Jahresende | Gestern habe ich mich erneut angekleidet und bin Silvester feiern gegangen.
Wir haben uns Burger gebaut und haben Blokus gespielt. Das habe ich letztens von meiner Wunschliste geschenkt bekommen; ein großartiges Spiel. Es hat lediglich eine einzige Regel: „Lege alle Deine Plättchen ab, aber nur Ecke an Ecke.“ Ich liebe es, wenn Spiele so einfach sind.
Außerdem schauten wir in die Zukunft. Im Knallbonbon war die Ziffer Drei. Außerdem habe ich die abgebildeten Dingsis gegossen.
Um Mitternacht tranken wir Prickelndes, schwenkten Wunderkerzen und schauten versonnen aufs Feuerwerk.
Rückblick | Es hat in diesem Internet Tradition, einen Jahresendfragebogen auszufüllen. Dann mache ich das auch mal. Blick zurück ins Jahr 2019:
Wofür bist du dankbar?
Dass ich in den vergangenen drei Jahren nur zwei kleine Erkältungen hatte und ansonsten pumperlgesund bin. Dass meine Lieben ebenso gesund sind. Dass ich viele sehr tolle Menschen um mich habe. Für eine prima Scheidung. Dass ich lieben kann. Dass ich arbeiten darf, woran ich Freude habe. Dass ich damit Geld verdiene.
Was war im vergangenen Jahr deine Lieblingsbeschäftigung?
Mit Freunden zusammensein. Schwimmen. Im Garten sitzen und den Dompfaffen zugucken. Sex. Die Reihenfolge kann variieren.
Was war dein größter Fehler?
Die Frage hört sich so anklagend an. Fehler sind dazu da, um gemacht zu werden und daraus zu lernen. Aber einen größten Fehler? Gibt’s nicht. Ich habe mir in der zweiten Jahreshälfte die Arbeit zu eng getaktet. Dass möchte ich im kommenden Jahr anders machen.
Wann warst du glücklich?
In sehr vielen Momenten. Wenn ich anderen Menschen etwas geben konnte. Im Beisammensein mit Freunden. Wenn Ideen funktioniert haben. Beim Schwimmen. Wenn ich etwas gelernt habe. Mit C und den Jungs. Wenn ich nach einem anstrengenden Tag im weichen Bett lag. Wenn die Sonne schien und ich frei hatte. Auf dem Schatöchen. Nach einem heißen Tag unter der Dusche. Bei Spaghettieis. Und in vielen anderen Situationen.
Was hat sich verändert?
Mehr Sicherheit.
Vorherrschendes Gefühl 2019?
Das krieg ich schon irgendwie hin.
Worauf bist du stolz?
Ich tue mich schwer damit, auf etwas stolz zu sein. Ich mache nichts Besonderes und kann nichts Besonderes. Wenn ich in etwas gut bin, ist das nur ein Ergebnis von … ja, was? Dem Mut, es einfach zu tun, Fokus, etwas Talent, etwas Fleiß, stetiger Verbesserung.
Vielleicht bin ich stolz darauf, dass ich irgendwie klarkomme. Denn mehr ist es ja nicht, das Leben: Man versucht, irgendwie klarzukommen und dabei glücklich zu sein.
Mit wem hättest du gern mehr Zeit verbracht?
Mit vielen Menschen. Ich habe sehr viel Zeit mit Arbeiten verbracht – und gefühlt noch mehr mit dem Pendeln zwischen Städten. Sie fehlte für Freunde, fürs kleine Partymädchen, fürs großen Patenkind, für vieles.
Haare länger oder kürzer?
Etwas kürzer, glaube ich. Ich halte das nicht nach.
Was hast du zum ersten Mal gemacht?
In Weimar gewesen. Mehrere hundert Meter durchgekrault. In Brandenburg gewesen. Die Methodik meiner Dissertation bei einem Kunden angewendet. Vor 80 Führungskräften gesprochen. Mit Lego-Serious-Play gearbeitet. Einen Buchfink gestreichelt. Und viele, viele andere Dinge.
Worauf hättest du gut verzichten können?
Mit der Arbeit am Anschlag und dazu Liebeskummer from hell. Wie eine Kerze, die an zwei Enden brennt. Ich konnte nur atmen. Und an manchen Tagen nicht einmal das. Drei Monate tieftraurig und dazu (und auch deswegen) unendlich erschöpft.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Gleich. Aber mit neuer Brille.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Geschäftlich: mehr Einnahmen, höhere Beiträge, deutlich höhere Kosten. Privat habe ich mir Terrassenmöbel gekauft. Außerdem habe ich gut gelebt, gut gegessen, beim Einkaufen nicht auf den Preis geachtet. Das empfinde ich als großen Luxus.
Die teuerste Anschaffung?
Geschäftlich: iPad pro mit Apple Pen. Seither täglich im Einsatz. Außerdem ein iPhone XR. Privat: Schatöchen für mich und Andere, Kleidung.
Das beeindruckendste Buch?
„Tausend Zeilen Lügen“ von Juan Moreno. Unglaublicher Spannungsbogen. Sehr pointiert. Auf vielen Ebenen lehrreich und aussagekräftig, nicht nur, was den Journalismus, sondern auch was unsere Gesellschaft betrifft. Insgesamt habe ich 2019 zu wenig gelesen.
Der beeindruckendste Film?
„Der Junge muss an die frische Luft“, das Portrait des jungen Hape Kerkeling.
Magst du dein Leben?
Ja. Sehr.
Mit welchen Sätzen lässt sich dein Jahr zusammenfassen?
L’unica goia al mondo è cominciare.
È bello vivere perché vivere è cominciare,
sempre, ad ogni istante.
Quando manca questo senso
– prigione, malattia, abitudine, stupidità , –
si vorebbe morire.
– Cesare Pavese
Die einzige Freude auf der Welt ist das Anfangen.
Es ist schön zu leben, weil Leben Anfangen ist,
immer, in jedem Augenblick.
Wenn dieser Sinn fehlt
– Gefängnis, Krankheit, Gewohnheit, Dummheit -,
möchte man sterben.
– Cesare Pavese
Bilder geguckt | Herr Giardino war neujahrsspazieren.
Gelesen | Warum Obdachlose nicht in Notunterkünfte gehen
Gelesen | Kerstin Hoffmann und ihr Mann Ulrich Heister setzen sich regelmäßig zusammen und machen als Paar eine Vision von ihrem gemeinsamen Leben. Was es damit auf sich hat und wozu das gut ist.
Kommentare
4 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
Ich habe bei den Dingsi‘s gleich an 3 Haselnüsse für Aschenbrödel gedacht (und wie das ausgeht wissen wir ja:stellt sich Frau Nessy durch eine Winterlandschaft dem Sonnenuntergang entgegen reiten)…
Bei dem „wofür bist du dankbar“-musste ich bei „Scheidung“ schlucken& dachte,dass es doch nur ein Ausschnitt ,ein Abriss ist ,was es hier zu lesen gibt und wie „schön“es ist bei so vielen (privaten) Geschichten und Erlebnissen hier Anteil nehmen zu dürfen…und dass es nicht selbstverständlich ist.
Danke und auf ein tolles neues Jahr-möge es eines von der guten Sorte sein!
Du kannst auf Dich als Gesamtpaket stolz sein. Sehr.
Was Sandra schreibt.
Und was ich schreiben wollte, ich mag Dich. Unbekannterweise, aber sehr. Danke für das Schreiben ins Internet.
Frohes und tolles neues Jahr!
Liebe Grüße, Ina
Die Dingsis sind klar ein Luftballon und ein Stück Pizza (echt mit Käseblasen) – damit ist es ein einfaches für das kommende Jahr mehr schoene Feiern vorherzusagen und daraus zu folgern, dass Sie diese aufgrund weitergehender Zufriedenheitsstiftender Dinge begehen werden.
Ich kenne das noch formuliert als: „das Beste draus machen“, aber Sie fassen das Ziel das man eigentlich erreichen will viel besser zusammen – glücklich und zufrieden sein ist, was am Ende zaehlt, und es ist schoen zu hoeren, dass das bei Ihnen hinhaut, auch wenn es rauhe Teile im Jahr gab.
Auch von mir: tausend Dank für all die spannenden Geschichten und Eindruecke und fuers Teilhaben lassen – und auf genuegend Sinn in 2020.