Am Samstag war ich im Baumarkt.
Bummeln im Baumarkt ist besser als Bummeln in der Innenstadt. Die Menschen sind in tatkräftiger Welterneuerungsstimmung und verteilen sich auch, wenn sie viele sind, angenehm gleichmäßig zwischen Holzzuschnitt, Pfettenankern und Zierteichpflanzen.
Außerdem gibt es im Baumarkt immer etwas Interessantes zu entdecken: modular erweiterbare Werkbänke, saisonale Blühstauden, neue Exzenterschleifer – Produkte, in denen man sich als fantasiebegabte Kundin rettungslos verliert, für Stunden. Allein die vielen Brausearmaturen, mit denen man sich in die Bäder dieser Erde träumen kann!
Ich kann also auch einfach mal so in den Baumarkt fahren.
So. Erstmal in den Baumarkt. Brauche zwar nix. Das ist aber kein Grund, nicht in den Baumarkt zu fahren. Vielleicht ist ja Sale.
— Vanessa Giese (@dieliebenessy) July 9, 2016
Gerade am Samstag ist es im Baumarkt ausnehmend super. An keinem anderen Tag ist das Publikum so gemischt:
In einem Gang der sensible Erstanstreicher mit Beratungsbedarf im Dispersionsfarbensegment. Eine Reihe weiter die Laienfliesenlegerin nach VHS-Kurs-Erfahrung, aber ohne eigenen Gummirakel. Wieder zwei Gänge weiter, kurz vor dem Außengelände, eine Kleinfamilie in diskursiver Auseinandersetzung zwischen Motivtapeten und herablassend augenrollendem Präpubertier. An der Hauptkasse: die alliterative Quengelwarenzielgruppe „humorvoller Hobbyhandwerker“ vor dem Namenszollstockregal – auf der Suche nach dem eigenen Ich.
Mein Lieblingsbaumarkt ist so riesig, dass man ihn am besten durchquert, indem man mit dem Einkaufswagen Anschwung nimmt, sich auf den Griff stützt und dann in schwebendem Dreisprungschritt durch den Hauptgang elft.
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Leider war am vergangenen Wochenende nicht der erhoffte Schlussverkauf, was bedauerlich, aber nicht weiter schlimm war. Denn just in dem Moment, in dem ich den Baumarkt betrat, fiel mir siedend heiß ein, dass ich ja schon seit Wochen und nunmehr sehr dringend ein neues Handschüppchen brauchte (Sollbruchstelle in der Kelle nach drei Jahren Garteneinsatz!). Wie gut, dass ich mich auf den Weg gemacht hatte.
Mit so einem Schüppchen ist es natürlich nicht getan: Einzugrabende Pflanzen sind auch wichtig, als Initiationsritus fürs Werkzeug und überhaupt – seelischer Ausgleich. Blumen holen mich ja nochmal ganz anders ab. Ein emotionales Feuerwerk, so eine Gartenabteilung.
Weshalb ist das erzähle? Deshalb:
Warte seit knapp 2 Tagen gespannt auf Info, was @dieliebenessy denn nu im Baumarkt erstanden hat…
— Julius Reimer (@julius_reimer) July 11, 2016
Auf jeden Fall! Du kannst nicht so einen Hammer-Teaser raushauen &dann keinen Report abliefern!
— Julius Reimer (@julius_reimer) July 11, 2016
Hier also ist er, der Report: Schüppchen und Blumen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass mein Lieblingsbaumarkt im Foyer einen Kartoffelbrötchenbäcker hat, der sich auch hervorragend aufs Waffelhandwerk versteht: Ohne enttäuschende Sortimentsvariationen backt er warme, eckige Waffeln, die zuverlässig eine leidenschaftliche Neun auf der internationalen Waffelskala erreichen. Waffel-Champions-League!
Blumen, Werkzeug, Waffeln. Was braucht es mehr fürs kleine Wochenendglück!
Kommentare
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Das kenne ich! Bei uns wird so ein Baumarktbummel übrigens als ‚Schräubchen gucken gehen‘ bezeichnet :-)
„Schräubchen gucken gehen“, das sage ich demnächst auch.
In unserer Lieblingsgärtnerei vor Ort gibt es sonntags oft Waffeln. Das ist manchmal der einzige Grund, warum wir hinfahren. Dann noch Blumen gucken (ab und zu auch kaufen), auf dem Gelände spazieren und der Sonntag nachmittag ist gerettet :-)
Die Gärtnerei weiß, wie man’s machen muss.
Ich mag ja keine Baumärkte, weil ich sowas wie ein Antihandwerker bin und mich dort hoffnungslos überfordert fühle.
Aber so wie du das beschreibst, bekomme selbst ich Lust darauf einen zu besuchen. :-)
Bei mir im Baumarkt sind sogar Verkäufer. Nicht nur theoretisch, sondern in echt. Und sie kennen sich aus.
… ich werde kommenden samstag direkt mal zum baumarkt meines (zukünftigen) vertrauens fahren … jetzt bin ich neugierig … und hungrig …
Wird bestimmt toll!
Also, das Schlendern in einem Baumarkt hat schon was, auch wenn man zwei linke Hände hat (was auch als glaubwürdige Ausrede für Ich-mag-nicht-Handwerkern durchgeht).
Merke aber: Gehe niemals in einem Hemd in den Farben des Baumarkts dorthin. Mehrfache Ansprache mit „Können Sie mir mal helfen?“ oder „Wo finde ich das?“ ist einem sicher.