Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Expeditionen«

Dresden

22. 05. 2011  •  65 Kommentare

Mitte Juni fahre ich mit acht Weibern nach Dresden.

Solch ein Trip will natürlich sorgfältig geplant werden. Deshalb gab es am Wochenende ein Vortreffen, das dazu diente, Sekt zu trinken Schokofondue zu essen Oben-Ohne-Fotos von Wladimir Klitschko zu googeln die festen Programmpunkte abzustecken.

Ich bin eher der Typ „intuitiver Tourist“, der durch die Stadt wandert und erlebt, was ihm auf seinem gottgeführten Weg an Menschen, Gebäuden und Gastronomie so unterkommt. Derartig unüberlegt möchte jedoch keine der Damen die Reise antreten, weshalb binnen kurzer Zeit reihenweise Sehenswürdigkeiten in die Runde gerufen wurden:

„Frauenkirche.“ – „Elbkreuzfahrt.“ – „Pillnitz.“ – „Grünes Gewölbe.“ – „Semperoper.“ – „Kunsthof.“ – „Zoo.“ – …  Die Organisationsministerin notierte eifrig. Erstaunlicherweise fand sich schnell ein Konsens. Doch dann ging es an die Details.

„Wenn wir Freitagabend in die Oper gehen, können wir nachmittags die Elbfahrt machen.“ – „Wasser macht mich aber immer so müde.“ – „Und wann wollen wir etwas essen?“ – „Möchte jemand mit mir ins Grüne Gewölbe?“ – „Wir können die Elbfahrt auch am Samstag machen und am Freitag die Stadtführung.“ – „Wann gehen wir dann zum Kunsthof? Sonntags haben die Geschäfte zu.“ – „Wir können am Freitag zum Kunsthof und die Stadtführung am Sonntag machen.“ – „Dann macht sie aber doch keinen Sinn mehr.“ – „Möchte denn jemand mit mir ins Grüne Gewölbe?“ – „Also Elbfahrt am Samstag? Mit aussteigen in Pillnitz oder ohne?“ – „Was ist mit dem Luisenhof?“ – „Ich muss da nicht hin.“ – „Aber die Aussicht ist so schön.“ – „Du kannst doch auch von unten hochgucken.“ – „Ich will aber von oben runtergucken.“ – „Möchte denn wirklich keiner ins Grüne Gewölbe?“ – „Also Luisenhof nicht?“ – „Ich würde ja gerne in Pillnitz aussteigen.“ – „Ich auch.“ – „Also Elbfahrt mit aussteigen, am Samstag dann.“ – „Und Kunsthof?“ – „Am Freitag.“ – „Dann gehe ich halt alleine ins Grüne Gewölbe.“

Feste Programmpunkte sind nun:

  • Schlösserfahrt mit aussteigen
  • Semperoper mit Führung
  • Kunsthof und Alaunviertel Neustadt
  • Stadtführung mit Frl. Kerstin
  • Kreuzkirche mit Kreuzchor zuhören
  • Sophienkeller

Ich werde zwischendurch einfach ausbüchsen, um aller minutiösen Planung zum Trotz ein bisschen umherzuwandern.

Auf Klassenreise

19. 05. 2011  •  43 Kommentare

ICE 544 Hannover – Köln.
Der Abend dämmert durch die Seitenscheiben.

Mein reservierter Platz ist besetzt. Ein ergrautes Pärchen enttuppert dort grad Frikadellen. Ich trete an die Zwei heran, und sie stöhnen leise auf. Sie seien eine Reisegruppe, erklärt er seufzend und wie es sich anhört zum zehnten Mal. Der gesamte Waggon gehöre ihnen – nur habe die Deutsche Bahn das verpeilt.

Ich blicke mich um. Tatsächlich: Zwischen blauen Polstersesseln wogt ein Meer von Silberkugeln. Kleine Rentner auf großer Fahrt. Ich überlege, wo ich nun hingehen soll, als ein gebeugter Alter auf mich zukommt und meine Hand nimmt. „Kommense, junge Frau“, sagt er, „hier hinten is‘ noch’n Plätzchen für Sie frei.“ Er zieht mich zu einer Siebzigerin mit zwei Hörgeräten. „Reni!“ brüllt er sie an. „Rück! Mal! Durch!“ Reni schiebt sich auf den Sitz am Fenster.

Der Zug fährt an, und meine Nachbarin packt eine Tüte Knisterndes aus. Reni ist leicht füllig. Ein Gürtel unter ihrem Busen hält ein geblümtes Kleid an seinem Platz. „Willst du auch ein Kuhbonbon?“, fragt sie, schaut mich an und hält mir die Tüte hin. Ich bedanke mich und greife zu. Aus Richtung des Frikadellenpaares wandert eine Packung Gummitiere durch die Reihen. Von rechts hält eine zittrige Hand Celebrations in den Gang. Es fühlt sich an wie Klassenfahrt, nur ohne Pickel und aufgepustete Kondome.

Plötzlich fiept ein Wecker. Es ist 18.45 Uhr, und Stakkatotöne hallen durch den Waggon. Die Silberkugeln recken die Köpfe.

„Aufstehen! Viertel vor sieben!“, ruft einer. Ein anderer: „Fritz! Zeit, deine künstliche Blase zu leeren!“ Die Männer lachen, die Frauen kichern juchzend.

„Wo kommt das her?“, fragt jemand. Alle sehen ihren Nachbarn an. Dann schauen sie hoch zu ihren Koffern. Das Geräusch verstummt.

Die Gruppe sammelt sich wieder.

Sechs Minuten später erneutes Fiepen. „Los, Fritz! Wasserlassen!“ Gelächter brandet auf. Man beschließt, an einzelnen Koffern zu horchen und den Wecker zu suchen. „Das muss Friedhelm machen“, sagt einer, „er hat als einziger von uns noch kein Hörgerät.“ Wieder lachen alle. Friedhelm steht auf  und legt sein Ohr an den ersten Koffer. Wieder verstummt das Fiepen. Alle warten auf den nächsten Einsatz.

Um 19.35 Uhr reißt Friedhelm einen schwarzen Samsonite aus dem Gepäckfach, kramt durch die Leibwäsche und hält mit der rechten Hand ein kleines, schwarzes Viereck hoch. Die linke ballt er zur Faust, als hätte er gerade einen Hirsch erlegt. Spontaner Applaus brandet auf. Die Damen kreischen vor Entzücken und heben ihre Kameras. Es blitzt mehrfach. Friedhelm wirft sich in seine dünne Brust.

Jemand stupst mich am Arm. „Willst du noch ein Bonbon?“, fragt Reni, „oder hier: TucTuc“, und schiebt eine gelbe Packung rüber. Dann fügt sie hinzu, als sei es die Erklärung für alles: „Wir waren im Bundestag.“

Wir kuscheln uns in unsere Sessel und knabbern Tuc; und Reni beginnt, von Berlin zu erzählen.

Polarprozession

9. 12. 2010  •  34 Kommentare

Zwischen mir und der Arbeit liegen gerade einmal sechshundert Meter, als die dicke Busfahrerin unter ihren Sitz kriecht und die Bremskeile sucht. „Tut mir leid, woll. Dat isn Wetter, woste nix machen kannz. Da muss ich stehenbleiben tun. Anweisung vonne Leitwarte.“

Die Türkin hinter mir stupst mich an. „Wieso aussteigen?“ fragt sie.
„Zu glatt“, sage ich. „Der Bus rutscht.“
„Bus rutscht?“
„Ja“, sage ich. „Den Berg runter.“

Es schneit in kleinen Grieseln. Warnblinklichter färben den Abend orange. In der Gegenrichtung schlängeln sich Autos um zwei weitere Busse den Hügel hinauf. Niemand hupt. Niemand flucht. „Viel Glück“, wünscht jemand der Fahrerin. „Tschüss dann“, sagt ein anderer. Der Schnee deckt die Stadt mit Gleichmut zu. Ich steige aus. Es knirscht unter meinen Füßen. Die Füße der anderen knirschen auch. Alle schauen sich noch einmal um. Dann werden wir eine Prozession. Mein Zuhause und mich trennen von hier an zwölf Haltestellen oder sieben Kilometer oder Eineinviertelstunde Marsch.

Am ersten Bushäuschen nehmen wir fünf Jäuster in Fußballschuhen mit. Sie bewerfen sich den Weg über mit Schneebällen. Noch ein Häuschen weiter gabeln wir eine Frau mit Kinderwagen auf. Ein kräftiger Mann in blauer Latzhose greift sich die Vorderreifen und wird zum Sänftenträger. Hinter der vierten Haltestelle steht ein Ersatzbus an einer roten Ampel. Wir laufen hin, winken und klopfen an die Tür. Der Fahrer glotzt mit großen Augen durchs Glas. Die Ampel springt auf Grün. Der Bus fährt los. Wir stehen auf der Straße und schreien wie die Gallier.

„Arschloch, Alta!“ rufen die Jungs. „So ein Penner!“ rufe ich. „Wenn deine Heizung kalt ist, komm! ich! nicht!“ brüllt der Latzhosenmann. Die Türkin ruft etwas auf Türkisch, das sich anhört wie „Pickeliger Sohn einer Gurke.“ Das Kind schaut durch den Regenschutz seiner Sänfte den Rücklichtern hinterher. Wir marschieren weiter durch den knöchelhohen Schnee.

Die Jäuster biegen irgendwann rechts ab. Der Handwerker bringt Mutter und Kind bis an die Tür. Die Türkin verschwindet im Weiß. Ich hab’s am weitesten. Autos rollen an mir vorbei, langsam, knirschend. Alles ist leise. Wenn Schnee drauf liegt, ist das Ruhrgebiet fast nicht hässlich.

Um halb acht bin ich zu Hause. Meine Beine fühlen sich nach Stieleis an, und mein Leben schmeckt nach Polarexpedition. Ich bin seltsam glücklich.

Nachtbaustelle

21. 11. 2010  •  36 Kommentare

Nightlife in Böblingen.
Was ein contradictio in adiecto ist, war mein Plan für Freitagabend.

Immer, wenn ich den Einmannblogger besuche, enden unsere Abende gesellig. Auch diesmal hatten wir vor, uns beherzt, mindestens bis zu einem soliden Schwindel, zu betrinken. Allerdings verfügt Böblingen, und das hätte ich von einem schwäbischen Städtle, in dem man Gässle und Wirtschäftla erwartet, nicht gedacht, über den strukturalistischen Charme von Wuppertal – jedoch ohne Schwebebahn (und die Schwebebahn macht ungefähr 90 Prozent des Wuppertaler Charmes aus). Es wurde trotzdem spät. Gegen 3 Uhr, vielleicht war es auch 4, rutschte ich auf mein Schlafsofa im Kinderzimmer des Einmannbuben.

Der Einmannbub ist ein Wicht von drei Jahren, der entgegen seiner ausgeprägten Schmächtigkeit eine Karriere als Bauarbeiter mit Zweitqualifikation Feuerwehrhauptmann anstrebt. Er bereitet sich durch eine grundständige Ausbildung an Duplo-Bausteinen und Plastikkränen auf seinen Berufswunsch vor – und arbeitet, daran gibt es seit diesem Wochenende keine Zweifel mehr, auch mental seine Lektionen durch.

Denn wie ich unter meinem Federbett in den Schlaf glitt, der Kopf schwer, die Augen müde, erschallte aus dem Bettchen am anderen Ende des Zimmers ein zartes, wenngleich unerschrockenes: „Vorwärts Männer, wir müssen graben!“ Ich richtete mich auf und blinzelte ins Dunkel. Dort: nichts. Kein Rascheln, keine Bewegung. Nur die leblosen Schemen einer Schlafstätte. Aber dann: Brummgeräusche! Und die Ermahnung: „Achtung, die Blumen!“

Doch es war zu spät. Auf der Traumbaustelle wurden bereits die Rabatte durchpflügt. Der Vorarbeiter erwies sich jedoch als Mann der Tat: “ So kann das nicht bleiben. Ich telefoniere sofort mit der Gärtnerei. Aber psssst … die Nessy schläft.“

Ganz großes Kino! Ich setzte mich auf. Im Kinderbett weiterhin kein Anzeichen von Aktivität: nur ein Häuflein Mensch in einem weißen Schlafsack. „Eingraben!“ befahl der Schlafsack sogleich, ohne äußerliche Regung. „Aber psssst, die Nessy schläft!“

Damit war das Hörspiel nicht zu Ende: Der Bauarbeiter sang noch „Ringel Ringel Reihe“ und zählte nach getaner Arbeit seine Finger durch – leise, denn „psssst, die Nessy schläft!“ Die Nessy schlief irgendwann wirklich – und war am nächsten Morgen, als die Tagesbaustelle eröffnete, ziemlich übermüdet. Der Mann aus dem Nachbarbett erinnerte sich hingegen an nichts.

Rudelsaufen auf dem Weihnachtsmarkt

28. 10. 2010  •  41 Kommentare

Ende Oktober. Seit vier Wochen esse ich Lebkuchen.
Kollegen planen die Weihnachtsfeier. Mutter fragt erstmalig nach dem Wunschzettel. Die Handballhühner fordern einen gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch.

Weihnachtsmarkt, der größte Dezember-Horror. Sie kennen das?

Es ist minus 5 Grad. Ein schneidender Wind pfeift durch die Budengassen. Von der Frittenbude zieht eine ranzige Dampfwolke heran. Deine Füße sind Eis. Deine Hände sind Eis. Lautsprecher pressen Weihnachtsschlager hervor. Der Tannenbaum – Deutschlands größter (das sagen sie alle) und per Schwerlast hergeschafft (aus der Partnerstadt aus Nordkarelien) – schlottert mit den Zweigen.

Vor der Glühweinbude stehst du zehn Minuten an. Jonglierst dann an jeder Hand drei Becher zur Gruppe. Heißes Zeug läuft über deine klammen Finger. Nach der ersten Tasse ist dein Mund ein klebriger Pelz. Du willst Wasser. Gibt’s aber nicht.

Stattdessen eine neue Runde Glühwein. Deine Zunge verdoppelt ihre Größe. Die Frittenbude dreht ihre Lautsprecher auf. Die Glühweinbude hält dagegen. Du würdest dich gerne unterhalten. Verstehst deinen Gegenüber aber nicht: Die interferierenden Weihnachtsschlager verhindern jegliche Wahrnehmung.  Die Wollmütze tut ihr Übriges. Macht nichts: noch ein Glühwein.

Der Erste setzt sich einen Haarreif mit Elchgeweih auf. Der Zweite eine blinkende Nikolausmütze. Der Dritte holt eine vierte Runde Glühwein. Jemand hat die CD mit den Weihnachtsschlagern von Neuem gestartet. Deine Füße sind nun tot. Du fragst dich, wie lange es dauert, zu Zuckerrohr zu erstarren.

Du musst mal pinkeln. Gehst zum Klowagen. Pellst dich unter Fäkaldämpfen aus deiner Skiunterwäsche. Dein Unterleib ist so kalt, dass der warme Urin beim Austreten schmerzt. Am Waschbecken dann: keine Seife. Deine Hände sind ein Klebeklumpen.

Als du wieder draußen bist, setzt leichter Regen ein. Kleine Eisstücke prickeln in deinem Gesicht. Der Gruppe gelüstet es jetzt nach Herzhaftem, am besten Prager Schinken. Nur zehn Leute vor uns. Dafür Olaf Henning statt „Last Christmas“. Die Gruppe überbrückt die Zeit, indem sie das Lasso rausholt. Die Stimmung erreicht den Höhepunkt.

Nach dem Prager Schinken erste Ausfälle. Das Elchgeweih muss kotzen. Du bist betroffen und hoffst auf ein baldiges Ende der Geselligkeit. Das Elchgeweih geht nach Hause. Aber der Rest will noch in die Kneipe für ein paar Sahnecocktails.

Du verabschiedest dich. Die plötzliche Wärme würde dich umhauen. Deine Wangen würden glühen. Deine Augenlider wären schwer wie Gullideckel. Du schaffst es grad noch heim. Dort schläfst du, rotwangig und fußkalt, auf dem Sofa ein.

Das hättest du auch gleich haben können. Ohne Weihnachtsmarkt.
Aber es muss ja sein.

Störungen im Betriebsablauf

2. 02. 2010  •  Keine Kommentare
Bist Du erstmal im Harz, lässt er dich so schnell nicht wieder fort.

Am Gleis sind es minus 10 Grad, vielleicht minus 15. Wie Pfähle stehen die Menschen im Schnee und starren auf die Schienen. Atemwolken steigen auf. Die Minuten vergehen.

Dröhnend und knirschend zieht eine Diesellok drei Waggons vor deine Füße. In der Bahn: Hitze, Langlauffreunde, Wehrdienstleistende und eine Gesellschaft spaßwillliger Hausfrauen. Ich steige zu. Ein Seesack stürzt sich aus der Kofferablage auf mich herab. Der Zug fährt an. Ich plumpse neben einen Burschen in Flecktarn.

Ringelheim. Die Gruppe likörschwangerer Hausfrauen liest sich aus dem „Männerhasserbuch“ vor. „Warum ist ein Mann nur einssechzig wert?“ Wildes Gackern. Der Zug bebt. Ich sehe aus dem Fenster. Der Schnee bedeckt, was noch bleibt vom Restlicht des Tages. Die Sonne senkt sich hinter den Horizont.

Baddeckenstedt. „Wie lange muss ein Mann kochen?“ Die Frauen kreischen und reichen kleine Feiglinge herum. Der Wehrdienstleistende neben mir scharrt mit den Kampfstiefeln. Er liest ein Buch mit einer silbernen Axt auf dem Einband. Ich erwarte Böses.

Derneburg. Die einsetzende Dunkelheit verschweigt dem Reisenden, ob er noch im Diesseits fährt oder durch ein schwarzes Loch hindurch in eine andere Galaxie gelangt ist. Die Männerhasserinnen und ich – Vertreter des Planeten Erde auf dem Weg zu Centaurus A.

Groß Düngen. Themenwechsel von Männern zu Bohnen, marginal, wie sich zeigt: anschwitzen oder nicht, pfeffrig oder laff? Die Langläufer erheben sich knisternd, verpackt wie Geschenke in ihren Thermohosen und wattierten Jacken, und holen ihre Skier aus den Ablagen. Nur knapp entgehe ich meiner Erdolchung. Wir nähern uns also dem Ziel.

Die Diesellok zieht mich, die Skiläufer und die Hausfrauen ins Licht. Nicht Centaurus A, kein Quasar, sondern Hannover. Endlich. Eine halbe Stunde Aufenthalt ist vorgesehen. Zeit für eine Brezel und ein Wasser, dann hinein in den ICE gen Süden. Doch es kommt anders.

Weiße Schrift auf blauem Grund zeigt 30 Minuten Verspätung an. Der Wind auf dem Gleis macht kalte Ohren, kriecht die Beine hinauf und frostet dein Gemüt. Raucher drängeln sich zusammen. Auf einem Servicewägelchen schunkeln als heiß gekennzeichnete Kaltgetränke. Die Menge schweigt.

Dann: „Aufgrund von Störungen im Betriebsablauf verzögert sich die Einfahrt des ICE acht – vier – sechs nach Trier um weitere 20 Minuten.“ Erboste, zornerfüllte Münder speien hässliche Worte über den Bahnsteig. Gewalt gegen das Servicewägelchen bricht aus. Dann Gemurmel. Schicksalsergebene Ruhe. Du kommst nicht heraus aus der Gegend, sie hält dich fest.

Nach 30 Minuten Aufenthalt und 50 Minuten Verspätung: Der ICE, der dich fortbringt. Erwartungsfrohes Füßescharren auf dem Bahnsteig. Neben mir harren zwei Bayern auf Einstieg. „Näkste Mal kimma mit’m Radl.“ – „Da samma schneller.“ – „Und kälter is a net!“

Wir betreten den Waggon und fahren fort aus dem Harz.
Es geht also doch.



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