1. Es braucht nicht viel zum Glücklichsein. Wärme, Meer, Berge. Frisches Baguette, Manchego und ein bisschen Salami. Ein kaltes Getränk. Ein gutes Buch. Ach ja, und: Meer. Erwähnte ich die Berge schon? Und das Meer?
2. Das Meer. Es ist am schönsten, wenn es windig ist. Die Farbe, der Geruch, das Tosen der Wellen, die spritzende Gischt. Toll. Ich kann mir das lange anschauen. Dasitzen, auf einem Stein, zusehen, wie die Wellen ankommen, wie sie brechen, wie sie mal über die Steine rollen, gegen sie schlagen, sie verschlingen, sie verschonen.
3. Die Wärme. Erstaunlich, was Sonne mit Menschen macht. Alles ist viel wärmer, und damit meine ich nicht nur die Luft, nicht nur die Haut. Es ist das Leben. Es ist leichter, es ist herzlicher, es ist angefüllt mit Freude. Nein, nicht nur, weil Urlaub ist. Vielleicht liegt es auch an der Siesta. Man sieht die Wärme richtig:
4. Die Pflanzen: alles riesig. Die Weihnachtssterne: mannshohe Büsche. Die kleinen Zimmerpflanzen von Ikea: bis zum Bauchnabel. Lustige Dickblattgewächse. Ficusse wie Eichen. Kakteen wie Häuser. Und eine Würgefeige wie aus Avatar.
5. Bananen. Ich finde es ja immer super, die Dinge, die bei uns im Supermarkt liegen, in freier Wildbahn zu sehen.
6. Im Urlaub schmecken sie viel besser. Weil im Urlaub alles anders schmeckt. Natürlich kann es auch an der vorab zurückgelegten Wegstrecke liegen. Denn die traditionelle kanarische Stützbanane gibt es erst nach der Hälfte des Wanderweges. Dann schmeckt sie besonders gut.
7. Feigen!
8. Nach der Wanderung gibt es ein Eis, das muss so, das steht in der von mir noch zu verfassenden Allgemeinen Wanderbibel. Der spanischen Eismarke Kalise gehört in diesem Zusammenhang ein Orden verliehen: für die Evolution des Sandwich-Eises. Statt einer harten, hellen, styroporesken Strukturwaffel begleitet eine weiche, glatte Kakaowaffel den Inhalt und wertet das schnöde Sandwich-Eis erheblich auf. Geschmack, Mundgefühl – hamma. Geradezu Kunst. Ich empfehle das Werk „Kubanito“.
9. Pinke Mützen sind bei jeder Wanderung hilfreich. Bei Wind halten sie warm. Denn auch wenn die Hose kurz ist, fegt’s oben oft heftig um die Ohren. Und man ist inmitten des schwarzen Vulkangesteins immer zu finden. Deshalb: mehr pinke Wandermützen.
10. Wolken, ne: super. Von oben. Das ist wirklich erhebend: über den Wolken laufen, atmen, sein. Diese Fluffigkeit. Wie sie fließen. Wie sie sich in die Berge schieben. Wie sie sich in Fetzen verlieren und zu Kissen sammeln. Wie sie in den Wald hinein kriechen.
11. Ganz oben über den Wolken, auf 3.600 Metern Höhe, sieht man, wie der Horizont sich biegt. Großartig. Abgesehen davon ist es kalt. Und sehr, sehr windig. Wenn man fünf Schichten übereinander zieht, geht’s – auch wenn man sich dann wie ein Wanderklops fühlt.
12. Die erstaunlichste Erfahrung: Was die Höhe mit mir macht. Es fühlte sich an, als hätte ich leicht einen sitzen. Ging es bergauf, war das Kraxeln überraschend anstrengend. Wie das Herz dann von innen gegen die Rippen hämmert – spooky. Auf Meereshöhe wird die Luft mit 1.000 mbar in unsere Lungen gepresst, auf 3.600 Metern nur noch mit 650 mbar, ich hab’s nach der Expedition nachgelesen, um sicher zu gehen, dass ich mir meine Benommenheit nicht eingebildet habe.
13. Die Städte auf Teneriffa sind hübsch hässlich: Santa Cruz können Sie sich knicken. Puerto de la Cruz ist schon netter. Es ist auch zugebaut, es gibt auch viele Ecken, die nicht so schön sind, aber die Stadt hat Charakter. Die Hanglage, das viele Grün, die Altstadt – das ist alles einladend.
14. Schonmal so ein Graffiti gesehen? Hamma, ne? Gibt es Puerto de la Cruz, irgendwo in der Altstadt. Man geht dort entlang, der Blick schweift in Richtung Häuserwand, und dort ist das:
15. Manchmal ist das Leben ja Loriot: Ab zum Strand, 30 Kilometer Weg. Auto parken. Liege aussuchen. Die hier am Rand? Oder lieber eine in der Mitte? Mit Schirmchen? Ach, lieber die hier vorne, nah am Wasser. Liege mieten. Liege einstellen: halb hoch, zum Lesen und Schlummern. Handtuch ausschütteln. Handtuch ausbreiten. Frei machen. Klamotten ins Schirmchen hängen. Einschmieren. Und als ich mich gerade gebettet habe und das Buch raushole, zack: Wolke vor der Sonne. Und noch eine Wolke. Wind. Regen. Aus dem Nichts! Das ist doch Truman Show!
16. In Spanien gibt es diese Seniorenspielplätze: Trainingsgeräte, die irgendwo herumstehen. Manchmal sieht man dort tatsächlich Leute turnen – warum auch nicht. Ich mache das auch, das ist prima: Man kann mit den Beinen schlenkern und fühlt sich gut. Besonders mit dieser Aussicht:
17. Fliegen. Auch wenn ich schon 40-, 50-, vielleicht 60-mal geflogen bin: Ich finde es weiterhin faszinierend. Ich möchte auch jedesmal einen Fensterplatz. Die Wolken, die Welt von oben, die Berge, die Meere, die Risse in der Oberfläche, das Erkennen aller Strukturen – Wahnsinn.
Weil das hier ein Serviceblog ist, folgt demnächst noch eine Übersicht der Wanderungen. Mit Fotos von der schönen Aussicht, ohne dass Sie selbst hochkletten müssen.
Kommentare
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Die Sache mit der wenigen Luft in der Höhe unterschätzt man klar immer wieder. Freuen tue ich mich aber vor allem auf Ihre Wanderfibel, das klingt super. „Beschwingten Schrittes durch die Welt – mit Waffeln“, falls ich noch einen Titel empfehlen darf.
//PS. Und natürlich Ihr erstes Bemerknis. Gilt quasi immer und kann man nicht oft genug sagen.
„Wandern mit Waffelkraft“ wäre auch eine Idee.
World of Waffelkraft.
Dem Bericht ist nichts hinzuzufügen!
Auf den Punkt gebracht!
Wieder mal genial formuliert!
Es macht einfach jedes Mal Laune
mitzulesen und wieder zu erkennen…!
Ein bisschen Wandercontent füge ich noch hinzu.
Es braucht sehr, sehr, sehr, sehr, sehr viel, um Glücklich zu sein und doch ist es „lediglich“ eins: Einen Menschen, den man liebt und von dem man geliebt wird. DAS ist für mich glücklich sein.
Aber ich verstehe, was Du meinst und es war (wie fast immer) ein Genuss, es zu lesen.
Ich mag die Kanaren nicht. Aber durch deine Augen sind sie dann schon wieder verlockend! Guten Rutsch, liebe Nessy, und ein fulminantes 2017, auf dass du uns wieder an vielen Bemerknissen, Erlebnissen und Weiterbildungen teilhaben lassen kannst! (Ich ego ich :-))
Warum mögen Sie die Kanaren nicht? Zu warm, zu touristisch?
Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu den Mittelmeerinseln und zu den Kanaren. Mir gefällt es dort nicht. Es ist mir zu karg. Das können dann auch die Oliven- und Orangenbäume nicht ändern. Und ich bin auch nicht so der Typ, der gerne im Meer badet und in der Sonne liegt. Da ist mir die schroffe Landschaft der nördlicheren Gefielde lieber. Ich bin überhaupt kein Süd-Urlauber. Früher öfters probiert. War nicht meins, ist nicht meins. Ich kann aber verstehen, dass andere Menschen das reizvoll finden.
Verstehe. Stimmt: Die Kargheit muss man mögen – insbesondere die auf Inseln wie Lanzarote. La Palma und La Gomera sind allerdings sehr grün. Wenn es Sie also doch mal packt und sie ein warmes Fleckchen während des österreichischen Winters suchen, dann könnte das am ehesten gehen.
Ansonsten viel Spaß weiter nördlich! Dort gibt’s ja genügend schöne Orte.
DANKESCHÖN :-D!
Ich bin schon sooo gespannt auf deinen Wandercontent.
Wir hatten Teneriffa letztes Jahr als Ziel unserer nachgeholten Hochzeitsreise (vor 25 Jahren hatten wir dazu weder Zeit noch Geld) auserkoren und fanden es so toll. Wir hatten unser „Basislager“ auf einer Finca oberhalb von Puerto de la Cruz aufgeschlagen, die Bettenburgen und das Meer beim Frühstück auf der Terrasse zu unseren Füßen und wir umgeben von blühenden Agapanthen und anderem exotischen Grünzeug unterm Feigenbaum sitzend. Mit dem Mietwagen gings dann jeden Tag in eine andere Ecke der Insel zum Wandern und erkunden (und Geocache-Dosen suchen).
Die Masca-Schlucht war beeindruckend und hat einen sich ganz klein fühlen lassen zwischen den meterhohen Felswänden. Und stolz war ich, dass ich den Aufstieg bis ganz rauf auf den Teide so problemlos geschafft hab. Der hat mir nämlich im Vorfeld schlaflose Nächte beschert, eben wegen der dünnen Luft und Kreislauf usw. Aber mit genügend Akklimatisationszeit ging es erstaunlich gut. Aber von wegen frische Bergluft, die gibts dort ganz oben nicht *mief* Überhaupt die Caldera lässt einen ehrfürchtig werden vor der Macht der Natur. Der Leuchtturm war natürlich auch eins unserer Ziele und noch so viele tolle Ecken, in die uns die Dosensuch-Sucht so führte.
Einziger Wermutstropfen waren die allgegenwärtigen Autoknacker. Hätten wir von denen nicht im Vorfeld erfahren und Vorsichtsmaßnahmen getroffen, wären wir kaum eine 3/4 Stunde auf der Insel unser komplettes Reisegepäck losgeworden (auf dem Lidl-Parkplatz in Santa Cruz). Trotzdem war das bestimmt nicht unser letzter Urlaub auf Teneriffa. Wir haben ja in der einen Woche dort noch lang nicht alles gesehen.
Dein Bericht und die Fotos wecken auf jeden Fall tolle Erinnerungen. Danke dafür.
Einfach so auf den Teide? Alle Achtung! Die Caldera finde ich auch sehr, sehr beeindruckend. Überhaupt: diese unwirtliche Landschaft, das Schlichte – toll.
Vor den Autoknackern hat der Vermieter auch gewarnt. Allerdings ist nichts passiert. Diesmal nicht und auch sonst noch nicht auf den Kanaren. Es befindet sich allerdings auch nie etwas Klauenswertes im Auto.