Der erste Frost | Endlich jahreszeitengemäße Temperaturen.
Bemerknis | Ich vermiete ja meine Wohnung. Dazu nutze ich zwei Plattformen: Immoscout und ebay-Kleinanzeigen. Auf ebay-Kleinanzeigen bekomme ich viele Zuschriften von Familien mit sechs bis neun Personen. Das ist eine Personenzahl, die nicht zu den Möglichkeiten meiner Wohnung passt – aber offenbar gibt es in Dortmund kaum Wohnraum für diese Interessentengruppe, vor allem wenn er den Anforderungen des Jobcenters entsprechen muss. Die Angelegenheit ist für beide Seiten verdrießlich: Ich muss den Interessenten absagen (oft schreiben wir noch mehrmals hin und her, was an der Sache aber nichts ändert), und die Suchenden finden (wieder) keine Wohnung.
Das Ganze stimmt mich nachdenklich, denn die Interessenten scheinen mehr oder weniger wahllos Vermieter:innen anzuschreiben, sicherlich auch aus Verzweiflung. Ich halte es allerdings für ausgeschlossen, dass (viele) privat Vermietende ein Angebot für diese Personengruppe stellen können. Wer wie ich die Wohnung als Altersvorsorge hat, das wirtschaftliche Risiko trägt und eine Miete erheben möchte, die die Kosten trägt und der Ausstattung gerecht wird, kann kaum Teil der Lösung sein: Der niedrige Quadratmeterpreis, den das Jobcenter zahlt, ist unmöglich darzustellen, und das Risiko, dass die für diese Personenzahl eigentlich ungeeignete Wohnung sehr schnell abgewohnt wird, ist einfach zu groß; Rücklagen kann man für diesen Fall ja auch nicht bilden.
Broterwerb | Nachdem ich letztens schrieb, dass das kommende Jahr brach vor mir liegt, kamen in den vergangenen zwei Wochen zahlreiche Anfragen für 2023. Das freut mich sehr. Ich bin guten Mutes und voller Tatendrang.
(Vor diesem Hintergrund fühlen sich der Umzug und die damit verbundenen Kosten auch direkt etwas anders an.)
Darüber hinaus ist Jahresendgeschäft: In der Beratung ist viel zu tun; dreimal bin ich vor Weihnachten außerdem noch unterwegs, um Seminare zu geben oder Workshops zu moderieren. Erst in der Woche vor Weihnachten wird es ruhiger.
Sortierung | Derzeit sortiere ich meine Siebensachen und verkaufe Einiges – unter anderem dieses tolle, große Sofa. Ideal für Familien oder lange Menschen, die sich gerne ausstrecken; pflegeleicht. Der Preis ist VB – ich würde mich in erster Linie freuen, wenn es ein neues Zuhause findet. Also melden Sie sich gerne, auch wenn Sie weniger zahlen können.
Soeben habe ich für einen schmalen Taler zwei Ballkleider und einen Trenchcoat unter die Leute gebracht. Die Käuferin hat sich sehr gefreut; die Kleider gehen, nachdem sie sie einmal getragen und gereinigt hat, in den Fundus einer Tanzschule, um dort noch mehr Menschen Freude zu bereiten. Das ist doch toll.
No Plätzchen | Das Leben spielt sich also gerade zwischen Arbeit, ebay-Kleinanzeigen und Wohnungsführungen ab. Das ist sehr ausreichend für einen 24-Stunden-Tag. In der freien Zeit schaue ich The Crown, bin aber noch etwas unterwältigt von der Handlung. In der vergangenen Woche habe ich es sogar einmal geschafft, schwimmen zu gehen. Das war super. Plätzchenbacken wird dieses Jahr wohl ausfallen (oder sehr spontan geschehen).
Irgendwann, wenn das hier alles durch ist, schreibe ich ein Best of ebay-Kleinanzeigen-Erlebnisse.
Gelesen | Verkehrspolitik: Weniger Wagen wagen – ein Aufruf an die Politik, wieder mehr über Gesetze zu steuern, denn das Steuern über Markt, Moral und Eigenverantwortung funktioniert nicht:
Seltsam – in immer mehr Bereichen hat der Staat seine Verantwortung in den letzten Jahrzehnten aufgegeben, weil er glaubte, dass der Markt die Dinge effizienter regeln würde. Gleichzeitig erscheint in immer mehr Bereichen politisches Handeln dringlicher denn je. Ein frei drehender Immobilienmarkt ist schädlich. Unregulierte Datenkonzerne sind schädlich. Globale Steuervermeidung ist schädlich. Waren die Aufträge für Gesetzgeber schon einmal klarer als heute?
Gelesen | Wir machen das schon – Lausitz im Wandel von Johannes Staemmler (Hrsg.), eine Sammlung von Portrait, Interviews und Berichten über und mit Menschen, die in der Lausitz den Wandel gestalten. Was ich gut an dem Sammelband fand: Ich habe etwas über die Lausitz gelernt, nämlich wie viel Wandel dieser Landstrich seit vielen Jahrzehnten erlebt. Das war aufschlussreich. Was mich betrübt hat: Es werden zwar zahlreiche engagierte Menschen portraitiert – ob sie die Region aber umfänglich und nachhaltig gestalten können, erscheint mir fraglich.
Und sonst | Steverbucht, Novemberedition, und anschließender Snack:
Kommentare
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Ich fiebere schon jetzt dem „best-of“ entgegen!
Und wünsche Ihnen trotz reger Betriebsamkeit adventliche Momente…
Die ganz dicken Klopper habe ich nicht, aber es gibt schon seltsame Kommunikations- und Verhaltensweisen.
Auf das Best of bin ich auch schon gespannt – absurder als Menschen wird es halt nicht.
Bei The Crown muss ich ein wenig vorwarnen: es ist zwar solide und irgendwie in sich geschlossen, was die Staffel bringt, aber irgendwie ist es auch eher so mittel. Hoffen wir, dass sie mit der nächsten und offenbar letzten mit einem grösseren Feuerwerk Ihr Finale machen.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die 90er Jahre selbst mitgekriegt habe. Die Spannung in den anderen Staffeln kam auch durch die geschichtlichen Hintergründe – Churchill, Thatcher … das war ja alles vor meiner Zeit bzw. ich war zu jung, um micht für Politik zu interessieren.
Wenn ich nicht schon wohnen würde, ich würde mich sofort bewerben. Ziehst du aus der Stadt weg? Das wär ja schade.
Ich ziehe nach Haltern am See. Gerne die Wohnungsanzeige weiterleiten!
Meine Favoriten bei ebay Kleinanzeigen:
– Besonders bei „zu verschenken“: Beleidigt sein warum man den Artikel nicht bekommt, weil man war doch der Erste der sich gemeldet hat. Selbst wenn, wer sagt das es danach geht?
– Fragen ob man auch anliefern kann. Ohne Aufpreis.
– Bei Artikeln bei denen deutlich steht „Nur zur Abholung“ fragen ob man die auch versendet. Beleidigt sein, wenn man sagt nein, und man soll sich nicht so anstellen (???)
– Im 2 Minuten Takt Nachrichten schicken und beleidigt sein, wenn man nicht gleich antwortet. Privatleben oder das man gar arbeitsbedingt grad nicht antworten kann, scheint für einige Menschen nicht zu existieren.
Hier: „Hallo, wann kann ich besichtigen?“