Breaking News | Der Alltag ist weiter Schweine-lastig. Es gibt ein Neu-Schwein. Dazu mehr unten.
O du fröhliche | Es ist der 10. November, und ich habe bereits zwei Weihnachtsgeschenke. Damit liege ich hervorragend im Plan. Weitere Weihnachtsgeschenke sind bereits erdacht und müssen nur noch gekauft werden. Woebi „nur noch“ relativ ist, denn das vermeintlich Einfachste erweist sich dann doch als schwierig, schließlich geht es um kleine, aber wesentliche Details, die die Bedienbarkeit erheblich zum Positiven beeinflussen.
Travelling Tailor | Am Wochenende feierte der Ladies‘ Circle 63 in Dortmund sein Gründungsjubiläum. Der LC ist eine Organisation, bei der ich lange Mitglied war und aus der man mit Beginn des 46. Lebensjahrs turnusmäßig ausscheidet. Der Club soll nicht überaltern. Greise, 46-jährige Damen können in einen Seniorenclub übergehen, den Agora Club Tangent. Ich habe diesem Moment entgegengefiebert, denn schon aus der Ferne war zu sehen, wie viel Spaß die alten Damen haben.
Es war eine Veranstaltung in Abendgarderobe. Der Reiseleiter investierte in einen neuen Anzug, der ihn hervorragend kleidete. Dennoch fühlte er sich zwischenzeitlich underdressed, als wir auf einen Menschen mit einem interessanten Beruf trafen: Travelling Tailor, reisender Schneider. In Wirklichkeit schneidert er allerdings nichts, sondern lässt schneidern. Nur reisen tut er tatsächlich: zu seinen Kunden – gendern nicht notwendig, es sind ausschließlich Herren. Er reist zu ihnen ins Büro, ins Hotel, auf Fincas und Mittelmeerinseln, auf Schiffe und andere Kontinente, um sie vor Ort zum perfekten Anzug zu beraten, sie zu vermessen, Stoffe und Schnitte zu besprechen, Espresso zu trinken und wieder nach Hause zu fahren, um den Anzug schneidern zu lassen. Ist man einmal vermessen, muss der reisende Schneider nicht mehr reisen, es sei denn, man wünscht es. Dann kommt er dennoch, man parliert, schaut auf Stoffe und er versprüht allgemeines Wohlgefühl. So ein Anzug, Sie ahnen es, kostet ein bisschen mehr als bei C&A, auch mehr als beim Herrenaustatter. Es ist eine individualisierte Serviceleistung, die in einem Kleidungsstück mündet und gleichzeitig vieles für die Seele bietet. Es war ein interessanter Austausch, ein sympathischer, bodenständiger Mensch, ein Einblick in eine andere Welt.

Erstaunlicherweise wurde an dem Abend kaum getanzt. Normalerweise handelt es sich um eine sehr tanzaffine Gesellschaft. Das ließ mich darüber nachdenken, welche Dynamiken auf einer Party zu Tanzaktivitäten führen. Gibt es dazu Studien?
Groupies | An dem Abend wurde ich aufs Kännchenblog angesprochen. Der Parship-Beitrag und der Beitrag mit dem Käse seien legendär. „Welcher Beitrag mit dem Käse?“, fragte ich. – „Na, der mit dem Käse!“ Ich musste suchen gehen. Es war wohl dieser gemeint.
Kulinarisches | Ich war spontan Tamilisch essen. Unbekanntes Terrain – würzig und gut. Beim nächsten Mal nehme ich ein Gericht mit mehr Teigwaren-Anteil und weniger Reis. Und mehr von dem weißen und dem gelben Zeug.

Am Wochenende habe ich außerdem Kaiserschmarrn gemacht. Im Urlaub in Garmisch haben wir verschiedene Kaiserschmarrn- Manufakturen getestet, zeitgleich postete Jule Lobo auf ihrem Instagram-Account ein Kaiserschmarrn-Rezept. Das konnte kein Zufall sein, das war eine Aufforderung für eigene Kaiserschmarrn-Aktivitäten.

Grandios einfach, sehr lecker, die Familie mochte es auch. Zutaten: 150 Gramm Mehl, 4 Eier, 380 Milliliter Milch. Eier trennen, Eiweiß steif schlagen. Eigelb, Mehl und Milch vermengen. Eiweiß unterheben. In einer Pfanne Butter schmelzen, mittlere Hitze. Teig reingeben und zehn bis fünfzehn Minuten zugedeckt ziehen lassen. In Stücke zerteilen und umdrehen. Zwei Esslöffel Zucker darauf geben und karamellisieren. Fertig. Mit Puderzucker servieren.
Lesung | Am Freitag in einer Woche – 21. November – lese ich in der Halterner Stadtbücherei. Das heißt: Ich lese nicht nur, ich erzähle auch viel – über Käte Paulus, die Erfinderin des Paketfallschirms, über ihre Auftritte in ganz Europa, über ihre Rolle im Ersten Weltkrieg, über die Geschwindigkeit von technologischen Entwicklungen, über was, was sie mit der Gesellschaft macht und warum Fahrradfahren viel mit Emanzipation zu tun hat. Kommt zahlreich! Hier gibt es Tickets.

Schweine | Wir haben ein Neuschwein, es heißt Finja. Eine alte Dame, sechs Jahre alt.

Finja war Teil einer Schweine-Community, die nach und nach verstarb. Am Freitag erwischte es die letzte Kameradin: erlegt von einem Terrier, gezielter Nackenbiss, sofort tot. „Sie konnte nicht einmal mehr fiepen!“, so Augenzeugen. Finja ist seither Witwe und psychisch angeschlagen. Von zwei Seiten wurde ich angeschrieben, ob ich nicht ein Zuhause wüsste, zwinki zwonki. Wir erübrigten uns und Finja zog ein.
In der Vergesellschaftung von Schweinen ist alles drin, was eine gute Geschichte braucht: Neid, Missgunst, Drama, Zuneigung, Tragik, Gewalt. Lassen Sie sich nicht täuschen von den niedlichen Bildern: Die Viecher sind Bestien, wenn es um die Rangordnung geht.
Nach einem Tag erste Anzeichen eines Waffenstillstands: Die Jungschweine haben Finja adoptiert. Mit dem Pionierschwein – bis dato der Boss – gibt es weiterhin Kämpfe, man geht sich jedoch vermehrt aus dem Weg oder knurrt sich an. Der Dicke hockt im Häuschen und ist genervt von den zänkischen Weibern. Am Abend erstes gemeinsames Grasen.


Der Dicke hatte heute einen letzten Arzttermin und wurde als gesund entlassen.
Kommentare
7 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
„Der Club soll nicht überaltern.“ Es wäre schön, wenn sich die Versammlung der ehrbaren Kaufleute zu Hamburg aka maskuliner Rentnerclub das auch mal auf die Fahnen schreiben würde. Als ich angeregt habe, außer einem Tennisturnier für Tennisspielende vielleicht mal was anzubieten, wo es mehr Neulinge gibt, wurde ich von einem alten Mann gefragt, was ich denn spannend fände – vielleicht gemeinsames Stricken? Meine Tween-Mentee neben mir hat immerhin meine Contenance bewundern, als ich ihm gefragt habe, welchen Schuss er nicht gehört hat. Danach war klar, dass das nicht mein Club ist.
Wünsche gute Schweinezusammenführung!
Irgendwie hatte ich ja schon lange im Hinterkopf, dass ich deinen Blog mal von weiter hinten lesen müsste, weil ich einfach so gerne mag, wie du schreibst. Nachdem ich den Parshipbeitrag und die Hälfte der Kommentare grade gelesen hab, vertage ich das ganze, weil: dafür muss ich Urlaub nehmen. Dieser kleine Ausschnitt ist dermaßen herrlich, davon will ich mehr! Auf jeden Fall werde ich schonmal den Rest des Abends vor mich hin kichern. Danke! <3
Und als Fan der Schweinebande sage ich Herzlich Willkommen, Finja! Ignorier die beiden Nörgler einfach und halt dich an die Mädels – immerhin seid ihr jetzt in der Überzahl!
(Trotzdem freut es mich, dass der Dicke wieder wohlauf ist.)
Der Artikel zu den Erfahrungen mit Parship bzw. die Kommentare dazu sind ein Rabbit hole. Damit ich heute noch zur Arbeit komme, musste ich abbrechen. Fortsetzung heute Abend :-)
Danke für diesen Link in die Blog- und Lebensgeschichte!
Vielen Dank für die Erinnerung, das war – erneut – eine vergnügliche Lesestunde!
Allerdings: Erschreckend, dass man heutzutage™ nur noch 2,5 Gin Fizz für’s selbe Geld bekommt, wie auch immer sich dies nun auf’s visuelle Erleben auswirken wird …
Schweinisch ist Finja ohnehin eine Bereicherung der Herde, aber dann auch noch modisch!
Am lustigsten an der Parship Geschichte fand ich persönlich ja dann die Gin Lieferung :)
Ich lese seit vielen Jahren so gerne mit und freu mich über jeden neuen Beitrag. Danke fürs Teilhaben lassen! GLG Daniela
Zur weiteren Vertiefung exotischer kulinarischer Kenntnisse: Falls es Sie mal in die südhessische Provinz verschlagen sollte, empfehle ich einen Besuch im „Bistro Ceylon“ in Groß Gerau. Sri Lanka Küche vom Feinsten.