Wieder angekommen, und es ist ein gutes Gefühl, besser als gedacht. Noch in Italien hatte ich schon wieder Fernweh, wollte nicht heim, wollte auf ewig bleiben oder zumindest für weitere fünf Wochen, mit Sonne auf der Haut und Wanderstiefeln an den Füßen. Doch nun daheim ist es fein. Es war eine gute Idee, in der Schweiz und in Heidelberg zu rasten, als Übergang.
Das ist es, was ich an Flugreisen nicht mag: dieses unvermittelte Hineingeworfenwerden ins Sicherholenmüssen und umgekehrt, ins Zurückindenalltag. Meine Seele bleibt dann immer noch eine Weile im Alten, auf dem Weg in den Urlaub ist sie noch tagelang daheim, die Gedanken sind bei der Arbeit und bei allem, was man tun müsste. Auf dem Weg zurück in den Alltag bleibt sie im Urlaub, um dann beim ersten Stress krachend zu landen, mit Steißbeinprellung. Vielleicht ist es besser, einmal im Jahr länger weg zu sein – dafür behutsam und mit Zeit für mein Herz, die Koffer zu packen, in die eine wie in die andere Richtung. Reisen als Prozess, nicht als Zielerreichung.
*
Ich habe Gregor, den unerschrockenen Reiseschnittlauch, eingepflanzt. Er wohnt jetzt bei den anderen Schnittlauchs in der Kräuterschnecke, hell und erschöpft von den Strapazen.
Gregor, mein Begleiter von München nach Rom, von den Abruzzen bis in die Lombardei: Du bist ein Held.
*
Im Fitnessstudio gewesen, das erste Mal seit sechs Wochen Abwesenheit. Das Studio wurde während meiner Italienreise renoviert, die Geräte sind nun alle woanders, als hätte jemand einmal umgerührt. Vor den Wänden stehen Soldaten aus der tönernen Armee, dahinter Tapeten in Türkis und Gold und menstruationsrote Kacheln. So stelle ich mir einen Puff in der mongolischen Hauptstadt Ulanbataar vor, Vorstadt, gepflegtes Hinterhaus, Perlenvorhang in der Eingangstür. Davor das Hupen der Autos, in der Nase der Geruch schmorenden Hammels und eines Hauchs Kurkuma. Wobei ich gar nicht weiß, ob man in der Mongolei Kurkuma isst.
In der Sauna lobten die Damen auf den oberen Bänken das neue Ambiente. So würden sie sich demnächst auch ihr Schlafzimmer einrichten, Türkis und Gold an der Wand hinter dem Bett, ein Fell auf dem Boden, einen Kronleuchter und einen Spiegel unter Decke. Ich lag unten, die Augen geschlossen; ich habe sie auch nicht geöffnet, um das Bild der beiden Nackten im güldenen Ambiente einen Saunagang lang vor meinem inneren Auge zu konservieren. Im Ohr nomadischer Hirtengesang. Der Geruch frischer Pferdemilch auf dem Ofen. Jurtengefühl.
*
Nach dem Fitnessstudio überlegt, in die Kneipe zu gehen, um das BVB-Spiel gegen die Bayern zu sehen und um mit Männern an der Theke zu stehen und Bier zu trinken, es dann aber doch gelassen. Herrje, das ist alles so bitter. Gefühlt sind wir in der Relegation. Ich wundere mich bei jedem Blick auf die Tabelle, wie wir uns da oben halten. Was sagt das über das Niveau der Bundesliga, wenn ein BVB in dieser Verfassung Dritter ist? Keine Abwehr, kein Sechser, beides seit ewig nicht. Die Vereinsführung holt Sammer. Ich fürchte, sie werden ihn aus Verzweiflung einwechseln.
*
Der Osterhase hat lauter Zeug auf den Wegen und in den Wiesen verloren. Aber nur die Kinder haben es gefunden. Da stimmt doch was nicht.
*
Gelesen: Ich stand nur kurz auf, um das Fenster zu schließen – über Trauerbewältigung.
Gelesen: Yühtüb – Mehrsprachige Kinder deutscher Eltern, in Frankreich wohnend, und die wahre Bedeutung der FDP (via Croco). Das Blog von Bertram Diehl ist nun auch im Feedreader.
Gelesen: Holt euch euren Körper zurück! – über Körpergefühl, Fitnessarmbänder und Ernährungstrends. Am Ostersonntag erhielt ich, noch im Bett, eine Benachrichtung von Runtastic: „60 Prozent sparen und Fett verbrennen!“ Ich muss dieses Zeug mal abbestellen.
*
Morgen zurück an die Arbeit. Ich freue mich, fühle mich frisch und tatkräftig.
Kommentare
2 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
Ulan Bataar: Hammel ja, Kurkuma nein . Soweit meine Erfahrungen dort.
Meine Fantasie baut immer Sachen irgendwo ein, die nicht zum Plot gehören.
Danke für die Info.