Alltägliches und nicht Verbloggbares | Ach herrje. Seit dem letzten Mal Tagebuchbloggen ist eine ganze Zeit vergangen. Das verkommt hier zum Wochenbuchbloggen.
Zurzeit beschäftige ich mich für einen Kunden intensiv mit Dingen, die mir Menschen in der Vergangenheit nicht zugetraut haben. Es handelt sich um den Kontext IT, Servicedesign, Demand Management und anhängige Themengebiete.
Ich erinnere mich, dass ich mich zu verschiedenen Zeitpunkten meines Lebens auf Stellen im IT-Projektmanagement oder als Leiterin Digitales beworben hatte. Es wurde mir allerdings mehrmals gesagt, ich könne das nicht; ich könne das gar nicht können, denn ich habe schließlich nicht Wirtschaftsinformatik studiert und überhaupt, wo seien denn irgendwelche Zertifikate.
Ich bin ja der Meinung, dass es für Führungstätigkeiten vor allem Führungskompetenz braucht. Fachkompetenz haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; wenn ich kein Mikromanagement betreiben möchte, genügt es, gesundes technisches Querschnittswissen zu haben, öfter mal nachzudenken und Vertrauen ins Team zu haben. Die Aufgabe ist, das Wichtige zu erkennen, das Unwichtige zu lassen, Verbindungen herzustellen und Strukturen zu schaffen, damit die Leute arbeiten können.
Damit verbringe ich derzeit meine Tage, sammle lose Ende auf, erkenne Zusammenhänge, stelle Fragen, ziehe Augenbrauen hoch und mache Mut, anders zu denken. Das alles mit großartigen Menschen.
Nebenbei grüße ich in Gedanken die Firmen und Menschen, die mich damals nicht haben wollten. War vielleicht auch gut so.
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Buchhaltung | Ich habe die Belege schön. Den Sonntagabend habe ich damit verbracht, die Belege für April und Mai zu verbuchen und die Scans zu hinterlegen. Unschön wie Fensterputzen, aber befriedigend, wenn’s fertig ist.
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Feierabendschnack | Mit Herrn Paul zu Personalfragen, Mitarbeiterentwicklung, Verhandlung, Mitarbeiterführung und Diversem telefoniert (Vorgeschichte). Freue mich, wenn ich Gedankenanstöße geben konnte.
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Europawahl | Herrschaftszeiten, was ist bitte mit CDU und SPD los? Die beiden übertreffen sich ja in ihrer Inkompetenz, mit Niederlagen umzugehen. Ich wünsche mir Haltung. Und Demut; Demut ist auch eine gute Sache. Bitte endlich auch das Eingeständnis, dass Ihr thematisch auf ganz, ganz alten Pferden sitzt und dort besser absteigen solltet, bevor Ihr mit ihnen zum Abdecker reitet. Aber klar, ein Youtuber trägt die Schuld, weil er’s benennt.
Bitte redet über Klima, Digitalisierung, Bildung, Verkehr und eine soziale Zukunft – sage ich als funky 41-Jährige. Kommt mir nicht mehr mit Ausreden wie „Aber die Arbeitsplätze in der Kohle!“ und „Der Mittelstand!“ und „So einfach geht das nicht!“ und „Das willst du nicht wirklich wegen ungemütlich und so!“ Ich bin Diesel-Fahrerin. Ich fahre mit meinem Diesel in Innenstädte. Ich möchte, dass das für mich unangenehm wird. Ich möchte, dass es für mich viel schöner wird, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zu fahren. Es ist okay, wenn Ihr mir Dinge verbietet. Es ist auch okay, wenn Ihr mein Geld in die Digitalisierung von Schulen steckt, obwohl ich keine Kinder habe. Es ist okay, wenn Ihr mir wegnehmt und anderen gebt. Ich weiß, dass es für Euch seltsam klingt, aber: Ich bin als Wählerin reflektiert und kann zwischen meiner eigenen Bequemlichkeit und gesellschaftlicher Notwendigkeit abstrahieren.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Kanzlerkandidatinnen, die auch nur im Entferntesten die Meinungsfreiheit in Frage stellen, zurücktreten sollten.
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Gelesen | Herr Knüwers Einlassung zu den großen Parteien, wie sie den digitalen Raum unterschätzen und warum „Millenials“ keine Generation sind, sondern eine Geisteshaltung.
Kommentare
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Danke für den Kommentar zur EU-Wahl, besser kann es nicht auf den Punkt gebracht werden. Ich bin zwar aus Österreich, aber es läuft bei uns auf dasselbe hinaus (von Ibiza mal abgesehen)…
W.
Die politische Lage in Österreich ist erschreckend. Ich hoffe, Ihr kriegt da bald was Gutes hin.
Ich danke auch für den Text zur Europawahl. Absolut auf den Punkt!
//*knicks
„Bitte redet über Klima, Digitalisierung, Bildung, Verkehr und eine soziale Zukunft“
Dafür bräuchte man definitiv weiter o.g. Führungskompetenz UND die nötige Fachkompetenz in den Schichten darunter…
„Neuland“ ist halt überall, leider.
Nun, erstmal müsste man einsehen, dass das die Themen sind, die den Wählern am Herzen liegen – und zwar nicht nur den 20-Jährigen. Sondern dass es auch ein 50-Jähriger bayerischer Manager super fände, wenn er mit seiner Karre nicht immer im Stau stünde, sondern wenn es da andere, gesellschaftlich verträglichere Lösungen gäbe, die auch noch sein Leben schöner machen.
Warum aber nicht einfach freiwillig mit dem Rad in die Innenstadt fahren, anstatt mit dem Diesel? Warum nicht einfach von sich aus geben, anstatt es sich nehmen zulassen?
Warum auf Reglementierung von oben warten, anstatt eigenverantwortlich zu entscheiden? Nix für ungut, nur mal so in den Raum gestellt.
Weil es ätzend ist, in manche Innenstädte mit dem Fahrrad zu fahren; lebensgefährlich zum Teil sogar.
Und von der Unmöglichkeit, manche (nicht wenige!) Wege sinnhaft (also zeitlich und preislich vertretbar!) Wege mit dem ÖPNV zurückzulegen, könnte ich jetzt rahmensprengend detailliert berichten.
Nur so viel: Die mit etwas über 100.000 Einwohnern „Nur-ganz-knapp-Großstadt“ Moers verfügt über einen (EINEN!) Bahnhof. Dort verkehrt eine RB (Regional-Bahn, also nicht mal ein ein RE, Regional-Express) stündlich, mit Ausfällen une teilweise trostlosen Anschlüssen.
Also darum, zum Beispiel.
Berechtiger Einwand, @Elke. Das Leben ist wie immer nicht schwarz und weiß, sondern grau – und kompliziert.
Ich fahre durchaus mit ÖPNV und Fahrrad in die Innenstadt – dann, wenn ich von daheim in die City möchte und wieder zurück. Zuletzt bin ich vor fünf Tagen mit dem Rad zu einem Abendessen mit Freunden gefahren. Und das, obwohl Fahrradfahren in Dortmund keinen Spaß macht. Wenn man nicht grad beim Sonntagsausflug auf einem der ausgebauten Freizeitradwege am Kanal entlang fährt, sondern wenn man seinen Alltag lebt, ist Radfahren in Dortmund nämlich unschön. Fahre ich in die Innenstadt, geht es erstmal bergauf, wir sind hier ja kein Flachland, ich stehe an jeder Ampel und muss an jeder Ampel gegen den Berg anfahren. Allein das könnte man komfortabler lösen, indem man dem Fahrrad den Vorrang gäbe.
Die Alltagsfahrradinfrastruktur ist eine Katastrophe. Radwege, die sich nach oben wölben, die in Glascontainern enden, die an ungünstigsten Stellen auf die Straße führen, die von Büschen zugewachsen sind, die so geführt sind, dass wirklich maximale Unfallgefahr besteht. Ich bin eine zeitlang jeden Tag mit den Rad zur Arbeit gefahren, 20 Kilometer am Tag durch Dortmund. Ich habe mir Helm und Warnweste zugelegt.
Aber ich fahre trotzdem Fahrrad – wenn ich nur diese eine Strecke fahren muss. Der Alltag bringt es aber mit sich, dass ich oft von irgendwoher mit dem Auto komme, zum Beispiel vom Kunden. Dann fahre ich nicht erst nach Hause, um mein Fahrrad an den Start zu bringen, sondern fahre direkt in die Stadt. Ich fahre nämlich mit dem Auto, weil der ÖPNV im Ruhrgebiet deutlich suboptimal ist. Wenn man nicht nur von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof fahren will, sondern wenn man daheim erst in den Bus, dann in die U-Bahn steigen muss, dann von Hauptbahnhof zum Hauptbahnhof und vom Hauptbahnhof dann nochmal in einen Bus steigen muss, um ans Ziel zu kommen, und wenn eine Metropole wie das Ruhrgebiet von 13 verschiedenen Verkehrsbetrieben bewirtschaftet wird, dann ist das nicht witzig. Dann ist das auch nicht nur unkomfortabel. Dann ist das – vorausgesetzt, man betreibt Öffis fahren nicht als Selbstzweck – für bestimmte Strecken, vor allem Nord-Süd, schlicht unbenutzbar.
Ich wünsche mir, dass Fahrrad und ÖPNV die komfortabelsten Verkehrsmittel werden. Oder halt irgendwas mit Elektro.
[…] Hier drüben endet ein Eintrag mit den Worten “Im Übrigen bin ich der Meinung …”, und wenn ich in den letzten Jahren nichts weiter erreicht habe, als diese Tradition in Blogs zu begründen – nun. Besser als nichts. […]