Samstag | Der Tag begann mit Fußball: Anpfiff um elf, ein Freundschaftsspiel der U13-Mädchen, Kind Zwei und Kind Drei waren dabei. Die Sonne schien, und wenn sie das tat, war es warm. Zwischendurch tat sie es mal nicht, dann war es kalt. Das ist nun also diese Jahreszeit. Während kein Tor fiel, beobachtete ich einen Hundewelpen, der ebenfalls zusah oder schlief oder dasaß oder sich für Gänseblümchen interessierte. Am liebsten saß er – vor allem dann, wenn sein Mensch mit ihm irgendwo hingehen wollte -, er saß bombenfest, man konnte ihn nur mit dem Hintern über die Wiese schleifen.
Das Spiel verlief höhepunktarm. Oder nein, nennen wir es lieber eine raffinierte Taktikschlacht, das hört sich besser an. Die Kinder waren jedenfalls glücklich: Zuletzt verlor man 0:3 gegen diesen Gegner, entsprechend ist ein 0:0 ein Erfolg.
Nach dem Spiel fuhren wir heim, ich legte Wäsche und pruschelte im Garten herum. Die Beete wollten aufgefüllt, geharkt und gedüngt werden. Ich hegte Gemüsegefühle und beschäftigte mich mit Kletterpflanzen für Schattenwände.
Gegen Abend rüschte ich mich auf: Ich war zu einem 45. Geburtstag im Bergischen eingeladen. Wie ich gerade das Haus verlassen wollte – ich hatte schon die Jacke an und den Schlüssel in der Hand -, klingelte das Telefon des Reiseleiters: Kind Eins, das im städtischen Hallenbad weilte, hatte sich verletzt. Eine Gefahr für Leib und Leben bestand nicht, aber der Besuch eines Arztes war ratsam. Also fuhren wir zum Hallenbad, der Reiseleiter behielt das Auto und brachte das Kind zum Arzt, ich nahm des Kindes Fahrrad und fuhr es nach Hause. Nachdem ich mit den Knien an den Ohren nach Hause geradelt war, kümmerte ich mich ums Abendessen, außerdem um die Rückkehr von Kind Zwei, das den Nachmittag bei einer Freundin verbracht hatte und – es war inzwischen schon dämmerig – von der Bushhaltestelle abgeholt werden musste.
Als ich mit dem Kind in unsere Straße einbog, sahen wir ihre Schwester, die sich in meiner Abwesenheit zwei Nachbarmädchen angeschlossen hatte und mit ihnen Fußball spielte. In dem Moment steckten die Eltern der Mädchen ihre Köpfe aus dem Haus und riefen: „Kommt! Wir gucken Fußball und haben Snacks!“ Bei den Eltern handelt es sich um drei Frauen, die ehemals in hohen Ligen Fußball spielten, ein original Fußballtor im Garten haben und überdies das Nachbarschaftstippspiel verwalten, in dem ich aktuell einen respektablen sechsten Platz belege. Während die Kinder also pölten, guckten wir sportschau und aßen Salzstangen. Später kam der Reiseleiter hinzu, die Kinder verlegten nach drinnen, das inzwischen versorgte Kind Eins ruhte sich vom Schrecken aus und chillte vorm Fernseher. Als die Salzstangen alle waren, holten die Nachbarinnen Erdnüsse. Als die Erdnüsse alle waren, holten sie Chips. Als die Chips alle waren, fanden sie noch Käse. Ein wunderbarer Abend mit guten Gesprächen. Irgendwann landeten alle fünf Kinder bei uns, wir bauten ein Matratzenlager auf, und so endete der Tag dann: mit vielen Decken, müden Kindern, müden Erwachsenen, ohne Geburtstagsfeier, aber mit anders tollen Begegnungen.
Dies und Das | Frau Herzbruch schreibt, dass sie keinen Orientierungsinn hat, und schreibt außerdem darüber, in welchen Himmelrichtungen Sprachen Vergangenheit und Zukunft verorten (sie ist Sprachwissenschaftlerin). Sehr interessant! Ich kann nur bestätigen, dass Sprache das Denken prägt; ich habe den Eindruck, dass ich selbst eine Andere bin, wenn ich in anderen Sprachen unterwegs bin, ein bisschen zumindest. Jede Sprache, die ich gelernt habe, funktioniert anders, manche sehr anders, manche weniger, aber jede hat ihre Eigenheiten; allein, wie Zeiten gebildet werden und welche Zeiten es gibt, wie Wörter zueinander stehen und welchen Regeln die Grammatik folgt. Oder die Verniedlichungsformen! Eine Welt für sich, in jeder Sprache anders schön. Das Italienische und ja, auch das Russische, sind großartig darin. Oder die Bildung größerer Zahlen: Mal wird der Einer vorangestellt, mal der Zehner, in einigen Sprachen muss man geradezu ein Rechengenie sein (mille neuf cent quatre vingt dix neuf, 1999, meine Güte; oder Dänisch firs, 80, fir sinds tyve, viermal zwanzig, herrje). Oder die An- und Abwesenheit von Artikeln in einer Sprache; manche kommen ganz ohne aus! Dazu die Unübersetzbarkeit mancher Wörter, deren feine Nuancen keine Entsprechung finden.
Zum Orientierungssinn ein Kapitel aus dem #Serviceblog: Ich besitze noch eine Uhr mit Ziffernblatt, und wenn Sie auch eine haben, können Sie leicht feststellen, wo Süden ist. Richten Sie den Stundenzeiger auf die Sonne. Auf der halben Strecke zwischen dem Stundenzeiger und dem 12-Uhr-Strich ist Süden. Wenn Sie dorthin müssen: fein. Wenn nicht, wählen Sie die entsprechend anderen Richtungen. Gerade beim Wandern ist das ganz praktisch.
Eigentlich wollte ich aber nicht über Orientierung reden, auch nicht über Sprachen, sondern einen Satz aus dem verlinkten Text zitieren:
Ich fuhr heute nachmittag mit dem Teenager in den Aquaristen-Nerdladen. Er brauchte eine Lösung, damit seine Garnelen nicht in den Filter eingesaugt werden, eine kam dort leider ums Leben, das will ja nun keiner.
Wäre dies der erste Satz eines Buches: Ich hätte es gekauft.
Gehört | Jessy Wellmer in der Hörbar Rust. Ich hatte ein, zwei Aha-Erlebnisse in Bezug auf Befindlichkeiten in Ost- und Westdeutschland.
Gehört | Kinderpsychiater Jakob Hein zu Gast im Hotel Matze. Ebenfalls interessant und unterhaltsam.
Schweine | Die Sonne schien, das Gras wächst, die Schweine fraßen es weg.
Kommentare
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Ich prangere das Fehlen eines Hundewelpenfotos an, und zwar nachdrücklichst. Immerhin handelt es sich doch hier um ein Serviceblog.
(ansonsten: wie immer gerne gelesen Meerschweinchen als Rausschmeißer sind entzückend.)
Tja nun, irgendwas ist das immer. Wenn ich mich recht entsinne, was der Welpe etwas Gemischtes aus Kurzhaar und Langhaar, die Menschen unterhielten sich darüber. Stellen Sie sich etwas Braunes mit Schlappohren und großen Tatzen vor, sehr welpig.
Schlappohren, große Tatzen, sehr welpig – aaaaaaaaawwww. Herzlichen Dank für die Beschreibung. <3
Zwei Anmerkungen: bei 1999 haben Sie das „mille“ vergessen, die ausgeschriebene Zahl im Text ist 999.
Zum Thema ostdeutsche Befindlichkeiten und im Zusammenhang Jakob Hein- kennen Sie seine Bücher? Ich bin ein großes Fangirl, vor allem „Mein erstes T-shirt“ ist großartig.
Danke für dden Tausender, habe ihn ergänzt. Das T-Shirt habe ich mir auf den Wunschzettel gelegt für den nächsten Einkauf (oder Geburtstag, wer weiß).