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Bücher 2014 – 6: Winterlektüre

3. 1. 2015 16 Kommentare Aus der Kategorie »Lektüre«

Gelesen im November und Dezember:

Bücher im Dezember 2014

Giulia Enders. Darm mit Charme.
Nein, dieses Buch ist nicht überschätzt. Mir hat es gut gefallen, und ich habe einiges gelernt. Zum Beispiel, dass der Dickdarm samtig, rosa und sauber ist. Oder wie Darmbakterien und Gewicht zusammenhängen. Am interessantesten war das Kapitel zum Zusammenhang zwischen Darm und Hirn. Hier nochmal das Science-Slam-Video mit Giulia Enders.

Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt. Die Frauen, die er kannte.
Der zweite Fall für den Kriminalpsychologen Sebastian Bergmann und das Team Torkel, Billy, Vanja und Ursula: In Stockholm werden Frauen ermordet – auf die gleiche Weise, wie es einst der Serienmörder Edward Hinde hat. Der aber sitzt hinter Gittern. Ist also ein Nachahmer unterwegs? Woher weiß er dann Dinge, die nie an die Öffentlichkeit gelangt sind? Ein solider Krimi mit Nebenhandlungen aus dem Privatleben der Ermittler. Gute Unterhaltung.

Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt. Die Toten, die niemand vermisst.
Der dritte Fall für Bergman & Co.: In den Bergen wird ein Grab mit sechs Leichen gefunden. Die Ermittler können zwei von ihnen identifizieren. Die anderen vier scheint niemand zu vermissen. Hinzu kommen der Unfalltod einer Frau und zwei vermisste, afghanische Männer. Wie hängen die Ereignisse zusammen? Und wie geht es bei Sebastian und Vanja, Torkel und Ursula weiter? Wieder gute Unterhaltung, diesmal mit leichten Längen – dafür am Ende mit einem Cliffhanger.

Micaela von Marcard. Der Patriarch.
Die Geschichte eines Mannes und einer großbürgerlichen Hamburger Familie. Unter Aufsicht von drei Frauen wächst ein Patriarch heran: Franz lebt an der Binnenalster, zieht in den Krieg, liebt, baut ein Geschäft auf, gründet eine Familie. In jungen Jahren lernt er seinen Gegenpart Paul kennen, dessen Spuren man ebenfalls folgt. Die Geschichte startet ganz wunderbar, der Schreibstil ist virtuos und detailreich – vom Geruch mottenzerfressener Perücken bis zur Beschreibung des Wetters und der Stimmungen im Bürgertum; außerdem schreibt Marcard in einer etwas altertümlichen Sprache, das hat mir sehr gefallen. Leider fällt die Geschichte nach hinten ab; ab der Hälfte liest sie sich, als sei sie unglücklich gekürzt worden. Deshalb nur drei von fünf Sterne.

Birgit Schlieper. Zum Wünschen ist es nie zu spät.
Ingrid, Hedda, Gudrun und Marie-Ann treffen sich seit fast sechzig Jahren. Doch das Leben ist vorhersehbar geworden: Seniorenbridge und Tanznachmittage, mehr kommt nicht mehr. Oder doch? Gerda hat plötzlich einen jüngeren Mann – das gibt der Damenkombo Auftrieb. Sie schreiben Wünsche auf Zettel und setze sie um. Das Buch war nicht unbedingt meins – der Stil ist mir zu robust und vorhersehbar. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es den Ingrids, Heddas und Gudruns dieser Welt gut gefällt. Entsprechend kann ich dieses Buch guten Gewissens als Geschenk für Mütter und Großmütter empfehlen.

Tina Soliman. Der Sturm der Stille: Warum Menschen den Kontakt abbrechen. 
Die Autorin ist Journalistin. Sie volontierte bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung  und arbeitete anschließend die ARD-Politmagazine Panorama, Kontraste, Fakt und Report aus Mainz. In ihrem Buch (das zweite zum Thema; das erste kenne ich allerdings nichts) geht es um Menschen, die den Kontakt abbrechen – und denjenigen, die sie verlassen. Soliman bietet beide Blickwinkel; zudem erzählt sie von verschiedenen Konstellationen: Mutter – Tochter, Mann – Frau, zwei Freundinnen. Ab und an ist das Buch ein bisschen redundant, aber nicht so, dass es wahnsinnig stört. Ich habe mir etliche Stellen unterstrichen; es gibt erhellende Einblicke und Sichtweisen. Sehr gut.

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Elektronisch gelesen:

Gillian Flynn. Gone Girl.
Auf das Buch bin ich aufmerksam geworden, weil ich den Trailer des Films gesehen habe, der am 29. Januar anläuft. Die Story: Nick und Amy wohnen in New York. Als Nicks Mutter erkrankt, ziehen sie zu seiner Familie aufs Land. Die Ehe läuft zunehmend schlecht. Zwei Jahre danach verschwindet Amy. Hier beginnt die Geschichte. Schnell verdichten sich Hinweise, dass Nick Dreck am Stecken hat. Hat er seine Frau getötet? Wenn ja – wo ist die Leiche? Die Geschichte ist mittelmäßig spannend. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie im Film besser und komprimierter rüberkommt. Wer das Buch also nicht kennt, dem empfehle ich eher, ins Kino zu gehen.

Ken Follett. Kinder der Freiheit.
Der dritte Teil der Jahrhundert-Saga (Teil 1, Teil 2). Es geht um die politischen Ereignisse in den USA, Deutschland, England und der Sowjetunion in den Jahren 1960 – 1990. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt allerdings auf den USA und ihren Rassengesetzen, auf der Ära Kennedy und Nixon. Pro: Guter Überblick über die jüngste Geschichte. Mein Geschichtsunterricht endete mit dem Jahr 1945 (und begann 1933) – deshalb ist es prima, Martin Luther King, Watergate und die Entwicklung des Kommunismus in bekömmlicher Form dargeboten zu bekommen. Contra: Obwohl das Buch wieder rund 1300 Seiten dick ist, bin ich den Charakteren nicht wirklich nahe gekommen; wie schon im zweiten Teil sind sie nur Mittel zum Zweck und dienen dazu, die geschichtlichen Ereignisse zu transportieren. Fazit: Jo. Ist okay.

Heidi Siller. Geboren in Bozen.
Heidi Siller (Blog, Twitter) erzählt die Geschichte von Helena und ihrem zu früh geborenen Sohn Arthur. Das Buch ist autobiographisch. Als Helena und ihr Mann Michael zu Besuch in Südtirol sind, setzen plötzlich die Wehen ein. Arthur wird als Extremfrühgeburt in der 25. Schwangerschaftswoche geboren – mit nur 900 Gramm Gewicht. In dem kleinen Buch erzählt Heidi Siller aus den Wochen nach der Geburt. Sie hat einen angenehm ruhigen und unaufgeregten Stil, der mir gut gefallen hat. Vier von fünf Sterne. Info: „Geboren in Bozen“ ist nur als eBook erhältlich. auch als Taschenbuch erhältlich.

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Fazit 2014: 67 Bücher (Januar und Februar, März und April, Mai und Juni, Juli, August und September, Oktober und November).

Top 10:

  1. Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil
  2. Joachim Meyerhoff: Alle Toten fliegen hoch: Amerika
  3. Ann-Marie MacDonald: Wohin die Krähen fliegen
  4. David E. Hilton: Wir sind die Könige von Colorado
  5. Adriana Altaras: Titos Brille
  6. Pia Ziefle: Suna
  7. Curtis Sittenfeld: Die Frau des Präsidenten
  8. Rolf Dobelli: Massimo Marini
  9. Eva Stachnik: Der Winterpalast
  10. Willy Russell: The Wrong Boy

Top 3 Krimis:

  1. Kerstin Signe Danielsson & Roman Voosen: Rotwild
  2. Kerstin Signe Danielsson & Roman Voosen: Später Frost
  3. Die drei „Bergmans“ von Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt

Auf geht’s ins nächste Lesejahr! Aktuell auf dem Nachtschrank: „Die amerikanische Nacht“ von Marisha Pessl.

Kommentare

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  1. scheint so, dass Sie fleißig in allen Rubriken das Jahr 2014 beenden, um sich ganz dem Neuen widmen zu können.
    Brav!
    Verlinken Sie vielleicht den „Darm mit Charme-Film“, den Sie hier mal hatten, mit der Buchvorstellung?
    Das fänd ich praktisch.
    (Zeigt dann auch, dass Sie weit vor der Zeit sind…)

    1. Frau Nessy sagt:

      Verlinkt! #serviceblog

  2. Das charmante Darm-Buch steht bei mir auch auf der „Will-Lesen-Liste“ ganz weit oben.

    1. Frau Nessy sagt:

      Wie gesagt: Kann man gut machen. Nett (wirklich, im Wortsinne) und unterhaltend.

  3. Opas Blog sagt:

    Kommt ein Stöckchen ( http://opas-blog.de/2015/01/04/gute-vorsaetze-2015/ ) geflogen … Opas Blog wünscht ein frohes, erfolgreiches und vor allem gesundes neues Jahr.

    1. Frau Nessy sagt:

      Oh-ha, ein Stöckchen. Und ich dachte, ich komme darum herum, hier über meine Vorsätze zu schreiben.

  4. Daniela sagt:

    Haben Sie den neuen Teil der Gabaldon-Reihe schon gelesen? Ich habe lange lange lange gezögert weil ich dachte – was soll denn nun noch kommen? Nun bin ich schon mit dem halben Buch durch und muss sagen: es lohnt sich :-)
    GLG und vielen Dank wieder mal für die tollen Buchtipps. Gone Girl fand ich auch nicht prall.

    1. Frau Nessy sagt:

      Ich habe seinerzeit die drei ersten Teile gelesen, dann bin ich der Gabaldon-Reihe abhanden gekommen. Irgendwo zwischen „Der Ruf der Trommel“ und „Das flammende Kreuz“ war ich weg. Ich würde jetzt wahrscheinlich nochmal von vorne anfangen, bevor ich weiterlese.

    2. da ungefähr wurde es mir auch zu wild zwischen all den aufregenden Hochlandschotten und ihren politischen, gesellschaftlichen sowie verwandtschaftlichen Beziehungen.
      Frau G hat das alles toll recherchiert, aber es ist m.E. doch etwas sehr … prall.

  5. Storm sagt:

    Liebe Frau Nessy,
    meist lese ich still mit, selten kommentiere ich. Ich freue mich immer – wie man hier sagt – „saumäßig“ auf Ihre Artikel. Besonders Ihre Lektüreartikel haben es mir angetan. Dabei habe ich schon so manches Schätzchen entdeckt. Wie wählen Sie denn Ihre Lektüre aus? Empfehlung? Autor? Klappentext?
    Auch die Tweets find ich suuuuper. Ich freue mich auf 2015 und habe mit Freuden Ihre Vorsätze gelesen :-)
    Liebe Grüße aus dem Süden.

    1. Frau Nessy sagt:

      Über die Frage der Auswahl musste ich tatsächlich länger nachdenken. Es gibt mehrere Faktoren:

      1. In der Nähe meiner Arbeit gibt es ein Bücher-Outlet. Das hört sich ramschig an, ist es aber nicht. Die Besitzerin hat einen ähnlichen Geschmack wie ich. Die Bücher haben nur ein paar Macken am Einband, Kratzer, Löcher oder Dellen. Alle paar Wochen wird die Auswahl erneuert, dann schaue ich vorbei. Meist ist etwas dabei und ich entdecke was.

      2. Ich schaue mir bei Amazon und im Buchhandel regelmäßig die Neuerscheinungen an. Das Cover und der Titel müssen interessant sein. Dann lese ich den Klappentext. Dann schaue ich rein und lese an.

      3. „Leute die X kauften, kauften auch Y.“ / „Vorschläge für Sie“. Ich kann schlecht sagen, wie viele Bücher ich aufgrund dieses Algorithmus tatsächlich gekauft oder mir auf die Wunschliste gesetzt habe. Ich schätze aber, es waren schon ein paar.

      4. Anlesen: Es muss ein deutlicher Anteil wörtliche Rede im Buch sein. Ich mag keine philosophierende Bleiwüste, ich lese schließlich zum Spaß. Falls es keine wörtliche Rede gibt, müssen Sprache und Thema schon beim ersten Anlesen überdurchschnittlich oder irgendwie besonders sein. Kommt nur in 1 von 30 Fällen vor.

      5. Es gibt so einen gewissen Schreibstil, der geht gar nicht. Ich kann ihn schlecht beschreiben: Es ist so ein Holzhammerstil, meist mit vielen Adjektiven, in dem dem Leser alle Gedanken vorweggenommen werden. Man darf keine eigenen Schlüsse ziehen, alles wird einem vorgesetzt, es gibt keinen Spielraum für Fantasie und Interpretation. Wissen Sie, was ich meine? Solche Bücher meide ich.

      6. Mir bekannte Autoren. Ich lese ja nun sehr viel, und wenn mir etwas gefällt, lese ich auch das nächste und nächste Buch.

      7. Tipps. In Blogs, auf Webseiten.

      8. Ich lese nix mit Agenten, Politik, Action. Das langweilt mich.

      9. Ich bin immer dankbar, wenn es mehrere Handlungsebenen gibt. Zeitlich oder was die Sichtweise angeht oder eine parallele Handlung.

  6. Ich freue mich sehr, dass Sie mein Buch gelesen und hier vorgestellt haben. Nur ein kleiner Hinweis: „Geboren in Bozen“ ist auch als normales Taschenbuch erhältlich.

    Beste Grüße aus Wien!

    1. Frau Nessy sagt:

      Habe ich doch glatt übersehen. Hab’s im Text geändert.

    2. Dankeschön! :-)

  7. Medicus sagt:

    Zu dem Buch von Tina Soliman „Der Sturm der Stille“:

    Die Autorin hat 2012 auch eine Dokumentation zum selben Thema gedreht, Titel: „37 Grad – Abgetaucht. Wenn Menschen den Kontakt abbrechen“.

    Gibt es aber offenbar nicht als DVD, und auch nicht in der Mediathek.

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