Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Archiv der Kategorie »Lebenslage«

Das nächste Mal, ich schwör‘!

6. 06. 2011  •  38 Kommentare

S-Bahn von Dortmund nach Duisburg.

Der Zug steht im Bahnhof Dortmund und wartet auf Abfahrt. Ein dürrer Schluffi hängt im Vierersitz und daddelt auf seinem Handy. Ein Typ, eine Art jugendlicher Mr. T, betritt den Waggon und baut sich breitbeinig vor Schluffi auf.

Mr. T: Bist du das, der mich eben auf dem Bahnsteig angemacht hat?
Schluffi: [schaut auf] Äh … nee.
Mr. T: Dann zeig mir den Typen, der genauso aussieht wie du und mich grad auf dem Bahnsteig angemacht hat.
Schluffi:  [unbeeindruckt]
Mr. T: Willst du dich schlagen, he? Los, steh auf! Wir schlagen uns!
Schluffi: Ich hab’s nicht so gemeint.
Mr. T: Nicht so gemeint, Alta? Du machst mich voll an und dann hast du‘ s nicht so gemeint, oder was? Komm, wir gehen raus und hauen uns auf die Fresse.

Die Türen fiepen. Mr. T sprintet raus auf den Bahnsteig. Mit erhobener Faust ruft er durch die sich schließende Tür:

Mr. T: Feige Sau! Verpiss dich ruhig in deinem feigen Zug! Das nächste Mal hau ich dir auf die Fresse! Ich schwör‘!

Die Stinknormalen mit der Lampe

18. 05. 2011  •  73 Kommentare

Wo wir grad beim Thema sind:

„Nessy, ich sag‘ dir, es gibt nur zwei Arten von Männern. Die Platzhirsche, die nur ficken wollen, und die Stinos. Die Stinos sind die Stinknormalen, die auch ficken wollen, aber nicht so scheiße dabei sind.

Dann gibt es noch eine Sonderkategorie. Ich sag‘ immer: ‚Die haben die Lampe an.‘ Das sind die, die eine ernsthafte Beziehung wollen. Stinos, die die Lampe anhaben, sind die Guten. Die Langweiligen, aber die Guten.

Ich erwische immer nur die Hirsche und suche wochenlang nach dem Schalter, mit dem das Licht angeht.“

(zitiert nach: Mädelsabend, 17. Mai 2011,
nach dem Prosecco)

Mittelstandsmänner mit Marlboro-Mann-Träumen

16. 05. 2011  •  125 Kommentare

Er ist ziemlich direkt.

„Na, wie wär’s mit uns Zweien heute Abend?“, fragt er, nachdem er sich neben mich auf die Bierbank hat plumpsen lassen. Er ist einer von diesen Männern zwischen 35 und 45, die in den vergangenen Jahren etwas angesetzt haben, aber nicht unattraktiv sind. Aus seinem Blick lese ich, dass er nicht bei Mondschein spazieren gehen will.

„Nee, lass mal“, sage ich.

Er legt seinen Arm um mich und kneift mich leicht in die Schulter. „Komm“, sagt er. Sein Atem riecht nach Exportbier und Chicken Wings. „Du hast doch im Moment keinen. Ich erzähl’s auch niemandem.“

Viel wichtiger wäre wohl, dass ich es niemandem erzähle. „Was ist denn mit deiner Frau?“, frage ich. „Ich dachte, du hättest Frau und Kind.“ Er überhört die Frage und gräbt an mir herum.

Nach einer Weile gibt er auf. Aber anstatt abzuhauen, holt er uns zwei Bier und zwei Tequila und packt sein Herz aus. Seine Kinder, sagt er, seien echt toll. Zwei Supersüße. „Wenn ich abends nach Hause komme und sie mir entgegen laufen – das ist das Größte.“ Nun ja, gibt er zu, er habe nicht unbedingt Kinder haben wollen. Aber seine Frau, die wollte unbedingt. Da hat er halt zugestimmt. „Deswegen ist es auch ihr Ding, nachts aufzustehen“, sagt er. „Aber sie macht das echt super. Sie ist wirklich die beste Mutter, die es für meine Kinder geben kann.“ Mit verklärtem Blick schaut er ins Nichts. Dann sieht er mich an. „Aber du bist auch geil. Bist halt ein ganz anderer Typ.“

Liebe Mittelstandsmänner mit Mittelstandsfamilie und Mittelstandsfrust, aber Marlboro-Mann-Träumen: Ich verrate Euch jetzt mal etwas.

Erstens: Eure Mischung aus Machismo, Underfuckedness und Verzweiflung törnt mich ab. Es wird auch nicht dadurch besser, dass Ihr Euch Mut antrinkt, damit ich genau diese Eigenschaften nicht bemerke.

Zweitens: Ihr seid nicht allein. Ich bin Euch in den vergangenen Monaten sechs- oder achtmal begegnet. Gründet doch bitte eine Selbsthilfegruppe – und arbeitet in Eurer Gruppe dringend zuerst Eure Eierlosigkeit auf, mit der Ihr Euch nicht für Eure Kinder entschieden habt.

Drittens: Es ist kein Zeichen von Größe, wenn Ihr einerseits Eurer Frau das Mutterkreuz an den Stillbusen monologisiert und andererseits jede Singlefrau mit ausreichend Arsch und Titten für so bedürftig haltet, dass sie unter der Kraft ausgerechnet Eurer Lenden noch heute abend ihren Garten Eden erleben soll. Es ist schon gar keine Größe, wenn Ihr Euch bei Misserfolg an den unangegrabbelten Brüsten dieses bedauernswerten Geschöpfs ausheult und am Ende des Abends, wenn schon das Licht angeht und die Kippen aufgekehrt werden, mit Dackelblick nuschelt: „Aber einen Kuss kriege ich doch, oder? Nur einen, ja?“

So. Und jetzt ab nach Hause.

Weibliche Nerds

4. 05. 2011  •  79 Kommentare

Man denkt gemeinhin, Nerds seien vorwiegend Männer.

Ich möchte an dieser Stelle eine Theorie präsentieren. Nämlich, dass es auch weibliche Nerds gibt, deren Nerdigkeit allerdings sozial nicht als solche anerkannt ist.

Nerd, der, -s, -s, Mensch, der sich durch autodidaktische Vertiefung in ein Spezialthema auszeichnet, einschließlich Pflege der dazugehörigen Fachsprache (Technolekt). Oftmals sozial isoliert bis hin zum Autismus, lediglich kompatibel mit ebenso nerdiger peer group. Optisches Auftreten geprägt durch stereotypen Kleidungsstil. 

Nehmen wir nun das Themenfeld „Nagelmodellage“. Betrachten wir Frauen, die sich mit Hingabe dem Verzieren ihrer Fingernägel widmen. Frauen, die ihre Nägel in Heimarbeit mit Mustern, Linien und Strasssteinen verzieren; die sich an ungezählten Abenden und unter Inkaufnahme hoher Sachausgaben mit zunächst fragwürdigen Ergebnissen das Spezialwissen einer Modellage-Meisterin im 40. Berufsjahr aneignen. Frauen, die Fachvokabular wie „Free-Edge“ oder „Wettglaze“ völlig selbstverständlich in Gegenwart Dritter benutzen; die sich mehrere Stunden über die unterschiedliche Qualität von Pinchklemmen unterhalten; die dir ungefragt die Vorteile der Bananen-Bumerangfeile in unterschiedlicher Körnung erklären und mit empörtem Unverständnis reagieren, wenn Du sagst, Du seist nur ein gewöhnlicher Klippser. Frauen, die dazu uniform eine gebleichte Dauerwelle tragen, mindestens aber einen flotten Kurzhaarschnitt mit dreierlei Strähnchen; obligatorisch dazu Modeschmuck und der Besitz von Kleidung in Tigeroptik.

Was unterscheidet diese Frauen vom gemeinen Amateurfunker?

Sehen Sie. Ich sag’s ja.

Mein Leben als Bridget Jones, Kapitel 370

21. 04. 2011  •  43 Kommentare

So ein Rückenleiden, Sie kennen das sicherlich, lässt selbst die kleinsten Dinge zur Herausforderung werden.

Mein Leiden ereilte mich ja nun im Bad, wo ich, frisch der Dusche entstiegen, stand, wie die Götter mich schufen. Um nun zum Arzt zu gehen, musste ich mich zunächst ankleiden – alles andere wäre mir unangenehm gewesen, auch wenn mir im Allgemeinen wenig peinlich ist.

Das profanste Kleidungsstück ist in solch einem Fall zugleich das schwierigste: der Schlüpfer. Krumm wie eine welkende Tulpe stehe ich im Schlafzimmer, eine frisch Aloe-Vera-gecremte Blume mit kaltem Tau auf der Stirn. Mit der linken Hand stütze ich mich am Kleiderschrank ab, die rechte fischt den ersten erreichbaren Slip aus der Schublade, schüttelt ihn aus und hält ihn in die Luft wie der Dompteur den brennenden Feuerreifen. Mein linkes Bein nimmt Anlauf, stößt beherzt zu … doch, ach – verpasst, das Loch.

Der nächste Versuch endet ebenso. Beim dritten verheddern sich drei Zehen im Stoff, und ich stürze fast aufs Bett. Ein würdeloses Schauspiel, während die Morgensonne durch die Gardinen scheint und die Szenerie in blasshelles Frühlingslicht taucht.

„Größere Löcher, weniger Stoff“, denke ich, im Ansatz verzweifelt. Mit klammen Fingern durchsuche ich die Strings und finde schließlich dieses glänzend-weinrote, maximal pornöse Teil mit der dicken, schwarzen Schleife über der Poritze. Uninteressant, wie es in meine Schublade kommt – nur so viel: Es hat etwas mit Junggesellenabschied, nicht aber mit Erotik zu tun.

Beinahe behende steige ich ein – ich muss ja nur ein schmales Band überwinden.

Und nun, liebe Leser, stellen Sie sich bitte vor, wie ich mit der grazilen Verve einer anlandenden Robbe, in einem glänzend-roten, mit einem großen Tüllpropeller besetzten Ritzenputzer bäuchlings auf die Liege des fast 70-jährigen Chirotherapeuten krabbele, während dieser, in seiner Professionalität über alle Leibwäsche erhaben, taktvoll schweigt.

Nein, mir ist nichts peinlich. Es gibt für alles, was ich tue und trage, gute Gründe.

Knack

20. 04. 2011  •  34 Kommentare

Ich bin nun wahrlich keine wehleidige Susi.

Aber so eine Blockade des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks ist ambitioniert. Da muss man den Schmerz schon ordentlich runteratmen. Der Schweiß steht wie Suppe auf der Stirn.

Dabei habe ich nichts Besonderes gemacht, sondern mich nur leicht nach rechts gedreht, um bei der Morgentoilette nach der Haarbürste zu greifen. Plötzlich fährt es mir – gar nicht mal blitzartig, mehr wie eine Welle – in den Rücken. Ich denke noch: „Sofort bewegen! Geh ins Wohnzimmer, geh durch die Gegend!“ Aber die Sache ist schon gelaufen.

Ich fummle mich in eine Hose und fingere mir Socken und Schuhe an die Füße. Wäre ich Schauspielerin, meine Paraderolle wäre jetzt die Hexe aus „Hänsel und Gretel“. Gebeugt schlurfe ich zum Chirotherapeuten.

Der Chirozauberer drückt, prüft, dreht mich, wendet mich, betäubt den Wirbel, verknotet mich – und ein helles, vernehmliches *Knack kommt aus dem Rücken.

„Sie haben eine sehr gute Muskulatur“, sagt er. „Aber auch eine sehr gute Bänderschwäche. Machen Sie unbedingt weiter Sport.“

Die Vorbereitungsvorbereitung läuft, Herr Doktor. Heute allerdings nicht mehr. Heute futtere ich nur Diclofenac und hänsel und gretel noch etwas um den Block.

Ein Jahr ohne Auto

13. 04. 2011  •  79 Kommentare

Seit etwa einem Jahr lebe ich nun ohne Auto.

Die Radelsaison ist eröffnet

Die meisten Menschen reagieren darauf sehr mitfühlend: „Kein Auto? Wie schrecklich! Wie lange musst du das noch machen?“ Die Antwort: Solange, wie ich möchte.

Ich wohne in einem Ballungsraum. Alle zehn Minuten fährt ein Bus. Oder eine U-Bahn. Alle 20 Minuten ein Regionalexpress. Ich besitze zudem ein sehr gutes Fahrrad. Das Nettoghetto – der Supermarkt für den täglichen Bedarf – befindet sich direkt die Straße runter.

Für meinen Arbeitsweg benötige ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln 40 Minuten. Mit dem Rad 25. Mit dem Auto – wenn ich eins hätte – bräuchte ich 15, müsste aber dann zehn Minuten nach einem Parkplatz suchen und von dort fünf Minuten zurück zum Büro laufen.

Wenn ich mir überlege, was mir ohne Auto alles erspart bleibt: Anschaffung, Versicherung, Inspektionen, Winterreifen, Sommerreifen, die hohen Spritpreise, die Diskussion um E10 … – nein, aktuell sind Fahrrad und ÖPNV konkurrenzlos. Beides funktioniert im Übrigen auch gut in Kombination.

Natürlich: In den Abendstunden ist es manchmal lästig. Allerdings: Das Angebot an Nachtexpressen ist recht gut; in jedem Fahrzeug fährt außerdem ein Sicherheitsmann mit. Und noch was: Die Verspätungen der Bahn sind objektiv betrachtet nicht so gravierend, wie sie sich subjektiv manchmal anfühlen. Auch nicht während des Berufsverkehrs und insbesondere, wenn ich die Alternative betrachte: statt am Bahnsteig im Stau zu stehen.

Ein angenehmer Nebeneffekt des autolosen Lebens: Fahrtzeiten sind Mußezeiten, in denen ich lese oder Musik höre. Das Fahrradfahren macht gute Laune. Mein Leben hat sich spürbar entschleunigt. Eine schöne Sache.

Aktion „Ein Name für Cedric Pascal“

24. 03. 2011  •  193 Kommentare

Freunde von mir sind schwanger.

Der Freundeskreis hat dem Buben den Arbeitstitel „Cedric Pascal“ gegeben. Die Eltern finden das nicht ideal. Wir haben daraufhin weitere Vorschläge gemacht. Aber die Eltern haben auch „Wesley Jérome“ und „Jackson Five“ abgelehnt. Nun sind wir ein bisschen ratlos. Am Ende wird er wohl einfach „Du“ heißen.

Vielleicht kennen Sie ja einen schönen Namen und können dem Jungen dieses Schicksal ersparen.

Der Nachname des Paares ist dreisilbig und beginnt mit D, weshalb Vornamen, die auf d oder t enden, nicht so glücklich sind.

Wachdienst

23. 03. 2011  •  38 Kommentare

Ich liege im Bett. Es knirscht.

Eine Art Schaben. Dann ein Klopfen. Dann Ruhe. Geräusche aus der Wohnung über mir. Ich entspanne mich und nicke ein.

Ich bin in der Wohnung der Sportskameradin und halte Wache. Sie liegt im Zimmer nebenan. Wir haben beide unsere Türen geöffnet, damit wir uns verständigen können, falls er wieder vor dem Fenster steht.

Er kommt immer nachts. Meist zwischen drei und fünf Uhr, manchmal eher. Er wartet immer, bis das Licht ausgeht. Dann wirft er Gegenstände gegen das Fenster, vier- oder fünfmal. Danach ist Ruhe. Dann wirft er erneut. Mehrere Male, über eine oder zwei Stunden. Seit drei Wochen.

Die Sportkameradin hat bereits die Polizei gerufen. „Eine unerwiderte Liebe“, sagt diese. „Das haben wir öfters. Können wir nichts machen, solange nichts passiert.“ Die Sportskameradin hat allerdings keinen Verehrer. Zumindest niemanden, der sich ihr zu erkennen gegeben hat.

Sie hat Angst. Sie hat versucht, aus dem Fenster zu sehen, um den Unbekannten zu erkennen. Doch keine Chance. Ihr Freund hat sich bereits auf die Lauer gelegt, doch an diesen Abenden kam er nicht.

Auch heute Nacht kommt er nicht. Als wüsste er, dass jemand bei ihr ist.

Doping-Premiere

12. 03. 2011  •  36 Kommentare

Husten ist das eine. Nicht mehr husten das andere.

Nachdem ich am Freitagmorgen keine kleinen, grünen Dinge mehr abhusten konnte, sondern fürderhin überhaupt nicht mehr hustete, weil ich keine Luft mehr bekam, dachte ich mir: „Frau Nessy, geh besser nochmal zum Arzt.“

Der Doktor schaute besorgt, steckte mich in eine Kabine und ließ mich Bronchien erweiterndes Zeug inhalieren. Ich sag Ihnen! Eine Offenbarung! Mit einmal Luftholen habe ich danach das komplette Kabinchen leer geatmet. Und das Gefühl beim anschließenden Kiez-Spaziergang erst! Ein Lungenvolumen wie ein Blauwal. Marathon? Apnoetauchen? Ich bin dabei.

Ich habe den Doktor gefragt, wie das mit den Zaubertropfen sei. Ob man da was machen könne für das nächste Handballspiel, gegen die Kurzatmigkeit ab Minute 40. So unter Sportsfreunden.

Wir stehen noch in Verhandlungen.



In diesem Kaffeehaus werden anonym Daten verarbeitet. Indem Sie auf „Ja, ich bin einverstanden“ klicken, bestätigen Sie, dass Sie mit dem Datenschutz dieser Website glücklich sind. Dieser Hinweis kommt dann nicht mehr wieder. Datenschutzerklärung

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen