Malade | Danke für zahlreichen Genesungswünsche auf den Plattformen.
Heute Morgen hob der Reiseleiter seinen Kopf aus dem Kissen, blickte mich an und murmelte mit mattem Stimmchen: „Wir wissen ja alle: Bei Männern ist es nochmal schlimmer.“ Dann sank er wieder nieder.
Seit gestern hat er auch zwei Striche. Sie ahnen, was ich mitmache.
Wir überlegen, unser Haus umzubenennen in „Sanatorium Zu den Drei Goldenen Schweinen“. Genesung und Rehabilitation in freundlicher Begleitung. Nachfolgend Symbolbild.
Stillarbeit | Leichte Schreibtischarbeit. Die meisten Termine habe ich krankheitsbedingt abgesagt. Ich habe wenig Stimme. Das ist in meinem Beruf misslich.
Ansonsten ist das Befinden stabil. Nachdem das Virus einen Kickstart hingelegt hat, ist die Sache in einen mittelschweren Infekt übergegangen. Ich fühle mich leicht matt, allerdings mit einem dynamischen Unterton. Ausschließliches Herumliegen ist mir zu langweilig; mein Denken ist nicht porös. Das ist gut. Bloß kein Long Covid kriegen, ist hier das Motto. Ich gehe leichten Tätigkeiten nach und nutze die Zeit, um stimmlos und in Stillarbeit Dinge zu tun, die mir Freude bereiten und keine Anstrengung erfordern. Unter anderem überarbeite ich meine berufliche Website. Aus der bin ich ein bisschen herausgewachsen; Christian und ich arbeiten derzeit an einem sanften Relaunch.
Blick aus dem Fenster | Das Wetter macht derweil einen auf April. Während ich meine Quarantäne zwischen Ober- und Untergschoss verbrachte, wurden draußen Regen, Sonne, Hagel, Sturm und wieder Sonne gereicht – in iterativen Schleifen. Ich bekam Frühlingsgefühle, kontaktierte meine Bloembollen-Dealerin und bestellte Wildtulpenzwiebeln.
Besuch | Außerdem bekam ich unverhofft Besuch. Ein großer, flauschiger Falter hatte sich meinen Garten ausgesucht, um auf einem Fahrradreifen zu ruhen.
Ich identifzierte den Besuch als Windenschwärmer und freute mich.
Gelesen | Stephan Anpalagan: Kampf und Sehnsucht in der Mitte der Gesellschaft. Ein Buch über das Einwanderungsland Deutschland, über Ausgrenzung, Rassismus und Integration, über die feinen Nuancen der Zugehörigkeit, über Leitkultur und Vorurteile. Das Buch hat einen deskriptiven Ansatz, fasst Debatten zusammen, deckt Widersprüche und Häufungen auf. Anpalagan zitiert viel. Für meinen Geschmack analysiert er ein bisschen wenig. Das Buch hat daher nicht die Erkenntnistiefe wie El-Mafaalanis Intergrationsparadox. Dennoch eine erhellende Zusammenfassung neurotischer Deutschtümelei.
Gesehen | The Father mit Anthony Hopkins und Olivia Coleman, noch bis 5. Oktober in der ARD-Mediathek. Fünf von fünf Sternen.
Gelesen | Die deutsche Bürokratie wächst immer weiter. Besuch bei einem Metzger, der schließt, und einem Landrat, der verzweifelt [€]. Ein Text, der stechende Kopfschmerzen macht.
Schweine | Making of Sanatoriumsbild: Je nachdem, wo ich die Gemüseschale hinhielt, reckten sich die Schweine.
Kommentare
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Oh nein, ich wünsche Ihnen beiden schnelle und komplette Genesung ohne Hinterlassenschaften!!
Liebe Frau Nessy,
Ihnen und dem Reiseleiter gute Besserung! Ich unterstütze sehr die (zeitweilige) Hausumbenennung
– großartigst! :] Genauso wie die herzigen Schweinebilder!
Suse
Seit Tagen kriege ich dieses Bild nicht aus dem Kopf, und weil Sie dessen Mittelpunkt sind, teile ich es:
Yoga with Adriene auf YouTube hat als zentrales Feature den großen Hund der Vorturnerin, der fast immer mit im Bild ist und regelmäßig angesprochen wird.
Wenn es jetzt aber, das ist mein Bild, Yoga with Nessi auf YouTube wäre und die drei unvermindert hinreißenden Schweine Teil des Vorturnens wären? Adriene könnte einpacken.