Feierlichkeit | In der vergangenen Woche war ich auf einem Geburtstag, so richtig mit Menschen – nicht vielen, aber Menschen, die ich lange nicht gesehen hatte. Das war schön. Die älteren Leserinnen erinnern sich an den Ort, an dem die Portugiesen Silvester feierten: bei der Torfrau und Björn, wie sie hier im Kännchencafé heißen. Schon vor dem ersten Gang waren wir bei den schlüpfrigen Themen, ohne Alkohol – das ist immer eine Garantie für eine besonders gute Sause.
Im späteren Verlauf erinnerten die Torfrau, der Flügelflitzer und ich uns an unsere Handballzeit in Essen. „Wisst ihr noch“, sagte die Torfrau, „mein letztes Spiel?“ Natürlich wissen wir. In der Zeitung stand: „[Torfrau] konnte nicht mitspielen, weil sie sich beim Aufwärmen verletzt hat.“ Die Geschichte war ein kleines bisschen anders. Die Torfrau hatte einen Kasten Gemischtes für ihr Ausstandsbierchen gekauft, und als sie den Kasten aus dem Auto hob, um ihn zur Halle zu bringen, hat sie sich den Rücken verrenkt. Auch irgendwie aufwärmen.
Irgendwann fragte mich Björn, wie mein Verhältnis zu Eseln sei. Er kommt öfter mit zusammenhanglosen Fragen um die Ecke. Deshalb antwortete ich zunächst so etwas wie „Jaja, gut, gut.“ Doch er ließ nicht locker, und es steht die Idee von Eselwandern in Frankreich im Raum. Allerdings ist das 1.000 Kilometer weit weg, und das hält mich dann doch eher ab.
Wassersport | Ich schwomm wieder, in der vergangenen Woche in Dortmund und gestern in Bammental. Das war sehr prima.
Ich mache ja Sport, weil es so schön und meditativ ist, aber auch, damit ich nicht auseinanderfalle. Denn so langsam beginnt in mir alles zu schlackern, dehnt sich aus, verschwindet von seinem Platz und findet sich andernorts im Körper wieder ein, verhakt sich dort oder beginnt zu knirschen – oder es zieht sich unschön zusammen, verzwirbelt sich und reißt mit sich, was dranhängt, um es gegeneinander auszuspielen. Dagegen braucht es etwas, das mit der richtigen Spannung die Dinge am Platz hält – eine Muskulatur, die den Körper liebevoll umarmt, während über die Jahre alles an ihm wie ein müder Teenager auf seinem Platz herunterrutscht und in einer allgemeinen, zur Schau getragenen Erschöpfung erschlafft.
Nach dem Schwimmen fühle ich mich immer ganzheitlich angespannt und straff; ich fühle die Anspannung sogar dann noch, wenn ich längst wie Buddha auf meinem Handtuch sitze und vor mich hin trockne.
Ausflug | Am Wochenende fuhr ich ins Badische, die Turnschwester besuchen. Wenn ich bei der Turnschwester ankomme, ist es meist später Nachmittag. Stets werde ich mit einem Aperitif begrüßt. Ich möchte Alkohol keinesfalls verherrlichen, aber das ist wirklich ein wundervolles Ritual – zumal ich nach dem ersten Glas immer schon leicht einen sitzen habe.
Im Bild sehen Sie das Getränk „Inge“: Crémant, Kastaniensirup und – ja, was noch? Weiß ich gar nicht. Jedenfalls ganz wunderbar.
Danach gestanden wir uns ein, dass wir sehr müde sind, und legten uns erstmal hin. Das macht Freundschaft aus: keine Fassade, sich einfach zunicken und erstmal halbe Stunde pennen.
Am nächsten Tag waren wir voller Tatendrang, packten Getränke in unsere Rucksäcke und marschierten los. Ziel: die Höhengaststätte Weißer Stein in Dossenheim.
Bemerknisse:
- Weinberge machen etwas her. In Sachen Weinberge könnte sich das Ruhrgebiet auch mal etwas überlegen. Hügel sind ja vorhanden.
- Der Wilde Westen ist in Dossenheim.
- Die E-Bike-Dichte unter Mountainbike-Fahrern: deutlich über 50-Prozent-Marke. Es gilt: Je mehr Bolide das Fahrzeug, desto ausstaffierter der Herr, der es fährt.
- Gipfelpommes schmecken nochmal besser als normale Pommes.
- Burgruinen sind auch schmuck.
Tour: Von Schriesheim zum Weißen Stein und wieder zurück, 16 Kilometer, 500 bis 600 Höhenmeter. Das war in etwa so.
Abends Ausklang auf dem Marktplatz.
Hummer | Am nächsten Tag erstmal Frühstück, dann Freibad. Das Wetter war bedeckt, es war auch weitere Bedeckung vorausgesagt, weshalb wir nur kurz schwimmen wollten.
Doch dann kam die Sonne raus, wir hingen länger auf der Wiese rum als geplant, die Sonnencreme hatten wir zuhause vergessen, und weil wir seit unserem 16. Lebensjahr nichts dazugelernt haben, sahen wir danach aus, wie wir aussahen.
Auf dem Nachhauseweg trug ich ein gelbes Kleid, und ich nannte mein Erscheinungsbild „Hummer in Safransoße“.
Gelesen | Kurt von Sarah Kuttner. Klappentext:
Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft. Es scheint, als wäre ihre größte Herausforderung, sich an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen, daran, dass Brandenburg nun Zuhause sein soll. Doch als der kleine Kurt bei einem Sturz stirbt, bleiben drei Erwachsene zurück, die neu lernen müssen, wie man lebt.
Gutes Buch, habe ich in einem runtergelesen. Es hätte noch tiefer und eindringlicher sein können. Andererseits ist es so auch gerade gut für den Sommer.
Kommentare
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Das Huber-Straßenschild beeindruckt mich seit der gestrigen Erstsichtung tief: Bislang hatte ich vor allem die Herrschaften beneidet, die auf dem Alten Südfriedhof in München mit absurden Berufsbezeichnungen verewigt sind und bedauert, dass dort seit 80 Jahren nicht mehr beerdigt wird. Jetzt habe ich völlig neue Lebensziele. Genauer: Nachlebensziele.
Wir vermuteten: Geschenk zum Pensionseintritt, übergeben mit Blaskapelle, danach Speis und Trank im Vereinsheim.
Wird das Schild, wenn es soweit ist, modifiziert `…Pensionär, auf dem Dorffriedhof`?
Und selbstverständlich hat sich die Torfrau beim aufwärmen verletzt, klarer Fall!
Vielleicht ist es so eine Art Schnitzeljagd. Wenn man ins Kreisaltenheim kommt, findet man dort eine Plakette, die auf den Friedhof verweist.
Liebe Frau Nessy,
mit einer/m Esel/in zu wandern kann ich sehr empfehlen. Allerdings sollte man vielleicht erst mal mit einer kurzen Tour ausprobieren, ob einem das liegt. Esel haben nämlich eine erstaunlich geringe Spaziergeschwindigkeit. Sehr nette Anbieter gibt es jedenfalls in Brandenburg. Z.B. im Havelland oder im Oderbruch.
Oder auch ganz sicher im noch näheren Umland von Dortmund – ganz sicher.
Grüße aus Berlin
Christian
Guter Tipp! Danke.
„Die E-Bike-Dichte unter Mountainbike-Fahrern: deutlich über 50-Prozent-Marke.“
Dann habt ihr da aber erstaunlich wenige E-Biker. Die E-Bike-Dichte im Allgäu und den angrenzenden Gebieten liegt eher bei >80%.
Für mich erstaunlich:
Auch bei den ‚jungen Wilden‘ (Herren um die 30 und jünger, E-Mountainbikes und Downhill-Vollaustattung) ist der Wert nicht geringer.
Was mich, muss ich zugeben, nervt.
Wenn ich schon überholt und abgezogen werde, dann soll das bitte ‚ehrlich‘ sein.
In Dortmund fahre ich jetzt im Sommer auch viel Fahrrad. Unter den Ausflüglern ist der Anteil höher, sicher 70 oder 80 Prozent. Unter den Alltagsfahrern ist er mittlerweile auch recht hoch, sicher um die 50, auch vergleichsweise junge Leute.
Während ich bei den Alltagsfahrern den Gedanken verstehe – weniger schwitzen, mehr Komfort, Fahrrad statt Auto, man muss Einkäufe und Kinder transportieren -, verstehe ich ihn bei Mountainbikern nicht so richtig. Ich meine: Ich will ja Sport treiben, wenn ich Mountainbike fahre, oder? Da sind Schwitzen und Anstrengung doch kein Bug, sondern ein Feature.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Eselwandern in der Eifel bei Petra Landsberg kann ich sehr, sehr empfehlen: https://www.eselwandern-eifel.de/infos/
Kommt man mit Jupp, Käthe, Hans-Dieter oder Trude nach mehreren Stunden Wandern (oder Rumstehen) wieder zum Hof zurück, gibt’s sogar einen Eselführerschein. Mein Wochenend-Highlight des Jahres! Wir hatten dank der sturen Esel zuhauf Lachanfälle.
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