Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Eine Zugreise, ein Blech voller Käsespätzle, ein interessantes Haus und, nun ja, Meerschweine

8. 5. 2023 8 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Schweine | Erst habe ich überlegt, keinen Meerschwein-Content zu verbloggen, aus rein erzähltaktischen Gründen. Sonst erwecke ich noch das Bild einer verschrobenen Meerschweinchenbloggerin. Aber was ist das Leben ohne Meerschweine – jetzt, wo sie da sind!

Im Vorgerdrung ein Meerschwein, das Löwenzahn isst, im Hintergrund ein Meerschwein, dass dumm guckt.

Frühstück, Mittag- und Abendessen haben das Leben nun vollends verstanden. Sie sind die verkörperte Hoffnung auf Erbsenflocken. Ihr Leben ist ein Terzett aus Fressen, Schlafen und Abenteuer erleben – im Außengehege, in dem frisches Gras wächst und in dem manchmal Leckerchen und Löwenzahn versteckt sind, immer woanders, wie aufregend!

Sie wissen, wer ihnen Futter bringt, und huldigen mir.


Broterwerb | Beruflich war ich bei Kunden in Wuppertal, Karlsruhe und in Renningen bei Stuttgart, auf dem Rückweg machte ich einen Stop in Heidelberg.

Mit der Deutschen Bahn fuhr ich erst von Haltern nach Karlsruhe, übernachtete und gab dort Seminar für Führungskräfte: Sich selbst führen, um andere zu führen. Nach Ende des Seminars fuhr ich von Karlsruhe nach Renningen, übernachtete dort und beriet tags darauf eine Bürgerinitiative zur Mobilitätswende. Nach Ende des Beratungsworkshops fuhr ich von Renningen nach Heidelberg und besuchte eine Freundin. Tags darauf machte ich mich auf den Heimweg von Heidelberg zurück nach Haltern. Die Züge waren allesamt pünktlich; es gab keine Zwischenfälle, alles lief nach Plan.

Auf dem Rückweg nach Haltern fuhr ich durchs Rheintal. Das ist immer wunderbar entschleunigend. Der InterCity schenkte mir zudem ein 90er-Jahre-Gefühl – mit Abteilen, in denen man die Lautstärke der Durchsagen einstellen konnte, und krümeliger Seife auf den Toiletten. Nur die Fenster konnte man nicht runterschieben, wie damals, auf Klassenfahrten.

Die Bürgerinitiative, die ich in Renningen beriet, ist die BAUS. Die Abkürzung steht für „Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn“. Die BAUS hat beim Landeswettbewerb Badenb-Württembergs „Wir machen Mobnilitätswende“ gewonnen und hat sich mich als Preis ausgesucht: Beratung zu ihrer Kommunikation, zum Storytelling, zur Stakeholder-Ansprache.

Eines der Mitglieder der BAUS wohnt in einem Mehrgenerationenhaus und lud mich ein, dort zu übernachten; es gibt ein kleines Ferienappartment. Am Abend vor dem Workshop unterhielten wir uns über das Projekt: Als Teil einer Bauherrengemeinschaft hat er das Haus zusammen mit anderen Wohnungseigentümern gebaut. Ich fragte ihn, wie die Gruppe das konfliktfrei hingekriegt hat. Seine Antwort: Im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern im gleichen Gebiet, die von Bauträgern errichtet wurden, sparte die Bauherrengemeinschaft ein Drittel der Baukosten. Denn die Projektleitung übernahm sie selbst. Das bedeutete viel Abstimmungsbedarf und viele Diskussionen; für den Einzelnen aber auch die Einsparung eines sechsstelligen Betrags. Immer dann, wenn es unterschiedliche Mehrheiten hinsichtlich einer Entscheidung kam – zum Beispiel was die Einrichtung eines Gemeinschaftsraums, eines Fahrradkellers oder Aufzugtüren aus Glas -, rief sich die Gruppe ins Gedächtnis: Auch wenn ich als Einzelperson bei dieser Entscheidung überstimmt werde und Kosten tragen muss, die ich eigentlich nicht tragen möchte, spare ich durch die Mitgliedschaft in dieser Gemeinschaft trotzdem enorm. Das machte es leichter für den Einzelnen, Kompromisse einzugehen.

Für die Aufzugtüren aus Glas entschied sich die Gruppe übrigens, weil sie ein offenes Haus seien möchte: Man soll sehen, wer kommt und wer geht, um Blickkontakt und Gespräche zu ermöglichen. Ein spannendes Projekt – architektonisch und gruppendynamisch.

Credits gehen außerdem raus für das Blech mit Käsespätzle, das es in der Mittagspause gab.

blech mit Käsespätzle

Gelesen |  Im Osterurlaub, in Zügen und auf dem Sofa habe ich Bücher gelesen:

Barbara stirbt nicht von Alina Bronsky. Die Geschichte von Walter Schmidt, dessen Frau Barbara eines Morgens nicht mehr aufsteht. Sie ist krank, sie ist müde, sie ist nicht mehr die Barbara, die Walter geheiratet hat. Sie macht keinen Kaffee und kein Frühstück mehr, sie kocht kein Mittagessen; Walters leben ist plötzlich ohne Struktur. Alina Bronsky zeichnet das Portrait einer Ehe, deren Routinen plötzlich aus den Fugen gerät – und das Bild eines Mannes, der so abhängig von seiner Frau ist wie sie von ihm.

Melodie der Stille von Rose Tremain, aus dem Englischen von Elfie Deffner. Eine Reise ins Dänemark des 17. Jahrhunderts: Peter Claire, ein Lautenspieler, wird an den Hof des Königs beordert. Der ist jedoch ein ausgesprochen seltsamer Kerl. Ebenso seine Frau, die mit Kalkül ihr Liebesleben pflegt – jedoch nicht mit ihrem Gatten. Rose Tremain malt ein opulentes Gemälde vom Leben am Hof und auch daneben. Das Buch hat nach hinten raus einige Längen. Als Urlaubslektüre ist es aber sehr tauglich.

Corpus Delicti von Juli Zeh. Eine Dystopie, in deren Zentrum die Gesundheitsdiktatur der Zukunft steht: Der Mensch ordnet sich der Methode unter, einer Rechtsform, die das körperliche Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die Bürger tragen Maske, desinfizieren sich ständig und absolvieren ein tägliches Gesundheitsprogramm; wer krank wird, gilt als gescheitert. Juli Zeh schrieb den Roman weit vor der Corona-Pandemie, was das Überraschendste an der ganzen Sache ist. Insgesamt allerdings ist es ein mäßiges Leseerlebnis: Die Moral kommt mir zu keulenartig. (Das Buch ist offensichtlich auch Schullektüre; die hat mir immer schon Schmerzen bereitet.)


Radeln | Endlich ist wieder Radfahrwetter! Für große und kleine Touren, fürs Radeln auf den Markt, zum Gemüse-Einkaufen und fürs Fahren durch die Gegend.


Die Summe der Einzelerlebnisse | Christian schreibt über Mikroverletzungen, und das korrespondiert sehr gut mit zahlreichen Lebensbereichen: Die einzelne Begebenheit ist vernachässigbar, aber die Summe gleicher und ähnlicher Begebenheiten formt das Problem. Das passt wunderbar auch auf Dinge, die in der Arbeitswelt geschehen – zum Beispiel Sexismus: Das einzelne Vorkommnis ist nicht erwähnenswert, man könnte emotionslos darüber hinwegsehen und, haha!, ein Scherzchen erwidern. Oder Unternehmenskultur: Das Management möchte, dass die Mitarbeiter:innen mehr Verantwortung übernehmen – maßregelt sie jedoch jedesmal, wenn sie es tun und die Entscheidung nicht zu einhundert Prozent ihren Erwartungen entspricht.


Merkste selber, ne? | Nachdem ich mit dem Reiseleiter zusammengezogen war, wir unser Zeugs geordnet hatten und alles an seinem Platz stand, blickte er sich um und stellte fest, dass nun eine Gitarre zu seinem Haushalt gehört. Er beschloss kurzerhand, das Gitarrespielen zu lernen.

Jedesmal, wenn er nun mit meiner Gitarre beim Gitarrenunterricht ist, denke ich: Ach, wunderbar! Niemand da – endlich mal Zeit zum Gitarrespielen!

Sie merken es auch, ne?


Gelesen | Dürre in Frankreich: Ein bisschen Wasser für Tomaten, ein bisschen für Atomkraft. Während sich dieserorts Menschen auf die Straße kleben, um den Verkehr für einige Stunden lahm zu legen und dadurch für mehr Klimaschutz zu demonstrieren, ist man in Frankreich deutlich nachhaltiger: Aktivisten bauen eine Mauer über die Autobahn.

Gelesen | Blick nach Österreich: Der Tommy, der zahlt das. Grossbanken können untergehen, aber die Banker bleiben – wie Thomas Matter, Nationalrat der Südtiroler Volkspartei. Besuch in Matters Bank und seinem Villenkomplex.

Gelesen | Miriam Vollmer, Fachanwältin für Verwaltungsrecht und spezialisiert auf Energierecht, fasst zusammen, warum die jüngsten Änderungen an der eurpäischen Emissionshandelsrichtlinie 2003/87/EU spannend sind – vor allem für jene, die noch schnell eine neue Gasheizung einbauen wollen.

Dass die Verbraucher die Tragweite dieser dynamischen Entwicklung nicht antizipieren, zeigt die Debatte um das neu zu fassende Gebäude-Energiegesetz, GEG: Die vermeintlich günstige Lösung einer neuen Gasheizung wird von vielen Verbrauchern nicht über den voraussichtlichen Verlauf der Kostenstruktur über die Lebenszeit der Anschaffung modelliert. 

Die stille Transformation

Der ganze Beitrag ist – wenngleich für den Laien etwas sperrig – lohnenswert zu lesen. Ich habe nämlich endlich verstanden, wie Emissionshandel funktioniert.


Und sonst | Der Garten wird gemütlich.

Ich aß Ramen (auswärts) und Spargel (inwärts). Ramen aß ich zum ersten Mal; es scheint mit insgesamt überschätzt, aber ich werde der Sache weiter auf den Grund gehen. Bei Spargel bleibe ich dabei: Sauce Hollandaise ist gut, Parmesan ist noch besser.

Kommentare

8 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. Björn sagt:

    Großartig das Foto mit den vier Hochbeeten im Vordergrund, weil: Im Hintergrund zwei Stühle mit Blickrichtung Meerschweingehege.
    So sah das hier auch aus, als die Hühner einzogen. Man ist ausreichend beschäftigt, wenn man die Tiere beobachtet. Es wird nie langweilig. Und ich bin immer noch erstaunt, wie selbst so „simple“ Tiere wie Hühner (vermutlich auch Meerschweine, da fehlt mir die Erfahrung) interagieren, kommunizieren und auf ihre Menschen reagieren.
    Mittlerweile steht eine Bank vorm Hühnerauslauf.

    1. Vanessa sagt:

      Gut beobachtet. :)

      Ja, wir haben hier das Schweinekino, und es ist sehr entspannend, dott zu sitzen und die Viecher zu beobachten.

  2. Britta sagt:

    Bitte auf keinen Fall den Meerschweincontent weglassen – denn Schwein muss sein!

    1. Vanessa sagt:

      Ich fürchte, ich habe eine Fanbase geschaffen – hier und auf Instagram.

  3. Nadine sagt:

    Ramen – es gab hier in Bremen mal japanisches Restaurant mit sooooo leckerer Ramensuppe! Ich vermisse sie ständig und wünsche es mir zurück. Allerdings war ich da selbst gar nicht oft, weil Lebensphase mit Baby bzw. Kleinkind… Es war alles vegan und so gut!

    1. Vanessa sagt:

      Ich werde der Sache weiter nachgehen. Dieser eine Test scheint mir nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein.

  4. iris sagt:

    mehr schweine, bitte! (zu viel schweinecontent, das gibts gar nicht.)

    1. Vanessa sagt:

      Der WUnsch sei Befehl: Auch im nächsten Beitrag gibt es wieder Schweine. Für Daily Schweine-Content empfehle ich Instagram.

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