Herbst im Herzen | Es herbstelt, und ich liebe alles an dieser Herbstelei. In den vergangenen Jahren war ich immer eher wehmütig, wenn der Sommer zu Ende ging: noch ein paarmal Freibad bitte, noch etwas Sonne, noch mehr Fahrradfahrten in kurzer Hose. Dieses Jahr aber, nachdem ich bei 34 Grad meinen Koffer durch Baden-Württemberg zerrte und in stickigen Hotelzimmern schlief, nachdem sich in Meetingräumen eine feine, klebrige Schweißschicht auf meinen ganzen Körper legte und ich mich in unklimatisierten Zügen in ein Omelette verwandelte, begrüße ich jeden Windstoß. Herbst, ich will dich!
Herbst bei der Bahn | Gerade aus Karlsruhe zurück, befinde ich mich nun in Teltow, Brandenburg, südlich von Berlin. Die Deutsche Bahn war zum Jahreszeitenwechsel gewohnt besorgt um ihre Fahrgäste und heizte den Zug auf die Temperatur „Kreta im August“. Ich war vorbereitet und trug T-Shirt.
Die Fahrt nach Brandenburg war prima und kommod, auch wenn die Bahn einen anderen Zug einsetzte und alle Reservierungen obsolet waren. Ich saß, und wir fuhren – was will man mehr. Anderen Reisenden ging es schlechter: Vor dem Bahnhof Hannover war eine Regionalbahn liegen geblieben und verstopfte Gleise und Abläufe. Auf den Bahnsteigen sammelten sich die Menschen zu Hunderten. Mit viel Mitgefühl fuhr ich an ihnen vorbei.
Herbst auf dem Platz | Nachdem ich aus Karlsruhe wiederkam und bevor ich nach Teltow fuhr, war ich in Billerbeck. Dank des Hobbies von KindZwei und KindDrei, Fußball, lerne ich viel vom Münsterland kennen – mit einem besonderen Fokus auf zugige Sportplätze. Ich fror stocksteif, weil ich zu dünn angezogen war, war aber dennoch guter Dinge, denn ich freue mich ja über den Herbst.
Anders als das Bild vermuten lässt, blieben wir trocken. Die Mannschaft verlor nach 1:0-Führung mit einem Tor. Am Vereinsbüdchen gab es Pommes.
In Billerbeck gab es übrigens auch Hinweise auf den Herbst. Der Brunnen auf dem Kirchplatz:
Herbst, Du sollst mich Haushalt lehren
zu entbehren, zu begehren
Ein Ausschnitt aus einem Gedicht von Clemens Brentano, wie ich später ergoogelte.
Herbst in Kleinmachnow | Den heutigen Tag verbringe ich im Wesentlichen im Hotelzimmer und absolviere zahlreiche Digitaltermine. Morgen moderiere ich zwei Workshops hier vor Ort – und habe danach noch drei Stunden Fernuni. Deshalb bleibe ich eine weitere Nacht in Brandenburg und reise erst am Mittwoch ab.
Als ich gestern Abend ankam, bedankte ich mich bei mir selbst, dass ich mir ein Comfort-Zimmer mit etwas mehr Platz gegönnt hatte. Das war eine gute Idee von meinem Vergangenheits-Ich.
Mittagsspaziergang zum Supermarkt in Kleinkachnow, in dem ich mir Möhren, kleine Tomaten, Brot und Frischkäse besorgte – ein schnelles Mittagessen. Der Hintergrund der Sommderfeldsiedlung ist interessant.
Leser:innenfrage | Eine Frage aus der unverbindlichen Themen-Vorschlagsliste: „Wie haben Sie Kraulen gelernt?“
Vorweg muss ich sagen: Ich weiß nicht, ob ich gut kraule. Ich komme voran. Es gibt Menschen, die langsamer sind. Es gibt viele Menschen, die schneller sind.
Ich habe angefangen zu kraulen, indem ich es getan habe. Nach 25 Metern dachte ich, ich ertrinke. Das war nicht zielführend.
Daraufhin habe ich mir Videos auf Youtube angesehen und erkannt, dass ich zu sehr mit den Beinen strampele; es war alles zu unkoordiniert. Ich lernte, dass man sich erstmal auf die Arme konzentrieren soll. Ich kaufte mir Paddles für die Hände und einen Pullbuoy, den ich mir zwischen die Beine klemmte. Mit den Paddles lernte ich, wie ich die Hand am besten eintauche und Druck gegen das Wasser erzeuge. Der Pullbuoy hat währenddessen meine Beine hochgehalten.
Bei Journelle erfuhr ich von Total Immersion, sah mir Videos an und probierte aus, was ich sah: Kopf tief, wenig Beinarbeit, der Moment fürs Atmen. Gleichzeitig stieg Herr Stoer ins Triathlontraining ein und ließ mich an seinem Wissen teilhaben („Gleiten und sich lang machen“).
Als ich die Sache mit den Armen im Griff hatte, kaufte ich mir Kurzflossen und ein Schwimmbrett und widmete mich dem Beinschlag. Mit den Kurzflossen habe ich Speed, das macht viel Freude. Und ich merke – genauso wie bei den Paddles – wie ich den Wasserwiderstand besser nutze.
Jetzt schwimme ich, wie ich lustig bin. Es gibt bessere und schlechtere Tage, aber immer mehr bessere. Manchmal habe ich erst nach 500 oder 1.000 Metern einen guten Atemrhythmus, manchmal sofort. Vielleicht nehme ich irgendwann nochmal richtigen Kraulunterricht. Im Moment bin ich zufrieden damit, einfach zu schwimmen, so wie ich kann.
Gelesen | Das neue Semester startet. In Münster kommen die Erstis in einer unter – als Notunterkunft. Es gibt zu wenige Wohnungen, und die vorhandenen sind zu teuer. Auch anderswo sieht es nicht besser aus.
Gelesen | Milliarden für den Staat: Grüne Finanzexperten wollen Steuerprivilegien für Reiche abschaffen
Schweine | Auf Instagram wurde ich gefragt, wie wir die Schweine vor Raubvögeln schützen. Die Antwort ist: gar nicht. Darauf müssen die Viecher schon selbst achten. Es sind ja Fluchttiere, und in den Anden spannt auch niemand ein Netz über sie.
Kommentare
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Ich bin verliebt in die original originellen Tippfehler.
SommDerFeld macht viel Sinn und ich werde Kleinkachnow nur noch so nennen.
Hehe.
Zum Glück hat auch Karlsruhe den Herbst endlich wiedergefunden. Bei derzeit 17° suche ich glücklich nach einer Jacke. Nach den letzten Regen- und stürmischen Tagen liegen jede Menge Laub, Tausende von Kastanien und Eicheln herum und der Hund wollte seit 5 Monaten heute erstmals nicht in den Brunnen springen. Es fröstelte ihn. Wir zögern noch ein wenig mit dem Heizen, aber auch das wird irgendwann kommen.
Endlich durfte ch Karlsruhe mal bei wemiger als 30 Grad erleben. Wunderbar!
Wir haben angeheizt, ganz leicht.
Deine Gedanken über den Herbst lassen mich den saisonalen Wandel spüren und vermischen Nostalgie mit Aufregung – perfekt fängt das gemütliche Gefühl ein!
Bei dem Gedanken, die Terrasse winterfest zu machen und die Gartenmöbel einzumotten, wird mir allerdings noch wehmütig ums Herz.
Unsere Kaninchen laufen auch ohne besonderen Schutz gegen Luftangriffe im Garten umher. Das wäre wahrscheinlich auch sehr unpraktisch – so generell und auch mit dem Gedanken daran, dass man vermutlich täglich eine blöde Möwe aus dem Netz pulen müsste, die sich darin verheddert hat.
Ansonsten: Man soll genügend Flucht- und Unterstellmöglichkeiten schaffen – was auf Ihrem Bild schon vorbildlich aussieht, dann kommen die schon ganz gut zurecht.
Aber auf Instagram findet man eh eine recht seltsame Bunny-Bubble, welche die Meinung vertritt, Wohnungshaltung sei am besten für die Tiere, weil es draußen nur Krankheiten und Fressfeinde gäbe. Ich meine: Ja, eine mehr oder minder ernstzunehmende Gefahr besteht zumindest theoretisch, aber ich finde, gegenüber nicht artgerechter Haltung, Bewegungsmangel und Fehlernährung ist das schon ein ganz guter Trade-off.
Es gibt ausreichend Unterstände im Schweinepark. Für den Rest müssen sie selbst sorgen. Wenn die Schweine mal einen Tag nicht lang raus durften, weil wir bis in die Dunkelheit hinein abwesend waren, sind sie danach immer ganz wild darauf, auf die Wiese zu kommen. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie sich bei Wohnungshaltung wohler fühlen würden. Aber was weiß ich schon.