Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Eine rasante Woche in drei Städten

11. 10. 2024 8 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Rasante Woche | Am Dienstag hat einer meiner Kunden eine Hausmesse veranstaltet. Interne Kolleg:innen und ich haben die Veranstaltung über Wochen vorbereitet – Koordination, Unterstützung der Aussteller, Briefing der Stakeholder, Einladungsmanagement und Zusammenarbeit mit einer Agentur, die die Erstellung aller Materialien übernommen hat. Am Tag zuvor wurde aufgebaut. Es brauchte kurzfristig helfende Hände – ein interner Kollege war ausgefallen. Ich fuhr hin und packte an. Übernachtung im Hotel.

Am Dienstag Weiterfahrt zu einem Kunden nach Köln: ein Workshop in einem Veränderungsprozess. Viele Emotionen, eine anspruchsvolle Moderation. Wir schauten auf das Erreichte und beschlossen die nächsten Schritte. Abends Fernuni, Übernachtung in einem anderen Hotel. Das Hotel lag neben einer Güterbahnstrecke – ein empfehlenswerter Ort für Freunde des Eisenbahnwesens. Für andere Menschen nicht. Aber meine Schuhe passten gut ins Treppenhaus.

Beine mit gelben Schuhen in einem Treppenhaus mit gelbem Geländer

Am Mittwoch Agilitätstraining bei einem dritten Kunden: die Grundlagen von Scrum und wie sie bei der Arbeit helfen können. Viel Interesse, viel Begeisterung – und noch Fragezeichen. Wir stellten fest, dass ein Tag zu kurz war. Die Auftraggeberin aus der Personalabteilung saß mit im Seminar, und wir sprachen direkt über ein mögliches Follow up.

Abends Fahrt nach Dortmund zum Ehrenamt beim Agora Club Tangent. Im November ist nationales Half Year Meeting des Clubs. Wir organisieren die Veranstaltung für alle Interessierten aus ganz Deutschland. Ich habe die Aufgabe „Rahmenprogramm organisieren“ und habe zwei Stadtführungen bei Annette von den Borsigplatz-Verführungen gebucht: „Glaubensvielfalt am Borsigplatz“ und „Die Weiße Wiese“. Das wird gut – gerade die erste Führung interessiert mich sehr. Hier musste in den vergangenen Tagen eine digitale Anmeldemöglichkeit geschaffen werden – das tat ich.

Am Donnerstag und Freitag bereitete ich die vergangenen eineinhalb Wochen nach: die Arbeit in Teltow, Wuppertal, Duisburg und Köln. Daneben telefonierten Katja und ich und bereiteten einen Teamworkshop in Chemnitz vor, der in zwei Wochen ansteht – und es trudeln auch schon Aufträge für 2025 ein, die ich mit Freude bestätigte. Und ich coachte eine Dame aus der Geschäftsführung eines Unternehmens, die kurzfristig eine Sparringspartnerin brauchte.


Abenteuer Infrastruktur | Diese Woche machte ich meine Fahrten nicht mit der Bahn, sondern mit dem Auto. Es war nicht besser:

  • 1 Stunde 45 von Haltern nach Wuppertal (76 Kilometer)
  • 1 Stunde 30 von Wuppertal nach Köln (56 Kilometer)
  • 2 Stunden Fahrt von Köln nach Ratingen (60 Kilometer)
  • 1 Stunde 45 von Duisburg nach Dortmund (65 Kilometer).

Das Auto-Erlebnis unterbietet nochmal deutlich die Abenteuer mit der Deutschen Bahn – und wir wissen alle, wie erbaulich die sind. Aber toll, dass wir eine Schuldenbremse haben, supidupi.


Leser:innenfrage | Eine Frage aus der unverbindlichen Themen-Vorschlagsliste: „Wie läuft es mit der Vermietung vom alten Zuhause?“

Gut. Ich habe sympathische Mieter gefunden, die gemeinsam mit einem kleinen Hund meine Wohnung bewohnen. Natürlich gibt es immer mal etwas zu tun: Zuletzt ist eine große Gartenmauer zum Nachbarn weggsackt – eine Folge der regenreichen Monate. Das ist normal, denke ich, zumal das Gebäude älter ist. Selbst in dem noch jungen Haus, in dem ich jetzt wohne, gibt es regelmäßig etwas zu tun (für meine Vermieterin).

Was mich ärgert, ist die Hausverwaltung im alten Zuhause. Das tut sie seit Jahren, auch als es noch eine andere war. Hausverwaltungen, so scheint mir, tauchen gerne ab: kein Bild, kein Ton, keine Durchführung vereinbarter Leistungen, keine Antwort auf E-Mails. Will ich telefonisch auf die Füße treten, erreiche ich niemanden. Wenn doch irgendwann jemand abhebt – man muss es sich zu einem Hobby machen -, gibt man sich dienstbeflissen. Es passiert jedoch nichts. Frage ich im Bekanntenkreis nach, nicken alle: Ja, das kenne man! …. [Wilde Geschichten einfügen] …. Auch ein Wechsel der Verwaltung führe zu keiner Veränderung – wenn man denn überhaupt eine neue Verwaltung findet, die einen nimmt als kleine Hausgemeinschaft. Es ist zum Mäusemelken, zumal es Dinge zu richten gibt, die das Leben meiner Mieter besser machen würden (die Dachrinne tropft, das Garagentor klemmt), die aber nur die Hausverwaltung beauftragen und beaufsichtigen kann.


Und sonst | Als ich gestern Morgen wie Dittsche am Frühstückstisch saß, flog eine lebensmüde Stubenfliege auf mein Nusspli-Brot, blieb kleben, fiel auf den Rücken, drehte sich im Kreis und verendete.

Der Reiseleiter macht gerade einen Dänisch-Kurs. Diese Woche muss er ein Lied einüben. Es ist für uns alle nicht leicht.


Gelesen | Herr Buddenbohm schreibt über seine frühen Erinnerungen in Krämerläden und Supermärkten, und ich möchte zwei kurze Begebenheiten ergänzen:

Meine Großmutter im Sauerland wohnte neben einem Krämerladen, deren Betreiberpaar sogar Kramer hieß. Beide waren schon alt und trugen Kittel. Wenn meine Oma einkaufen wollte, sagte sie nicht: „Wir gehen einkaufen“ oder “ Wir gehen in den Supermarkt“, sondern sie sagte: „Wir gehen zu Kramers.“ Der Laden war kaum vierzig Quadratmeter groß – niedrige Regale voller Nudeln, Waschmittel und Soßenbinder. Gemüse, Obst und Wurstwaren lagen hinter einer Bedientheke. Die Kartoffeln wurden in eine Papiertüte gelegt und mit Gewichten abgewogen. Für mich gab es jedesmal ein Stück Fleischwurst. Frau Kramer hatte immer rote Wangen und in den Taschen ihres Kittels Kirschlollys. Ich habe sie gemocht.

Dazu ein Onkel, der auch einen Krämerladen führte, gleiche Art, nur ein anderer Stadtteil. Bis zur Rente tat er das, machte bei der betagten Kundschaft auch Hausbesuche und bestellte auf Wunsch einzelne Geschmacksrichtungen Milchreis oder Joghurt. Die Besteller kaufen dann einen Becher und meldeten zurück, dass die Sorte nicht schmecke. Der Onkel aß daraufhin jedesmal den Rest der Palette, bis es ihm zu den Ohren rauskam. Überhaupt ernährte er seine Familie vor allem mit Abgelaufenem; es schadete ihnen nicht. Eine Kundin klaute bei jedem Besuch ein Packung Butter. Der Onkel kassierte es jedesmal stillschweigend mit, um sie nicht zu brüskieren – und sie bezahlte stillschweigend, um nicht zuzugeben, geklaut zu haben.

Gehört | Soziologe Steffen Mau im Hotel Matze. Steffen Mau ist Professor für Makrosoziologie und spricht über seinen Blick auf den Osten Deutschlands, sein Aufwachsen dort und seine soziologische Auseinandersetzung mit Ostalgie und Ost-Erklärungsmüdigkeit.

Gelesen | Ein Meeting-Forscher über gute und schlechte Meetings [€]. Ich bin ja von Berufs wegen eine leidenschaftliche Freundin gut moderierter Meetings.

Gelesen | Zeit Online hat fünf Chefs (und Chefinnen) gefragt: Macht Führen eigentlich noch Spaß? Die Kommentator:innen hacken sehr auf die Führungskräfte ein. Ich lese jedoch ein gesundes Reflexionsvermögen aus den Beiträgen heraus. Man muss ja nicht immer einer Meinung sein; Betriebe und ihre Kontexte sind außerdem immer unterschiedlich.


Schweine | Hoffnung auf Knabberkugeln.

Zwei Meerschweine in der Stalltür: Eins reckt den Kopf, das andere guckt in die Gegend.
Kommentare

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  1. PaulineM sagt:

    Auch in meiner Kindheit (50er und 60er Jahre) gab es im Nachbarhaus einen Krämerladen ähnlicher Größe. Aber noch toller war, dass jeden Morgen der Milchmann mit seinem Pferdegespann und später mit Auto durch die Straßen fuhr. Die Hausfrauen gingen mit einem Milchtopf zum Wagen, die Milch wurde aus einem großen Kanister in die Kanne gefüllt. Er hatte auch noch Käse, Sahne und Joghurt im Angebot. Nachmittags kam dann auf gleicher Route das Bäckerauto. Bäcker Rummel brachte Brot und sogenannte Teilchen. Das Beste aber war, dass er samstags nach seiner Tour noch zu den kinderreichen Familien fuhr (wir waren 5 Kinder) und die restlichen Teilchen, die er nicht verkauft hatte, in einer großen Tüte kostenlos an die Haustür brachte. „Die kann ich Montag doch nicht mehr verkaufen.“

    1. Vanessa sagt:

      Ein sympathischer Bäcker Rummel!

  2. Andreas sagt:

    Dänisch gehört ja zu den Sprachen mit einer erstaunlichen Diskrepanz zwischen Geschriebenem und Aussprache. Respekt, wer das in unserem Alter noch zu erlernen vermag!

    1. Vanessa sagt:

      Das ist auch die allergrößte Herausforderung: das Sprechen. Absolut seltsam. Dazu das Vigesimalsystem der Zahlen: 50 = halv-tredje sinde tyve, weil 2½ × 20.

  3. Ina sagt:

    Wurde eventuell das Lied geübt, während dem Vorfall mit der Stubenfliege?

    1. Vanessa sagt:

      Sie meinen, das Üben habe die Qualität gehabt, Stubenfliegen in den Suizid zu treiben? Nein, nein, das waren zwei unabhängige Ereignisse.

  4. Nihilistin sagt:

    Ich bin in einem Tante-Emma-Laden auf dem Dorf quasi aufgewachsen. Oma und Großtante besaßen ihn. Ich könnte stundenlang von den (meinen) tollen Erlebnissen dort berichten, will aber zwei Aspekte abseits davon hervorheben:
    Es war eine harte Arbeit für wenig Geld für die beiden Frauen. Kranksein konnte man sich nicht leisten, egal wie kaputt der Rücken war oder die Knochen vom Stehen auf dem kalten Fliesenboden wehtaten.
    Und: es gab kein Privatleben. Sonntags, abends, in der Mittagspause….immer klopfte jemand ans Fenster: „Frau Bieler, ich hab das Schlachtejewürz verjessen, die Wurscht muss in den Kessel“. Dorf halt. Und manchmal mussten Kurt oder Otto auch DRINGEND den Bierdurst stillen bevor es in den Schweinestall ging – sie waren harte Alkoholiker, wie ich heute weiß.
    Als die Großtante beeidigt wurde, gaben wir Bonbons ins Grab. Weil wir IMMER heimlich ins große Bonbonglas gegriffen hatten und sie nie, niemals ein Sterbenswort darüber verloren hat.

    1. Vanessa sagt:

      Oh ja, das Immer-Verfügbar-sein.

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