Der Acker-Schachtelhalm | Ich habe einen neuen Gegner: den Acker-Schachtelhalm. Er wächst in meinem Garten, und agiert äußerst perfide. Er sieht zunächst ansprechend aus, aber dann wird er riesig und hässlich. Er vernetzt sich. Taucht unter und an überraschenden Stellen wieder auf, bis er die Weltherrschaft errungen hat. Ich las, dass ihm nicht beizukommen ist, dass man im Grunde nur an höhere Mächte beten kann, die durch göttliche Kraft seinen Niedergang herbeiführen. Ich versuche es erstmal handfester und grabe alles aus, was sich an der Oberfläche zeigt.
Jedem Problem wohnt aber bekanntermaßen auch eine Chance inne.
In der Kosmetik werden Extrakte des Acker-Schachtelhalms besonders zur Stärkung des Bindegewebes […] verwendet.
Acker-Schachtelhalm – Kosmetik
//*piekt sich in den Oberschenkel
Regatta im Obergeschoss | Stichwort „Bindegewebe“: Der Reiseleiter und ich haben uns ja ein Rudergerät gekauft. Das Gerät benutzen wir entgegen aller Voraussagen immer noch; eine gute, effiziente Art des Granzkörpertrainings. Mit Ausnahme des Hinterns, auf dem ich sitze, sind alle Muskelgruppen beteiligt, sogar der Bauch, wie ich feststellen durfte. Seit drei Einheiten schaue ich während des Ruderns Working Moms, eine Serie, die ich, während mein Blut hauptsächlich in Armen und Beinen zirkuliert, gut intellektuell verarbeiten kann. Jede Folge dauert nur 23 Minuten, perfekt für meine Aufmerksamkeitsspanne und perfekt für fünf Kilometer. Die zweite Folge nutze ich für weitere zwei Kilometer und ausgbiebiges Dehnen. Ab einem gewissen Alter trainiert man ja nicht mehr für bessere Leistungen, sondern man trainiert nur noch gegen den Verfall an.
Ich finde, man sollte Beiträge in einer Mediathek über das Kriterium der Folgenlänge suchbar machen. Das gilt auch für Podcastfolgen. Ich benötige ungefähr 35 Minuten lange Podcastfolgen, um sicher einzuschlafen. Zwar schlummere ich bereits nach sechs Minuten, aber ein leises Gemurmel ist wunderbar, um vollends hinwegzugleiten in die tiefen Tiefen des Dunkels.
Frühsommer-Vibes | Wochenende, Symbolbild:
Aktuelle Lektüre: Der Gesang der Flusskrebse. Fühlte mich förmlich hineingesogen in das Buch. Es wird mit jeder Seite intensiver.
Ab in den Süden | Ich habe Bahnfahrkarten gekauft: nach Berlin – dort bin ich im Juni zu einer Fortbildung; nach Hamburg – dort besuche ein Konzert in der Elbphilharmonie; ins Pustertal – dort mache im im Oktober Wanderurlaub.
Im Juni geht es nochmal nach Karlsruhe. Dieses Jahr bin ich beruflich viel in Baden-Württemberg unterwegs. Dreimal war ich in der ersten Jahreshälfte schon dort, drei Auswärtsspiele kommen noch mindestens hinzu. Spannend, wie sich aus dem Nichts regionale Schwerpunkte entwickeln – als hätten sich die Leute abgesprochen. Es geht in der zweiten Jahrshälfte aber auch nochmal nach Berlin und nochmal in den Norden.
Insgesamt ist das Jahr ziemlich irre. Fast alle Unternehmen kehren zurück zu Präsenz, wollen Workshops vor Ort, möchten beisammensein, Lösungen kreativ erarbeiten, sich justieren, Beziehungen pflegen. Ich habe bereits Termine bis in den November hinein und werde viel Zeit in der Bahn verbringen.
Me-Time | Die Zeit in der Bahn mag ich gern, denn es ist meine Zeit. Ich nutze sie ausdrücklich nicht zum Arbeiten. Das unterscheidet mich augenscheinlich von vielen Menschen, mit denen ich gemeinsam reise: Sie nutzen jede Minute, um zu arbeiten und ihre Zeit zu faktorieren. Sie malen Folien zu Geschäftsstrategien und Absatzzahlen. Und sie führen Gespräche, die man nicht hören möchte, die man aber sehr gut nachvollziehen kann, wenn man den Unternehmensnamen und die letzten Veröffentlichungen googelt und die Beteiligten auf LinkedIn findet. Sehr unangnehm.
Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich für meine Kunden bessere Leistung erbringe (und zudem zuverlässiger gesund bleibe), wenn ich das nicht tue. Denn auf einer Bahnfahrt Termine zu haben, ist stets unerfreulich: Der Fahrplan passt nie zum Terminplan, und der Empfang ist immer mies. Der Zug verspätet sich, man muss Gespräche, die für die Fahrt geplant waren, auf dem Bahnsteig beginnen, der Zug fährt ein, und man kann sie erst später fortführen. Während man gerade zum Kern der Sache vorstößt, kommt eine lange Durchsage, und man versteht nichts mehr. Oder man ist plötzlich im Tunnel. Zum Folienmalen werde ich zu schnell reisekrank. Ganz abgesehen davon, dass die Interna meiner Kunden nicht in den öffentlichen Raum gehören, empfinde ich Arbeiten während der Bahnfahrt grundsätzlich als stressig.
Was ich allerdings wunderbar im Zug tun kann, ist lesen und nachdenken. Also lese ich, bilde mich fort, denke nach, schaue aus dem Fenster, erfreue mich an der Landschaft und komme unbeschwert an.
Broterwerb | Ich war bei einem Kunden. Er hat mich für ein Moderationstraining gebucht: „Basiskompetenz Moderation“ und „Moderation für Fortgeschrittene“. Wir sprachen zunächst über die Basis; dort beginne ich immer mit …
- einer gesunden Moderationshaltung
- der Frage, was Souveränität ausmacht
- dem Aufstellen einer guten und schaffbaren Agenda und einem vorausgedachten Time-Boxing
- einem Augenmerk auf die Sitzordnung in Präsenzterminen.
Im Anschluss sprachen wir über die gute Einleitung eines Termin und wie man sich selbst den roten Teppich ausrollt. Wir sprachen über Möglichkeiten, Beteiligung und Interaktion zu schaffen – und probierten sie aus. Und wir redeten darüber, wie man mit Menschen umgeht, die einen Termin für sich einnehmen.
Im Folgeseminar wird es unter anderem um den Umgang mit Unverschämtheiten gehen, die Teilnehmer werden ein Beteiligungsformat für große Gruppen kennenlernen und ich zeige ein Meetingformagt, das der Energie der Gruppe folgt, die aber dennoch strukturiert und sich – nach einem offiziellen Teil – gut für Team-Jour-fixes eignet.
Schweine| Aktuelles Insight:
V.l.n.r.: Mittagessen, Frühstück, Abendessen.
Und sonst | Die Belegexemplare meines Buches „Die Frau, die den Himmel eroberte“ sind bei mir angekommen. Im Februar ist das Buch noch einmal das Taschenbuch erschienen, und seither geisterten die Belegexemplare durchs DPD-Universum.
Der Verlag hatte sie noch an meine alte Wohnadresse adressiert. Ich habe zwar einen Nachsendeauftrag am Laufen, der gilt aber nur für die gelbe Post. Nachdem nun ein sehr verzweifelter Bote meine ehemalige Nachbarin getroffen hatte, nahm sie das zerfledderte Paket entgegen. Sie rief mich an, und ich holte es ab.
Ich hatte mich schon gewundert, dass ich keine Belegexemplare bekomme, war aber immer zu beschäftigt gewesen, beim Verlag nachzufragen.
Kommentare
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Hier ist heißt der Endgegner Giersch. Uns wurden Bodendecker empfohlen – mit dem Resultat, dass man nun beim Abschneiden des Gierschs aufpassen muss, nicht auch noch die Bodendecker zu verletzen. Hmpf.
Ach ja, und die Rasensaat, die ich letztes Jahr nach dem Vertikutieren ausbrachte, um gegen das Moos anzutreten, wächst auf der Rasenfläche so semi-motiviert vor sich hin, geht in den Blumenbeeten und unter den Büschen aber steil.
Vielleicht sollten wir es bei einem „Nun ja“ belassen und Gras und Giersch als Beetbepflanzung akzeptieren?
Vertikutieren. Hab ich einmal gemacht. Riesenaufwand. Alles Acker. Neu eingesät. Es sah sofort genauso aus wie vorher. Habe sofort beschlossen, innerlich loszulassen. Okay, habe auch nie richtig festgehalten. Aber danach war mir alles vollends egal.
Aber das Beet gebe ich nicht auf. Es ist auch recht meditativ, Ackerschachtelhalm aus der Erde zu hebeln. Ein guter Ausgleich zur Arbeit.
Das Vertikutieren war leider schwer nötig. Wir leben hier auf Marschland, der Boden ist schwer und lehmig. Wenn die Amseln hier Regenwürmer ziehen, sieht das aus wie im Comic und die Würmer werden seeeehr lang. Das Grundwasser steht je nach Wetterlage und Jahreszeit gefühlt bis eine Handbreit unter der Grasnarbe und nach längeren Regenfällen wird die Wiese zur Seenplatte.
Im Frühjahr letzten Jahres bestand die Rasenfläche zum größten Teil aus Moos, also bin ich da mit schwerem Gerät bei. Die Anzahl an Kubikmetern Moos, die das Vertikutieren einer ca. 140m² großen Rasenfläche zutage förderte, stellte mich vor logistische Probleme, bei deren Lösung der Nachbar mit seinem großen, wilden Komposthaufen sehr zuträglich war.
Anschließend wurde nachgesät und unter den erstaunten Blicken der Nachbarschaft 200 Kilo Sand verteilt, um den Boden etwas aufzulockern.
Es sah ein paar Wochen aus wie ein Schlachtfeld, noch einmal sinkende Temperaturen ließen das Gras nur zögerlich nachwachsen – aber dann wurde es richtig schön. Gras, Klee, Gänseblümchen und Hahnenfuß (für die drei letztgenannten gab man mir viele wohlgemeinte Tipps zur Beseitigung, die ich geflissentlich ignorierte) wuchsen zu einem herrlich fluffigen Barfußrasen.
Seitdem habe ich im Herbst und Frühjahr nur mit der leichten Zinkenwalze gelüftet, was hoffentlich reichen wird. Aber bei Gelegenheit lasse ich es richtig krachen und ein Big Pack mit 1T Sand liefern, den ich dann noch verteile.
Und im Beet unter den Büschen habe ich gestern noch 10 neue Dickmännchen gepflanzt.
Randbemerkung: Wie haben hier interessante geologische Bedingungen. Eine Straße weiter beginnt eine Geest, und unser Nachbar hat durch den sandigen Boden eher Probleme mit Trockenheit im Garten.
„Fluffiger Barfußrasen“ – ich fühle ihn unter meiner Fußsohle. Sehr eindrückliche Beschreibung – auch die Sache mit den 200 Kilo Sand. Wer die unterhebt, braucht kein Workout mehr.
Das mit dem Sand ist nicht so dramatisch, wie es sich anhört: Der muss nicht untergehoben werden; man verteilt ihn einfach auf der Oberfläche. Das Gras wächst einfach wieder durch und der Regen wäscht ihn nach und nach in den Boden ein.
Herzlichen Glückwunsch zum Ackerschachtelhalm. Er ist ein super super Dünger als Ackerschachtelhalmjauche – außer für Lippenblütler.
Man kann sich alles schönreden – außer Giersch, den kann man essen. ☝️
Ich bin ja wirklich ein Mensch, der optimistisch die Chancen sieht. Aber ich sehe mich nicht in Gummistiefeln Schachtelhalmjauche anrühren.
In meinem alten Garten waren die Endgegner die Quecke. Und die vielen Kastanienkerne, die Wurzeln schlugen.
Wenn man in den Mediatheken über https://mediathekviewweb.de/ sucht, dann kann man hier ein Minutenzeitfenster angeben.
//*googelt Quecke
Ach was! Das Zeug hat einen Namen?! Okay, Quecke habe ich auch.
(Rest siehe oben, Stichwort „Vertikutieren“).
Ich glaube, die Meerschweinchen stehen auf Quecke.
Auch im Garten der Schwiegereltern wurde ein heisser, heftiger Kampf gegen den Schachtelhalm geführt – ungefähr 2 Sommer lang. Und plötzlich war er wieder weg, kein einziger Halm mehr zu sehen. Wirklich sehr merkwürdig!
Ich fühle Hoffnung!
Eine Brombeerhecke pflanzen? Dann kriegt selbst der Schachtelhalm Probleme… :-)
Haha! Hahahaha! Never.
Eine kleine Empfehlung, wenn ich damit vielleicht auch Eulen nach Athen trage:
Annette von Droste-Hülshoff entstammte einem alten westfälischen Adelsgeschlecht. In ihrem wenig bekannten Text „Bilder aus Westfalen“ hat sie den unterschiedlichen Menschen und Landschaften ihrer Heimat ein literarisches Denkmal gesetzt. https://www.ardaudiothek.de/episode/wdr-3-lesung/bilder-aus-westfalen-von-annette-von-droste-huelshoff-teil-1/wdr-3/12679231/
Ich glaube, ich habe darin etwas von Ihnen erkannt ;:)…
Danke für soviel Erhellende und Erheiternd es auf Ihrem Blog…
Danke ebenfalls für den Tipp – und das Kompliment.