Begegnung in der Bahn | Ich sitze in der U-Bahn. Ein Postbote steigt mit seinem Postgefährt ein. Die Bahn fährt an, das Gefährt rollt.
„Bremse kaputt“, sagt der Postbote. „Aber is‘ egal. Muss nur eine Station.“
„Ich stelle den Fuß ans Rad“, sage ich.
„Is‘ hinüber“, sagt der Postbote. „Aber is‘ sowieso bald vorbei. Oder glaubse, dass es in zehn Jahren noch Post gibt? Ich glaubs nicht. Briefe? Braucht keiner mehr. Nur Pakete. Wahnsinn. Ich hab Leute, die kriegen jeden Tag fünf Pakete. Wat machen die damit? Ich weiß et nich‘. Werd’s auch nie erfahren. Naja, gibt ja getz die großen Briefkästen. Damit isses ’n bissken besser für mich. Trotzdem: alles hinüber. Is‘ aber egal. Hab‘ nich‘ mehr lang. Dann verbrenn‘ ich alles. Kommt alles innen Sack, die ganzen Klamotten. Und dann verbrenn‘ ich’se und ab in die Weltgeschichte. Kanada, Australien, Neuseeland. Nich‘ Mallorca oder so. Oder kommse da grad wech?“
„Nee. Ich fahre nach Duisburg.“
„Da is‘ auch schön. Ehrlich. Is‘ nich‘ übel hier inne Gegend. Denken nur immer alle. Aber könnt‘ auch besser sein. So, da sind’wa. Schön‘ Tach noch, woll. In Duisburch.“
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Bestattungskultur in Dortmund | Heute morgen bin ich an einem Bestattungshaus vorbeigekommen, das regionale Folklore anbietet.
An der Tür war auch Werbung für eine andere Art von Beisetzung: Final Ride, die stillvolle Motorradbestattung (keine Werbung, nur Erstaunen). Besonders beeindruckt mich der Funeral Glide. Was es nicht alles gibt.
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Himmel auf Erden | Das geschätzte Backparadies (Werbung, aus Überzeugung) hat zwei neue Produkte: knackiges, französisches Baguette mit Schokoladenstücken und Genovese, ein Mürbeteigplätzchen, das Calzone-artig mit Vanillepudding gefüllt ist. Hamma.
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Gelesen | Die Bahn erlaubt im Bordrestaurant zukünftig die Nutzung von Laptops und anderen elektronischen Geräten. In einem Ideenzug hat sie eine Idee für besondere Laptopplätze gebaut.
Gelesen | Die norwegische Stadt Oslo hat ihre Innenstadt fast autofrei gemacht – indem sie 700 Parkmöglichkeiten entfernt und dafür Fahrradwegen, Bänken, Pflanzen und kleine Parks eingerichtet hat.
Kommentare
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Duisburch, woll!
So schön wiedergegeben.
Ich musste sofort an Ihr Buch denken <3
Als gebürtige Duisburgerin verweise ich das Wörtchen „woll“ ins Bergische, nach Wuppertal; https://de.wikipedia.org/wiki/Bergisches_Land?wprov=sfla1 Dat gehört voll nich‘ na‘ Duisburch, wa?
Ich war ja auch erst auf dem Weg nach Duisburch.
Kann ja auch sein, dass der Briefträger aus dem Bergischen kam. Also, kein Ding. Ist nur nicht tüppisch Düsburch.
Liebe Alexandra,
datt stimmt, ich hab „woll“ auch ersma‘ hier annen Rand vonnet Münsterland kennengelernt.
Hamse voll Recht. Echt jetz‘
Im Sauerland kennt man auch „wonnichwoll“.
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