Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Rückkehr aus dem Urlaub

25. 10. 2022 10 Kommentare Aus der Kategorie »Expeditionen«

</Urlaub> | Wieder zu Hause. Die Rückfahrt ist schon ein paar Tage her. Ich habe sie genossen – wegen des Panoramas und wegen der schönen Abende in der Schweiz und in Freiburg.

Die Fahrt durch die Schweiz war mir eine Freude. Die Berge sind toll. Ich hörte Klaviermusik und erfreute mich an der Kulisse. Raststätte Gotthard-Nord mit Blick nach Süden:

Im Vordergrund ein Parkplatz mit Auto, im Hintergrund hohe Berge

Ich traf tolle Frauen. Wir plauderten über Ernstes und über Un-Ernstes, aßen, lachten, reflektierten über Zeitgeschehen und über Persönliches.

In der Schweiz wurde ich mit Käsefondue beglückt. Ich lernte, dass es mit schwarzem Tee genossen wird, dazu Weißwein. Nachtisch: Vermicelles – Maronenpürree, serviert mit Baisser und Schlagsahne. Es ging mir schon deutlich schlechter! Danke nochmal in den Kanton Bern.

In Freiburg traf ich eine Dortmunderin. Frau @joriste ist jüngst in den Süden umgezogen. Wir hatten uns kurz vorher zufällig im Dortmunder Freibad getroffen, wo sie ihren letzen Schwumm absolvierte und mir vom Umzug erzählte – und hatten uns kurzerhand verabredet. Ich hatte mir Freiburg nämlich schon als Halt auf dem Weg von Bologna ins Ruhrgebiet ausgeguckt. Wie passend!


Bemerknis zur Verkehrspolitik | Insgesamt fuhr ich an die 4.000 Kilometer durch die Schweiz und vor allem durch Italien – mit Tempolimit, entspannt und ohne Stau. Weder um Mailand, noch um Rom, noch um Florenz oder Bologna staute es sich nennenswert, auch nicht in der Rush Hour. Der Verkehr floss, alle Verkehrsteilnehmer trieben in annähernd gleicher Geschwindigkeit über die Autobahn. Kaum jedoch überfuhr ich die schweizerisch-deutsche Grenze, traten die Leute das Gaspedal durch, die Jagd begann. Nach zwanzig Kilometern in Deutschland: Stau aus dem Nichts, zwanzig Minuten Herumstehen wegen Auffahren, Bremsen, Auffahren, Bremsen. Keiner gewinnt, alle verlieren. Was ein Irrsinn! Es könnte so einfach sein.


Bemerknis zu einer Herberge | Im Umkreis von Freiburg hatte ich das Vergnügen, in einer auf mehreren Ebenen wunderbaren Herberge zu übernachten. Das Ambiente: Schwarzwald-Folklore in Vollendung, Eiche rustikal, Putten, Olgemälde, Buntglasfenster, Stammtisch in der Gaststube.

Treppenhaus und Zimmertür, geblümter Vorhang, Eiche rustikal

Das Publikum: ein Geschenk. Da war das Ehepaar, in Style und Habitus in einer Derrick-Folge aus 1986 gefangen. Er: pullunderig erklärend, Siegelring am kleinen Finger. Sie: goldene Schnallen allüberall, Drei-Wetter-taftige Bauschaumfrisur. Beide: den kleinen Finger abgespreizt am Besteck.

Daneben zwei Vertreter, das Haar silbrig, Verkäufer alten Schlages – vielleicht Badgarnituren („WC-Set – flusenarm, ultraweich und saugfähig“), vielleicht Töpfe. Mit ihren Doppelreihern und den Manschettenköpfen wirkten sie ungemein Dieter-Thomas-Heck-ig. Sie gingen Listen durch, aus Papier; im Geiste sah ich sie Telefonbücher wälzen: „M haben wir. Du heute N, ich O und P?“

An der Kaffeemaschine sprach mich ein Mann an, Kurzarm-Hemd, Krawatte, Nikotinatem: „Ihr Kaffee ist fertig.“ – „Er ist erst fertig, wenn die Maschine ‚Bitteschön!‘ sagt“, antwortete ich. Es tropfte noch Espresso ins Macchiato, wir warteten, dann erschien im Display der Maschine: „Bitte schön“, zwei Wörter, ohne Satzzeichen. „Eine Frau, die sich mit Maschinen auskennt, chapeau!“ Schappo.

Im Herrgottswinkel saßen sechs Sachsen, offensichtlich. Ihr Dialekt war weich wie ihre Fürsorglichkeit. Magst du mir die Butter reichen? Ich gehe nochmal zum Buffet, soll ich etwas mitbringen? Die Marmelade ist köstlich, mag jemand probieren? Warte, bleib sitzen, ich hole dir Saft. Wollen wir uns ein Brötchen teilen? Du siehst aus, als möchtest du noch Kaffee – bemüh dich nicht, ich schenke dir ein.

Ein weiteres Derrick-Pärchen betrat den Raum. Wäre Sascha Hehn vorgefahren, im Golf Cabrio, den Pulli über die Schulter gelegt, vor der Brust die Ärmel im Sylter Kringel – es hätte mich nicht irritiert, es wäre nur folgerichtig gewesen.

Im Ernst: Es war ein tolles Hotel. Das Zimmer war nicht neu, aber bestückt von jemandem, der weiß, dass die Summe der Kleinigkeiten schwerer wiegt als buntes Budget-Design: mit Kofferablage und Schuhanzieher, Flaschenöffner und einem guten Fön – keinem, der an die Wand gedübelt ist, die Kordel so kurz, dass das Gerät kaum bis an den Kopf reicht; mit guter Seife und einem Verdunkelungsrollo, Steckdosen am Bett und einer Flasche Wasser; mit einer Matratze und einem Kissen, die Orthopäden Tränen der Rührung abringen; mit einem Fenster, das sich öffnen lässt, und einer Heizung, die man regulieren kann; mit frischem, weich-knusprigen Brot zum Frühstück.


Broterwerb | Direkt am Tag nach der Ankunft arbeitete ich ab, was liegen geblieben war, schickte Terminvorschläge zu Anfragen und ließ mich abholen zu dem, was geschehen war.

Heute habe ich konzentriert beim Kunden gearbeitet, beraten, zugearbeitet und zwischendrin Flurgespräche geführt, Neues erfahren. Das war sehr gut. Morgen Workshop, Donnerstag Seminar, in der kommenden Woche der erste Vormittag meiner Ausbildung zum Qualified Negotiator, einer Weiterbildung in Verhandlungstechnik.

Übernachtungsambiente fernab des Schwarzwaldes:

schlichtes Hotelzimmer, im Vordergrund auf deme Tisch ein Convenience-Salat, zwei Dosen Coke Zero, Himbeeren
Kommentare

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  1. FrauZimt sagt:

    Sylter Kringel, wieder was gelernt!

  2. PaulineM sagt:

    Es war wie immer ein Vergnügen mit Ihnen zu reisen. Mit dem Putten-Foto werden demnächst vielleicht einige Ihrer LeserInnen die Freiburger Hotels absuchen, um in den Genuss echter Gastfürsorge zu gelangen. Schön, dass es diese Art von Gastronomie/Hotelerie noch gibt.

    1. Vanessa sagt:

      Ja, es war wirklich schön dort.

  3. Natascha sagt:

    Liebe Fr. Giese, wie immer ein Vergnügen, an Ihren Erfahrungen teilzuhaben!
    Nur in einem Punkt muss ich leider widersprechen: Ich bin regelmäßig in Oberitalien, und das Umfahren von Mailand ist eine Qual, ebenso wie die Strecke zum/vom Gotthard oder rund um Luzern/Zürich/Basel. Da haben Sie schlichtweg Glück gehabt… und das sei Ihnen von Herzen gegönnt. Mal abgesehen von den ständigen Mautstationen – die nerven mich wirklich gewaltig, mal abgesehen davon, dass ich kaum glauben mag, es lohne sich, für 25km 1,70 € über mit Personal und Automaten etc. bestückten Mautstationen abzurufen :)

    Einen guten Wiedereinstieg (klingt aber so, als sei der schon gelungen)!

    1. Alexandra sagt:

      Ist Basel eigentlich noch immer Großbaustelle? 2019 ist mein Navi damit überfordert gewesen, es war dunkel und regnete … da war dann ich auch auch irgendwann überfordert. Aber die Gegend ist toll, ich fahre immer mal wieder gerne hin!

      Den bisherigen Vergnügensbekundungen schließ‘ ich mich vollinhaltlich an!

    2. Vanessa sagt:

      @Natascha: Dann hatte ich wohl Glück (oder war entspannt).

      @ Alexandra: Mmmh, ich erinnere explizit keine Großbaustelle. Es waren aber Baustellen in der Gegend – vielleicht habe ich das nicht mehr vollständig im Gedächtnis.

  4. Jørg sagt:

    Zur Verkehrpolitik: Eine entspannte Alternative zur A5 ist auf französischer Seite die A35.

    1. Vanessa sagt:

      Ein Umweg in Richtung Ruhrgebiet, oder? Und noch dazu mautpflichtig?

  5. Philipp sagt:

    In dem B+B Hotel in Wuppertal hab Ich bei meinem NRW-Urlaub im Januar auch übernachtet. Hattest du auch ein Zimmer mit Blick auf die Schwebebahn?

    1. Vanessa sagt:

      Ich hatte vor allem akustisch etwas von der Schwebebahn.

Die Kommentare sind geschlossen



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