Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Ausflug nach Köln, Rückfahrt im Bahnstreik und ein Laden wie Mary Poppins‘ Handtasche

14. 1. 2024 10 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Auswärtsspiel in Köln | Die vergangene Woche verbrachte ich in Köln. Am Dienstag reiste ich – Bahnstreik-bedingt einen Tag eher – an, am Freitag wieder ab. Der Anlass: drei Tage Seminar für Volontärinnen und Volontäre des Westdeutschen Rundfunks. Thema: agile Projekt- und Redaktionsarbeit.

Die orangene Maus in der Kölner Innenstadt, dahinter ein Bürogebäude

Die Teilnehmer:innen haben Scrum, Kanban, Design Thinking im Schnelldurchlauf kennengelernt, für ein erstes Grundverständnis und als Basis für eine Vertiefung im weiteren Berufslebes. Das Seminar war experimentell angelegt: Jede Methodik erlebten die Teilnehmer:innen zunächst in einer Simulation. Ich hatten einen ganzen Koffer voller Materalien mit, um Pizza zu backen und Backprozesse in einen guten Fluss zu bringen, Prototypen zu bauen und gemeinsame Lernerfahrungen hervorzubringen.


Lösung aller Probleme | Nach meinem Einsatz beim WDR entdeckte ich die Lösung für alle Bahnprobleme. Ich schob mich und meinen Koffer zum Kölner Hauptbahnhof, entdeckte einen ICE, der in den nächsten fünf Minuten nach Norden fahren würde und stieg ein. In Duisburg rascher Umstieg nach Haltern, der Anschluss kam pünktlich. In Rekordzeit war ich zuhause, so komfortabel und pünktlich wie lange nicht und besser als ohne Bahnstreik. Die Lösung ist also: Kaum Kunden und nur wenige Züge, und schon fluppt alles.


Gelesen | Jarka Kubsova: Bergland. Die Autorin erzählt die Geschichte eines Südtiroler Bergbauernhofs anhand dreier Generationen – kompakt auf 288 Seiten. Ein schöner Roman, den ich gern gelesen habe: gut lesbar, aber nicht zu schlicht, trotz Kürze mit Tiefe und nah an den Charakteren.

Gelesen | Psychologische Erklärungen fürs Nichtstun: Warum viele die Klimakrise scheinbar kaltlässt

Gelesen | Blick zurück ins Jahr 2021, zur EU-Agrarreform. Aus dem Text geht sehr gut die Position des Deutschen Bauernverbandes hervor. Spoiler: Dem Verband geht es nicht um Nachhaltigkeit und Biodiversität.


Ausflug in den Einzelhandel | Am Samstag habe ich mich in der Apotheke kurzfristig gegen Grippe impfen lassen. Die ist ja jetzt im Anmarsch, und vor Weihnachten gab es in dieser Angelegenheit Terminkollisionen. Auf dem Weg zur Apotheke bemerkte ich, dass beim Schuh im Sterben lag: Das Leder löste sich unrettbar vom Leisten. Da ich nicht allzu viele Schuhe besitze und eine Frau der Tat bin, lief ich nach der Impfung in den nächsten Schuhladen. Denn nächste Woche fahre ich nach Baden-Würtemberg, und dazu brauche ich braune Chelsea Boots. Chelsea Boots sind, wie ich finde, modische Allrounder in der nasskalten Jahreszeit – gerade wenn man mit schmalem Gepäck reist.

Ich betrat einen kleinen Laden in unserer kleinen Innenstadt, die Gesamtfläche kleiner als meine Ein-Zimmer-Studibude 1997. Senf-beige und ein freundliches Steingrau dominieren die Räumlichkeit. Die Schuhmode wendet sich an Mittsiebziger, die gerne bequem laufen. Mich überkommt ein Vliestapetengefühl.

Nach meinen Wünschen gefragt, sage ich, dass ich neue Schuhe brauche, die wie die alten sind. Der Ladenbesitzer greift in ein Regal und holt zwischen hunderten Senioren-Aktiv-Schuhen einen zeitlosen, braunen Chelsea-Boot hervor, dann noch einen und noch einen. Ich probiere die Paare an und gehen zwischen den Regalen spazieren. Wir plaudern über länger und breiter werdende Füße und herausnehmbare Sohlen („Als ich das Schuhhandwerk gelernt habe, waren die ja noch verklebt!“). Ich liege zwischen zwei Größen, bekomme Beratung und könnte am Ende alle drei Schuhe kaufen, sie passen alle. Ich kaufe ein Paar, bekomme ein Imprägnierspray kostenlos dazu und bin sehr glücklich.


Schweine | Für die Schweine war es frisch in der vergangenen Woche. Als tiefste Temperatur maßen wir minus zehn Grad. Ich war zart in Sorge und rechnete jeden Morgen damit, dass wir die Drei bretthart vorfinden. Doch die Viecher erweisen sich als außerordentlich zäh.

Zwei Meerschweine

Die Außenhaltung brachte Arbeitsaufwand mit sich: Alles gefror, sowohl das Wasser in der Trinkschale als auch das gereichte Gemüse als auch der Urin der Schweine. Damit sie nicht auf ihrem eigenen gefrorenen Urin liegen müssen, haben wir viel Stroh eingelegt und häufiger gesäubert. Die Trinkschale gefror binnen weniger Stunden vollständig durch; wir wechselten entsprechend. Das Gemüse gab’s öfter in kleinen Portionen. Im Stall haben wir außerdem eine Lage Styropor verbaut, gegen Fußkälte.

Kommentare

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  1. Sabine sagt:

    „Ein freundliches Steingrau“ – Loriot hätte seine Freude an diesem Ereignis

    1. Vanessa sagt:

      Hach! Eine Kennerin!

  2. AM_aus_DO sagt:

    Ich beneide Sie um diese Bahnerfahrung. Hatte heute einen Termin an der Uni Ghent. Hinfahrt gestern war problemlos. Dafür gibt die DB gerade alles. Der ICE International von Brüssel nach Köln ist leider ausgefallen. Beratung der belgischen Bahn. Ich: „kann ich auf de Eurostar in einer Stunde umbuchen?“ Er: „Nur, wenn sie ein neues Ticket kaufen. Das zahlt die DB nicht.“ Ich: „ok, dann 2 Stunden warten?“ Er: „ob das etwas bringt? Vielleicht fährt der ja auch nicht. Die kommen häufig nicht. Die überalterten Züge der DB. Sie wissen schon. Hier, nehmen sie diesen IC: Bis Liege oder Welkenrath. Und dann steigen sie nach Aachen um. Schneller kommen sie hier heute nicht mehr weg“. Nun sitze ich bei einem belgischen Bier in der Bahnhofskneipe von Welkenrath . Der Anschluss hat leider nicht geklappt. Dann halt 59 Minuten später. Und dann mal sehen, wie es aus Aachen weiter nach Dortmund geht…

    1. Vanessa sagt:

      Haben Sie nach Hause gefunden?

    2. AM_aus_DO sagt:

      Es ging unspektakulär weiter bzw. lief dann auf einmal wie am Schnürchen. Die S-Bahn nach Aachen kam pünktlich. In Aachen habe ich mit etwas Wartezeit den ICE erreicht, von den mir der pessimistische belgische Bahnmitarbeiter abgeraten hatte. Der hat mich nach Köln gebracht und dort konnte ich in einen sehr verspäteten ICE nach Dortmund direkt am Gleis gegenüber einsteigen, der dann auch noch genau so in Dortmund ankam, dass ich ohne zu warten eine U-Bahn nach Hause erwischt habe, die um die Uhrzeit auch nur noch sehr selten fährt. Konnte es kaum glauben…

    3. Vanessa sagt:

      Ah, sehr gut. Es fügt sich zum Schlechten, genauso wie es sich zum Guten fügt. Das ist die Wundertüte Deutsche Bahn.

  3. Ilka sagt:

    Vielen Dank fürs Impf-fluencen! Ich habe mich heute auch ganz schnell und unbürokratisch in der Apotheke impfen lassen.

    1. Vanessa sagt:

      Super, dass das jetzt geht. Mit Online-Terminvergabe! Wie in einem fortschrittlichen Land!

  4. Dorit sagt:

    Um ein Missverständnis auszuräumen: Der Leisten ist nicht Teil des Schuhs, sondern ein Hilfsmittel des Schusters, im wesentlichen ein fußförmiges Stück Holz.

    1. Vanessa sagt:

      Danke für die Korrektur. Wie heißt es denn richtig? Die Sohle ist ja nur das unterm Schuh, oder? Wie heißt denn die … nun ja, PLatte, auf der der Fuß steht?

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