Eine Fahrt in den Norden, eine in den Süden, Erlebnisse auf der Strecke und ein neues Seminarangebot
Broterwerb | Ich mag meine Arbeit sehr. Manchmal mag ich sie sehr sehr. Zum Beispiel in der vergangenen Woche, als ich zu Gast in Schleswig-Holstein war. Ich hielt einen Vortrag, begleitete die 35 Teilnehmer:innen durch den weiteren Tag, am Abend Gespräche. Alles vor der tollen Kulisse des Bistensees. Der Vortrag war maßgeschneidert auf den Kunden. Ich habe ein Briefing bekommen, und danach mit zwei Feedbackrunden einen Vortrag erarbeitet, der genau auf die Situation des Kunden passt. Das hat alles prima hingehauen, inhaltlich hat es den Nerv getroffen. Das hat mich sehr gefreut.
Premiere: Zum ersten Mal war ich mit Kund:innen schwimmen. Das Wasser war wunderbar weich und ausreichend warm. Wir schwammen eine gute Strecke, umrundeten eine Insel und schwammen wieder zurück.
Die Anreise nach Alt-Duvenstedt hat etwas Pioniergeist erfordert. Mit dem Zug fuhr ich erst von Haltern nach Münster, dann von Münster nach Hamburg und von Hamburg nach Rendsburg. Soweit alles easy. In Rendsburg musste ich dann den Überlandbus nehmen: erst die Nummer 700 nach Holzbunge-Nord und dort umsteigen in die Nummer 727 zurück Richtung Rendsburg; der Bus fuhr einen anderen Bogen zurück, als der andere hin gefahren war und setzte mich am Seehotel ab.
Der Anschluss in Holzbunge-Nord:
Es brauchte ein bisschen Gottvertrauen.Gemeinsam mit mir warteten zwei Handwerker an der Bushaltestelle, während die Grillen zirpten und der Wind durch die Gräser strich.
Als wir in den Bus stiegen, begrüßten die Handwerker alle Insassen – es waren zwei – mit Namen, darunter der Busfahrer. Als sie vier Haltestellen später ausstiegen, sagten sie Tschüss. So läuft das hier also.
Auf dem Rückweg nahm ich ein Taxi nach Rendsburg: Zu der Zeit, wo ich fahren wollte, fuhr kein Bus. Der Taxifahrer freute sich über die Fahrt. Wir unterhielten uns über Fußball, über Regen und Sonnenschein („Da hatten Sie aber Glück mit dem Wetter!“). Er wusste sehr viel über Regen in Schleswig-Holstein, Regen mit Wind, Regen ohne Wind und Regen, der von allen Seiten kommt. „Wenn es schüttet, dann schüttet es!“
Schweine | Während ich in Schleswig-Holstein war, haben die Schweine eine neue Villa bekommen. Der alte Stall war marode; wir hatten ihn zum Schweine-Einzug gebraucht gekauft; seinerzeit wollten wir keine großen Investitionen tätigen. Die Immobilie erwies sich jedoch rasch als sanierungsbedürftig. Besonders die Bodenplatten waren angegriffen und bekamen nach und nach Löcher. Wir entschlossen uns zu Abriss und Neubau.
Die neue Kapitalanlage ist eine freistehende Stadtvilla. Ihre Installation erforderte Umbaumaßnahmen auf dem Gelände. Landschaftsgärtnerin K2 hat die Parklandschaft erweitert und verschiedenes Grün arrangiert.
Die Schweine finden es am besten unter der Villa.
Streckensperrung | Die Bahn baut. Zwei Wochen lang fuhr kein Zug durch unser Dorf. Deshalb blieb auch zwei Wochen lang die Schranke, die das Dorf teilt, oben.
Alle im Dorf waren ein bisschen orientierungslos. Normalerweise schließt die Schranke alle naselang – für den Regionalverkehr, für Güterverkehr, für Fernzüge und für durchfahrende Einzelloks. Mitunter fahren drei, vier, manchmal fünf Züge durch, bevor die Schranke wieder öffnet. Dabei gehen bis zu zwanzig Minuten ins Land – zwanzig Minuten, in denen man über das Leben nachdenken kann. In der Zeit versammeln sich Leute an der Schranke: Dorfmenschen, Reisende, Verirrte, Menschen im Auto und noch mehr zu Fuß und auf dem Fahrrad. Man kommt ins Plaudern, klagt sich gegenseitig sein Schrankenschicksal, tauscht sich über die Temperatur des Freibadwassers aus.
Weil alle Leute, wenn sie ins Dorf wollen, bei ihren Wegen eine geschlossene Schranke einplanen und zehn Minuten früher losgehen, kamen alle Leute zwei Wochen lang zehn Minuten zu früh zu ihren Verabredungen. Gleichzeitig traf man sich nicht mehr, hatte keine Gelegenheit zu erfahren, wie warm es im Freibad ist. Ich denke, es wäre gut gewesen, wenn wir die Schranke einfach alle zwanzig Minuten für einen Moment heruntergelassen hätten. Zwei Rentner hätten eine Draisine von links nach rechts hebeln können, dekoriert mit einem Pappmaché-ICE. Das hätte uns allen gut getan, es hätte uns Halt gegeben.
Nochmal Schwein | Nachdem ich im Norden war, fuhr ich in den Süden. Ich begleitete Vattern zu einem Auftrag nach Schriesheim, nahe Heidelberg. Vattern hütet dort für eine Woche das Meerschwein der Turnschwester, einer Freundin von mir.
Nachdem er sich hier in Haltern erfolgreich als Schweinesitter von Frühstück, Mittagessen und Abendessen verdingt hat, während der Reiseleiter, die Kinder und ich in die Niederlande radelten, ist er nun dabei, aus der Sache einen deutschlandweiten Service zu entwickeln: „Schweineversorgung und Housesitting durch seriösen älteren Herrn“.
Zielobjekt in Schriesheim ist Schwein Lucien. Er ist seit Kurzem Witwer und benötigt nicht nur Gurken, sondern auch Trauerbegleitung.
Die beiden Herren werden sich eine schöne Woche an der Badischen Bergstraße machen, im sonnigen Weinanbaugebiet. Allein der Ort Schriesheim besitzt ausreichend Weinschenken, dass jeder Abend einen Termin hat.
Um Ortskenntnis zu erlangen, machen wir am Wochenende noch einen Ausflug nach Heidelberg, die Stadt und die Wege kennenlernen. Es war wunderbares Wetter, Schlossbeleuchtung, am Neckar spielte Live-Musik.
Auf meinem Rückweg nach Haltern blieb ich für eine Weile in Wanne-Eickel stecken. Auf der Strecke zwischen Wanne-Eickel und Recklinghausen gibt es nämlich eine Weiche, die mindestens so marode ist, wie unser Schweinestall es war. Fast täglich gibt es Weichenstörungen. Die Bahn hält immer schon einen Trupp orangener Männer bereits, die WD40 draufsprühen und die Weiche dann per Hand umlegen.
Ein launiger Zugbegleiter hielt die Stimmung hoch.
Zugbegleiter: Wie Sie sicherlich bemerkt haben, stehen wir immer noch in Wanne-Eickel. Vor uns ist eine defekte Weiche. Ich halte Sie auf dem Laufenden.
Zugbegleiter: Wie die Leitstelle mir gerade mitteilt, stehen drei Züge vor der Weiche. Die müssen nun alle erstmal zurück auf ein anderes Gleis rangieren. Ich halte Sie auf dem Laufenden.
Zubegleiter: Neues von der Leitstelle. Die Weiche wird repariert. So lange warten wir hier. Sie können gerne aussteigen. Ich lasse die Türen offen.
Zugbegleiter: .. //*vernehmliches Seufzen … Es fährt noch immer nichts. Ich sage Ihnen das nur, damit Sie nicht denken, ich hätte Sie vergessen. Wir haben heute die Arschkarte.
Vater zu Kind: Das eben war ein böses Wort. Das haben wir nicht gehört.
Zugbegleiter: Soooo …. ich höre, dass die Weiche repariert ist. Allerdings darf jetzt erst der Fernverkehr fahren. Wir sind kein Fernverkehr. Wie gesagt, Arschkarte.
Vater zu Kind: Das Wort hören wir nicht.
Zugbegleiter: Meine Damen und Herren, gleich sind wir dran. Es fährt nur noch der Intercity, den Sie nebenan uns auf Gleis fünf sehen. Warum darf der zuerst fahren? Weil er weiß ist! Wir hingegen sind rot. Bei Rot muss man warten. Gucken Sie also auf den Intercity auf Gleis fünf. Wenn der losfährt, steigen Sie ein.
Zugbegleiter: Neue Information von der Leitstelle! Sie brauchen nicht mehr auf den weißen Zug gucken. Er wird umgeleitet und fährt nicht über die Weiche. Machen Sie es wie meine Frau: Gucken Sie einfach nur auf mich.
Dann durften wir losfahren.
Zugebegleiter: Wie Sie sehen, fahren wir wieder. Wir erreichen dann … also … in Kürze will ich nicht sagen … aber wir erreichen als nächstes Recklinghausen.
//*Gelächter, vereinzelter Applaus
Landleben | Auflockerndes Bild vom Schützenfest im Dorf.
Beigespachtelt | Ich habe mein Seminarangebot überarbeitet. Im laufenden Jahr sind ein paar Seminare hinzugekommen, andere haben sich verändert.
Neu hinzugekommen:
- Fachthemen gut rüberbringen – für alle, die andere für ihre Sache gewinnen und Entscheidungen herbeiführen möchten, aber komplizierte Themen haben
- Macht, Konkurrenz und Widerstände – ein Seminar, das dabei unterstützt, die eigenen Interessen durchzusetzen und Mechanismen in Organisationen für sich zu nutzen
- Agilität verstehen: Ein Überblick über Scrum, Kanban und Design Thinking – ein Seminar mit dynamischen Simulationen, Theorie und viel Anwendung, in dem wir uns die Grundlagen agiler Methoden anschauen und schauen, was für die eigene Arbeit taugt
- Deeskalation für den Arbeitsalltag: Umgang mit herausfordernden Personen – für alle, die professionell bleiben möchten, auch wenn es haarig wird
Überarbeitet und neu aufgesetzt habe ich mein Angebot zum Thema „Moderieren“. Es gibt nun ein Seminar für Einsteiger und eins für Menschen, die bereits Moderationserfahrung haben. Alle Angebote kann man natürlich auch nach gusto kombinieren; das mache ich mit Kunden regelmäßig. Mitunter erweitern und verändern wir die Inhalte auch. So entstehen dann neue Seminare.
Übergepinselt | Auch aktualisiert: Meine Termine. In diesem Jahr bilde ich mich viel weiter.
Neu aufgelegt | Meine Kollegin Andrea Schmitt und ich bieten im November noch einmal einen Impuls zum Thema „Selbstführung und Zeitmanagement“ an: zwei Stunden am späten Nachmittag für weniger Multitasking und mehr Klarheit.
Corona | Vier Einschläge bei mir bekannten Menschen – zwar nicht in physischer Nähe, aber immerhin. Anekdoten dieser Art waren in den vergangenen drei Jahren immer ein Indiz, dass die Gesamtinzidenz wieder steigt. Vor allem, nachdem lange nichts war. Alle Kranken sind übrigens richtig krank. Ich ahne Böses für den Winter.
Und sonst | Kartoffelernte: