Vielleicht erinnern Sie sich: Vor einem Jahr wollte ich nur mal kurz spazieren gehen, als ich versehentlich in ein Handballtraining geriet. Eh dass ich mich versah, war ich Mitglied der Kalendergirls – drei Jahre nach Bildungsbandscheibe und drei Jahre, nachdem ich mir geschworen hatte, nie wieder Handball zu spielen. Es war dieses harmonische, einnehmende Mannschaftsgeschnuffel, das mich festhielt. Die Kalendergirls sind in ihrer Gründungssaison vor lauter Plüsch und Harmonie prompt aufgestiegen.
Vor zwei Wochen sind wir nun in unsere zweite Saison gestartet – mit ein paar neuen Spielerinnen und einem neuen Trainer. Der neue Trainer wurde mir mit den Worten vorgestellt: „Er ist übrigens ein pensionierter Feldwebel.“
Ja-ha. So habe ich auch geguckt.
Haben Sie auch direkt dieses nervöse Augenzucken?
Aber: Er ist harmlos. Ich meine natürlich: Er ist kompetent. Denn er ist empathisch. Er versteht, was wir wollen. Nämlich: Flausch. Und was wir nicht wollen, nämlich: Bootcamp. Wir kommen deshalb sehr gut miteinander aus. Überdies bringt er drei sehr wichtige, soldatische Fähigkeiten mit in die Mannschaft:
- Er ist organisiert. Wir 16 Kalendergirls waren zuvor natürlich auch organisiert, aber es handelte sich bei unserer Organisation eher um eine nichtlineares, dynamisches System.
- Er kann eine Kolonne anführen, und wir verlieren niemanden mehr auf dem Weg zu Auswärtsspielen.
- Wenn er vom Spielfeldrand Anweisungen hereinruft, sind die Anweisungen sehr knapp und sehr deutlich. Wir hören ihn gut und laut. Das ist wichtig, denn so steigt die Chance, dass wir tun, was er sagt.
Die ersten zwei Saisonspiele haben wir gewonnen: 19:11 und 24:10. Dank dem Trainer. Und dank der neuen Dynamiksocken.
https://twitter.com/hb_dragons/status/777471856752357384
Pssst! Nichts sagen! Das A-Wort ist streng verboten. Wir kennen das A-Wort gar nicht, geschweige denn sprechen wir es aus. Das Ziel ist einzig und allein: Klassenerhalt. Nach einem A wären wir nämlich schon in der Bezirksliga, und ich habe mir, nachdem ich ja nur spazieren gehen wollte, geschworen: In der Bezirksliga höre ich mit dem Handballspielen wieder auf. Vielleicht. Wirklich jetzt.
Aktuell muss ich mich ohnehin erstmal auf meine neuen Aufgaben konzentrieren: Ich bin seit dieser Woche Beautywart.
Davon und von unserer Mannschaftsfahrt ins zwei Kilometer entfernte Schwerte erzähle ich dann beim nächsten Mal.
Kommentare
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Was sind die Aufgaben des Beauty-Warts?
Das sind so umfassende Aufgaben: Das zu erläutern, bedarf eines eigenen Beitrags. Grob gesagt geht es ums Einspringen bei vergessenen Beauty-Utensilien – wobei es sich um vielfältige Dinge handeln kann, die schwerwiegende Folgen haben, wenn man sie zu einem Spiel nicht dabei hat und auch eine Mannschaftskameradin nicht aushelfen kann.
Was die Aufgaben des Beautywartes angeht, empfehle ich zur Weiterbildung Frau Nessys Buch. Dort ist dieser Tätigkeitsbereich soweit ich mich erinnere recht gut beschrieben.
Du das mit der Bezirksliga habe ich auch mal gesagt
Wir bauen grad die A-Jugendlichen auf. Ich plane, dann nur noch maskottchenartig tätig zu sein.
…wenn der Herr Feldwebel Ihnen mal ganz blöd kommen sollte, rufen sie ganz laut :
„Bu Bu Bucke !!!!“
und er wird sie wieder anlächeln….
(ich schwör!)
:-) :-) :-)
Er lächelt überhaupt ziemlich oft. Am Ende hat er noch Spaß bei uns.
‚Niemand hat die Absicht einen Aufstieg zu erzielen‘
Das Wort! Benutzen Sie das Wort nicht!
Wir sitzen dann bei Ihrem WM-Finale im Publikum mit dem Spruch auf dem Plakat – einfach als Erinnerung.
Mit dem Equipment kann das ja nur noch schiefgehen, wenn Sie auf eine Mannschaft mit Trainer-General, doppelten Dynamiksocken und Funktionsleibchen treffen, und wo gibt es das schon?
//PS. ‚Reise‘ in einen 2km entfernten Ort klingt allerdings nach Geschichtenpotential
Und demnächst noch mit voll equipptem Beautytäschchen, including Pferdesalbe!