Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Passierschein A38 oder: Feld 10.1

26. 7. 2011 86 Kommentare Aus der Kategorie »Lebenslage«

Letztens musste ich ein Formular für die Deutsche Rentenversicherung ausfüllen.

14 Seiten mit 14 weiteren Seiten kleingedruckter Erklärungen. Darunter Fragen wie: „Waren Sie hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit […]?“ Oder: „Haben Sie auf einem Rheinschiff eine Beschäftigung oder selbstständige Tätigkeit ausgeübt?“

Das alles war schon ein Riesenspaß. Am Ende genügte es aber nicht, dass ich dieses Formular unterschrieb. Ich musste meine Identität behördlich bestätigen lassen – eine Lebensbescheinigung vorlegen. Dafür gibt es in dem Formular einen eigenen Punkt 10.1 mit einem leeren Kästchen für amtliche Stempel.

Ich gehe also in mein Bürgerbüro, ziehe eine Nummer, setzte mich nach fünfzehn Minuten an Tisch sechs und erkläre mein Anliegen.

„Ihre Identität bestätigen?“ fragt Nummer Sechs.
„Ja“, sage ich und schiebe meinen Ausweis und meine Geburtsurkunde rüber.
„Tut mir leid. Für Personenstandssachen und Beglaubigungen müssen Sie ins Standesamt. Dritter Stock.“

Treppe, dritter Stock. Dort: verschlossene Türen. Ich frage im Nebenbüro.

„Das Standesamt?“ fragt das Nebenbüro zurück. „Die Kollegin hat Urlaub.“
„Aber hier steht, dass Sie ihre Vertretung sind.“
„Nur bei Geburten. Sie können zum Standesamt in die Innenstadt gehen. Die dürfen das.“

U-Bahnfahrt. Innenstadt. Ein unscheinbares Gebäude in einer Geschäftsstraße, erster Stock. Vor der Tür parken schwarze Autos mit länglichen Aufbauten. Im Flur kommen mir betroffen dreinblickende Anzugträger entgegen.

„Bestätigung der Identität?“ fragt die Standesbeamtin.
„Ja“, sage ich.
„Von wem? Von Ihnen?“
„Ja“, sage ich.
„Aber Sie leben noch.“
„Ähm … ja, doch. Ich denke … uhm, ja.“
„Wir machen hier nur Tote. Für Lebendige habe ich keinen Stempel. Dafür müssen Sie zum Standesamt Zwei in Bezirk Fünf. Oder zum Einwohnermeldeamt. Die machen das auch.“

U-Bahnfahrt. Einwohnermeldeamt. Ich bin an diesem Tag Nummer 5914. Nummer 5874 ist grad dran. Es dauert ungefähr 45 Minuten, bis ich an der Reihe bin. Dann rücke ich vor zu Tisch Drei und erkläre, was ich möchte.

„Bestätigen? Was genau?“, fragt Tisch Drei.
„Dass ich ich bin“, sage ich.
„Dass Sie Ihren Ausweis vorgezeigt haben?“
„Ja.“
„Das habe ich ja noch nie erlebt!“

Sie beugt sich langsam vor, wirft sich dann schwungvoll in ihre Rückenlehne, rollt rückwärts und kommt genau neben ihrer Kollegin an Tisch Vier zum Stehen. Leise reden sie miteinander. Dann rollert sie zurück an ihren Schreibtisch, zieht eine Schublade auf, nimmt erst einen runden roten Stempel, stempelt in mein Formular, dann einen eckigen schwarzen Stempel, stempelt in mein Formular und unterschreibt daneben in Blau. Feld 10.1 sieht nun nicht nur sehr bunt, sondern auch sehr wichtig aus.

„Wenn die Rentner das wollen, ist das so genau das Richtige“, sagt sie und schiebt mir lächelnd das Papier zurück. Ich bedanke mich herzlich und gehe lebendig wippend hinaus.

Kommentare

86 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. Ach ja, die Rentenkontoklärung. Das habe ich letztes Jahr auch hinter mich gebracht (wer mag: http://bauen-und-miauen.blogspot.com/2010/04/rentenkontoklarung.html). Ich habe aber immerhin das Glück, beinahe auf dem Dorf zu leben; hier gibt es nur eine einzige Verwaltung, zuständig für Lebendige, Tote und alles dazwischen.

    1. Nessy sagt:

      Erinnern Sie sich noch an die Frage, ob Sie vor 1992 im Ausland im Knast gesessen haben? Oder ob Sie als selbstständiger Handwerker im Beitrittsgebiet tätig waren? Ich war ernsthaft versucht, mir aus dieser Multiple-Choice-Klausur einen neuen Lebenslauf anzukreuzen. Aber so einen, der die Kollegen von der Rentenkasse mal richtig ins Schwitzen bringt.

    2. Die Auslandsknastfrage ist mir nicht erinnerlich, aber das muss nichts heißen bei dem Monsterformular. Am meisten amüsiert hat mich die Sache mit dem Rheinschiffer – ich habe seinerzeit überlegt, einen Lebensabschnitt als Rhein-Main-Donau-Kanalschiffer zu konstruieren, mit genauer prozentualer Angabe der auf dem Rhein verbrachten Zeitanteile und zu gucken, was die Rentenversicherung daraus wohl machen würde. Leider traut man sich sowas dann doch nicht …

    3. Nessy sagt:

      Ich habe überlegt, zusätzlich zum blauen und schwarzen Stempel noch einen rosa Hello-Kitty-Stempel dazuzustempeln. Oder ein „Weiter so!“, wie ich es in der Grundschule immer erhielt.

  2. Croco sagt:

    Test der Frustrationtoleranz. Es wird nur der verrentet, der das aushält oder aber auf einem Raumschiff gearbeitet hat.
    Es wird mit eingesparten Unsummen gerechnet.

    1. Nessy sagt:

      Wenn man freischaffend auf einem Raumschiff arbeitet, ist man dann Mitglied der Künstlersozialkasse? Oder erwirbt man betriebliche Ansprüche der Kosmonautentarifgemeinschaft?

    2. T.M. sagt:

      (Sie verwenden hier schon wieder einen Begriff eindeutiger, geopolitischer Prägung.)

    3. Nessy sagt:

      (Ich finde Ihre Ostsprache einfach so drollig.)

    4. Nihilistin sagt:

      @T.M. Hat sie etwa auch schon „Plaste“ gesagt?
      :-)

    5. acqua sagt:

      Raumschiff oder Rheinschiff?

    6. Nessy sagt:

      Für mich ist das ähnlich.

    7. T.M. sagt:

      Nihi, hat sie! Echt schlimm, gell?

  3. T.M. sagt:

    Meines Vaters Geburtsurkunde war 1945 verbrannt. Ungefähr 1992 bestätigte man ihm, dass er noch lebe, oder eben ab jetzt wieder und zwar höchst ordnungsgemäss. Ja, schriftlich mit Stempel usw. – Frau Nessy, die paar Stunden, also wirklich …

    1. Nessy sagt:

      Zum Glück erging es Ihrem Vater nicht so wie ihm.

  4. Juliane sagt:

    Ja wie jetzt?!
    Sie haben einfach nur ’nen Stempel gekriegt???
    Unser Standesbeamter begriff gar nicht, was die Rentenversicherung nun von mir bzw. ich von ihm wollte, hat mir daraufhin eine niegelnagelneue Geburtsurkunde ausgestellt und dafür noch 10 Ocken verlangt!

    1. Nessy sagt:

      Das war zwischenzeitlich auch im Gespräch. (Die obige Darstellung ist tatsächlich noch eine verkürzte.) Dazu hätte ich aber, weil nicht in der aktuellen Wohnstadt geboren, in meiner Heimatstadt im Sauerland anrufen müssen, die mir dann eine Abschrift der Geburtsurkunde zusenden, die ich dann wiederum dem Formular beilege.

    2. frollein sagt:

      Bin ja froh, dass Sie schreiben, dass die Darstellung eine verkürzte ist.
      Sagen Sie mir bitte, dass Sie auch Ihre diversen Wutanfälle, die Ausraster, die unflätigen Worte und den beißenden Unterton in Ihrer Stimme, der mit zunehmender Uhrzeit immer schärfer durchdrang, herausgekürzt haben.

      Sonst falle ich vom Glauben ab.

      Ich krieg ja schon beim Lesen eine Krawatte… ;)

    3. Nessy sagt:

      Ich war nicht wütend, sondern habe mich sogar ein bisschen amüsiert. Das Toten-Standesamt ist nämlich ein ganz schön eigentümlicher Ort: voller Bestattungsunternehmer, aber mit einer morbiden Heiterkeit erfüllt. Ich glaube, hier finden 80 Prozent der Herrschaften ihre Partnerin.

    4. Friederich sagt:

      Ich war nicht wütend, sondern habe mich sogar ein bisschen amüsiert.

      Weil Sie im Hinterkopf schon Notizen für Ihren DnK-Eintrag gemacht haben. Das Bloggen macht Sie zu einem milderen Menschen. Was immer Ihnen auch widerfährt: Im Zweifelsfall kann man ja wenigstens noch einen Artikel draus machen, also ist es nützlich, auch wenn es unangenehm ist.

    5. Nessy sagt:

      Ein Blog hilft auch, die Zeit zwischen Nummer 5874 und Nummer 5914 zu überbrücken. Man kann im Kopf schonmal vorformulieren.

    6. Juliane sagt:

      Nessy, ich BIN im Sauerland!
      Jede Wette, dass Sie nicht mal eben eine Abschrift der Geburtsurkunde zugesandt bekommen hätten.
      Und schon gar nicht nur nach einem Anruf.
      Das hätten Sie schriftlich in 3-facher Ausfertigung plus beigelegtem Führungszeugnis plus 10-Euro-Schein beantragen müssen.
      Der 10-Euro-Schein muss dann allerdings vorher von der LZB beglaubigt werden.

  5. Buecherhase sagt:

    Erinnert mich an den einen Asterix Film, in dem Asterix und Obelix auch von einer Stelle weiter zur nächsten geschickt wurden.
    Jaja…Bürokratie in Deutschlad. Schon ’ne Marke für sich ;)

    1. Nessy sagt:

      Sie sind nicht nur ein Bücherhase, sondern auch ein Checkerbunny.

    2. Frau Vorgarten sagt:

      genau, an „Asterix in der Trabantenstadt“ oder so ähnlich musste ich beim Lesen auch gleich denken.
      Und natürlich Reinhard Mey’s unvergessenes „Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars“…
      man hat so seine Assoziationen.

      Aber, Frau Nessy, wie schön, dass Sie leben!

    3. Frau Vorgarten sagt:

      grad schreib ichs noch, da les ich, andere denken auch so.

    4. goingweird sagt:

      Ich musste auch sofort an das Haus, das verrückte macht denken!

  6. URi sagt:

    Einen Antrag auf Erteilung eines Antragformulars zur Betätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars, dessen Gültigkeitsvermerk von der Bezugsbehörde stammt zum Behuf der Vorlage beim zuständgen Erteilungsamt.

    1. Nessy sagt:

      Ach ja, der Reinhard Mey. Ein hübsches Lied.

  7. Brigitte sagt:

    An Reinhard Mey musste ich auch gleich denken. Und an die Fragen für die Führerscheinprüfung, ob man mit sechsachsigen Anhängern Forstwege befahren darf….oder so ähnlich.
    Spannend ist auch die Frage, ob wir (so alle Formulare ordentlich und WAHRHEITSGEMÄß ausgefüllt sind) auch tatsächlich mal Rente bekommen.

    1. Nessy sagt:

      Meine Lieblingsfrage im Führerscheinbogen:

      „Eine ältere Frau will die Straße überqueren und gibt ein Handzeichen. Was tun Sie?

      a. bremsen
      b. ein Lichtsignal geben
      c. hupen“

    2. el burro sagt:

      Gas geben. Zur Entlastung der Rentenkasse. Ach so, das war ja hier gar nicht verlangt…

  8. Zaphod sagt:

    Ihre Gelassenheit bei diesem Behördenwandertag finde ich wahrlich erstaunlich, ich hätte spätestens im dritten Zimmer in die Tischkante gebissen. Oder jemanden in die Tischkante beißen lassen.

    1. Nessy sagt:

      Zugegeben, ich war zwischenzeitlich ein bisschen verschwitzt und verzweifelt.

    2. Wie Frau Nessy schon weiter oben sagte: ein Blog hilft. Es ging mir auch schon öfter so: Man will sich gerade furchtbar über das Amt / die Bank / den Handwerker aufregen, da geht im Hinterkopf so ein kleines grünes Blinklicht an („blog“ – „blog“ – „blog“), und schon stiehlt sich ein innerliches Grinsen ins Hirn und man betrachtet die ganze Sache mit viel mehr Gelassenheit.
      Frau Nessy, wollen Sie nicht noch eine zweite Promotion dranhängen über die blutdrucksenkende und dadurch lebenserwartungsverlängernde Wirkung des Bloggens? Ich stelle mich auch als Testhase zur Verfügung. :-D

    3. Nessy sagt:

      Ich sehe schon meine Habilitationsschrift vor mir:

      Die kathartische Wirkung elektronischer Laienpublikation im Internet unter besonderer Berücksichtigung nonlinearer Anschlusskommunikation. Eine Fallstudie mit Weblogs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

    4. der_emil sagt:

      Falls noch eine Testperson (mutiple Bloggeritis, bisweilen auch mit tcp/ip-Datarrhoe geschlagen) gesucht wird: *meld*

  9. Butterblume sagt:

    Meine Liebelingsfragebogenfrage war kürzlich die, ob ich zwischen 1933 und 1945 Nazi war. Außerdem wollten die Vereinigten Staaten bei der Einreise noch Wissen, ob ich Schnecken importiere oder schonmal Kinder entführt habe oder dies plane. Nein, ich bin kein Insektenschmuggelnder Zombienazi, ich wil nur Urlaub, seufz.

    1. URi sagt:

      Man beachte mal genauer wie der von Dir zitierte Satz weiter geht:

      „Waren Sie in irgendeiner Weise zwischen 1983 und 1945 an politischer Verfolgung im Zusammenhang mit dem Naziregime oder dessen Verbündeten beteiligt?“

      Ähm, zwischen wann und wann, bitte? :-)

  10. hodyshoran sagt:

    Krass typische deutsche Bürokratie…

    1. Nihilistin sagt:

      @hodyshoran: Ich habe mir (von dortig Lebenden) sagen lassen, dass wir Deutschen bürokratiemäßig zwar im guten oberen Mittelfeld liegen, aber Italien um Längen verfehlen. Und Griechenland zwar etwas weniger Formulare hat, diese auszufüllen aber nur Sinn macht, wenn man entsprechendes Schmiergeld zwischen die Seiten klemmt.
      Seitdem schimpfe ich zwar immer noch auf die deutsche Bürokratie, weiß aber zumindest, dass die langsamen Mühlen wenigstens gesetzestreu mahlen. Ist ja durchaus auch ein Vorteil.

    2. Nessy sagt:

      Russland. Auch ganz großer Sport.

    3. Wolfram sagt:

      Auch die Franzosen sind nicht ohne.
      Neun Monate bin ich – bei brav geleisteten Sozialbeiträgen! – dahinter hergelaufen, daß ich überhaupt eine Sozialversicherungsnummer kriege.

      Anderthalb Jahre nach der Ausfuhr habe ich noch keine gültigen französischen Papiere für meinen Wohnwagen.
      So langsam denke ich, ich hätte den doch auf meine Eltern zulassen sollen, die noch in Deutschland wohnen…
      Und jedes Formular, das Sie brauchen, kostet gleich dreistellige Beträge.

      Beim Auto gings ja schneller; das hatte schon eine EU-Typzulassung. Die allerdings auf dem deutschen Fahrzeugbrief um eine Ziffer amputiert worden war.
      Anruf bei Peugeot in Sochaux. „Machen wir. Schicken Sie uns die Kopie der deutschen Papiere und einen Scheck über 200 euro.“
      Noch was?
      Anruf bei Peugeot in Saarbrücken. „Machen wir. Schicken Sie uns die Kopie der deutschen Papiere.“ Äh, und was kostet das? „Nichts, das ist Kundendienst.“

      „La maison qui fait des fous“ steht eindeutig in Frankreich.

    4. Nessy sagt:

      Klingt auch nach Russland. Muss die napoleonische Verbindung sein.

  11. Du lieber Himmel! Das scheint ja sogar schwieriger und schlimmer zu sein als ein Hartz-IV-Antrag!

    1. Nessy sagt:

      Hartz IV ist bestimmt schwieriger. Obwohl … mmmh. Wenn ich an die Ketchup-Familie zurückdenke … die haben’s ja auch geschafft.

  12. Frau Dinktoc sagt:

    Wow! Allein der Titel senkt schon meinen Blutdruck, führt allerdings zu nonlinearen Kicheranfällen.

    1. Nessy sagt:

      Kicheranfälle? Das ist krasse Wissenschaft. Konkret Elfenbeinturm und so.

  13. antagonistin sagt:

    Interessant, ich hatte dieses Rentenversicherungsteil auch. Massig Seiten, und wir korrespondieren unterdessen seit ein paar Jährchen, weil immer noch hier ein Papierchen und da die Bestätigung einer Bestätigung fehlt. Die Stasi-Frage hatte ich allerdings nichts. Gemein, das. Ich fühle mich diskriminiert und der Gelegenheit beraubt die Rückfrage zu tätigen ob sich eine Antwort in die eine oder andere Richtung in irgendeiner Form günstig auf meine spätere Rente auswirkt.

    Das mit der Idenität verstehe ich nicht. Von mir wollten die eine Geburtsurkunde. Sowas hatte ich noch. Ein Expemplar, das ich mir vor mindestens 10 Jahren mal habe zuschicken lassen vom Standesamt meiner Geburtsstadt. Dieses Ding habe ich in Kopie beglaubigen lassen zusammen mit einem monströsen Sammelsurium an Zeugnissen, Uni-Diplom und dergleichen. Beglaubigt hat den Kram seinerzeit kostenfrei meine Krankenkasse. In ein Amt hätte ich mich dafür nicht begeben, schon gar nicht herumschicken lassen. Eher hätte ich mir von der ersten Behörde schriftlich bestätigen lassen, dass sie das nicht machen und hätte das dem Rentenversicherungsträger geschickt. :-)

    1. Nessy sagt:

      Die Rentenversicherung und ich korrespondieren auch weiter. Ich muss nun das Formular V 1051 nachreichen. Plus beglaubigter (argh!) Nachweise.
      //*seufzt zart

    2. Wolfram sagt:

      In Deutschland dürfen auch Pfarrämter Kopien beglaubigen. Jedenfalls zu meiner Zeit (vor 2004)…
      aber ob das Pfarramt für Frau Nessy hätte tätig werden können?

    3. Nessy sagt:

      Ich bin nicht in der Kirche.

  14. katerwolf sagt:

    sag mal, die ganzen dumpfbacken, mit denen du es zu tun hattest: leben die alle noch?

    ich hätte die vermutlich alle erdrosselt.

    liebe grüße, katerwolf

    1. Nessy sagt:

      Das waren nun wirklich keine Dumpfbacken. Sie waren alle freundlich. Wenn sie keine Stempelbefugnis haben, haben sie keine.

  15. Ich beschäftige mich derzeit intensiv mit einer Erbschaftsangelegenheit.
    Auch sehr amüsant.
    So amüsant, dass ich mich ärgere, sie nicht ausgeschlagen zu haben.
    Aber ich habe viele neue Vokabeln gelernt, Formulare gesehen, die ich mir in schlimmsten Behördengang-Albträumen nicht auszumalen gewagt habe, weiß jetzt, dass das Amtsgericht mir weder eine Mail schicken kann, noch mich auf dem Handy zurückrufen (die dürfen da nicht virtuell).
    Und aktuell muss ich mich auch gerade nachweisen. Erstaunlicherweise hat niemand gemerkt, dass mein Ausweis seit einem Jahr abgelaufen ist.
    Das erkennt nur der Zigarettenautomat ums Eck. Der hat halt keinen Tunnelblick.

    1. Nessy sagt:

      Vielleicht sollte der Zigarettenautomat im Amt anfangen. Wenn er dann nicht nur den Personalausweise lesen, sondern die Identität auch beglaubigen kann, gehe ich demnächst zu ihm.

  16. Lillibelle sagt:

    Ach ja, Ämter. Interessant können auch Auseinandersetzungen mit der Kindergeldkasse sein, wenn der Sprössling studiert. Damit hatten meine Eltern und ich den meisten Spaß. Der am häufigste abgefragte Nachweis waren nicht etwa Einkommensbelege, sondern Studienbescheinigungen. Von jedem Semester mindestens drei. Ich war irgendwann felsenfest davon überzeugt, dass die Herrschaften im Amt diese sammeln und die zweite und dritte Zusendung nur als zukünftiges Tauschmaterial brauchten.
    Und noch eine Anekdote zur Rentenkasse: Mit jedem Schreiben verlor meine Mutter ein Kind bei ihrer Rentenberechnung. Überraschenderweise konnte das aber mit einem Beamten direkt geklärt werden (natürlich nur gegen Vorlage aller Geburtsurkunden etc.)

    1. Nessy sagt:

      Vielleicht haben die Leute in der Kindergeldkasse Panini-Alben und tauschen Ihre Studienbescheinigungen.

      „Ich biete 3. Semester Maschinenbau und brauche noch 6. Semester Sinologie.“

    2. Lillibelle sagt:

      Ich dachte immer, es wird eher nach Studienort gesammelt. „Hier habe ich noch einmal Berlin, was gibst du dafür?“

  17. oh man. Behördengänge können manchmal richtig anstrengend sein!

  18. Frau-Irgendwas-ist-immer sagt:

    Oh je, Sie machen mir Angst.
    Ich habe Anfang August einen Termin bei der Rentenkasse zur Klärung der Rentenfragen. Es gruselt mich!
    Aber da dieser Termin ja direkt ist, sitzt da ja hoffentlich noch ein Mensch und kein formularspuckender Zigarettenautomat.

    1. Nessy sagt:

      Nehmen Sie alles mit, was Sie an Akten im Schrank haben. Ausbildungsnachweise, Arbeitsverträge, Geburtsurkunden, alles. Sonst müssen Sie hinterher nochmal hin.

  19. Achja, die Liste liesse sich noch unendlich verlängern…aber bis jetzt hat noch niemand das böse Wort gesagt. Ich tue es: TELEKOM

    Aber meine Assoziationen zu Verwaltung wurden nie wieder so schön bebildert wie hier: http://www.youtube.com/watch?v=7xNnRBksvOU&feature=related

  20. kvinna sagt:

    Kafka in Reinstform?

    1. Nessy sagt:

      Wenn Sie es sagen. Ich bin noch so Kafka-affin.
      #bildungslücke

    2. kvinna sagt:

      „Der Prozess“; die surreale Macht der Bürokratie… aber ich mag Kafka nicht, der deprimiert mich immer so.

  21. nata sagt:

    Der Umschlag mit dem dicken Packen Papier liegt hier. Seit Wochen mache ich schon so einen großen Bogen darum, dass eine Ecke des Zimmer völlig im Staub versinkt. Inzwischen haben sie mir so ein freundliches Erinnerungsschreiben geschickt, das meine Angst nur vergrößert. Ich überlege ernsthaft, ob ich auswandere, in den Untergrund gehe oder einfach mit allem Schluss mache. Wer denkt sich sowas aus?

    1. Nessy sagt:

      Wenn Sie erstmal angefangen haben, geht’s. Fassen Sie sich ein Herz und beginnen Sie.

    2. antagonistin sagt:

      Und keine Angst vor dem Erinnerungsschreiben. Danach kommt irgendwann noch eines mit Fristsetzung. Kann man getrost ignorieren und auch noch ein, zwei Jahre später erledigen. Die bluffen nur. Ehrlich. :)

    3. Nessy sagt:

      Es wird knifflig, wenn man ein Schreiben als – wie heißt das doch gleich? – „offizielle Zustellung“ erhält. In einem farbigen Umschlag. Dann wird’s eng. Vorher nicht.

  22. Ui! Jetzt haben Sie also auch diesen Spaß – ich sehe ihn als Projekt für viele, viele Jahre an. Erst erschrak ich, weil die Rentenversicherung lauter Belege von mir haben wollte, die ich bei der Rentenversicherung wähnte – wo denn sonst?

    Dann hielt ich mich nicht mit Beglaubigungen auf, sondern schickte schlichte Fotokopien aller erbetenen Belege (u.a. meines gültigen Personalausweises als Existenzbeweis) – das wurde interessanterweise akzepiert.

    Wieder erschrak ich, als ich in einer zweiten Runde gefragt wurde, was ich denn in einer „Lücke“ von einigen Jahren getan hätte, in denen ich brav gearbeitet und noch bräver ganz regulär meine Rentenversicherungsbeiträge gezahlt hatte. Niemand wird mich jemals wieder dafür auslachen, dass ich jeden verdammten Gehaltszettel meines Lebens aufgehoben habe! (Kopien davon nach Berlin.)

    Die nächste Runde Spaß erwarte ich, weil ich wahrheitsgemäß „Ja“ angekreuzelt habe auf die Frage, ob ich schon mal im Ausland angestellt war. Unterlagen habe ich keine darüber, aber deswegen werde ich ja wohl nicht das Lügen anfangen.

    1. Nessy sagt:

      Ich muss jetzt Studienbeginn und Studienende nachweisen. Studienende – das geht mit dem Abschlusszeugnis. Aber Studienanfang? Ich werde mal das Studienbuch suchen – hoffentlich steht es dort drin.

      Dann habe ich immer neben dem Studium gearbeitet, teils bis zu 20 und mehr Stunden – und habe deshalb auch Rentenbeiträge bezahlt. Jetzt zweifeln sie an, ob ich auch ausreichend studiert habe. Nun ja, ich habe einen Abschluss in der Regelstudienzeit. Also muss es ja hingehauen haben. Ich hoffe, sie schnallen das.

      Und dann die Ferienarbeit. Woher soll ich jetzt noch wissen, in welcher Fabrik ich im August 1998 geschachert habe, wenn die Rentenversicherung das auch vergessen hat?

      Mal sehen. Wird schon.

  23. Studium: Ich habe denen mein Studienbuch komplett einmal durchkopiert. (Und damit gerechnet, dass der Beweis meiner Kopierfähigkeiten der indirekte Beweis meines Studierthabens ist.) Toitoitoi!

    1. antagonistin sagt:

      Ich hab „neben“ dem Studium zeitweise sogar Vollzeit gearbeitet und denen die Nachweise darüber nebst Nachweisen zu sieben Jahren Studium aufs Auge gedrückt. Das einzige Gemecker in diesem Kontext bestand in Form der Aufforderung doch bitte eine Exmatrikulationsbescheinigung nachzureichen, damit man sehe, ob ich auch irgendwann fertig geworden bin mit dem Studium. Ich hatte bislang die beglaubigte Kopie der Diplom-Urkunde für hinlänglich beweiskräftig gehalten. Seltsames Verhalten, das. :)

    2. Nessy sagt:

      Was tun eigentlich Leute, die mal abgebrannt sind? Das ist doch für das weitere verwaltungsrechtliche Dasein ein Gau.

  24. Oh, weia! Malen Sie bitte nicht den Teufel an die Wand! Während meines ausgesprochen unsteten Vorlebens – ich bin binnen weniger Jahre sage und schreibe dreizehn Mal umgezogen! – habe ich etliche dieser Nachweise verloren!…

    1. Nessy sagt:

      Ich sehe schwarz für Ihre Rente.

  25. Vielen Dank für diesen Beitrag und die Kommentare. Ich habe mich eben weggeschmissen vor lachen.
    Inzwischen bin ich auch Formular- und Behördengeprüft und nehme es eher gelassen wenn ich mal hin muss. Das Schlimmste für mich war meine Anmeldung zur Vermählung. Mein zukünftiger Gatte rief lediglich bei seiner Behörde an und bekam zwei Tage später die Abschrift vom Familienbuch.
    Ich wurde im Ausland (ehemalige Sowjetunion) geboren und meine Eltern haben es versäumt (da nicht bekannt) ein Familienbuch einzurichten. Außerdem wurde die Situation erschwert, da sie geschieden sind.
    Ich musste nun neben den Original russischen Papieren und deren beglaubigten Übersetzungen, also Geburtsurkunde und Taufbescheinigung, auch noch den schulischen Werdegang in Deutschland nachreichen. Des Weiteren noch die Bescheinung als Heimkehrerin, die Geburtsurkunden samt Beglaubigungen der Eltern und Großeltern. Und die Bestätigung, dass ich keine weiteren Staatsangehörigkeiten habe. Wegen der Scheidung meiner Eltern habe ich zu meinem Vater keinen Kontakt, daher musste eine beglaubigte Aussage meiner Mutter her, dass dem so ist. Und einen Abstammungsnachweis aus dem DRITTEN REICH musste ich auch beibringen, damit man sicher ist, dass ich deutsch bin.
    Um dies alles endlich beisammen zu haben habe ich insgesammt drei Tage auf dem Amt verbracht. Aber schlußendlich habe ich heiraten dürfen. Glück gehabt :o)

    1. Nessy sagt:

      Nur drei Tage? Bei der Projektbeschreibung hätte ich auf drei Wochen zzgl. Reisen ins Herkunftsland getippt.

      Wieso brauchten Sie einen Abstammungsnachweis, dass Sie deutsch sind? Und der Nachweis des schulischen Werdegangs? Dürfen auf deutschen Standesämtern nur Arier mit Schulabschluss heiraten, oder was? Wenn Sie einen Pass haben, ist die Nationalität doch nachgewiesen.

  26. KIampmann sagt:

    Was mich am meisten verunsichert:
    Ist es schlimm, dass ich noch nie so einen Fragebogen erhalten habe???
    Fühle mich seitdem irgendwie nur als halber Rentenzahler…
    Und das Gefühl meiner desaströsen 3-Semester-Studienzeit (inkl. des Nichtvorhandenseins irgendwelcher Unterlagen darüber) bringt mich fast um den Schlaf…

    1. Nessy sagt:

      Nein. Es ist nicht schlimm. Machen Sie sich keine Gedanken. Passiert auch nur bei entsprechender Notwendigkeit.

    2. antagonistin sagt:

      Das mit der Notwendigkeit würde ich bestreiten. Ich bin mir sehr sicher, dass jeder irgendwann im Leben diesen grotesk-monströsen Bogen bekommt. Die einen früher, die anderen später. Aber das Teil kommt. Und wenn es dann den Briefkasten schmückt sollte man entweder seinen Jahresurlaub neu planen oder das Projekt auf mehrere Jahre verteilen und sich auf einen langen, sehr langen Briefwechsel mit der RV einstellen. ;-)

  27. jpr sagt:

    Den versoehnlichen Part finde ich die letzte Dame. Macht mal, so dass die Kollegen (von denen Sie vermutlich gut weiss, wie sie ticken) nichts zu meckern finden, auch wenn Sie vielleicht nicht weiss. Das sind die Perlen in der oeffentlichen Verwaltung und – sagt meine Erfahrung – sie sind selten. Sie sollten sich dieses Amt merken, Frau Nessy. Nur falls Sie nochmal was brauchen.

  28. Und das alles fuer 3.94 Euro Rente im Monat…Naja der Beamte muss ja auch beschaeftigt werden….

  29. […] 14 Seiten mit 14 weiteren Seiten kleingedruckter Erklärungen. Darunter Fragen wie: „Waren Sie hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit […]?“ Oder: „Haben Sie auf einem Rheinschiff eine Beschäftigung oder selbstständige Tätigkeit ausgeübt?“ Könnte ja sein, dass dies Einfluss auf meine Rente nimmt.” Draußen nur Kännchen: Passierschein A38 oder: Feld 10.1 […]

  30. […] dieses Spaßes bislang ohne einen einzigen Behördenbesuch geschafft. (Wenn ich auch beim Lesen von Frau Nessys Erfahrungen vermute, dass mir etwas entgangen ist.) Gelernt habe ich in diesen Jahren, dass ich zurecht jeden […]

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