Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Lebenslage«

Verehrtes Publikum,

7. 03. 2011  •  41 Kommentare

es folgen Berichte zur Lage:

Dortmund : Köln

I) Gesundheitszustand

Ich war vorher schon kränklich. Das Zeckenstadion hat mir den Rest gegeben.

Das Spiel an sich war munter und ansehnlich – sechs Großchancen müssen schließlich erstmal vergeben werden (zum Glück direkt unterhalb des Nessy-Rangs Nummer 34). Dennoch ziehe ich den gepflegten Hallensport weiterhin vor. Allein schon wegen der Temperierung des Sporttempels. Minus zwei Grad sind halt doch etwas frisch.

Ergebnis: 1:0, Fieber und eine Bronchitis.

II) Kulinarischer Zustand

Während die Stadionkrankheit inkubierte, habe ich Opa Konni besucht und nicht nur fürstlich gespeist, sondern auch eine halbe Truhe Kuchen mit nach Hause genommen.

Opa Konni: Magst du etwas mitnehmen? Ich habe noch Kuchen eingefroren.
Nessy: Danke, das war schon reichlich heute.
Opa Konni: Wenn Du etwas mitnimmst, kann ich morgen wieder frisch backen.
Nessy: Brauchst du nicht extra, vielen Dank.
Opa Konni: [schielt zu seiner Frau hinübersenkt den Kopf und schaut mich nachdrücklich über seine Brille hinweg an] Wenn du Kuchen mitnimmst, kann ich morgen frisch backen und deswegen nicht den Vorgarten harken.
Nessy: Unter diesen Umständen nehme ich natürlich Kuchen mit.

III) Empirischer Zustand

Das ist alles total fantastisch hier. Ich bin sehr begeistert, welch freundliche, hilfsbereite und zuvorkommende Menschen es im Internet gibt. Sowohl denen, die mir in den Kommentaren eine Hilfe angeboten haben, als auch der Dame, mit der ich sehr ausführlich über das Problem gemailt habe, danke ich von ganzem Herzen.

Statistik, ey

3. 03. 2011  •  48 Kommentare

Jetzt  ham’wa den Salat.

Ich weiß noch – im Grundstudium. Da musste ich diesen Statistikkram machen. Erhebungsverfahren I und II bei einem wirren Professor, dem immer das obere Gebiss auf die Unterlippe fiel. Man verstand kein Wort, weder akustisch noch inhaltlich. Die Prüfung nach zwei Semestern war ein Multiple-Choice-Test. Ich also dahin, angekreuzt, was mir plausibel erschien – mit 3,3 bestanden. Super, dachte ich mir, genügt.

Dann noch Methoden I und II. Das war genau so eine Farce. Wir schrieben eine Probeklausur, die wir mit in die eigentliche Prüfung nehmen durften. Und was sag‘ ich? Probe- und richtige Klausur waren 1:1 dasselbe. Na gut, man musste ein bisschen nachdenken und ein paar Zahlen austauschen, aber das war auch schon alles. Es gab nicht einmal eine Note. Prädikat: bestanden. Be-standen, nicht ver-standen. Ich hatte noch nicht einmal die Sache mit den Skalenniveaus gerafft.

So. Jetzt schreiben Sie mit diesen Voraussetzungen mal so ein Dissertationsdings. Jetzt stehe ich nämlich hier mit meinen Stichproben, die ich vergleichen möchte, die aber, weil es Zufallsstichproben sind, in wesentlichen Merkmalen wie dem Alter nicht übereinstimmen. Über die Grundgesamtheit ist nichts bekannt, und das Gedöns ist noch nicht einmal normalverteilt.

Gut, denke ich mir, kaufste dir mal ein schlaues Buch dazu. Am besten eins für total Doofe. Sowas wie: „SPSS für Dummies“. Und, denke ich mir, schauste mal ins Internet. Das weiß schließlich alles. Ich tippe also Suchwörter wie „spss stichproben vergleichen“ ein, lese mir Foren-Posts durch und denke mir manchmal: „Mmmh, joooo, hab zwar die Frage nicht so genau verstanden, aber irgendwie ist das so ähnlich wie bei mir.“ Ich fühle mich ermutigt – bis ich die Antworten lese:

Wenn Du explizit diese 2 a priori Hypothesen testest, dann 2 abhängige  t-Tests. Will man dabei streng sein (bzw. bei den Wilcoxon-Tests, falls die  vorgezogen werden), mit Signifikanzniveau alpha/2.“

Signifikanzniveau alpha/2 … na sowas.

Nessy: Captain, meinen Sie nicht, wir sollten auf Warp-Antrieb umstellen? Wir durchfliegen gleich einen Kometenhagel mit Signifikanzniveau alpha/2.
Picard: Sie haben Recht, Frau Nessy. Riker, Sie haben es gehört!

Ich habe mich jetzt zu den nichtparametrischen Tests durchgelesen und bin tatsächlich bei dem genannten Wilcoxon-Mann-Whitney-Test angelangt. Werde dort mal tiefer einsteigen und mich vor den Kometen in acht nehmen.

Alte Freundschaften

2. 03. 2011  •  59 Kommentare

Am Telefon so:

Nessy: Hey, ich würde euch gerne mal wiedersehen.
Supermom: Ach, im Moment ist es so stressig. Ich schau mal in den Kalender.
Nessy: Wie wär’s mit dem Neunzehnten?
Supermom: Nee, da hat der Damian ein Turnier.
Nessy: Siebenundzwanzigste?
Supermom: Da müssen wir zu den Schwiegereltern.
Nessy: Fünfundzwanzigste abends?
Supermom: Abends ist ganz schlecht. Die Kinder machen momentan so ein Theater beim Zubettgehen.
Nessy: Das erste Aprilwochenende?
Supermom: Da hat die Kleine ihre Tanzaufführung.
Nessy: Wir können uns ja dort treffen und ich schaue auch zu.
Supermom: Nee du, lass mal. Das ist immer so ein Stress.
Nessy: Sechzehnte?
Supermom: Du hast aber viel Zeit.
Nessy: Also Mitte April?
Supermom: Ja, das ginge.
Nessy: Wollt ihr mal zu mir kommen?
Supermom: Nee, zu dir ist es immer so weit. Komm du lieber wieder vorbei.

Heute reißen sie einen auf

28. 02. 2011  •  47 Kommentare

Samstagabend in der U-Bahn.

Im Vierer nebenan sitzen zwei Mädels von calmundscher Leibesfülle, die Körper in fusselige Wollpullover gehüllt. Sie sind 16, vielleicht 18, tragen Irokesenschnitt, Piercings und lila Lippenstift.

Chick One: Was ziehstu ’ne Fresse, ey?
Chick Two: Hab kein Bock.
Chick One: Wenn du immer nich‘ Bock hast, lernen wir nie einen kennen.
Chick Two: Fick dich.
Chick One: Wir müssen rausgehen, ey. Glaubstu, wenn du zu Hause bleibst, der Prinz kommt zur dir nach Hause, oder was? Glaubstu, der schellt an deine Tür, so wie der scheiß Typ von der scheiß Post und sacht: Ey, gucksdu hier, ich bin dein Prinz, küss mich und so?!
Chick Two: Halt die Fresse.
Chick One: Heute gehen wir raus und reißen einen auf. Wofür hast du dich geschminkt, ey? Heute reißen wir einen auf.
Chick Two: Typen stehen voll nicht auf Fette.
Chick One: Scheiß egal, ey, in dem Schuppen ist es voll dunkel, da merkt der gar nicht, dass du fett bist. Der sieht nur deine Augen, und wenn du dann schon mit ihm gehst, merkt er erst, wie fett du bist. Dann ist es aber voll zu spät, weil du hast ihn ja schon aufgerissen.
Chick Two: Du bist voll der scheiß Spinner, ey.
Chick One: Was glaubst Du, scheiß Spinner. Ich hab noch Hoffnung, ey. Im Gegensatz zu dir.

Dann steigen sie aus.

Einfach mal den Mund halten

10. 02. 2011  •  66 Kommentare

Liebes Tagebuch,

falls du dich fragst, warum ich nur Dinge esse, die nicht höher als ein halber Zentimeter sind: Ich habe mir gestern den Kiefer ausgerenkt.

Nein, mich hat kein Handball getroffen. Ich habe auch keine Oma vor einem bösen Räuber gerettet und dabei einen Kinnhaken eingesteckt. Ich habe nur ein Storck Riesen gegessen, das mir ein Kollege ohne Warnung vor seiner Gefährlichkeit angeboten hat.

Ich nehme mein Schicksal als Hinweis, zwischen den Mahlzeiten nicht mehr zu naschen. Obwohl das Lutschen von Schokostücken gerade am besten geht.

P.S.: Ich schaue mal, ob ich noch ein paar Bananen da habe.

Zahnärzte und ich

4. 02. 2011  •  47 Kommentare

Ich mag Zahnärzte, die mit mir scherzen.

Etwa beim Bohren. „Huch, was ist das denn? … Oh … oje … Haha, Spaß! Atmen Sie weiter, Frau Nessy.“ Oder beim Weisheitszahnziehen: „Verdammt, so ein Mist … abgebrochen … Quatsch, nee, ist fertig. Spülen Sie aus.“ Humor in misslichen Momenten – finde ich super.

Meine neue Zahnärztin ist auf Angstpatienten spezialisiert. Ich bin zwar keiner, aber kann ja nicht schaden, dachte ich mir. Doch irgendwie fehlt dabei der Spaß. Dieses Einfühlsame – ich weiß nicht. Sie ist so wahnsinnig ernsthaft bei der Berufsausübung. Dabei gibt es beim Zahnarzt viel Interessantes zu sehen.

Nessy: Was verstecken Sie denn da neben dem Stuhl?
Supersensible Zahnärztin: Das ist die Spritze.
Nessy: *brummt freudig (Entdeckermodus)
Supersensible Zahnärztin: Ich halte sie immer außerhalb des Sichtfelds. Sie könnte sonst bedrohlich wirken.

Wir müssen wohl erst noch zueinander finden. Allerdings wird das etwas dauern. Wegen zu schöner Zähne.

Die Hasch-Schwestern

27. 01. 2011  •  39 Kommentare

Kaffeeklatsch bei Muttern.

Sie hat ihre Schulfreundinnen eingeladen. Und mich. Die Damen sind allesamt zwischen 60 und 65, leicht füllig und rundherum hausfräulich – abgesehen vielleicht von Ulrike, die schon immer ein Sponti war und auch heute noch regelmäßig auf Demos geht.

Die vier Schachteln sitzen um die Kaffeetafel, auf dem Tisch einen Bienenstich und das gute Porzellan von Rosenthal. Das Gespräch wandert von Rezepten über Frisuren zu den Enkelkinder und kommt irgendwann darauf, was die Damen noch erleben wollen, bevor sie in die Kiste springen.

Gisela: Ich habe schon einen meiner Pläne in die Tat umgesetzt.
Erika,  Silvia, Ulrike: Sag!
Gisela: Ich habe vor ein paar Wochen meinen ersten Joint geraucht. Als ich mit dem Frauenchor in Amsterdam war.
Erika: Nein!
Silvia: Nein!
Ulrike: Wie, jetzt erst?
Gisela: Was soll das heißen?
Ulrike: Haben wir das damals nicht alle gemacht?
Erika: Nein!
Silvia: Nein!
Gisela: Hab ich verpasst. Ich war doch damals mit Günther zusammen.
Erika: Dem Rechtsanwalt?
Gisela: Der sich ’72 erhängt hat. (Zu Ulrike:) Und? Wie war das bei dir? Fandest du es auch gut?
Ulrike: Na komm, mal ehrlich. Hasch ist super. War es schon immer! Dabei gute Musik … (seufzt tief) … Da fühlt man sich auch mal ganz intensiv … Aber (sie wird plötzlich ernst) … vor fünf oder sechs Monaten haben Norbert und ich uns Kekse gebacken – mit so ein bisschen … ihr wisst schon … (Ich stelle mir vor, wie Ulrike, graumeliert und in Kittelschürze, in der Landhausküche ihres Reihenhauses steht, ihren Krups 8000 in eine Rührschüssel hält, während ihr vollbärtiger Postbote Norbert nach und nach Shit in den Teig bröselt.) … Nach dem ersten Keks habe ich nichts gemerkt. Also haben wir  alle aufgegessen … hör mal! Ich dachte, ich müsste sterben!
Gisela: Ich fand es toll.
Ulrike:  Aber ich sag dir: Niemals backen.
Gisela: Soll ich dich nochmal mitnehmen nach Amsterdam?
Ulrike: Im März, bei der Frühjahrsfahrt?
Gisela: Ich nehme dich mit, wenn du mich mal auf eine Demo mitnimmst.
Ulrike:  Abgemacht.
Erika: Noch jemand Bienenstich?
Gisela: Ja, bitte.
Silvia: Für mich auch noch.
Ulrike: Für mich nur einen Kaffee.

Ich schwöre: Es hat sich original so zugetragen. Aber das glaubt mir eh keiner.

Die große Star-Diät – ohne Hungern

22. 01. 2011  •  37 Kommentare

„2 Kilo in 5 Tagen“ ruft es aus der BILD der FRAU.

Das kann ich besser, dachte ich mir. Und entschied mich kurzerhand für eine „5 Kilo in 2 Tagen“-Diät.

Magen-Darm-Leckereien

Wie das geht? Geben Sie einfach alles von sich, was in Ihnen ist. Gehen Sie dabei keine Kompromisse ein. Nutzen Sie alle Ihnen zur Verfügung stehenden Körperöffnungen und ziehen Sie die Sache gnadenlos durch.

Falls Ihnen zwischendurch Gedanken kommen wie „Wer hat das alles in mich hineingetan?“ – das waren Sie selbst. Ich weiß, diese Erkenntnis ist bitter, aber da sehen Sie einmal, wie viel Sie bislang gefuttert haben. Falls Sie sich außerdem fragen: „Bin ich von innen größer als von außen?“ Ja, sind Sie. Allein Ihr Darm ist sechs Meter lang, also mehr als dreimal so lang wie Sie, also passt auch mehr als dreimal so viel in Sie hinein, wie Sie zunächst vermuten würden.

Den Nachteil der „5 Kilo in 2 Tagen“-Diät möchte ich Ihnen allerdings nicht verschweigen: Ihnen wird dabei ein klein wenig übel sein. Nutzen Sie diese Nebenwirkung und machen Sie sie zu Ihrem Vorteil! Wenn Sie grad nicht im Bad sind, schauen Sie fern und ergötzen Sie sich dabei an den Werbeblöcken. Als jemand, der gerade nicht diätet, ahnen Sie gar nicht, wie viel dort gekocht, gebraten und gedünstet wird. Tauchen Sie in diese Wunderwelt der Nahrung ein, auch wenn Ihnen davon noch übler wird: Intensives Reklamegucken unterstützt Ihre Diät nachhaltig.

Hat alles, von dem Sie ahnten, und zusätzlich alles, von dem Sie nicht ahnten, Ihren Körper verlassen, beginnen Sie mit der Aufbauphase. Besuchen Sie dazu einen Supermarkt und kaufen Sie sich Banane, Salzstangen und Cola. Aber Vorsicht: Ein Supermarkt ist wie ein Werbeblock, nur intensiver. Überall werden Sie Futter erblicken, farblose Wurst, nackte Hähnchen, schleimiger Pudding. Es kann passieren, dass Ihnen kurzerhand wieder übel wird. Da müssen Sie durch! Noch gibt es keine Geschäfte, die nur Bananen, Salzstangen und Desinfektionsmittel verkaufen. Nehmen Sie diese Herausforderung an!

Wenn Sie wieder zu Hause sind, machen Sie es sich schön und zermatschen Sie sich liebevoll eine Banane. Sie sind es sich wert.

Die Party-Evolution: Feierkultur zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr

17. 01. 2011  •  78 Kommentare

Früher
Wilde, atemlose Gelage in Kellern und Garagen. Bierbänke und Bowle-Töpfe. Ghettoblaster, Klammerblues und Barfußschwoof. Whiskey-Cola aus der Flasche. Zu essen: Chips in Tüten. Gefummel, Geknutsche. Mit Zungen innerhalb, außerhalb und zwischen Mündern. Und der Gedanke an Sex, allgegenwärtig. Hormone, die man mit den Händen fangen kann. Noch vor Mitternacht: die Bullen. Kotze und Kippen im Vorgarten. Man plant: die Weltrevolution. Außerdem: Drama, mindestens eins, mit Tränen groß wie Kinderhände und vollkommenem Verlust des Lebenssinns. Am nächsten Tag: nachkriegsähnlicher Zustand. Verluste beim Mobiliär. In uneinsehbaren Ecken: Menschen mit Bewussteinsstörung. Aufräumen mit Gartenschlauch und Dampfreiniger.

Zwischendurch
Die Räume nun: gemietet. Zapfanlage, Papiertischdecken und Alu-Aschenbecher. Mitbring-Buffet und Warmhalteplatten – man kann von richtigem Essen sprechen. Für die Raucher draußen: ein Faltpavillon. Die Eltern: nicht mehr peinlich und deshalb eingeladen. Saufen ist ja auch nicht mehr verboten. Es gibt sogar Menschen, die Wasser trinken. Ansonsten: Pärchen, nichts als Pärchen. Und ein paar übrig Gebliebene. Musikanlage mit Lichteffekten. Menschen in unserem Alter, die Foxtrott tanzen. Am nächsten Tag: besenrein bis 12 Uhr. Man schafft es pünktlich.

Heute
Brunch. Tomaten-Mozzarella-Platte und Wurst mit Gesicht. Auch die Großeltern sind da. Schauplatz: Reihenhaus. Die Männer: direkt nach dem Brötchen raus auf die Terrasse, Bauschäden begutachten, Bier trinken, im Matsch stehen. Denn: Die Bepflanzung wird erst im Frühjahr gemacht. Die Frauen: im Haus. Unterhaltungen über Kinder und Handwerker. Nach Stunden: die Männer betrunken, die Frauen müde, die Kinder völlig durch. Trotzdem: Der Letzte geht erst um 20 Uhr. Die Gastgeber: am Ende ihrer Kräfte. Aber sie haben zwischendurch schonmal die Spülmaschine laufen lassen. Zum Glück.

Später
Vermutlich wie zwischendurch. Oder doch nicht?

Nackt am Straßenrand

12. 01. 2011  •  57 Kommentare

Ich denke so: „Mensch, ist das kalt am Bein.“

Es ist ein Morgen, wie Morgende sind, die schläfrig beginnen, aber in fordernde Tage münden. Der Wecker murmelt, ich drücke ihn aus. Nochmal ins Kissen kuscheln. Neun Minuten Schlummertaste.

Uff. Neues Murmeln. WDR5 Morgenecho. Wir werden alle sterben, auch die, die keine Eier essen. Ich drücke die Taste.

Murmelmurmel. O-ha. Portugal, ein Euro fressendes, neues Griechenland. Schlimm. Taste. Der Schlaf heute: wohlig wie Kakao mit Sahne.

Endlich! Gute Nachrichten: In der Schweiz sind die Schienen beheizt. Toll.
Blick zur Uhr.

Mist.
Mist, Mist, Mist.
Ich werfe die Decke fort.

Rein ins Bad.
Pinkeln.
Duschen.
Deo.
Zopf.
Zähne.

Alle guten Hosen sind ungebügelt, also rein in die alte, aber glatte.
Schnell einen ACE-Saft.
Jacke und Weste.
Fahrrad raus. Rauf. Radeln.

Erst die zwei Kilometer lange Gerade. Dann den Berg hoch. An der Berufschule vorbei, dann der Betriebshof, der Fußballplatz, auf die große Kreuzung zu. Ich denke so: „Mensch, ist das kalt am Bein.“ Und greife mir hinten an den Oberschenkel.

Oh. Uih.

Ich halte an, auf einem Rollsplit-panierten Randstreifen vor einer roten Ampel, drehe den Rumpf und schaue meinen Rücken hinunter. In der Jeans: ein Riss, die komplette Pofalte entlang, vom Schritt bis zur Außenseite des Schenkels.

Ein Golf3 hält neben mir. Die Seitenscheibe summt  herunter.  „Dein Hintern ist nackt“, sagt ein  Typ mit dicker Nase, „ich dachte, ich sag’s dir besser.“ Die Seitenscheibe summt wieder hoch. Bridget Jones, wie sie die Feuerwehrstange hinunterrutscht. Ich überlege, ob mein Slip okay ist.

Ich fahre fünf Kilometer zurück nach Hause, der Po ein rotwangiger Apfel. Ich verschiebe meinen ersten Termin, ziehe mir eine neue Hose an und steige vorsichtig, ganz vorsichtig, langsam, mit engem Schritt, zurück auf den Fahrradsattel. Mein Hand hält Wache am Schenkel.

Doch die Welt ist in Ordnung. Der restliche Tag wird super.



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