Es gibt gute und schlechte Nachrichten.
Die gute: Aus den kleinen Kohlrabi-Setzlingen sind dicke Dinger geworden. Die schlechte: Deshalb habe ich sie schon aufgegessen. Den Salat auch.
Es gibt aber eine zweite gute Nachricht: An Stelle des Salats wachsen nun Möhrchen. Ich hoffe, nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Tiefe.
Zwei Zucchini leisten ihnen Gesellschaft. Sie legen so zügig vor wie die deutsche Nationalmannschaft gegen Portugal: Bam, bam, bam schießen die Triebe nach links und rechts.
Die Kürbisse recken sich über die Beet-Begrenzung und gucken von nebenan zu. Sie leben mit den Zucchini in verwandtschaftlicher Nachbarschaft: nicht im gleichen Beet, aber nur ein Häuschen weiter. Bewohner sauerländischer Kleinstädte kennen das.
Wiederum daneben wohnt und wächst glücklicher Mangold:
Vielleicht denken Sie: Hat die Frau denn keine Blumen? Doch, doch. Die Vorbesitzer des Gartens haben mir Rosen vererbt: kleine, rosa Rosen; größere, pinke Rosen; dicke, rote Rosen; dicke, gelbe Rosen. Sie wachsen an vier verschiedenen Stellen, und ich freue mich sehr über sie.
Nicht nur bei den Rosen, auch bei allen anderen Dingen, die im Frühjahr aus der Erde kamen, habe ich erstmal abgewartet, ob es noch lebt, ob es blüht, ob es nur wuchert, ob es klein bleibt oder ob es riesig wird. (Tipp: Es wird grundsätzlich alles riesig, wenn man nur zuguckt.)
Viele Pflanzen entpuppten sich als nicht so hübsch wie die Rosen. Es sind hübsch hässliche Stauden – oder, wie eine befreundete Gärtnerin sagte: „Die Grenze zwischen einer Staude und einem Unkraut ist ja eher schmal. Sehr schmal. Ein My quasi.“
An verschiedenen Ecken habe ich beschlossen, dass das My überschritten ist, und habe mit Hacke und Spaten großflächig umgegraben. Das macht den Boden nicht nur fluffig für neue Projekte. Es ist auch ein exzellentes Workout: Vier Stunden Gartenarbeit haben mir solch einen Mörder-Männer-Muskelkater beschert, dass ich kaum mehr eine Tasse heben konnte. Zu derartigen Schmerzen (//*jammerjammerjammer) hat mir – vor allem in ihrer Ganzheitlichkeit – bislang noch kein Fitness-Studio verhelfen können (nur mehrtägige Handball-Bootcamps in Ostwestfalen).
Die Gemüse-Konsequenz: Wo vorher krautige Stauden wuchsen, ist nun Blumenkohl geschlüpft.
Sein Vorbild ist der Rotkohl, der sich prächtig entwickelt. Allerdings ist er noch nicht sehr kohlig rund. Doch das wird bestimmt noch – pünktlich zum Herbst.
Ein weiteres Garten-Erbstück – neben den Rosen – ist eine Mauer aus Steinkübeln. Sie kennen diese Dinger bestimmt: graurot, geschwungen, unansehnlich. Aber nun ja: Sie sind da, und weil ich Höhenunterschiede im Garten habe, müssen sie auch erstmal bleiben, wo sie sind. Ich mache das Beste daraus und weiß nach viermonatiger Experimentalzeit immerhin: Es gibt Hoffnung.
Und die Thorstis? Nach traumatischen Erfahrungen stehen sie so dick im Saft wie nie. Nicht mehr lange, und Thorsten bekommt Blüten. Dann dürfen wir wieder fummeln.
Aber: Einer ist mir nicht genug! In dieser Saison hat Thorsten Konkurrenz aus dem eigenen Hause: Auf dem Balkon wächst nicht nur mein traditioneller Balkonzauber-Thorsten, sondern auch der Neuling „Oxheart“:
Thorsten, Oxheart und ich führen also eine polyamore Beziehung – und was soll ich sagen: Wir sind glücklich damit. (Zum Glück wissen die beiden nicht, dass es auf der Terrasse noch „Black Cherry“ gibt.)
Zum Schluss grüßen: Thymian und Minze.
Die Minze ernte ich regelmäßig, damit sie mir nicht über den Kopf wächst. Aktuelles Lieblingsrezept ist ein Wassermelone-Feta-Salat:
½ Wassermelone
Feta nach Geschmack
eine Handvoll frische, gehackte Minze
Olivenöl
Fleur de Sel
Guten Appetit!
Kommentare
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Toll, was man mit einem Garten alles machen kann. Ich bin neu in der Gartenszene, bin aber der Meinung, dass das zwischen Herrn Garten und mir durchaus was Festes werden könnte. :)
Sie können sich ja noch entscheiden, ob sie eine ernsthafte Ziergartenbeziehung oder eine eher offenere Wildgartenbeziehung führen möchten.
Das sieht alles so klasse aus!
So viele leckere Sachen direkt vor der Nase… toll!
Das Salat-Rezept hab ich mir auch direkt mal gemerkt. Meine Minze wird auch groß und größer. Minzlikör wollte ich aber auch mal testen, wenn ich da eine schöne Anleitung für finde.
Minzlikör – puuh, ich glaube, das ist nicht mein Ding. Trotzdem: Prost!
Es ist tatsächlich toll, in den Garten zu gehen, einen Salat zu erlegen und ihn danach direkt zu verarbeiten. Ich komme mir auf jeden Fall sehr biologisch vor.
Liebe Frau Nessy,
das sieht toll aus! Hat der selbstgezogene Kohlrabi denn geschmeckt?
Für die Zucchini ist eventuell etwas wenig Platz vorgesehen, die Dinger werden _groß_. Wir haben uns da etwas verpflanzt und jetzt schlagen sich zwei Kürbis-, drei Zucchini- und drei Gurkenpflanzen auf einem Fleckchen Erde, das vermutlich nur für eine Zucchini gereicht hätte. Stapelgemüse!
Viele Grüße,
der Ponder
Kleiner Nachtrag:
Minze ruft nach Mojitos! Lecker!
Die Zucchini hat gut Platz – die Perspektive täuscht ein wenig. Ich habe aus meinem Rotkohl-Platzproblem gelernt. :-)
Mojito – yeah! Das ist eine hervorragende Idee. Auf jeden Fall besser als Pfefferminztee. Ich denke nun sogar über die Anschaffung einer zweiten Minzpflanze nach.
Mojitos sind super – schmecken lecker, brauchen nicht viele Zutaten (nur die Eisproduktion sollte gesichert sein, aber wenn ich mich recht erinnere beherrscht ihr Monsterkühlschrank das mit links) und verbrauchen Minze :)
Spannenderweise gibt es auch noch verschiedene Minzsorten. Als Garteneinsteiger lernt man nie aus :)
Minzige Grüße,
der Ponder
Im vergangenen Jahr hatte ich die falsche Sorte. Schmeckte bitter und war zu nichts zu gebrauchen – außer dazu, den Balkon zuzuwuchern.
Sieht absolut toll aus ! :-)
Ich habe diesmal auf meinem Balkon einfach alles kurz und klein geschnitten und vieles weggerupft und was soll ich sagen : Alles ist wiedergekommen, größer, bunter und voll im Saft. Hätte das nie für möglich gehalten. :-)
Zucchini und Kürbis muß man ja nichts so riesig werden lassen. Bei erstgenannten ist ja eh nicht soviel Geschmack dran und wenn man sie so groß werden lässt, schmecken sie eher nach garnichts. :-)
Vor dem letzten Winter bin ich wie ein Atomschlag über den Garten hergefallen: Alles war raspelkurz. „Kommt alles wieder“, haben sie mir gesagt. Ich hatte starke Bedenken, aber es kommt tatsächlich alles wieder. Von manch einem Kraut auch deutlich mehr, als ich möchte.
Die Früchte nicht, das stimmt wohl – der Geschmacksinhalt einer Zucchini bleibt gefühlt immer gleich, verteilt sich dann aber auf mehr Zucchini. Maximal 20cm lang und die Teile schmecken sehr lecker :)
Das Platzproblem haben dann aber nicht die Früchte, sondern die Pflanzen, die doch sehr, sehr ausladend werden können.
Viele Grüße,
der Ponder
Mir ist es ganz recht, wenn der Geschmacksinhalt der Zucchini sich ein wenig verteilt. Ich pflanze zwar Zucchini an, aber geschmacklich eignen sie sich aus meiner Sicht nur als Untersetzer für Hack.
An mein Herz, Frau Nessy!
Der einzig wahre, richtige Verwendungszweck für Zucchini ist ein Kartoffel-Hack-Zucchini-Auflauf, schön mit Käse überbacken. Oarrrrr!
Leicht sabbernd ab,
der Ponder
Wassermelone und Feta?!?!?
Sorry, da geh ich nicht mit.
Mir stülpt sich alles um.
Schon probiert? Die leicht süße Wassermelone und der etwas salzige Feta ergänzen sich super.
(„Fisch, Kind?“ – „Danke, ich mag doch keinen Fisch.“ – „Du könntest wenigstens probieren.“ – „Nein, danke.“ – „Schmeckt auch gar nicht nach Fisch.“ – „NEIN!“)
Warum nicht? An sich schmeckt Wassermelone doch eher nur nach … Wasser :)
Honigmelone und Schinken gehen ja auch super zusammen!
Viele Grüße,
der Ponder
Ich probiere grundsätzlich ja alles, was andere auch essen. Habe da schon eine Menge positive Überraschungen erlebt, insbesondere bei Meeresfrüchten.
Süß, salzig gibt es in vielen Kombinattionen, zB Kasselerbraten mit Ananas.
Wunderbar, die Gartengenüsse! Zur Minze fällt mir als Tipp noch ein Erbsensüppchen mit Minzpesto ein.
Ich nenne zwar nur einen üppig wuchernden Balkon mein eigen, aber ich habe festgestellt, dass dieses Jahr mit dem etwas wechselhaften Wetter ein ganz ausgezeichnetes Garten-/Balkonjahr ist. Es gedeiht alles prächtig und in Hülle und Fülle. Das ist durchaus nicht in jedem Jahr (in diesem Ausmaß) der Fall.
Es könnte einen Hauch mehr regnen (sagen meine Pflanzen, nicht ich). Ansonsten ist der Wechsel zwischen „kühl und leicht feucht“ und „warm und Sonne“ in der Tat toll für den Garten.
Black Cherry – gute Wahl.
Den Salat habe ich vor einer ganzen Weile das erste Mal gegessen und war sehr skeptisch, aber ich wurde eines besseren belehrt. SO lecker! Beim Nachmachen habe ich aber auch festgestellt, dass es sich lohnt, einen guten Feta zu nehmen und nicht den allerbilligsten. :)
Ja, das habe ich auch festgestellt. Und keinen Light-Käse. Der Geschmacksunterschied zur Wassermelone ist dann nur marginal.
Was ist das denn fuer ein Kabel an Thorstens Blumenkuebel?
Du wirst den doch nicht etwa mit Strom dopen?
Das wird noch eine Steckdose. Aber nicht für den Thorsten. Es sei denn, er braucht Reizstromtherapie.