Auf dem Heimweg mit Herrmann | Ich erzähle jetzt die Geschichte, wie der Reiseleiter und ich nachts durch Feld und Wald nach Hause liefen.
Die Sache begann am Morgen. Wir wollten nach Mülheim, Einladung zu einem Geburtstagsfrühstück mit angeschlossenem Kaffee und Abendessen (ja, alles). Von Haltern-Sythen aus – dort, wo ich jetzt wohne – gibt es eine Direktverbindung mit dem Regionalexpress 42 nach Mülheim/Ruhr, 51 Minuten. Sie ist sehr kommod: genauso schnell wie das Auto, aber ohne Parkprobleme, eine super Sache. Wir entschieden uns also für die Bahn, kauften ein Schöner-Tag-Ticket, 32 Euro für zwei Personen, 24 Stunden freie Fahrt im Tarifgebiet, und gingen zum Bahnhof.
Wir standen gerade am Gleis, als wir erfuhren: Stellwerksstörung in Duisburg, der Zug fährt nur bis nach Essen, von dort geht es ausschließlich mit der S-Bahn weiter. Gut, dachten wir, das ist kein großes Ungemach. Also stiegen wir in den Regionalexpress. Was die Bahn nicht sagte, ist, dass der Zug statt der üblichen 40 Minuten fast eineinviertel Stunden nach Essen brauchen würde wegen – tja, was? Ab Gelsenkirchen zuckelte er jedenfalls nur noch über die Strecke und blieb immer wieder stehen.
In Essen war mir leicht schlecht: Ich hatte noch nichts gegessen, wir waren schließlich zum Frühstück eingeladen, und ich war nicht darauf eingerichtet, eine längere Reise zu tun. Der Bahnhof dann voller Volk, die Kioske an den Gleisen waren geschlossen, die Bahnsteige voller Müll und Taubendreck. Irgendwas ging hier den Bach runter. An einem Automaten gab es immerhin eine Saftschorle. Auf dem Bahnsteig gegenüber sollte die Regionalbahn 33 nach Mülheim fahren, um 16 nach. Wir warteten also. Und warteten. Es wurde 20 nach, dann 25. Eine S-Bahn kam. Dann lange nichts. Die RB 33 verschwand kommentarlos von der Anzeigentafel. Dann war sie wieder da, auf der Anzeige, nicht real. Wir nahmen eine S-Bahn, die zwischenzeitlich eintrudelte und erreichten irgendwann Mülheim – nach fast zwei Stunden.
Am Abend wollten wir wieder retour. Die Stellwerksstörung bestand weiterhin. Zudem fiel der RE42 Richtung Norden vollständig aus, Richtung Süden sporadisch, Grund: Personalmangel. Einzig mögliche Verbindung, um an diesem Abend nach Hause zu kommen: Mit dem RE2 um 21:30 Uhr bis nach Dülmen, von dort aus wieder eine Station zurück nach Haltern-Sythen, Umsteigezeit acht Minuten. Wir gingen zum Bahnhof.
Der Zug kam zehn Minuten zu spät. In Gelsenkirchen stiegen etwa einhundert Schalke-Fans mit Döner und Dosenbier ein. Nach Wanne-Eickel nur noch Schneckentempo. Der Zug fuhr mit jedem Halt weitere Verspätung ein. Der Reiseleiter telefonierte nach einem Anrufsammeltaxi in Haltern und erreichte es nach acht Versuchen, denn den Anschluss in Dülmen würden wir nicht mehr erreichen. Der Zug zuckelte nach Recklinghausen. Als wir in Haltern ankamen, hatte er fast vierzig Minuten Verspätung. Es war 22:40 Uhr. Das Anschlusssammeltaxi war weg. Die Schalke-Fans enterten die verbleibenden Taxen.
Aber da war doch was mit Mobilitätsgarantie! Allerdings gilt die nur unter der Bedingung:
Das gewünschte Nahverkehrsmittel verspätet sich an der Abfahrtshaltestelle um mindestens 20 Minuten […] Die Verspätung tritt nicht während der Fahrt auf.
Mobil NRW
Wir hatten also keinen Anspruch auf Mobilitätsgarantie, denn zum Einen entstand die Verspätung während der Fahrt und zum Anderen hätten wir irgendwann nach 0 Uhr doch noch mit dem RE42 weiterfahren können, der wieder in der Bahn-App auftauchte … egal, wir hatten die Schnauze voll, überließen den Schalke-Fans die Taxen (Pick your battles wisely!) und latschten eine Stunde lang durch Feld und Wald nach Hause.
Das Schöne: Wir hatten einen Kameraden! Hermann, der Sauerteig:
Wir unterhielten uns gut, und der Weg war gar nicht so lang wie gedacht. Nur die Arme wurden etwas lang, denn wir hatten über Tag noch eingekauft, und die Taschen und Beutel waren unhandlich. Gegen Mitternacht waren die dann zuhause und rechtschaffend müde.
Microsoft 365 | Die Ein oder Andere erinnert sich an meine Schmerzen mit Microsoft 365 – und meine bescheidenen Versuche, auf das Business-Standard-Paket umzusteigen, DNS-Einträge bei meinem Mailprovider vorzunehmen und meine Mails und Kalendereinträge zu migrieren. Ich suchte einen IT-Dienstleister, bekam von Christian einen Tipp, das Selbstbildnis auf der Website sprach mich an, und ich beauftragte. So jemanden brauchte ich! Mit Hammer und Meißel im den DNS-Flöz! Mich tröstete, dass die Einrichtung auch für den IT-Dienstleister nicht trivial war; die Apple- und die Microsoft-Welt mag sich nicht, und überraschenderweise (für den Dienstleister, nicht für mich) habe ich viele Kalendereinträge und auch viele E-Mails. Aber jetzt funzt alles, und ich bin glücklich.
Ein Nebeneffekt: Meine Online-Terminbuchung ist gepimpt. Wer sich jetzt in meinen Kalender einbucht, bekommt direkt einen MS-Teams– oder einen Zoom-Link.
Broterwerb | Große Themenvielfalt aktuell: Neben IT – dort bin ich ja immer unterwegs, seit ich selbstständig bin – über Tourismus, Wissenschaft und Pflege. Überall geht es um Veränderung, ums Vorankommen und darum, gemeinsam zu gestalten.
Falls jemand von Ihnen mir übrigens einen Einblick in die Folgen des Personalbemessungsverfahrens in der Altenpflege geben möchte, das mittelfristig in Kraft tritt: Gerne in den Kommentaren melden. Es geht mir um organisatorische Gedanken, die die Häuser sich machen, und um die Sorgen der Mitarbeiter:innen. (Ich berate dahingehend nicht, es geht allgemein um Umgang mit Veränderungen, um Stress und Belastung und um das Führen durch Veränderungen. Aber ich habe gerne Kontext und Hintergrundwissen.)
<Party-Emoji> | Es gab eine Geburtstagssituation.
Eine prima Zahl, oder? Dafür, dass die Natur pausenlos damit beschäftigt ist, den Menschen umzubringen, habe ich es schon einigermaßen weit gebracht. Zwar werde ich langsam knittrig, aber ansonsten bin ich sehr zufrieden mit meinem Dasein.
Gesellschaftsspiele | Neben am auf dem Ponyhof haben wir kürzlich Gesellschaftsspiele erstanden: Eine mir bis dato völlig unbekannte „Mensch ärgere dich nicht“-Version und die Big Box von Alhambra mit fünf Erweiterungen.
Beides eine sehr gute Wahl. Die „Mensch ärgere dich nicht“-Version ist nicht so ärgerlich wie das Original und auch deutlich kürzer. Sehr gut zu spielen, eine Empfehlung! Von Alhambra spielten wir erstmal nur das Basisspiel. Erfordert taktisches Geschick, hat mir viel Freude gemacht.
Gelesen | Kaiserstuhl von Brigitte Glaser. Klappentext:
Am Kaiserstuhl kreuzen sich kurz nach Kriegsende die Wege von Henny Köpfer und Paul Duringer. Die Tochter eines Weinhändlers und der elsässische Soldat leben auf dem Hof der alten Bäuerin Kätter. Mit ihr und dem kleinen Kaspar wachsen sie zu einer Familie zusammen. Doch es sind keine einfachen Zeiten. So leicht die Liebe entstand, zerbricht sie auch wieder. Paul verschwindet ganz plötzlich, und auch Henny kehrt dem Kaiserstuhl den Rücken.
Erst 1962 stehen sich Henny und Paul wieder gegenüber. Sofort brechen alte Wunden auf, und am liebsten würden beide noch einmal davonlaufen. Doch das können sie nicht. Denn Henny ist im Besitz einer alten Champagnerflasche, die Paul im Auftrag des französischen Sicherheitsdienstes sucht. Sie ist an Symbolkraft kaum zu überbieten, sie steht für die Plünderungen der Deutschen in Frankreich und soll Adenauer und de Gaulle bei einem Festakt überreicht werden.
Ullstein
Nach meinem Empfinden ist es das schwächste der Glaser-Bücher. Rheinblick fand ich am besten, Bühlerhöhe war prima. Der Kaiserstuhl-Geschichte fehlt nach meinem Empfinden lange die Rechtfertigung: Der Grund, weshalb alle Protagonist:innen der Champagnerflasche nachjagen kommt erst spät heraus; das ist wohl Teil des Spannungsbogens sein. Mir fehlte dadurch allerdings die Schlüssigkeit der Handlung. Ich bin dennoch gespannt auf das nächste Buch von Brigitter Glaser, denn wie immer gibt sie auch mit Kaiserstuhl einen interessanten Einblick in die deutsche Nachkriegsgeschichte. Die kam in meinem Geschichteunterricht nicht vor – er endete seinerzeit im Jahr 1945.
Kommentare
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Es gibt eine (bzw. fünf) Erweiterungen für Alhambra? Das ist ja ein guter Tipp. Wir spielen das zuhause schon lang und immer wiedee gern, aber ein bisschen neuer frischer Schwung wäre da auch nicht verkehrt. Danke für diese Erkenntnis!
Wir sind erst bei der ersten Erweiterung, aber die ist schon super.
(Und auch die erste Erweiterung enthält schon fünf neue Features.)
Herzliche Glückwünsche nachträglich und viel rosa Glitzer für das neue Lebensjahr!
Kennen Sie das Kartenspiel Cabo? Ist kurzweilig, handlich, Schnellzug verstehen und macht den größeren Kindern (so ab 8?) wie den Erwachsenen gleich viel Freude
Danke für den Tipp! Ist notiert.
Auch von mir nachträglich alles Gute zum Geburtstag, auf ein schönes neues Lebensjahr.
Ich habe gerade überlegt, wo ich mit 45 Jahren war. Das war auch für mich ein großer Neuanfang. Es war das erste von 16 Jahren in den USA und Umstieg von Arbeit im sozialpsychiatrischen Bereich zu Übersetzungsbüro. In der Mitte des Lebens kann man solche Veränderungen ruhig nochmal wagen und sich was ganz Neues zutrauen!
Wow! Ja, kann man bestimmt!
Also sollten Sie sonst niemanden finden für den Einblick in „die Altenpflege“ würde ich mich zur Verfügung stellen. Ich leite seit einigen Jahren eine Einrichtung in Berlin. Das neue Bemessungsverfahren ist ja noch nicht in der Praxis eingeführt für uns also aktuell auch noch in der Zukunft liegende Theorie … aber Gedanken habe ich dazu vermutlich schon welche ;-)
Danke noch einmal fürs Gespräch. Das war super!
Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Wer nachts noch nach diesem Programm eine Stunde durch die Felder läuft, samt Herrmann – hat sich wirklich gut gehalten :)
Haben Sie mal Ligretto ausprobiert? Danach ist man einerseits hellwach, andererseits völlig fertig. Wir spielen das gelegentlich zu acht oder so – der blanke Horror. Und trotzdem immer wieder!
Herzliche Grüße
Ligretto …. mmh, ich erinnere mich, dass ich das mal gespielt habe. Vielleicht sollte ich es wiederbeleben?!