Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

First World Problems: Kernarme Wassermelonen und ihre Verfügbarkeitsprognose

11. 8. 2014 19 Kommentare Aus der Kategorie »Konsumwelt«

Es gibt etwas an Supermärkten, das mich wahnsinnig macht.

Zum einen ist das die Umräumerei. Wenn die Marmelade plötzlich nicht mehr beim Brot steht, sondern neben den Cornflakes, wohingegen die Cornflakes nun nicht mehr neben den Backwaren, sondern direkt hinter dem Obst sind, bei den Eiern, neben der Milch (wo sie vielleicht frühstücksthematisch hingehören, aber dann müsste auch das Brot …!). Das ist der Todesstoß für jedes positive Einkaufserlebnis, das ist ein solcher Blutdrucktreiber, dass ich, sollte ich noch dazu die Kokosmilch nicht finden, weil die Kokosmilch seit heute nicht mehr bei den Konserven steht, sondern neben Lafers exotischem Sondersortiment, zwischen den Grillsaucen und der polnischen Erlebnisecke -, das macht mich also so irre, dass ich kurz davor bin, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, meinen Einkaufswagen zu nehmen und alle vorhandenen 20 Gläser Senf an die Kühltheke zu fahren und neben die Bratwurst zu räumen und noch dazu die Magen- und Darm-Tees zum Klopapier zu sortieren. Sollen sie doch mal fühlen, wie das ist!

Zum anderen macht mich wahnsinnig, wenn sechs Wochen lang kontinuierlich dieser unfassbar großartige Walnusskäse da ist, danach aber zwei Wochen nicht, dann zwei Wochen wieder doch, dann wieder drei Wochen nicht.

Oder Leberpastete. Ich esse gerne Leberpastete, aber sie hat offensichtlich nur um Weihnachten herum Saison, wobei für den durchschnittlichen Kunden mit durchschnittlichem Temperatur- und Festtagsempfinden niemals eindeutig ist, wann Weihnachten beginnt und endet und wann es im November und im Februar Pause hat, zu Ostern aber wieder einsetzt, mithin auch zu Pfingsten, zum Erntedank aber wiederum nicht. Es ist völlig undurchschaubar, wann die Supermärkte in meiner Umgebung Leberpastete führen.

Oder Wassermelonen. Derzeit befinde ich mich in einer knallharten Wassermelonenphase, und ich bin eigen: Sie müssen kernarm sein, sonst macht das alles keinen Spaß. Das ist doch dann eine Riesensauerei, es dauert ewig, die schwarzen Kerne rauszupulen, und im Büro – nein, das muss nicht sein. Also: kernarm. Es gibt aber nicht immer kernarme Wassermelonen, manchmal gibt es überhaupt keine Wassermelonen, dann wieder paletten- und kistenweise. Heute war ich in drei Supermärkten, die grundsätzlich kernarme Wassermelonen führen: Einer hatte gar keine, der andere hatte nur welche mit Kerne, der dritte hatte sie da. Aber warum muss ich deswegen rumfahren? Kann man in Zeiten von Warenwirtschaftssystemen dem Kunden nicht zugänglich machen, ob Wassermelonen, Leberpastete und Walnusskäse da sind? Warum muss ich immer wieder enttäuscht werden? Ikea kann das doch auch.

Als ich im dritten Laden dann endlich die Wassermelone kaufte, habe ich natürlich noch Fetakäse gekauft und Klopapier, Butter und dieses Tiroler Schüttelbrot, das so unfassbar teuer, aber auch so super ist. Wäre für mich also ersichtlich, dass es diese eine Produkt zuverlässig an diesem einen Ort gibt, würde ich dort natürlich gezielt hinfahren und auch alles andere einkaufen.

Oder ich bestelle meine Wassermelone halt irgendwann online.

Kommentare

19 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. FrauZimt sagt:

    Mein Traum ist ja eine Wassermelonenflatrate für die Sommermonate. Inklusive Lieferservice.
    Eine kernarme Wassermelonenflatrate selbstverständlich.

    1. Frau Nessy sagt:

      Eine Biokiste, die nur aus einer Wassermelone besteht. Oder zwei. Mit Lieferservice. Das wär’s.

    2. jpr sagt:

      Hamm‘ Sie denn nicht im Garten noch Platz fuer ein Wassermeloneneckchen?

  2. wenn man sich so eine Wassermelone runterlädt, ist sie bestimmt immer ohne Kerne, weil die im Telefonkabel steckenbleiben würden.
    Für melonische Fortpflanzung nimmt man ja eh‘ Tütchen aus dem Saatgutregal.

    1. TELEFONKABEL!!!
      Mann, bin ich oldschool-analog.
      Aber Sie wissen ja, was ich meine.

    2. Frau Nessy sagt:

      Und wie sollen die Kerne erst durchs WLAN diffundieren? Fliegen die dann so im Wohnzimmer rum?

    3. jpr sagt:

      Erst kommen sie ueber die Richtkernstrecke.

      //Aber immerhin wissen Sie nun, warum die Telefonleute immer vom Kernnetz sprechen

    4. Frau Nessy sagt:

      Bildungsblog hier. Sag ich immer wieder.

  3. jpr sagt:

    Die Sache mit dem „Zurueckraeumen“ gefaellt mir – sehr sogar. Was ist dann aber die richtige Erwiderung, wenn ein Artikel aus dem Sortiment verschwindet? Lohsemaessiges einkaufen anderer Artikel, die man zwar nicht braucht, aber sollen sie doch mal sehen, wie es ist, wenn was fehlt? Dann doch vielleicht lieber den online-Pfad verfolgen. Der ist ja laengst nicht mehr so weit weg (zumindest weiss ich von verschiedenen Laeden, die das schon laenger probieren).

    //PS. Und Wassermelonenkerne im Buero sind doch prima, oder haben Sie keine Kollegen, nach denen man die werfen koennte?

  4. lenelein sagt:

    Ich finde es gut, wenn Sachen auch mal ausverkauft sind, wir haben eh zu viel Auswahl und werfen zu viele Lebensmittel weg!

  5. Uwe sagt:

    Wenn man online den Bestand einsehen könnte, dann wären sie ja gezwungen immer alles da zu haben, da die Kunden dann ja zur Konkurrenz fahren würden. Sind sie erst mal (auf gut Glück) hin gefahren, dann kaufen sie ja evtl. auch anderes Zeugs, was sie sonst nicht getan hätten. Deswegen auch die undurchschaubare „2 Wochen da, 3 nicht, 4 da, 1 nicht“-Strategie. Die machend das per Zufallsgenerator, damit ja niemand ein System erkennen kann. Da hilft dann wohl nur noch Industriespionage…

  6. Endlich kennt auch jemand dieses Problem. Was mich letztens wahnsinnig machte: ich war auf der Suche nach Kaffee-Sirups. Also dieses total hippe süße Zeug, das man in den Kaffee macht, damit er nicht mehr nach Kaffee schmeckt, sondern nach Karamell, Schokolade, Cookies etc.
    Selbstverständlich stand das Zeug nicht beim Kaffee/Tee/Kakao-Regal. Nach langem Herumirren habe ich drei Angestellte gefragt, die mich dann in die Getränkeabteilung zu den Cocktails schickten.
    Soll ich damit animiert werden einen ordentlichen Schluck Rum in meinen Kaffee zu machen? Auch eine Art Verkaufsstrategie…..

    1. antagonistin sagt:

      Das ist sowieso das Schlimmste. Also Zeug, das naturgemäß irgendwo hinpasst, aber nie dort steht. Kaffee-Sirup gehört zu Kaffee. Logisch. Nüsschen aller Art finden sich im Supermarkt meines Vertrauens bei den Backzutaten, bei den Chips, im Bio-Regal und da, wo sie eigentlich alle hin sollten – im großen Nussregal. Wieso wird der Kram an vier Stellen verteilt? Wer denkt sich das aus? Und warum stehen Kekse bei Keksen, bei Müsli, bei Luxus-Cookie-Sonder-Editionen und bei Bio? Was spricht dagegen alle Spielarten eines Produktes beim Produkt selbst zu platzieren? *kreisch*

      Ich hasse Einkaufen. Früher habe ich gerne den Supermarkt-Lieferservice in Anspruch genommen. Seit ich nicht mehr alleine wohne, muss ich wieder mit zum Einkaufen. Aus Gründen. ;)

  7. Nihilistin sagt:

    Ich schließe mich Uwes Meinung an und ergänze sie: Undurchschaubare Artikelanordnungen und -verfügbarkeiten sind ein knallhartes Marketinginstrument. Wer nur genug sucht, findet sicherlich irgendwas (anderes & ungeplantes) zum Kaufen. Und schwupps – schon wieder 25% Marge auf irgendeinen ungeplanten Einkauf kassiert.
    Im nächsten Leben werde ich Eigentümerin von METRO, EDEKA und allen anderen (außer ALDI) und schlafe auf geldgefüllten Matrazen.

    1. Uwe sagt:

      Sozusagen der Dagobert Duck der Supermärkte :-)

  8. kunstecht sagt:

    Hab hier http://kunstecht.blogspot.de/2013/08/wassermelonen-gazpacho.html?m=1 ein Rezept von Wassermelonen -Gazpacho für dich . Als Apetizer echt super an warmen Tagen…

    1. Christel aus Berlin sagt:

      Ha, genau die Suppe habe ich letzten Freitag ein paar Freundinnen serviert, sie waren begeistert. Natürlich auch nur mit der kernarmen Wassermelone! Was aber unbedingt nicht fehlen darf ist der Granatapfelsirup, der ist sowas von Klasse! Hab ich wie die Melone beim Türken mV bekommen.

    2. Frau Nessy sagt:

      Gazpacho geht ja immer!
      Danke fürs Rezept.

  9. Sasan sagt:

    Einkaufen. Ich hasse einkaufen. Nicht nur wegen der unsäglichen Umräumerei, die Sie wundervoll beschrieben haben liebe Frau Nessy.
    Ich kriege schon Puls, wenn ich kein passendes Hartgeld finde, um es in den quietschenden und nicht in die richtige Richtung fahrenden Einkaufswagen zu stecken (könnte ihn ja klauen, macht also unheimlich Sinn, dieses „Pfand-Sicherheits-System“). Dann geht’s ja richtig los. Ich schiebe durch den Konsumdschungel. Räume die Ware in den Wagen. Schiebe den Wagen an die Kasse. Räume den ganzen Mist wieder aufs Band. Bezahle ein horrenden Betrag dafür. Räume den ganzen Kram – meist gehetzt – wieder in den Einkaufswagen. Schiebe den Wagen zu meinem KFZ. Räume den ganzen Kram wieder aus dem Einkaufswagen raus in – der Umwelt zuliebe mitgebrachte – Plastikbeutel. Bringe den Einkaufswagen wieder zu seinen quietschenden Kumpels und bekomme im besten Fall mein Pfand nicht wieder aus dem Schlitz, weil es klemmt. Fahre nach Hause. Räume den ganzen Kram aus’m Auto in die Bude, um es dann nochmal in die Hände zu nehmen und strategisch in viel zu kleinen Schränken einzusortieren.
    Eigentlich ein Luxusproblem, ich weiß. In der Welt verhungern Menschen. Trotzdem ist es doch ganz schön bescheuert, bis man was auf’m Teller hat, oder ???

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