie ich an ihrem Schreibtisch sitzen und ihre Umsatzsteuervoranmeldung machen.

All hail the queen! Nura kennt man natürlich längst als eine Hälfte von SXTN (mit Juju), aber auch wegen ihrer Solo-Hits und Kollaborationen: Als ultrakredibile Rapperin, Social-Media-Influencerin, Allzweck-Abrissbirne und Style-Ikone der Straße ist Nura zur Zeit eine der gefragtesten Künstler_Innen im Deutschrap.

Nura war Mitglied der Band The toten Crackhuren im Kofferraum. Ich empfehle dieses Interview zur Einarbeitung in das Thema „Deutschrap mit Nura“.

Eine Parallelwelt. Verblüffend.

*

Um Reiseempfehlungen auszusprechen, habe ich meinen Tallinn-Estland-Beitrag rausgekramt. Außerdem meinen Ausflug nach Riga. Und die Danziger Bemerknisse. Hach. <3

*

Eine Freundin glücklich gemacht, die einige Jahre in China gelebt hat und zum Teigtaschenehepaar wollte, um alte Chinagefühle aufleben zu lassen. Hat funktioniert.

*

Buchhaltung erledigt (vgl. Gangsta-Rap). Außerdem Kontowechselbriefe geschickt und SEPA-Lastschriftmandate bestätigt, trotz Nutzung des Kontowechselservice. Es hatte schon Gründe, warum ich den Kontowechsel immer wieder hinausgezögert habe.

*

Darf ich vorstellen? Der Nachbarskater Moritz.

Der schwarz-weiße Nachbarskater Moritz auf Augenhöhe

Moritz kommt regelmäßig vorbei und sieht nach den Vögeln im Garten. Er wirkt auf dem Bild zielstrebig und gefährlich. Das ist irreführend. Soweit ich das als Katzenlaie beurteilen kann, ist sein Jagdverhalten, nun ja, ausbaufähig. Es sei denn, es gehört zu einer ausgeklügelten, undurchsichtigen Ablenkungstaktik, dass er beim Auflauern von der Mauer stolpert und seine Hechtsprünge die Dynamik von Kartoffelbrei haben. Wahrscheinlich ist das alles nur Understatement.

Aufregung im Sauerland: Bald ist Allerheiligen, das kommt immer ganz unvorhergesehen, und die Gräber sind noch nicht winterschön. Das ist beunruhigend, spirituell wie kardiologisch, denn wo ich herkomme, gilt es als geradezu gottlos, am 1. November noch keine Heide auf den Gräbern zu haben.

Deshalb: schnelle Familienkonferenz – was muss gemacht werden? Wir projektieren, ein Backlog wird eingerichtet, Vatta wird Product Owner.

Das Sprint Planning sieht nun vor: Morgen Kick Off bei Blumen Risse – Blumenerde und Winterbepflanzung kaufen, Grabkonzeption. Samstag Hands-on-Umsetzung. Auf dem Friedhof gibt’s neuerdings nicht nur Gießkannen zu leihen, sondern auch Schubkarren, das vermindert den Aufwand, damit sind wir in weniger als drei Stunden durch. Anschließend kurzes Review mit der Tante. Nach Weihnachten ausgiebige Retrospektive bei Kaffee und Gewürzspekulatius.

Ich sag’s ungern, aber: Agil, Scrum – alles Firlefanz. Das ist keine Erfindung aus den USA. Das machen wir aufm Berg seit Jahrzehnten so, dazu Mettbrötchen und’n Kurzen.

*

Die Nachbarn sind im Urlaub. Ich muss die Blumen gießen. Richten Sie sich auf eine Hitzewelle ein. Immer, wenn ich dort oben unterm Dach Blumen gießen muss, herrscht maximales Gießwetter – jahreszeitenunabhängig. Da hilft es auch nichts, dass die Nachbarin auf Kakteen umstellt, die „Mr. Easycare“ heißen.

*

Der Landkreis Schmalkalden-Meinungen wirbt auf dem Hintern junger Volleyballerinnen mit dem Claim „Prachtregion“. So ein feiner Gag! Da haben sich die Herren Landräte bestimmt auf die Schenkel geklopft. Super Werbung! Dafür zahlt der deutsche Michel gern. Das fällt auf und wirft ein gutes Licht auf den hügeligen Thüringer Wald! Und an alle humorlosen, ungebumsten Feministinnen: Die Mädels sollen sich mal nicht so haben, ist doch lustig!

Findet die Juristin Nina Katrin Straßner auch. 

*

Im November findet in Essen der Digital Future Congress statt – eine Veranstaltung, die mit dem Claim „Digitalisierung trifft Mittelstand“ wirbt. Speakerliste: 34 Vortragende, davon zwei Frauen (aufgerundet sechs Prozent, #serviceblog).

Ich wurde gefragt, ob ich sprechen wolle, und habe gesagt: Klar! Mache ich! Der Veranstalter wollte allerdings, dass ich Geld bezahle, um sprechen zu dürfen. Ich habe erwidert, dass umgekehrt ein Schuh daraus wird, dass ich nämlich gerne Geld nehme, wenn Veranstalter mich buchen. Wir sind dann nicht zusammengekommen.

*

Ich bin ja Mitglied im Dortmunder Ladies‘ Circle. Das ist eine Organisation von Frauen, die Spenden für wohltätige Zwecke sammeln. Nebenbei klönen wir und treffen uns zum Dattel-Dip-Essen; natürlich klönen wir ganz selten, wir sind sehr diszipliniert und zielorientiert. Sie können sich das vorstellen.

Aktuell machen wir beim Weihnachtspäckchenkonvoi mit. Bei der Aktion packen Kinder Päckchen für Kinder. Der Ladies‘ Circle fährt die Päckchen gemeinsam mit Männern vom Round Table – das ist die männliche Partnerorganisation – nach Osteuropa und verteilt sie dort.

Zwei Ladies aus Dortmund, Melanie und Katharina, fahren mit nach Rumänien und übergeben die Päckchen persönlich. Das haben sie auch 2017 schon gemacht und die Jahre zuvor. Wer mehr davon sehen oder hören will, findet auf der Facebookseite Bilder, und es gibt ein Interview mit Katharina beim Dortmunder Radio 91.2.

Wenn Sie in Dortmund oder Umgebung wohnen, ein Päckchen packen wollen oder sogar Lehrer oder Lehrerin, Erzieher oder Erzieherin sind und mit vielen Kindern mitmachen wollen, freuen wir uns. Mehr Infos, wie man mitmacht und was am besten in so ein Päckchen kommt: hier und auch in einem Flyer [pdf]. Oder bei mir.

*

Ergänzung noch zum Thema „Klönen und Dattel-Dip“: Gestern gab es beim Circle-Abend Keksteig zum Löffeln, dieses „Höhle der Löwen“-Ding. Ich kannte das nicht, ich gucke im Fernsehen ja nur die Lindenstraße.

Seltsames Produkt. Auf künstliche Aromastoff-Weise irgendwie lecker. Liegt allerdings schwer im Magen.

*

Gelesen: Hase, du bleibst hier – über den Männerüberschuss in ländlichen Regionen, vor allem im Osten Deutschlands, aber auch in Süddeutschland.

In Parchim in Mecklenburg-Vorpommern kommen auf vier junge Männer nur noch drei junge Frauen. In der Gemeinde Weißkessel im Landkreis Görlitz stehen 100 Männer nur noch 56 Frauen gegenüber. Das größte Frauendefizit hatte 2009 die Gemeinde Schönbeck in Mecklenburg-Strelitz mit 17 Männern und keiner einzigen Frau im Alter von 20 bis 24 Jahren.

Die Folgen für die Gesellschaft sind gravierend. Denn vergleicht man die Landstriche mit den Wahlergebnissen rechter Parteien, so zeigt sich: Wo die Frauen fehlen, werden mehr Nazis gewählt. Es gibt mehr Rassismus, mehr Fortschrittsfeindlichkeit und mehr Rückwärtsgewandtheit. Das ist kein ursächlicher Zusammenhang. Aber es ist ein Zusammenhang.

Warum die Frauen fehlen, ist offensichtlich: Sie sind besser gebildet als die Männer.

In Löbau-Zittau stellen Frauen nur 35 Prozent der Schulabgänger mit Hauptschulabschluss, aber 61 Prozent der Abiturientinnen.

Wer sich entwickeln will, wandert in die Städte ab. Das ist überall so. Das war auch bei mir so: Ich habe nach dem Abi das Sauerland verlassen und bin nicht zurückgekehrt. Ich wohne seither in Großstädten, denn dort gibt es Arbeit, Perspektive und einen offeneren Geist.

Was in den Regionen wegbricht, wenn Frauen in großer Zahl gehen und nicht zurückkehren, ist die soziale Infrastruktur, sind der Dienstleistungssektor, die sozialen Ehrenämter und das Engagement für die Gesellschaft.

In Gegenden mit eklatantem Frauenmangel breche bürgerschaftliches Engagement teils gänzlich zusammen, so Gabler: „In Regionen mit Männerüberschuss hält die soziale Kälte Einzug.“

Die AfD liefert das passende Programm dazu: Die Frau soll gefälligst am Herd bleiben, die Hetero-Familie ehren, sich „um die Keimzelle der Gesellschaft“ kümmern.

Die Krux an der Sache: In den Landkreisen entsteht ein Teufelskreis. Die Frauen, die noch da sind oder die dort aufwachsen, möchten umso weniger in diesem Umfeld bleiben, je männerdominierter es wird.

Draußen Herbststurm mit Fieselregen, Wind und zwischendurch Sonnenschein. Drinnen Vortrag für den Deutschen Krankenhaustag fertig gemacht.

Dort bin ich am 15. November mit dem Thema „Crossmediales Storytelling“. Der Vortrag ist kurz, 20 Minuten mit anschließender Diskussion – was nicht heißt, dass die Vorbereitung kurz ist. Es ist vielmehr so, dass ich an 20 Minuten  Vortrag genauso lange feile wie an einem ganzen Tag Workshop. Es muss halt alles passen und sitzen; bei so einer knappen Nummer habe ich keine Stichworte, das läuft alles frei. Die Folien müssen aufs gesprochene Wort passen und enthalten kaum Text, ich habe fast nur mit Bilder, lediglich am Ende gibt’s ein paar handfeste Hinweise, je zwei Zeilen pro Blatt. Ergänzend habe ich deshalb ein Handout fertiggestellt, in dem noch ein bisschen was drinsteht, also das, was ich erzähle, und der Moderator kriegt Infos für die Anmoderation. Das ist alles am Mittag weggegangen.

Danach habe ich mich um einen weiteren Vortrag gekümmert: Unternehmerclub der Networker.NRW. Thema ist agile Führung und neue Führungskultur. Da habe ich etwas mehr Zeit, die ich allerdings auch etwas interaktiver gestalte. Es wird darum gehen, warum Menschen kündigen und was das mit der Unternehmenskultur zu tun hat, warum in komplexer Umwelt und Marktsituation die klassischen Hierarchien und Abteilungen nicht gut funktionieren und wie ein anderes Führungsverständnis da helfen kann.

*

Ich habe nach buddenbohmschen Vorbild einen Wirtschaftsteil für die GLS-Bank verfasst. Thema: Nachhaltige Teamarbeit. Es geht um mehr Mut, Quereinsteiger einzustellen, ums Agilisieren und Verscrummen und ums Streiten.

*

In unserer neuen Podcastfolge unterhalten Christian und ich unterhalten uns über Bewerbungen, übers Bedrängtwerden und übers Starksein.

*

4:0 gegen Atlético. Ich bin entzückt.

*

Gelesen: „Ich bin der Papa“ [€] – über den Job des Schulleiters in Dortmund und über die Frage, warum so wenige Lehrer und Lehrerin eine solche Stelle haben wollen.



In diesem Kaffeehaus werden anonym Daten verarbeitet. Indem Sie auf „Ja, ich bin einverstanden“ klicken, bestätigen Sie, dass Sie mit dem Datenschutz dieser Website glücklich sind. Dieser Hinweis kommt dann nicht mehr wieder. Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen