Er ist ziemlich direkt.
„Na, wie wär’s mit uns Zweien heute Abend?“, fragt er, nachdem er sich neben mich auf die Bierbank hat plumpsen lassen. Er ist einer von diesen Männern zwischen 35 und 45, die in den vergangenen Jahren etwas angesetzt haben, aber nicht unattraktiv sind. Aus seinem Blick lese ich, dass er nicht bei Mondschein spazieren gehen will.
„Nee, lass mal“, sage ich.
Er legt seinen Arm um mich und kneift mich leicht in die Schulter. „Komm“, sagt er. Sein Atem riecht nach Exportbier und Chicken Wings. „Du hast doch im Moment keinen. Ich erzähl’s auch niemandem.“
Viel wichtiger wäre wohl, dass ich es niemandem erzähle. „Was ist denn mit deiner Frau?“, frage ich. „Ich dachte, du hättest Frau und Kind.“ Er überhört die Frage und gräbt an mir herum.
Nach einer Weile gibt er auf. Aber anstatt abzuhauen, holt er uns zwei Bier und zwei Tequila und packt sein Herz aus. Seine Kinder, sagt er, seien echt toll. Zwei Supersüße. „Wenn ich abends nach Hause komme und sie mir entgegen laufen – das ist das Größte.“ Nun ja, gibt er zu, er habe nicht unbedingt Kinder haben wollen. Aber seine Frau, die wollte unbedingt. Da hat er halt zugestimmt. „Deswegen ist es auch ihr Ding, nachts aufzustehen“, sagt er. „Aber sie macht das echt super. Sie ist wirklich die beste Mutter, die es für meine Kinder geben kann.“ Mit verklärtem Blick schaut er ins Nichts. Dann sieht er mich an. „Aber du bist auch geil. Bist halt ein ganz anderer Typ.“
Liebe Mittelstandsmänner mit Mittelstandsfamilie und Mittelstandsfrust, aber Marlboro-Mann-Träumen: Ich verrate Euch jetzt mal etwas.
Erstens: Eure Mischung aus Machismo, Underfuckedness und Verzweiflung törnt mich ab. Es wird auch nicht dadurch besser, dass Ihr Euch Mut antrinkt, damit ich genau diese Eigenschaften nicht bemerke.
Zweitens: Ihr seid nicht allein. Ich bin Euch in den vergangenen Monaten sechs- oder achtmal begegnet. Gründet doch bitte eine Selbsthilfegruppe – und arbeitet in Eurer Gruppe dringend zuerst Eure Eierlosigkeit auf, mit der Ihr Euch nicht für Eure Kinder entschieden habt.
Drittens: Es ist kein Zeichen von Größe, wenn Ihr einerseits Eurer Frau das Mutterkreuz an den Stillbusen monologisiert und andererseits jede Singlefrau mit ausreichend Arsch und Titten für so bedürftig haltet, dass sie unter der Kraft ausgerechnet Eurer Lenden noch heute abend ihren Garten Eden erleben soll. Es ist schon gar keine Größe, wenn Ihr Euch bei Misserfolg an den unangegrabbelten Brüsten dieses bedauernswerten Geschöpfs ausheult und am Ende des Abends, wenn schon das Licht angeht und die Kippen aufgekehrt werden, mit Dackelblick nuschelt: „Aber einen Kuss kriege ich doch, oder? Nur einen, ja?“
So. Und jetzt ab nach Hause.